Ich hole den Strang mal wieder hoch. Nach knapp 20 Jahren sind die Winter andere, Frostgare ist zumindest hier im Oberrheingraben nicht jedes Jahr zu erwarten. Im Frühjahr geht es früher los mit der Vegetation und viele Unkräuter wachsen über Winter weiter und produzieren ungehemmt ihre Samen. Einjähriges Rispengras und behaartes Schaumkraut sind wohl die bekanntesten, Horn-Sauerklee kommt aber auch noch zur Samenreife und ist bei vielen Gärtnern verflucht.
Der Feldhygienetag nach der letzten Ernte wird oft vergessen oder lange aufgeschoben, so können sich Unkräuter, noch reichlich mit den Nährstoffen aus der vergangenen Saison versorgt, praktisch ungehemmt vermehren.
Wenn die Beete ausreichend früh geräumt sind, kann man dem Problem mit Gründünger wie Phacelia oder Sandhafer begegnen, später im Jahr geht auch noch Roggen. Machen aber leider die wenigsten Gärtner und noch weniger schaffen es, einen Unkrautfreien Gründüngerbestand zu etablieren.
Organisches Material wie Blätter, Staudenrückschnitt, Erntereste usw sind im Herbst auch noch in Massen vorhanden. Auf lehmigen Böden macht es deshalb manchmal Sinn, das Material und die Unkräuter unterzugraben. Das schafft auch Luft in den Boden, was durchaus positiv für die Pflanzen im nächsten Jahr ist.
Nachteil ist allerdings, dass Wasser verloren geht. Also in feuchten Jahren ist die Variante umgraben im Vorteil, in trockenen Jahren die Variante nur ganz flach zu lockern oder eine abgefrorene Gründüngung liegen zu lassen und erst abzuharken oder einzuarbeiten, wenn neu gepflanzt oder gesät wird.
Und dann ist das umgraben noch so eine Sache. Man sieht in den Gärten immer weniger echtes umgraben.
Vielfach wird der Boden mehr gerührt, nicht das obere nach unten gewendet, sondern der Boden mehr oder weniger auseinandergerissen und wild umhergeworfen.
Das kann dann zB so aussehen.
Die Unkräuter wachsen weiter, samen sich aus, man erreicht also nicht den Nutzen, den umgraben hat, sondern verliert nur Wasser.
Umgegraben sieht es so aus, was vorher grün auf der Bodenoberfläche war, ist jetzt unten und damit von oben nicht mehr sichtbar.
Damit sind auch die Nährstoffe vom mulchen oder anderweitig düngen in tiefere Schichten gelangt, so dass zarte Keimwurzeln schnell in die feuchten Zone wachsen können, wo die vielen Nährstoffe sind. Nicht nur wegen der schnelleren Erwärmung auf umgegrabenen Beeten sondern auch wegen der besseren Nährstoffverfügbarkeit gibt es auf umgegrabenen Beeten eine anfänglich bessere Pflanzenentwicklung. Also wer früh im Jahr mit den ersten Aussaaten oder Pflanzungen beginnen möchte, hat auf umgegrabenen Beeten viele Vorteile.
Man muss auch nicht warten, bis der Boden auch in der Tiefe ausreichend abgetrocknet ist, damit er beim bearbeiten nicht mehr schmiert, sondern man kann oberflächlich einebnen und mit der Bestellung anfangen.
Anfänglich grobschollig umgegraben, zerfällt der Boden mit der Zeit und dabei werden Feinstanteile auch mal ausgespült und in tiefere Schichten transportiert. Mikroerosion nennt man das. Die Feinstanteile können sich unten sammeln und zu Verdichtungsschichten werden, welche nur schlecht durchwurzelt werden und das Eindringen von Regenwasser verlangsamt.
Um das zu vermeiden, gehe ich sobald der Boden trocken genug ist, mit einer Walze über den Boden, auch um die Kapillaren für das Wasser aus der Tiefe wieder herzustellen. So rückverdichteter Boden lässt auch die Pflanzen besser wachsen, weil die Wurzeln mehr Kontaktfläche zu den Mineralbodenteilchen haben als in überlockertem Boden, sprich, es können mehr Nährstoffe, Wasser usw aufgenommen werden.

Bleibt nur zu sagen, umgraben so wenig wie möglich, so oft wie nötig. Arbeitet man viel mit Gründünger und lässt die Unkrautbekämpfung übers Jahr nicht so oft schleifen, ist alle 4 Jahre umgraben auf den meisten Lehmböden durchaus oft genug. Allerdings ist das jedes Jahr neu zu entscheiden, also bevor was passiert sollte man eine Bodenansprache machen und entscheiden, ob nun gar nichts, mischen oder umgraben die beste Wahl ist, um zum Ziel zu kommen. Und da die Ziele oft unterschiedlich sind, also ein Tomatenbeet, das erst im Mai bepflanzt wird, ist was anderes als Frühkartoffeln oder Salat, die Anfang März in die Erde kommen, dann muss auch die Pflege anders aussehen. Es gibt also kein generelles richtig oder falsch, sondern nur sinnvoll oder unangebracht.
PS: bei manchen Schädlingen und Krankheitserregern tut es ganz gut, wenn die `grüne Brücke´ zur Vermehrung mal unterbrochen wird. Ansonsten gibt es oft nicht viele Möglichkeiten, Nematoden usw in den Griff zu bekommen.