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Re:Desinfizieren von Werkzeug

Verfasst: 1. Feb 2009, 23:19
von Querkopf
Hallo, Daniel,danke für deine hilfreiche Antwort :).
... Meines Wissens ist Nectria aber nicht so infektiös, dass eine gründliche Desinfektion zwingend erforderlich ist. ...
Den mahnenden Hinweis, man möge das Werkzeug unbedingt desinfizieren, habe ich in mehreren forstlichen Net-Publikationen über Nectria-Befall an Ebereschen und vor allem Speierlingen gefunden - für ein Laiengemüt klingt sowas dringlich. Kann aber gut sein, dass die Verfasser dieser Texte eine völlig andere Zielgruppe im Visier hatten: Forstleute haben normalerweise mehr mit der Nutzholzernte zu tun als mit der Überlebenspflege von pilzkranken Sorbusse & Co.; bei ihnen dürfte daher Werkzeug-Desinfektion eher die große Ausnahme sein als die Regel...
...Über Schnittwerkzeuge ist eine Übertragung möglich, allerdings sollte auch hier das Abwischen mit einem in Isopropanol getränkten Lappen genügen (glatte Oberflächen). ...
Beruhigend zu wissen, dass dieses Verfahren doch nicht gar so dämlich ist ;).
Daniel hat geschrieben:... Ob und wie man Kettensägen desinfiziert, kann ich dir auch nicht sagen, allerdings stelle ich mir das wegen des Kettenhaftöls etwas schwieriger vor....
Eben. - Vielleicht weiß einer der Forst-Foristen dazu mehr?Merci & schöne GrüßeQuerkopf

Re:Desinfizieren von Baumscheren nötig?

Verfasst: 1. Feb 2009, 23:50
von Günther
Pilzsporen hört man bei üblichen "Desinfektionsmitteln" meist nur leise kichern.Alkohole sind eher Alibimittel, auf glatten Oberflächen und bei ausreichend langer Einwirkung, vielleicht, bedingt.Abflämmen ist optisch wirksam. Solange Alkohol an der Oberfläche brennt, ist die Oberfläche kühl, und am Ende ist kaum mehr merkliche Hitze. Zum Animpfen von Nährböden werden Platinschlingen in Alkohol getaucht, über dem Brenner abgeflämmt UND ausgeglüht. Heute eher durch Einmalimpfschlingen aus Kunststoff ersetzt.Sterillium und ähnliche Produkte, meist mit quaternären Ammoniumsalzen, wirken sehr unterschiedlich, meist weniger gegen Sporen als gegen "aktive" Keime, sie sind mehr auf Hautschonung entwickelt.Der verteufelte Formaldehyd wäre relativ wirksam, die Anwendung ist aber unerwünscht.Hypochloritlösungen sind wirksam, stinken, sind sehr korrosiv, und mäßig haltbar.In unserem Mikrobiologiebereich wurden kritische Teile im Autoklaven heißdampfsterilisiert, ausreichend lange - über die praktische Verwendbarkeit während des Baumschnittes sag ich lieber nix.Alle diese Mittel und Verfahren setzen genügend Zeit voraus - es bleibt also meist beim guten Willen, und dazu genügt das satte Abwischen der Schere, des Messers mit z.B. Isopropylalkohol, jedesmal mit einem frischen Wischpapier oder -fetzen.Und völlig steriles Arbeiten ist sowieso nur graue Theorie.....

Re:Desinfizieren von Werkzeug

Verfasst: 2. Feb 2009, 19:55
von Querkopf
Hallo, Günther,
Pilzsporen hört man bei üblichen "Desinfektionsmitteln" meist nur leise kichern. Alkohole sind eher Alibimittel, auf glatten Oberflächen und bei ausreichend langer Einwirkung, vielleicht, bedingt. ... Alle diese Mittel und Verfahren setzen genügend Zeit voraus - es bleibt also meist beim guten Willen, und dazu genügt das satte Abwischen der Schere, des Messers mit z.B. Isopropylalkohol, jedesmal mit einem frischen Wischpapier oder -fetzen. ...
o je, also doch viel komplizierter :-\... Laienfrage: Wie viele Pilzsporen hinterlässt denn ein Schnitt durch ein Stück verpilztes Holz auf einer Baumsäge (oder Baumschere)? Wie lange überleben die dort? Und wenn es stimmt, was weiter oben zum Thema Kleidungs-Desinfektion gesagt wurde (da hieß es, Sporen würden in der Wäsche rausgespült): Müsste man dann die Sporen nicht auch von glatten Metallteilen runterspülen können? Es geht ja beim gärtnerischen Umgang mit verpilztem Pflanzenmaterial gar nicht unbedingt darum, die Sporen abzutöten. Das Ziel ist doch eher, sie vom Werkzeug zu entfernen, damit man sie nicht beim nächsten Schnitt gesunden Pflanzen quasi einimpft...
Günther hat geschrieben: ...völlig steriles Arbeiten ist sowieso nur graue Theorie...
Leuchtet ein. Und macht mich erneut ratlos: Wie kann ich denn den oft zu lesenden Rat, man möge Schnittwerkzeuge "desinfizieren", halbwegs praktikabel in die gärtnerische Tat umsetzen? Günther, hättest du dazu noch einen Tipp, bitte?Merci & schöne GrüßeQuerkopf

Re:Desinfizieren von Baumscheren nötig?

Verfasst: 2. Feb 2009, 19:58
von Sabine G.
darf ich mich anschliessen?ich ziehe um von einem Feuerbrandgrundstueck auf ein noch-nicht Feuerbrandgrundstück.Mir geht es eigentlich hauptsaechlich um eine kleine gute Gartenschere. Leider hat die Plastikbezuege an den Griffen. Mindestens einen davon kann ich abziehen. Ich dachte an auskochen? ::)

Re:Desinfizieren von Baumscheren nötig?

Verfasst: 2. Feb 2009, 20:42
von Gurke
Brennspiritus ist eine günstige Variante die Einwirkzeiten sind aber recht lang. Man kann den Spiritus auch zum abflammen nehmen das klappt gut und wird professionell in der Mikrovermehrung so gemacht.Wenns um Viren geht ist fettarme Milch auch eine Alternative.Die Klinge der Schere hab ich auch schon mit dem Feuerzeug abgeflammt, man braucht ja nur die Seite machen die der Pflanze zugewand ist. Bei Sägen hab ichs noch nicht gemacht.

Re:Desinfizieren von Baumscheren nötig?

Verfasst: 2. Feb 2009, 21:41
von Wiesentheo
Ist ganz gut und schön.Desinfektion ist schon gut.In der Gärtnerei ist das Pflicht.Der Chef achtet drauf.Da gibt es ganz gute Sprays.Jeden Tag.Bei verschiedenen Schnitten,z.B.Rosen,mach dem Schnitt......Bei einen Drog.-Kette gibt es Desinfektionstücher.Damit abwischen minndert auch die Verbreitung.Abflammen sollte man nur machen,wenn man da keine Plasteteile an den Scheren verbrennt.Bei Tomatenschnitt ist es angebracht,wo man auch die Stäbe abfackeln sollte.Aber ricvhtig heiß und nicht nur 70 Grad oder so.Nadelhölzerschnitt auch Desinfektia...So Frank

Re:Desinfizieren von Baumscheren nötig?

Verfasst: 18. Feb 2009, 20:09
von Daniel - reloaded
Das Abflammen durch Eintauchen in Alkohol und anzünden bringt wenig, wie Günther oben schon beschrieben hat, die Flamme muss schon direkt auf das Metall einwirken.Ansonsten sind Desinfektionsmittel auf der Basis von quartären Ammoniumverbindungen (wie etwa Dimanin) unter Praxixbedingungen ausreichend wirksam und seit Jahrzehnten im Gartenbau bewährt (M&ENNO ter forte z.B., wirkstoffgleich mit Dimanin). Für Mikrovermehrungen und andere Laborversuche sind sie sicher nicht ausreichend, aber wir befinden uns nunmal auch nicht in einem Labor sondern im Garten! Heute hat man aus Gründen der Zulassung zwar auf Benzoesäure umgestellt (MENNO Florades), aber für die normale Anwendung sind Mittel wie Dimanin ausreichend. Benzoesäure hat den Vorteil, dass sie auch die Erreger erfasst, bei denen M&ENNO ter forte versagt hat und bei ausreichender Einwirkzeit auch Viren inaktiviert, aber das ist samt und sonders im Kleingarten nicht von Bedeutung. Möglicherweise tötet Dimanin die Sporen auch nicht zuverlässig ab, aber es enthält doch soviele Tenside, dass beim Abwischen oder Tauchen der Werkzeuge die Sporen ausreichend dezimiert werden sollten. Wem das nicht reicht, der verwende, wie oben geschrieben, für die Versorgung der Wunden ein Wundverschlussmittel mit Fungizidzusatz.Der an anderer Stelle erwähnte Feuerbrand wird durch ein Bakterium verursacht. Gegen Bakterien wirken die quartären Ammoniumverbindungen (also Dimanin und ähnliche) schnell und sehr gut. Wenn der Griff der Schere aber sowieso schonmal ab ist, wäre es auch duraus denkbar, den Griff bei 65° mit in den Besteckkorb der Spülmaschine zu geben. Die in den Maschinenspülmitteln enthaltenen Bleichmittel töten bei über 60° Bakterien zuverlässig ab und durch die starke Wasserbewegung werden evtl. verbliebene Bakterien fortgespült. Eine zugegebenermaßen exotische aber ausreichend Wirksame Methode...LG,Daniel