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Re: Aprikosen: welche ist die Beste ?
Verfasst: 22. Mai 2022, 21:40
von ringelnatz
cydorian hat geschrieben: ↑22. Mai 2022, 17:39Der Knaller ist aber die stark folgernde Blüte. Es sind die letzten Blüten, die in der Regel erst nach den Frösten blühen und dann etwas Naschobst bringen. Bei Aprikosen steht und fällt einfach alles mit dem Blühzeitpunkt. Und wer da nicht in einer Gunstlage ist, hat einfach Pech gehabt. Sehr warmer Winter, kalte Frühlingsmonate, das ist beschissen.
Interessant, dass es offensichtlich auch Sorten gibt, die besonders stark eine folgernde Blüte haben.
Mein Aprikosenbaum (recht alt, könnte vor der Wende gepflanzt worden sein, keine sichtbare Veredelungsstelle), hat dieses Phänomen auch, allerdings nicht ganz s so ausgeprägt. Es sind die hohen Triebspitzen in über 4m, die als letztes blühen. Das war dieses Jahr auch erst nach dem schlimmen Frost Anfang April. Ich sehe von unten (noch) keine Früchte, aber der Sturm letzthin hat vereinzelt welche abgeworden, hoffe, ich entdecke sie, wenn sie umfärben ;)
Ist das bei diesen Wildaprikosen auch so, dass es die hohen, steilen Spitzen sind, die so spät kommen?
Re: Aprikosen: welche ist die Beste ?
Verfasst: 22. Mai 2022, 22:10
von cydorian
ringelnatz hat geschrieben: ↑22. Mai 2022, 21:40Ist das bei diesen Wildaprikosen auch so, dass es die hohen, steilen Spitzen sind, die so spät kommen?
Es gibt eine Tendenz dazu. Die späten Blüten sind eher am Astende, weit vom Haupstamm entfernt. Aber nicht nur, es ist mehr eine Häufung.
Re: Aprikosen: welche ist die Beste ?
Verfasst: 22. Mai 2022, 23:22
von kaliz
Spannend das mit den Wildaprikosen. Ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt. Noch etwas für die Wunschliste falls ich mal einen großen Garten dazu bekommen sollte *träum*.
Nordfeige hat geschrieben: ↑22. Mai 2022, 17:06@kaliz
Beeindruckendes Foto von der Vertige-Aprikose! Von so einem Fruchtansatz können wir hier (gefühlt kurz vorm Polarkreis :)) nur träumen.
Steht der Baum besonders geschützt?
Eigentlich steht der Baum eher recht exponiert. Der Einzige Schutz kommt von dem Feigenbaum der westlich davon steht. Vorteil an dem Platz ist, dass er Vollsonnig ist. Aber ja, der Fruchtansatz ist ein Traum. Ich hab schon überlegt ob ich an einigen Stellen nicht etwas ausdünnen sollte, nicht dass die Zweige unter der Fruchtlast abbrechen.
Re: Aprikosen: welche ist die Beste ?
Verfasst: 24. Mai 2022, 23:16
von Nordfeige
Ich vermute, dass die „Wildaprikosen“ einfach Sämlinge der Kulturaprikose Prunus armeniaca sind.
Das erklärt ihre große Formendiversität, die durch die genetische Aufspaltung bei der geschlechtlichen Vermehrung (=Aussaat) entsteht, anstatt eine bestimmte Sorte zu klonieren, wie man es beim Veredeln macht. Die gleiche Formenvielfalt kennt man hier von der Myrobalane (Prunus cerasifera), die in Mitteleuropa die gleiche Verwendung hat, wie die Aprikose zum Beispiel in der Ukraine: Heckenpflanze, Straßenbaum, Obst usw.
So wie die Kirschpflaume bei uns durch Selbstaussaat überall vorkommt und Teil der Natur geworden ist, ist die Aprikose in anderen Gebieten verwildert.
Solche „Wildaprikosen“ kann man sehr leicht selbst durch das Ziehen von Sämlingen aus Steinen der Kulturaprikose erzeugen. Die meisten Pflanzen werden kleinfrüchtig und kleinblättrig sein, ähnlich ihren wilden Vorfahren. Selten kommen Sämlinge mit großen Blättern vor; die versprechen später größere Früchte. Man kann sich dann einen Sämling mit guten Eigenschaften aussuchen, die übrigen kann man dann als Veredelungsunterlage verwenden. So hat es zum Beispiel meine Mutter stets gemacht.
Ob es in der Natur heute noch echte wilde Prunus armeniaca gibt, oder die Wildbestände aus verwilderten Kulturaprikosen bestehen, ist eine große Frage.
Re: Aprikosen: welche ist die Beste ?
Verfasst: 24. Mai 2022, 23:42
von cydorian
Ich habe schon 20 Aprikosen aus Absaaten von Sorten gezogen und keine ähnelte auch nur annährend meiner "Wildaprikose". Es stimmt keineswegs, dass aus zufälligen Absaaten Aprikosen mit solchen Eigenschaften entstehen. Ich schreibe "Wildaprikose" bewusst in Anführungszeichen, weil ich ja wie bereits gesagt das nur für eine Verkäuferzuschreibung halte und wirkliche Wildformen gar nicht mehr existieren. Ich nehme vielmehr an, dass sie aus dem Formenkreis von alten, durch Kerne vermehrten Gruppe gehört, die zwischen Südosteuropa und Asien schon seit einigen tausend Jahren existierte.
Bezeichnungs- und Definitionsspekulationen bringen uns aber nicht weiter, sinnvoller ist eine genaue Beschreibung, was da tatsächlich wächst.
Re: Aprikosen: welche ist die Beste ?
Verfasst: 25. Mai 2022, 00:28
von durone
Ich habe eine Bergeron, die letztes Jahr beinahe verendet wäre. Monilia sehr wahrscheinlich. Ich habe die kranken Äste abgeschnitten und ein Torso ohne Mitte und mit 2 einseitigen Ästen ist geblieben und hat überlebt. Dort hängen jetzt wieder 15 bis 20 Aprikosen dran, letztes Jahr wären es mehr gewesen, wenn die Äste nicht alle abgestorben wären. Aber vielleicht geht die Krankheit ja auch bald weiter. Immerhin sind junge Äste kräftig nachgetrieben. Die Bergeron hat recht zuverlässig Früchte angesetzt und auch nicht abgeworfen.
Eine Harlayne ist das Gegenteil: der Baum ist bisher gesund, setzt aber kaum Früchte an, obwohl er auf sonnigerem Standort gleichzeitig blüht wie die Bergeron.
Re: Aprikosen: welche ist die Beste ?
Verfasst: 29. Mai 2022, 09:07
von Nordfeige
Ich habe auch solche Sterbenskandidaten. Meine Goldrich ist in diesem Jahr nach etwa 7 Jahren endgültig eingegangen, davor habe ich ihr Ast für Ast abschneiden müssen, bis dann auch der letzte Ast krank wurde und kein Neuastrieb mehr kam. Auf dem Weg dahin ist auch die Nancy Aprikose: zwei gesunde Äste sind noch da, aber viel Hoffnung habe ich nicht. In allen diesen Jahren habe ich von den beiden keine einzige Frucht gesehen.
Es ist mir aber gelungen, eine Sauerkirsche und manche Pflaumen aus ähnlichem Zustand mehr oder weniger aufzupeppeln, das dauerte aber Jahre. Die Frage ist, ob sich der Aufwand lohnt, wenn man am Baum nicht besonders emotional hängt.
Re: Aprikosen: welche ist die Beste ?
Verfasst: 29. Mai 2022, 09:37
von cydorian
Die älteren Sorten wie Nancy schmecken zwar gut (wenn man was erntet) sind aber durchweg viel zu moniliaanfällig. Goldrich gehört noch zu den Besten, hat bei mir aber auch nicht lange durchgehalten. Aprikosen sind ja eh schon die absoluten Mimosen, ziehen Bakterienbrand, Pseudomonas und alles mögliche mehr an, da braucht man nicht auch noch Monilia...
Dran rumgezüchtet wegen Monilia wird schon immer. Hier aus der Schweiz, ganz interessant: https://orgprints.org/id/eprint/33638/11/10%20Lebleu%20Aprikose.pdf
Die Empfehlungsliste hat aber nicht mit Monilia zu tun. Bergeron ist z.B. eine anfällige Sorten, schreiben sie auch weiter oben.
Re: Aprikosen: welche ist die Beste ?
Verfasst: 29. Mai 2022, 20:06
von Nordfeige
Die gesündesten Sorten sind oft die modernen Züchtungen, darauf konzentrieren sich die Züchter im Sinne des Ökolandbaus.
Allerdings, für mich ist das wichtigste Kriterium für die beste Aprikose in unserem Garten eine hohe Blütenfrostfestigkeit oder Robustizität der jungen Früchte (die stark folgernde Blüte kann natürlich auch sehr günstig sein). Gegen Krankheiten kann man theoretisch was unternehmen (Pflanzenschutz), aber bei ungünstigem Blühwetter ist man meist machtlos. In der Eigenschaft unterscheiden sich verschiedene Sorten wesentlich. Nach meinen Erfahrungen (in unseren klimatischen Bedingungen) zeigte sich bisher Hargrand als beste, von vielen anderen Sorten bekommt man hier gar keine Früchte, sogar wenn die Baumgesundheit gut ist.
Re: Aprikosen: welche ist die Beste ?
Verfasst: 30. Mai 2022, 22:02
von Nordfeige
Liebe Forum-Mitglieder @cydorian , @Beerenkönig , @carot , @durone und @minthe. In älteren Forumbeiträgen ab 2012 haben Sie über Pflanzungen von Harlayne berichtet. Wie geht es Ihren Harlayne-Aprikosen heute? Hat sich die Sorte sich bewährt? Es wäre sehr interessant, von Ihren Erfahrungen seither zu hören.
Re: Aprikosen: welche ist die Beste ?
Verfasst: 30. Mai 2022, 22:08
von cydorian
Die ist weg. Monilia. Am langlebigsten sind Orangered (auch Monilia, aber wächst stärker als sie abstirbt), die Wildaprikose, von den neuen Sorten fehlen noch langjährige Erfahrungen.
Re: Aprikosen: welche ist die Beste ?
Verfasst: 1. Jun 2022, 01:22
von durone
wie oben geschrieben ist meine Harlayne bisher sehr gesund, hat zwei schwere Hagelgewitter ohne Krankheit überstanden. Sie wächst nicht so stark wie der Bergeron und hatte bisher kaum Früchte. Die wenigen schmeckten allerdings außerordentlich gut. Dieses Jahr hängen 2 Aprikosen auf dem Baum.
Re: Aprikosen: welche ist die Beste ?
Verfasst: 1. Jun 2022, 08:27
von Irisfool
Ich hatte einige Jahre die Ungarische Beste, eine sehr, sehr herrliche Abrikose, gross, saftig und aromatisch.Leider sehr Monilia anfällig. Nachdem ein Sturm den Stamm geteilt hat gings rapide abwärts.Sie machte meterweite Ausläufer.Letztes Jahr habe ich sie gerodet. :-\
Re: Aprikosen: welche ist die Beste ?
Verfasst: 1. Jun 2022, 10:03
von Wurmkönig
Maya Cot färbt um! Ob es die Beste ist? Nein, das nicht aber die Früheste. Hier ist es ein Frühsortenjahr, bei Aurora sieht es ähnlich aus. So etwas hatte ich noch nie. Gummifluss, Monilia haben alle aber diese Sorte wächst den Krankheiten davon.
Mit Regen und Kälte kommen die Frühsorten interessanterweise besser zurecht als die Spätblüher.
Re: Aprikosen: welche ist die Beste ?
Verfasst: 1. Jun 2022, 14:56
von carot
Meine Harlayne steht noch (Unterlage: Rubirasämling). Sie wächst kräftig, hat aber jedes Frühjahr recht deutlichen Moniliabefall. Pseudomonas scheint auch problematisch zu sein. Ich musste im Frühjahr erzwungener Maßen auf Hohlkrone umstellen, da die Mitte abgestorben ist. Das ist für die Struktur des Baumes aber nicht tragisch. Ich habe bisher nicht eine einzige Frucht ernten können. Sie kommt bei mir offenbar mit den schwankenden Temperaturen im Winter/Frühjahr nicht gut zurecht. Sie blüht mittlerweile reichlich. Obwohl dieses Frühjahr relativ günstig war, sind alle Blüten erfroren. Ich wohne nicht in der Nähe des Standortes und kann daher keine genauen Temperaturangaben machen.
Ich habe noch einen selbst gezogenen Sämling von Orangered. Der blüht später als Harlayne und hat vereinzelte Früchte. Im letzten Jahr waren die zu spät geernteten Früchte dieses Sämlings allerdings schon mehlig. Im Herbst habe ich noch Bergeval gepflanzt. Die erste Blüte dürfte im nächsten Jahr erfolgen.
Ganz in der Nähe steht noch eine Tiroler Spätblüher (Unterlage: St. Julian A). Diese blüht bis zu 1 Woche später als Harlayne. Der Moniliabefall war gering. Ansonsten ist sie gesund. Auch dort ist aber trotz Vollblüte kein Fruchtansatz vorhanden.