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Re:"New German Style" - was ist das?
Verfasst: 29. Dez 2013, 14:07
von pearl
hm. Jonas Reif muss Kompromisse machen und darf sein Publikum nicht vergraulen.Tatsache ist aber, dass zu den Zeiten als Rosemarie Weise, Hans Simon, Urs Walser, Friedrich Hansen, Willy Lange, Karl Foerster und Reinhold Tüxen aktiv waren und zwar in den Jahren 1983-1995 niemand diesen Begriff verwendet hat. Warum auch?Der ist erst mit der Mainausache aufgekommen, um diese Pflanzung in diesem Vergnügungspark werbewirksam zu vermarkten.
Re:"New German Style" - was ist das?
Verfasst: 29. Dez 2013, 14:10
von Mediterraneus
Ich dachte, der Begriff ist entstanden, als die Engländer das erste Mal gartentechnisch erstaunt nach Deutschland geblickt haben und dort was für sie Neues entdeckten.Ich finde allein das ist es Wert, stolz auf NGS zu sein :DHans Simon hat schon immer so gearbeitet. Hier in der Gegend war das sogar ziemlich verpönt, diese "Unkrautwirtschaft", mit Stauden stehen lassen, nicht schneiden und nicht Beete abräumen.So ganz langsam sieht man das anders. Und ich finde das gut so

Re:"New German Style" - was ist das?
Verfasst: 29. Dez 2013, 14:14
von pearl
nein, die englische Literatur war frei von dieser Worthülse, Noel Kingsbury kam ohne sie aus und auch Dan Pearson brauchte sie nicht.
Re:"New German Style" - was ist das?
Verfasst: 29. Dez 2013, 14:16
von Katrin
Achso, du sprichst hier bloß vom Begriff und ich mach mir über Inhalte Gedanken.
Re:"New German Style" - was ist das?
Verfasst: 29. Dez 2013, 14:20
von Gartenplaner
...Oudolf und Kingsbury beschreiben in ihrem neuesten Buch auch ausführlich die Anfänge dieser Entwicklung aus Hansen/Stahl hervorgehend.Die werden als große Wegbereiter der standortgemäßen Verwendung von Pflanzen angeführt, deren Konzepte führten zu den Matrix- und Mischkonzepten...
Natürlich können wir uns auch an einer Begriffsdefinition aufhängen und wegen OT aufhören.Manchmal sind OT aber spannender und interessanter als das Ausgangsthema

Und auch wenn New German Style nur ein Vermarktungsbegriff ist, was mir ob der Erläuterung von gartenpraxis nicht so scheint, so versucht er doch, auf einer "Bewegung" mitzuschwimmen, die in den letzten 40 Jahren paralell an einigen Stellen abgelaufen ist - und die und deren Konsequenzen sind das viel Interessantere.
Re:"New German Style" - was ist das?
Verfasst: 29. Dez 2013, 14:22
von Gartenplaner
nein, die englische Literatur war frei von dieser Worthülse, Noel Kingsbury kam ohne sie aus und auch Dan Pearson brauchte sie nicht.
riesenweib hat geschrieben:im UK zumindest ein begriff, kam in "The Garden", der RHS postille, in letzter zeit ein paar mal vor....dort wird diese art pflanzung von manchen eher ambivalent gesehen. Zu wenig gestaltung.
Re:"New German Style" - was ist das?
Verfasst: 29. Dez 2013, 14:23
von Mediterraneus
Also lt einer Fachzeitschrift hat ein britischer Gartenjournalist Stephen Lacey 1993 Deutschland besucht (Westpark, Killesberg) und berichtete zuhause begeistert von dem neuen natürlichen Stil.Ich sag jetzt mal nicht welche Fachzeitschrift

Re:"New German Style" - was ist das?
Verfasst: 29. Dez 2013, 14:31
von Gartenplaner
hier ein ältlicher artikel, geschrieben 2002 von
Stephen Lacy . Lots of Weihenstephan und Westpark, sozusagen.
betitelt mit: The New German Stylein: Horticulture"This was my first taste of the "new" German planting style, in June
1993, in the trials garden at Weihenstephan, ... Rosemarie Weisse ... Westpark ... VISITING THE NEW GERMAN GARDENS: ... Munich’s Westpark ... Hermannshof ... Weihenstephan"so, da haben wir es doch! Endlich alles zusammen.
Re:"New German Style" - was ist das?
Verfasst: 29. Dez 2013, 14:33
von pearl
Auf der Suche nach dem neuen(?) deutschen Exportschlager, diesen ganz aktuellen Artikel, finde ich sehr gut und ich kann die Entstehung dieses Marketingbegriffes "New German Style" persönlich bezeugen, übrigens.

Dort heißt es, dass deutsche Autoren diesen Begriff, der irgendwann in einem englischen Artikel auftauchte, nicht verwendet haben. "Ganz anders wird dies von Rehm-Wolters und Zeiler gesehen, die behaupten, beide Stilrichtungen hätten sich zeitgleich aber unterschiedlich entwickelt. Der „New German Style“, so die Autoren, beruhe auf „wissenschaftlich-akademischen“ Grundlagen und habe „einen stärkeren ökologischen Aspekt“ als die „Dutch Wave“ (vgl. Rehm-Wolters/Zeiler 2011: 131). Der „New German Styles“ sei, so die Verlagswerbung für das Buch, „mit neuen Staudenzüchtungen und neu entwickelten Pflanzplänen ein ganzjährig durchblühendes Beet zu kreieren“ (Callwey o.D.).Das auffällig beworbene und prächtig bebilderte Buch wird in der Internetbeschreibung weiterhin als erste schriftliche Quelle zum „New German Style“ beschrieben: „Dieser sogenannte New German Garden Style wird nun erstmals in dem Buch Stauden im Garten von Zeiler und Bettina Rehm-Wolters vorgestellt (ebd.). „Für jede Gartensituation“, so die Werbung, „bietet der Prachtband Pflanzvorschläge, die auf der Insel Mainau geprüft worden sind“ (ebd.). Tatsächlich beschäftigt sich der Band jedoch mit verschiedenen Stilen der Staudenverwendung, dabei beispielsweise auch mit den traditionellen Border-Pflanzungen oder Cottage-Gärten....Dies bestätigt auch Prof. Dr. Stefan Körners (Universität Kassel)9) Aussage, die zentralen Pflanzflächen seien dem Lebensbereich „Beet“ zugeordnet (Huxmann/Hanzen/Körner 2012: 45).10) Bei Rehm-Wolters/Zeiler werden separat „spezielle Staudenmischungen für diesen Gestaltungsstil“ (2011: 136 f.) angepriesen, jedoch nicht genauer erläutert. Der neue Stil habe, so die Autoren, zuerst im öffentlichen Grün begonnen – wegen der Pflegeextensivität wie auch Langlebigkeit der eingesetzten Stauden (vgl. ebd. 139). Aus praktischen Erwägungen entstanden, ergänzt durch die „Integration üppiger Prachtstauden“ (ebd.), wären innerhalb der vergangenen 20 bis 30 Jahre „Vorzeigeprojekte“ umgesetzt worden, wie die Pflanzung von Rosemarie Weisse im Münchner Westpark, der Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof (Urs Walser, heute Cassian Schmidt), der Goethestern in Kassel und das neue Staudenbeet auf der Insel Mainau (beide entworfen durch das Fachgebiet von Prof. Dr. Körner an der Universität Kassel)."Für diese Autoren, alle aus der Mein Schöner Garten Redaktion, den Calwey Verlag und die Mainau GmbH ist dieser Begriff wichtig. Neu ist an der Art der Bepflanzung nach dieser Sicht die Prächtigkeit. Darauf legt Körner großen Wert. Ganz falsch ist die Vereinnahmung von Urs Walser und Cassian Schmidt. Stefan Körner wollte eine Beetpflanzung machen, die die breite Masse anspricht, die etwas für ihr Geld sehen will.Urs Walser und Cassian Schmidt haben da weniger Kompromisse gemacht und an ihre Pflanzungen musste sich das Publikum erst gewöhnen.
Re:"New German Style" - was ist das?
Verfasst: 29. Dez 2013, 14:39
von Gartenplaner
Nun, für einen Verlag ist es natürlich wichtig, eine schon herumschwirrende Beschreibung in ein "Schlagwort" zu verwandeln - und das als erster und exklusiv
...
...dort wird diese art pflanzung von manchen eher ambivalent gesehen. Zu wenig gestaltung.
Geht wieder in die Richtung, die Jo vorhin thematisiert hat:
Ist das wirklich so?
Ja, das ist meine These. Wie siehst Du das das?
Re:"New German Style" - was ist das?
Verfasst: 29. Dez 2013, 15:06
von sarastro
Piet Oudolf ist hier übrigens total OT. Der ist Dutch Wave.Wolfgang Oehme und James van Sweden sind New American Garden.New German Style ist eine für das Marketing erfundene und in der Fachliteratur nicht verwendete Wortbildung mit enormem Ehrgeiz. Sie kam im Zusammenhang mit der Staudenpflanzung auf der Mainau auf.
Stimmt so vollkommen. Und in Mainau dies obendrein fälschlicherweise. New German Style ist Simon/Walser/Weise. Beispiel: Westpark in München. And nothing else.
Re:"New German Style" - was ist das?
Verfasst: 29. Dez 2013, 15:10
von kudzu
wuerde es nicht regnen, waere mir nicht langweilig genug ...
Boahh, was wird da diskutiert über 0,01% der Gärten,die zudem oft auf schnödem Mammon basieren.
wieviel % entscheiden, was jetzt schick, hip oder neue Kunstform ist?wer entscheidet, ob es tatsaechlich schick, hip oder neue Kunstform ist?und welche der 10 Kraehen weltweit wird einer anderen dieser Kraehen was aushacken?
Katrin hat geschrieben:...Die Kunst ist, dass alles zusammenpasst - sowohl in Bezug auf Wuchs, als auch auf Pflege, Dauerhaftigkeit, sonstige Ansprüche und natürlich optische Wirkung... Natürlichkeit...
siehe oben wer entscheidet, was zusammenpasst?die Pflege kriegt der mexicanische Hilfsgaertner auch noch hinGuru ist doch einfach der, der an seiner eigenen Kompetenz keinen Zweifel aufkommen laesst, also mit anderen Worten nein *aufdiezungebeiss*
Re:"New German Style" - was ist das?
Verfasst: 29. Dez 2013, 15:21
von Katrin
Na das entscheidet jeder für sich, das macht das ganze ja so spannend - dass offenbar eine Vielzahl von Menschen die Nase voll hat vom englischen Border und stattdessen lieber frostgraue Sedumstängel bewundert (überspitzt natürlich

).Da ist irgendein Nerv getroffen worden, ganz offensichtlich. Und wenn die Pflege auch mexikanische Hilfsgärtner hinkriegen, dann, auch wenn es traurig ist, öffnen sich noch viel weitere Bereiche für diese Art des Gärtnerns. Auf einmal wollen Leute Staudenflächen, die vorher Gras und schicke formale Pools hatten.Dass wir uns dann für unsere Gärten nur einzelne Elemente rauspicken und statt meterlangen Drifts oder Mischpflanzungen trotzdem wieder nur ein paar Lieblingspflanzen verwenden, ist ja kein Widerspruch dazu. Es kann und will sich nicht jeder nach diesen Maßstäben austoben und das wirkliche Herrliche, wenn man seine eigene Gardendesignerin (huiiii

) ist: Man darf alle Stile mixen, Borders mit Gräsern auflockern, über Stragietypen lachen und sich selbst irren und ärgern. Ob das nun irgendeine Welle, ein Style oder bloß lustvolles Herumgemurkse ist, ist mir persönlich sehr egal

.
Re:"New German Style" - was ist das?
Verfasst: 29. Dez 2013, 15:24
von sarastro
Und warum muss eine Pflanzung eigentlich immer natürlich wirken sollen? Ist diese Deschampsia-Wiese auf dem einen Bild weiter oben etwa natürlich? So ein eher architektonisches Bild findet man in der Natur kaum. Sieht trotz der pflanzlichen Langweiligkeit wirkungsvoll aus!Diese Frage der Natürlichkeit stelle ich mir immer wieder. Die Pflanzung soll auf ihre Weise wirken, die Handschrift ihres Komponisten zeigen, gleich wie auch immer. Natürlichkeit ist nur eine Art und Weise, wo man meinte, beim Publikum Akzeptanz zu finden. Natur lässt sich aber nicht kopieren, die Sukzession hat da auch noch ein Wörtchen mitzureden. Sie arbeitet gegen den Eingriff des Gärtners, schlussendlich gegen die Gartenkultur. Dr. Simons Pflanzungen haben in Unterfranken zu Beginn Kopfschütteln ausgelöst. Sie sind sehr natürlich, denen fehlt aber leider das Plakative. Dafür bestehen sie größtenteils noch nach Jahrzehnten. Meine Agastache-Mauern-Wave ist dagegen schon wieder Geschichte. Weil Agastachen kurzlebig sind. Auch die Salvias und Achilleas sind passe. Dynamik oder die falschen Stauden? Dafür stehen Euphorbia, Deschampsia, Allium, Peucedanum longfolium, im Herbst riesige Nester aus Colchicum und im Frühjahr jede Menge Narzissen, alles wirkt kollosal. Soll ich jetzt Agastache nachpflanzen, um das anfänglich tolle Bild wieder herzustellen? Ja vielleicht, aber solche Sorten, die den schweren Boden besser vertragen.
Re:"New German Style" - was ist das?
Verfasst: 29. Dez 2013, 15:26
von Gartenplaner
OT: Tolle Diskussion hier! Macht Freude, auch wenn wir im engeren Sinne nicht (nur) beim Thema "New german Style" sind. Aber auch bei 'New German Style' geht es auch um Gestaltung, Dynamik und Pflanzenkenntnis. Also sind wir doch nicht weg vom Thema. ...
Vielleicht kann man ja ab Seite 9 in einen neuen Thread umbetten:"Mischpflanzungen - neue Staudenverwendung der letzten 40 Jahre, Auswirkungen und Wirkungen"
