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Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?

Verfasst: 20. Aug 2022, 22:27
von Bristlecone
@blush:
Hier findest du die Originalarbeit:
https://www.nature.com/articles/s41598-021-00464-7
.
Du hattest geschrieben:
Zitat daraus: "Landwirtschaftliche Böden enthalten jedoch nur noch wenig Silikat.
Damit ist pflanzenverfügbares Silikat gemeint, und das ist das amorphe Silikat.
Nicht die hauptsächlich im Boden vorkommenden diversen kristallinen Silikate.
.
Wobei:
In dem Artikel steht, dass man dem Boden 1 % amorphes Siliziumdioxid zugesetzt hat in den oberen 25 cm Boden.
Boden hat eine Dichte von etwa 1,3 g/Kubikzentimeter oder für 1 Kubikmeter 1300 kg , somit wäre das bei 1 Quadratmeter und 25 cm Tiefe 325 kg.
.
Davon 1 % sind 3,25 kg. Soviel wurde jedem Quadratmeter Versuchsfläche hinzugefügt.
Pro Hektar = 100 x 100 = 10 000 Quadratmeter wären das dann 32500 kg oder 32,5 Tonnen.
Da käme ganz schön was zusammen, was man da ausbringen müsste.

Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?

Verfasst: 20. Aug 2022, 22:43
von Querkopf
Aspidistra hat geschrieben: 20. Aug 2022, 22:24... Kraterbeete...
erinnern mich an was Uraltbekanntes. Nämlich an den traditionellen Weinanbau auf der Kanareninsel Lanzarote, der sieht so aus: tiefe Kuhlen im schwarzen Lavasand, teilweise mit Mäuerchen umgeben gegen austrocknenden Wind und als Kondensationshilfe - denn mangels Quellen auf der Insel muss alles, was dort wachsen soll, mit dem vom Meer her wehenden Nachttau auskommen, von dem man so viel wie möglich festzuhalten sucht. Funktioniert (die nächtliche Luftfeuchtigkeit ist hoch) und reicht für exzellenten Wein.

Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?

Verfasst: 20. Aug 2022, 22:57
von Rieke
Kristalline Silikate sind recht unterschiedlich. Quarz ist chemisch sehr stabil. Bei der Verwitterung entsteht Sand, d.h. kleine Quarzkörner. Andere Silikate verändern sich bei der Verwitterung. Diabas ist ein leicht metamorpher ziemlich alter Basalt. Bei der Verwitterung von Basalten entstehen Tonminerale, ein Grund dafür, dass Böden vulkanischen Ursprungs sehr fruchtbar sind.

Das ist jetzt zugegebenermaßen die sehr kurze Kurzfassung von komplexen Vorgängen. Jedenfalls ist die Verwendung von Diabas oder verwandten Gesteinen zur Bodenverbesserung möglich, für große Flächen aber sehr aufwendig. Ich verwende Lava-Schüttung als Zuschlag für Kübelerde.

Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?

Verfasst: 20. Aug 2022, 23:08
von Bristlecone
Danke für die Erklärung!
Du nimmst die Lava in der Topferde aber doch nicht, weil da bei der Verwitterung Tonmineralien entstehen, sondern weil dieses Lavagranulat struktustabil ist und ein großes Porenvolumen hat, oder?

Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?

Verfasst: 21. Aug 2022, 00:39
von Microcitrus
Also ich empfehle mal bezüglich fit machen:
o Umstellen von Flachbeeten zu Hügelbeeten oder Hochbeeten mit aufgepeppten Erdmischungen und feinen Hackschnitzeln inside
o dadurch Aufgabe der aeroben Kompostierung und Umstellung zu Humusaufbau innerhalb des Beetkörpers nach Walter Witte
o Mulchen mit Grünzeug, darüber Strohiges
o Mulchgewinnung aus Energiepflanzen (die wurden ja optimiert, in kürzester Zeit viel Biomasse zu machen)
o "pflugloser" Anbau statt (Hügelbeet/Hochbeet-Umgraben
o Giesswasser/Sickerwasser-Wiedergewinnung, sozusagen Hydroponik am Freilandbeet
o höhere Ernteerträge wegen Hydroponik = automatisiertes Gießen mit Sickerwasser 4 x täglich (also in 24 Stunden) oder öfter (bis halbstündlich) je nach Bodenaufbau mit Solarpumpen
o Rückhalte- und Absetzbecken für oberflächlich abfließendes Wasser um Humusabschwemmung zu verhindern
o Gründüngung auch mit Lupinen und Klee (Knöllchenbakterien, eiweißreiches = stickstoffreiches Grünzeugs)
o auf Windschutz achten (Herbstlaubmulch wird nämlich zum Großteil weggeweht) und um Verrottungs-CO2 bei den Pflanzen zu halten

Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?

Verfasst: 21. Aug 2022, 01:33
von Microcitrus
b hat geschrieben: 19. Nov 2019, 19:50
Aber was mir einfällt aus aktuellem Anlass (Murenabgänge in Österreich) - Bambus, phyllostachys, die "eklige" Art; dürfte Hänge gut am Rutschen hindern... - Erfahrungen?


Hatte 100 m2 Phyllostachys aureosulcata aus einer Pflanze. Die Rhizome breiten sich normalerweise in 10-15 cm Tiefe aus, oder tauchen unter einem Querrhizom darunter weg bis 30 cm Tiefe. Ergibt schon ein dreidimensionales Geflecht. Das Londoner U-Bahn-Netz ist nix dagegen. Sie staken aber auch durch die Luft um sich nach der Rhizomsperre wieder abzusenken.
Nur oberflächliche Verankerung, keine Tiefwurzelung, daher nicht optimal gegen Hangrutschungen. Dazu etwas anderes nehmen, beispielsweise Windschutzhecken quer zur Hangneigung.

Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?

Verfasst: 21. Aug 2022, 10:10
von thuja thujon
Bristlecone hat geschrieben: 20. Aug 2022, 22:27Davon 1 % sind 3,25 kg. Soviel wurde jedem Quadratmeter Versuchsfläche hinzugefügt.[/quote]Ja, das ists ja, wer soll das umsetzen?
Es bleibt doch nur zu sagen danke, jetzt wissen wir das auch, aber praktisch umsetzbar ist das für die meisten Flächen leider nicht. Auch nicht bei den aktuellen Weizenpreisen.

Microcitrus hat geschrieben: 21. Aug 2022, 00:39
Also ich empfehle mal bezüglich fit machen:
o Umstellen von Flachbeeten zu Hügelbeeten oder Hochbeeten mit aufgepeppten Erdmischungen und feinen Hackschnitzeln inside[/quote]Freiwillig vom Grundwasser bzw den Vorräten in tieferen Schichten abschneiden?
Strohmatten unten drin sind zu vermeiden, das sagt dir jeder Praktiker.
[quote author=Gartenentwickler link=topic=65415.msg3917132#msg3917132 date=1661027166]
Habt ihr Erfahrungen mit dem Sauzahn zur Bodenlockerung statt umgraben? Graben ist ja wir pflügen, Sauzahn sehe ich eher als mulchsaat.
Sauzahn hat mit mulchen nichts zu tun wenn nix zu mulchen da ist. Also Sauzahn ist ganz gut zum tief lockern, man kann das auch sehr intensiv machen. Bei dicht gelagerten Böden braucht es Kraft. Pilzsporen und Unkrautsamen und andere Probleme vergraben geht damit aber nicht. Auch einarbeiten von Ernteresten, verschlämmten oder Nährstoffreichen Oberflächen kann er nicht.
Langfristig gibts den Effekt das sich Phosphor oben ansammelt und unten verarmt. Das kann zur Folge haben, das Pflanzen Mangel bekommen weil sie in den austrocknungsgefährdeten, oberen Schichten nicht an den Phosphor rankommen.
Im Gartenboden ist das allerdings recht unwahrscheinlich. Viel zu viel Phosphor drin und die meisten bleiben doch keine 15-20 Jahre strikt bei einer Methode und Würmer gibts auch noch.

[quote author=Blush link=topic=65415.msg3917118#msg3917118 date=1661026489]Du scheinst Naturwissenschaftler zu sein
...
Verstehe ich, aber deshalb solltest du nicht unterstellen, dass andere, in diesem Fall ich, nur schnell etwas konsumieren wollen, um sich über andere Methoden und Möglichkeiten keinen Kopf mehr machen zu müssen.
Wenn ich sowas sage dann meine ich keine Personen, sondern eine politische Richtung. Niemand sollte sich persönlich dadurch angegriffen fühlen. Also bitte nicht angegriffen fühlen und wenn es so rüberkam Entschuldigung.

Ich bin in der Agrarforschung tätig, Bereich Herbizide. Garten als Hobby, so gibt es da das ein oder andere vertiefte Gebiet und vieles was nicht vertieft wurde weil es mich nicht interessiert.

Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?

Verfasst: 21. Aug 2022, 12:24
von Microcitrus
thuja hat geschrieben: 13. Nov 2019, 02:06
Dabei wird deutlich, das Hobbygärtner seit Marie-Luise Kreuter nichts mehr dazugelernt haben. Also 1981 bis 2019, 38 Jahre verloren, eine ganze Generation.
(...)
Man erinnert sich: Boden besteht grob zu 50% aus Bodensubstanz, 25% Wasser und 25% Luft. Will man den Luftanteil um 5% erhöhen, = lockern, muss der Boden 5% an Volumen zunehmen.
(...)
Das einschlafen des Hypes um den Sauzahn zum tiefenlockern lässt vermuten, das hier die grundlegenden Mechanismen des Bodenaufbaus nicht verstanden wurden, sonst wäre der Sauzahn von Hobbygärtnern weiterentwickelt worden.


Auch die Erkenntnisse der Hydroponik im Erdbeet oder mit Ebbe-Flut-System sind an einer Gärtnergeneration vorbei gegangen. Versickerndes Giesswasser löst das bei der Wurzelatmung entstandene CO2 und sickert damit in den Untergrund (und lässt mitunter wunderschöne Tropfsteinhöhlen entstehen). Der absinkende Wasserspiegel saugt von oben Frischluft an und die Rhizosphäre freut sich über frischen Sauerstoff und Stickstoff. Es genügt 25% kohlenstoffdioxidhältiges Luftvolumen gegen 25% sauerstoffhältiges Luftvolumen zu tauschen. Wozu 5% zusätzlich einbringen? In Gewächshäusern werden zwar Tomatenwurzeln per Luftstrom extra belüftet (wenn das Substrat durchlässig ist), aber nicht durch Gefügestörung.

Wozu dann Sauzahnen, Grubberei, Kapillarenbrechen und krampfhafte Lockerung wenn öfter zusätzlich intensiv wässern dasselbe oder mehr bringt ?

Kann mir das wer erklären?

Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?

Verfasst: 21. Aug 2022, 12:37
von thuja thujon
Boden ist nicht statisch, sondern dynamisch.
Er lagert dichter mit der Zeit, Feinanteile werden nach unten transportiert und verändern die Poren dort. Das versetzt den Boden immer weniger in einen Zustand, der von Hochertragspflanzen wie Gemüse verlangt wird. Deshalb bearbeitet man den Boden schon seitdem es eigentlich Ackerbau gibt. Daran hat auch das immer besser verstehen von Zusammenhängen nichts geändert.
Außer vielleicht auf dem amerikanischen Kontinent, da wird pflanzliche Konkurrenz mit diversen Herbiziden klein gehalten und nicht mehr mit Bodenbearbeitung.

Hydroponik und Gießwasserverluste, ich wäre froh ich könnte wenigstens den Wurzelhorizont befeuchten. Im Sommer gibts praktisch keine Auswaschung, in Dürrezeiten noch weniger.
Vielmehr sind aktuell die Salzgehalte extrem hoch.
Unter den Wurzelhorizont versickerndes Gießwasser während der Wachstumsperiode würde gleichzeitig auch Nährstoffverlust bedeuten, das sollte niemand mehr tun, Umweltgedanke usw.

Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?

Verfasst: 21. Aug 2022, 12:46
von Microcitrus
[quote author=thuja thujon link=topic=65415.msg3917304#] . Im Sommer gibts praktisch keine Auswaschung, in Dürrezeiten noch weniger.
Vielmehr sind aktuell die Salzgehalte extrem hoch.
Unter den Wurzelhorizont versickerndes Gießwasser während der Wachstumsperiode würde gleichzeitig auch Nährstoffverlust bedeuten, das sollte niemand mehr tun, Umweltgedanke usw.
[/quote]
Ich habe in einem Beet eine Sickerwasserwiedergewinnung. Da kommt allerfeinster Wurmtee heraus.

Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?

Verfasst: 21. Aug 2022, 13:25
von ringelnatz
Microcitrus hat geschrieben: 21. Aug 2022, 12:46
[quote author=thuja thujon link=topic=65415.msg3917304#] . Im Sommer gibts praktisch keine Auswaschung, in Dürrezeiten noch weniger.
Vielmehr sind aktuell die Salzgehalte extrem hoch.
Unter den Wurzelhorizont versickerndes Gießwasser während der Wachstumsperiode würde gleichzeitig auch Nährstoffverlust bedeuten, das sollte niemand mehr tun, Umweltgedanke usw.
[/quote]
Ich habe in einem Beet eine Sickerwasserwiedergewinnung. Da kommt allerfeinster Wurmtee heraus.

Kannst du das mal näher beschreiben, oder per Foto zeigen?

Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?

Verfasst: 21. Aug 2022, 19:48
von Microcitrus
Im Hochbeet habe ich in etwa 40 cm Tiefe (vom oberen Bodenhorizont gemessen) 3 Untersetzer von Balkonkisten mit leichtem Gefälle verlegt. Von dort rinnt das Sickerwasser in einen Trichter aus Folie und dann ins PP-Rohr mit Ausleitung aus dem Hochbeet. Ausgesickertes wird händisch wieder gegossen Die Untersetzer haben voneinander etwa 2-3 cm Abstand, dadurch gewinne ich weniger als 100% des Sickerwassers, habe aber dafür eine Bodenverbindung zum tieferen Teil des Hochbeets (nochmals 40 cm und unten offen).

Der Regen der letzten Tage ließ den Behälter (Foto) übergehen.

Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?

Verfasst: 22. Okt 2022, 20:31
von Gartenplaner
Gartenplaner hat geschrieben: 11. Aug 2022, 14:36
Forschung am Acker:
Mit Silizium gegen die Dürre?

[/quote]

In dem Thread, aus dem folgender Link stammt geht es um gekörntes Silikat-Kolloid zur Verbesserung der Wasserspeicherfähigkeit des Bodens:
[quote author=maliko link=topic=71455.msg3942886#msg3942886 date=1666461263]
Agrosil wir im Herbst 2018 flächenhaft in Beete einarbeiten lassen. Das war ein großer Aufwand, aber wenn man es punktuell aufstreut oder auch in kleinen Portionen mit Erde vermischt zu Stauden gibt, kann es wie Froschlaich aussehen und sich so benehmen. Wabbelig. Es sind kleinste Mengen ausreichend und eine gute Verteilung wichtig.
Die ermöglichte Wasserspeicherung ist enorm. Die Wirkung war über gut zwei Jahre erkennbar. Danach haben wir mit Terracottem universal weitergemacht.

Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?

Verfasst: 20. Nov 2022, 10:19
von thuja thujon
Hier mal ein Video vom Regensimulator der bayrischen LfL
https://www.youtube.com/watch?v=PzjiubMdygY&t=1s

Man sieht schön welche Auswirkungen Grünland/Rasen, Zwischenfruchtmischung und sowohl grobes als auch feines Saatbeet hat.
Auch die braune Brühe, die beim groben Saatbeet versickert wäre, sollte zu denken geben. Lagern sich die Feinbestandteile doch wieder irgendwo unten am Bearbeitungshorizont ab und sorgen hier für Verdichtungen, welche wieder durch Zwischenfrüchte oder noch tiefere Bodenbearbeitung aufgebrochen werden müssen.

Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?

Verfasst: 20. Nov 2022, 18:28
von Jörg Rudolf
Was ist mit der Verwendung von Pflanzenkohle von der ich verschiedentlich gelesen habe. Das soll ja ein Rezept für die Verbesserung der Böden in Zeiten des Klimawandels sein. In meinen Staudenbeeten kommt’s sicher nicht in Frage, da ich sie nicht tief einarbeiten kann.