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Re: Re: Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 20. Jul 2015, 12:22
von marygold
Ich gehe mal davon aus, dass deren Wohnzimmer ähnlich phantasievoll eingerichtet sind. Wie im Prospekt des Möbelhauses, drei Vasen auf der Fensterbank, Kunstdruck überm Sofa, fertig. Aber immer schön ordentlich. :-\

Re: Re: Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 20. Jul 2015, 12:32
von hymenocallis
Am Wochenende war ich hier im Ort im Neubaugebiet mit der Kamera unterwegs, weil ich ein paar Fotos "moderner", "pflegeleichter" Vorgärten brauchte, wie man sie dort findet.Erschreckend fand ich, dass die folgenden Beispiele nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind.Offenbar hat sich der Gedanke des vermeintlich "pflegeleichten" Gartens, der stets ordentlich und immer adrett auszusehen hat, weitgehend durchgesetzt.
Die gezeigten Beispiele sind für mich repräsentativ was die Gestaltung von öffentlich einsehbaren Grünflächen vor bewußt modern/futuristisch gehaltenen Wohnbauten betrifft. Sie entsprechen dem Zeitgeschmack und haben keinerlei Anspruch, ein Lebensraum für Pflanzen oder Menschen zu sein. Erschreckend finde ich das nicht - es paßt zum aktuellen Trend, wie moderne Menschen leben möchten. Cool und stylish soll es heute sein - das gefällt der jungen Generation und darum wird es gemacht. Die damit einhergehenden Nachteile werden genauso akzeptiert wie z. B. extem unergonomisch aber optisch beeindruckend geplante Hochglanz-Designerküchen oder Wohnlandschaften mit 25 cm Sitz- und ebensolcher Lehnenhöhe und dafür überdimensionierten Sitz- oder Liegeflächen. Natürlich kann man so etwas auch als 'Garten' bezeichnen - meiner Definition enstspricht es nicht, aber ich bin nicht das Maß aller Dinge und auch kein Trendsetter.LG

Re: Re: Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 20. Jul 2015, 12:36
von Wühlmaus
Und der LaubSauger steht stets griffbereit neben dem StaubSauger - gleiche Frequenz beim IndoorSaugen und OutdoorSaugen 8)Herdentrieb? Konformität? Ideenlosigkeit? Desinteresse an Natur? Gartenarbeit ist lästig - Verausgabung lieber im Gym/auf dem Tennisplatz?Hier in der Nachbarschaft wurde jüngst ein Garten "pflegeleicht" umgestaltet. Basis waren erst mal 30 Tonnen Schotter. Wie viele Tonnen Beton und Pflastersteine dazu kamen, entzieht sich meiner Kenntnis 8)

Re: Re: Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 20. Jul 2015, 12:37
von Martina777
Danke für die Fotos, Bristlecone! Sehr erheiternd!Ich finde Euch Germanen ja oft so unglaublich effizient - und hier wieder: Dieses Konzept kann man dann 1:1 auf die Grabgestaltung umlegen, ist also umfassend und zukunftsweisend, extrem rationell! ;)Praktisch auch: Da dermaßen beliebig, kann jeder mitmachen ;D

Re: Re: Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 20. Jul 2015, 12:39
von Wühlmaus
Das ist ja mal ein guter Ansatz: Die am Haus verwendeten Steine können "anschließend" bei der Grabgestaltung eingesetzt werden :P

Re: Re: Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 20. Jul 2015, 12:40
von enigma
@Martina: Gott bewahre! Wenn demnächst dann auch die Friedhöfe so aussehen! ;D
Ideenlosigkeit? Desinteresse an Natur? Gartenarbeit ist lästig - Verausgabung lieber im Gym/auf dem Tennisplatz?
Vermutlich. Außerdem Bequemlichkeit und auch fehlender Mut, etwas auszuprobieren, zu scheitern und aus eigenen Erfahrungen zu lernen.Und vermutlich auch ein Wechselspiel zwischen Kundenwunsch nach Etwas "Pflegeleichtem" und vielen GaLabauern, die allzu gerne mit schwerem Gerät anrücken, um mit Kies und Schotter zu "gestalten".

Re: Re: Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 20. Jul 2015, 12:41
von Martina777
Ich würds mir das Konzept fast als Familienwappen überlegen. Dann ists vorm Haus, am Grab und am Briefpapier.PS: Seid stark, seht den Tatsachen ins Auge: Den Leuten gefällt das. Und ja: Die Gartenplaner planen solchen .... Dings ... "weil die anderen alle das auch so haben wollen". Dafür erkennens kein Fingerkraut mehr: "Walderdbeeren". Ach ja :-X

Re: Re: Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 20. Jul 2015, 12:45
von fars
Erschreckend fand ich, dass die folgenden Beispiele nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind.
Wenn dem so ist, dann musst du in einer sehr speziellen Gegend wohnen. Könnte es sich bei deinen Beispielen um reine Mietshäuser handeln? Dann hätte ich für diese minimalistische Gartengestaltung sogar Verständnis, wenn man bedenkt, was Fremdpflege kostet und was Mieter ggf. mit ihnen überlassenen Gärten anstellen.Ich hatte hier vor Jahren auch schon mal Aufnahmen von Vorgärten eingestellt, die je nach Geschmack des Betrachters zwischen "hinnehmbar" und "grauenhaft" oszillierten. Aber dort wie auch hier in einer eher "geschmacklosen" Garten-Umgebung gibt es die von dir gezeigten Beispiele so gut wie nie.Wie gesagt: Mietshäuser? Dann durchaus nachvollziehbar.

Re: Re: Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 20. Jul 2015, 12:57
von Gartenplaner
@Martina: Gott bewahre! Wenn demnächst dann auch die Friedhöfe so aussehen! ;D ...
Tun sie in Frankreich und Luxemburg schon immer - Steinwüsten, die meisten Gräber gänzlich mit Steinplatten zugelegt, fast nie Rasen oder Bäume.Tja, anscheinend hat sich der Anspruch und die Erwartung an "Garten" in manchen Bevölkerungsgruppen geändert - es soll ein Außen-Lebensraum sein genauso wie die Räume im Haus ein Innen-Lebensraum.Deshalb die "Lounge"-Gartenmöbel, die Außenküchen und Grills, der Whirlpool auf der Terrasse....Und Räume richtet man ja auch "statisch" ein, und möglichst pflegeleicht, Cottage-Landhaus-Stil mit viel Nippes und Tüddelkram, der schwer zu staubwedeln ist, hat sich aus dem Mainstream zurückgezogen.Zu einem guten Teil könnt ich mir auch vorstellen, daß die Besitzer schon ein Häusschen haben wollten - aber nicht unbedingt einen "Garten" dazu.Garten wird wirklich anscheinend je nachdem überhaupt nicht mehr gewünscht - letztens sprach ich mit einem Bauunternehmer, der meinte, zuviel Grünfläche, und wenn es nur Rasen ist, ist an neuen Mehrparteienhäuser für Käufer der Wohnungen abschreckend, schlägt sich das doch als dauernde Gärtner-Pflegekosten in den Nebenkosten nieder.

Re: Re: Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 20. Jul 2015, 12:59
von Schantalle
Wenn dem so ist, dann musst du in einer sehr speziellen Gegend wohnen.
Er wohnt in keiner sehr speziellen Gegend.Die Neubaugebiete um die drei Großstädte aus meiner Ecke Deutschland sehen identisch aus.Für mich ist das eine Mode.Die Entstehung und die Art sich zu verbreiten werden übrigens, wie bei jedem anderen Trend, kräftig von denen angekurbelt, die daran verdienen. Nicht nur die Gala-Bauer! Neulich musste ich im Baumarkt nachfragen, um zwischen all den Garten-Sitzlandschaften aus Plastikrattan einen Klappstuhl für meiner Freundin zu finden. Auch eine Mode. Ist die vorbei, fragt sich jeder (wie bei Schlaghosen) wie zum Kuckuck man es schön&schick finden könnte ;D

Re: Re: Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 20. Jul 2015, 13:00
von Martina777
Garten wird anscheinend je Clientel überhaupt nicht mehr gewünscht - letztens sprach ich mit einem Bauunternehmer, der meinte, zuviel Grünfläche, und wenn es nur Rasen ist, ist an neuen Mehrparteienhäuser für Käufer der Wohnungen abschreckend, schlägt sich das doch als dauernde Gärtner-Pflegekosten in den Nebenkosten nieder.
Was völlig idiotisch ist - und dann schreit wieder jeder, dass "die Städte durchlüftet sein müssen" - wg. sommerlicher Hitze und so. Nein, alles muss möglichst pflegeleicht sein, steril und sauber. Retrofuturistisch geradezu ;D(Ähnlich Gelsenkirchner Barock.)

Re: Re: Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 20. Jul 2015, 13:06
von enigma
Dieses "innerstädtische Verdichten" führt hier auch dazu, dass immer mehr Fläche des Grundstücks für das Haus genutzt wird und nur noch ein ganz schmaler Streifen zum Nachbarn oder zur Straße hin frei bleibt. Der eignet sich dann manchmal wirklich nur noch dazu, dort ein paar robuste Stauden anzusiedeln.An dieser Stelle kommen die Kommunen ins Spiel: Vor einigen Jahren hat die Stadt Freiburg es praktisch untersagt, Bäume auf Grundstücken zu fällen, um dort eine Zweit- oder Drittgarage zu errichten. Analog dazu sollte die Kommune beim Verkauf von Flächen und der Erstellung von Bebauungsflächen alle Möglichkeiten ausschöpfen, um beim Bau solcher innerstädtischen "Mehrfamilienhaus-Tanker" vorzuschreiben, dass Platz für mindestens einen Baum bleibt.Das Geschrei wär groß, der Gewinn (nein, nicht der finanzielle des Bauträgers) ungleich größer.

Re: Re: Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 20. Jul 2015, 13:14
von Gartenplaner
Das hat nicht unbedingt mit "innerstädtisch" zu tun - in Luxemburg findet man diese "Mehrfamilienhaus-Tanker" ;D in jedem Dorf, wo Einfamilienhäuser verkauft wurden und das Grundstück es hergab, da die Immobilienpreise in den letzten 20 Jahren explodiert sind.Besagter Bauunternehmer beläßt an seinen Bauobjekten nur die von der jeweiligen Kommune gesetzlich geforderte Grünfläche, ist das Grundstück größer, teilt er auf und schaut, ob er daran anschließend weitere Grundstücke kaufen kann für weitere Bauten oder verkauft den "Rest", wenn der nicht bebaubar ist.

Re: Re: Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 20. Jul 2015, 13:19
von enigma
"Innerstädtisch" war missverständlich ausgedrückt, ich meinte ganz einfach "innerorts". Aber natürlich gilt das auch, wenn am Ortsrand neu gebaut wird.Auch bei den Reihenhäusern ist dieser Trend zu beobachten, er kommt letztlich auch in solchen "Gärten" wie oben gezeigt zum Ausdruck. Manche hätten vermutlich lieber komplett gepflastert und den Parkplatz/Carport noch etwas vergrößert.Aber, um mal etwas abzulästern: Eingekauft wird Bio.

Re: Re: Was ist denn nun gute (Garten-)Gestaltung?

Verfasst: 20. Jul 2015, 13:19
von Martina777
Derartige Sachzwänge führen eben zu Beliebigkeit und möglichst hoher Effizienz.Da waren Arbeitersiedlungen, die die Fabrikanten vor 100 Jahren für ihre Arbeiter gebaut haben, großzügiger und menschenfreundlicher.