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Re:Was ist ein Garten?
Verfasst: 15. Mär 2010, 09:31
von fars
Und eigentlich finde ich es ganz schön dekadent, wenn die Leute einen Garten haben und nicht mal einen einzigen Obstbaum oder Beerenstauch für die Kinder zum Naschen oder ein Büschel Schnittlauch pflanzen, weil es viel weniger Mühe macht alle Lebensmittel zu kaufen.
Von dieser vermeintlichen Dekadenz leben ganze Industrie- und Gewerbezweige und ernähren damit ein Heer an Arbeitnehmern.Wenn das dekadent sein soll, dann ist der Vorwurf überheblich.
Re:Was ist ein Garten?
Verfasst: 15. Mär 2010, 09:31
von Staudo
Letzteres wird gerade nicht passieren. Einen einzelnen Riesen-LKW von Spanien aus zu schicken ist pro Tomate billiger als viele kleine Transportfahrzeuge aus der Region in die Läden fahren zu lassen.Weiter unten schrieb jemand, ein Garten lebe und sterbe mit dem Gärtner. Das gefällt mir. Gärten, die ohne ihren Schöpfer am Leben gehalten werden, haben etwas Museales.
Re:Was ist ein Garten?
Verfasst: 15. Mär 2010, 09:36
von fars
Gärten, die ohne ihren Schöpfer am Leben gehalten werden, haben etwas Museales.
Dennoch bleiben sie Gärten.Und warum kann der Geist des ursprünglichen Gärtners nicht auf dessen Epigonen übergehen? Sissinghurst, Great Dixter und Foerster-Garten sind derartige Beispiele.
Re:Was ist ein Garten?
Verfasst: 15. Mär 2010, 09:37
von Lehm
Und eigentlich finde ich es ganz schön dekadent, wenn die Leute einen Garten haben und nicht mal einen einzigen Obstbaum oder Beerenstauch für die Kinder zum Naschen oder ein Büschel Schnittlauch pflanzen, weil es viel weniger Mühe macht alle Lebensmittel zu kaufen.
Eigentlich stimme ich dir zu. Nur ist es hier eben meistens nicht (mehr) so, dass die Menschen auf Nutzgärten angewiesen sind. Gemüseanbau wird als mühsamer empfunden als das Pflegen von Zierpflanzen, die optisch meist ja auch mehr hergeben. Aus demselben grund kaufen viele Gärtner auch lieber Pflanzen und Dünger in der Gärtnerei als Setzlinge selbst zu ziehen und den Kompost zu pflegen. Das muss man wohl akzeptieren, sonst müsste man den Häuslebauern auch ihr Haus absprechen (man kann auch in einer Wohnung leben), den unnötig grossen SUV, usw. Reine Ziergärten ohne Kompost bezeichne ich deswegen aber immer noch liebend gerne als Pflanzenausstellungen.

Re:Was ist ein Garten?
Verfasst: 15. Mär 2010, 09:43
von Günther
Ich wüßte nicht, daß bei den hängenden Gärten der Semiramis irgendwo ein Komposthaufen erwähnt wurde....
Re:Was ist ein Garten?
Verfasst: 15. Mär 2010, 09:44
von Lehm
Eben, eine Pflanzenausstellung!

Re:Was ist ein Garten?
Verfasst: 15. Mär 2010, 09:44
von Staudo
Dort fiel kein Kompost an, alles wurde in Seramis kultiviert.
Re:Was ist ein Garten?
Verfasst: 15. Mär 2010, 09:53
von uliginosa
Und eigentlich finde ich es ganz schön dekadent, wenn die Leute einen Garten haben und nicht mal einen einzigen Obstbaum oder Beerenstauch für die Kinder zum Naschen oder ein Büschel Schnittlauch pflanzen, weil es viel weniger Mühe macht alle Lebensmittel zu kaufen.
Von dieser vermeintlichen Dekadenz leben ganze Industrie- und Gewerbezweige und ernähren damit ein Heer an Arbeitnehmern.Wenn das dekadent sein soll, dann ist der Vorwurf überheblich.
Meinst du die Lebensmittelindustrie?

Die würde doch kaum merken, wenn die Leute ein paar Johannisbeeren oder Äpfel aus dem eigenen Garten essen würden.Marmelade ist das einzige, womit unser Garten den Bedarf decken könnte, und selbst da kaufe ich z.B. Heidelbeermarmeldae zu, weil die hier nicht wachsen. Gärten ohne Kompost - d.h., dass alle Gartenabfälle weggefahren werden müssen und jeglicher Dünger gekauft werden muss? Auch das dürfte sich mit steigenden Energiekosten auf Dauer erledigen.
Re:Was ist ein Garten?
Verfasst: 15. Mär 2010, 10:26
von uliginosa
Letzteres wird gerade nicht passieren. Einen einzelnen Riesen-LKW von Spanien aus zu schicken ist pro Tomate billiger als viele kleine Transportfahrzeuge aus der Region in die Läden fahren zu lassen.Weiter unten schrieb jemand, ein Garten lebe und sterbe mit dem Gärtner. Das gefällt mir. Gärten, die ohne ihren Schöpfer am Leben gehalten werden, haben etwas Museales.
Lebensmitteltransport ist ein weites Feld und hier eigentlich OT, deshalb zur Illustriation nur diesen Link:
http://www.eco-world.de/scripts/basics/ ... o=13020Der zweite Punkt ist interessant: Während es bisher hier v.a. um den Garten als funktionelle Einheit, als umzäunten Raum zum Pflanzenanbau ging geht es in dem Zitat um den Garten als individuelles Kunstwerk - als gestaltete Landschaft oder als bedeutende Pflanzensammlung. Sicher gibt es solche Gärten, haben einige von euch solche Gärten!

Aber wenn ich mich hier so umgucke, die Durchschnittsgärten, da ist nicht viel individuelles, was fehlen würde ...
Re:Was ist ein Garten?
Verfasst: 15. Mär 2010, 10:33
von Günther
Intressant ist in meinen Augen, dass Gärten in vielen tropischen Regionen, so es keine Luxusgärten sind, sondern der Selbstversorgung der armen Bevölkerung dienen, so gut wie keine Zierpflanzen gibt.
Ich weiß beispielsweise aus Chiapas, daß dort zwar keine Blumengärten waren, aber fast überall "Topfpflanzen" (in alten Blechdosen...) vor den Hütten standen.Und im Sudan, in Gegenden, wo Wasser und nutzbare Fläche knapp sind, hatten etwas gehobenere Höfe auch Zierpflanzen - sehr sparsam. Bei mancher Hütte stand auch z.B. eine Bougainvillea, macht kaum Aufwand und ist "nur" schön. Natürlich sind dort die Leute schon froh, wenn sie zeit- und wassermäßig ihre Gemüse"felder" in Schuß halten können.In kleine Höfe konnten wir kaum schauen, dort verbieten die nächtens eingeschlossenen Ziegen wohl jegliche Zierpflanze....
Re:Was ist ein Garten?
Verfasst: 15. Mär 2010, 11:13
von fars
Intressant ist in meinen Augen, dass Gärten in vielen tropischen Regionen, so es keine Luxusgärten sind, sondern der Selbstversorgung der armen Bevölkerung dienen, so gut wie keine Zierpflanzen gibt.
Ich weiß beispielsweise aus Chiapas, daß dort zwar keine Blumengärten waren, aber fast überall "Topfpflanzen" (in alten Blechdosen...) vor den Hütten standen.Und im Sudan, in Gegenden, wo Wasser und nutzbare Fläche knapp sind, hatten etwas gehobenere Höfe auch Zierpflanzen - sehr sparsam.
Eben.Gartenland ist/war für Zierschnickschnack zu wertvoll.
Re:Was ist ein Garten?
Verfasst: 15. Mär 2010, 11:16
von orcanet
Eine interessante Diskussion! :)Ich habe noch ein schönes Zitat dazu gefunden"Der Garten ist ein umschlossener Ort, dazu bestimmt, das Beste zu schützen: Pflanzen, Ideen und den Boden, worin beide wurzeln." Gilles Clément
Re:Was ist ein Garten?
Verfasst: 15. Mär 2010, 11:43
von Danilo
Und warum kann der Geist des ursprünglichen Gärtners nicht auf dessen Epigonen übergehen? Sissinghurst, Great Dixter und Foerster-Garten sind derartige Beispiele.
Der Foerster-Garten ist in seinem aktuellen Zustand ein Paradebeispiel für einen Garten, auf den dieser Geist nicht übergegangen ist.

Re:Was ist ein Garten?
Verfasst: 15. Mär 2010, 11:59
von zwerggarten
danilo, genau so sehe ich das auch. ein tragischer fall.

jedoch noch immer ein garten, immerhin.

Re:Was ist ein Garten?
Verfasst: 15. Mär 2010, 12:51
von fars
Scheint unterschiedlich empfunden zu werden. Ich meine, hier schon Lob gelesen zu haben.So auch hier, wenn auch verhalten:
http://www.garten-literatur.de/Leselaube/persoenl/foerster_garten.htm und hier:
http://www.denkmalschutz.de/foerstergarten.html Ich selber kenne ihn nicht und kann deshalb nur auf div. Quellen zurückgreifen.