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Re: heimische Pflanzen an ihren natürlichen Standorten

Verfasst: 25. Sep 2025, 10:34
von sempervirens
Mediterraneus hat geschrieben: 18. Sep 2025, 13:27 Wunderschöne Schatzkästchen zeigst du da :D

Hier ist der Focus des Bund Naturschutz leider weg von der Artenvielfalt der Kulturlandschaft hin zu fast ausschließlich Wolf und Biber gewechselt, als gäbe es nichts anderes mehr. Damit lassen sich mehr Unterstützer vom Wohnzimmersofa holen, als durch poplige Wildblumen.
Vielen dank, ich finde die Pflanzen auch sehr grazil!
Da stimme ich dir zu. Leider liegt das Interesse der meisten Menschen tatsächlich woanders. Die Aufmerksamkeit konzentriert sich oft auf faunistische Elemete wie vor allem charismatischen Tierarten wie Vögel und Säugetiere, vielleicht noch auf Schmetterlinge und Bienen, aber dann wird die Luft schnell dünn.

Blühende Landschaften finden zwar viele toll, doch kaum jemand engagiert sich für den Schutz der kleinen, unscheinbaren und mittlerweile extrem seltenen Pflanzenarten. Eine Ausnahme bilden die Orchideen, die durch Vereine wie den AHO eine starke und wichtige Lobby haben.

In meiner Region erlebe ich immer wieder die fatale Einstellung, dass „Nichtstun der beste Schutz“ sei. Man hat die Beweidung und Entbuschung der Kalkfelsen aufgegeben. Die Folge war eine fortschreitende Verwaldung, durch die Arten wie die Herbst-Wendelähre (Spiranthes spiralis) und andere Spezialisten bei uns ausgestorben sind oder nur noch als Relikte vorkommen.

Auf der anderen Seite begegne ich Schäfern, die Landschaftspflege im Nebenerwerb betreiben und sich ernsthaft wundern, wieso sie für „ein paar Kräuter“ Geld vom Staat bekommen. Sie empfinden diese Förderung für „Unkraut“ als die größte Geldverschwendung. Offenbar verstehen sie nicht, dass sie unverzichtbare Landschaftspflege leisten und damit seltene Arten wie den Englischen Ginster (Genista anglica) oder wertvolle Magerrasengesellschaften erhalten.
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Im letzten Herbst wurde eine Fläche, die voller Nickender Disteln stand, leider komplett verfüllt und abgetragen. Während der Bauarbeiten habe ich von mehreren verschiedenen Pflanzen Samenköpfe gesammelt, um die Art auf dieser Fläche vor dem Aussterben zu bewahren.
Wo früher ein Massenbestand der Distel wuchs, etablierten sich durch das neophytenverseuchte Füllmaterial (Riesen-Goldrute, Staudenknöterich und die üblichen Verdächtigen) kaum noch heimische Pflanzen.
Ich habe jedoch die Gelegenheit genutzt und an den gestörten Rändern der Wege, die durch die Baufahrzeuge entstanden sind, das gesammelte Saatgut der Nickenden Distel ausgebracht. Ich finde, das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen!
Jetzt hoffe ich, dass sie sich von diesen Startpunkten aus wieder auf der Fläche ausbreiten kann. Grundsätzlich hätte die Distel als Pionierpflanze von der Bodenstörung sogar profitiert – aber nicht mit dieser überdüngten und mit Neophyten belasteten Erde.
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Auf dem Bild ist zwar nicht nur die Nickende Distel, sondern auch die Ackerkratzdistel zu sehen, aber der Anteil der Nickenden Distel ist beachtlich. Leider habe ich es versäumt, die Fläche zur Hauptblütezeit zu besuchen. Das wäre wegen der laufenden Verfüllarbeiten aber ohnehin kaum möglich gewesen

Re: heimische Pflanzen an ihren natürlichen Standorten

Verfasst: 25. Sep 2025, 11:19
von solosunny
Von nickender Distel hab ich mir gerade Saatgut besorgt. Ich möchte sie bei mir etablieren. Ist ein Normalkeimer, oder?
Ich hatte mal einen Dominanzbestand am Kyffhäuser gesehen, war toll.

Re: heimische Pflanzen an ihren natürlichen Standorten

Verfasst: 25. Sep 2025, 11:27
von Rokko21
Hier findet man die Nickende Distel selten. Sie ist doch auch nur zweijährig?