Re: Genetische Verwandtschaft europäischer Apfelsorten
Verfasst: 19. Okt 2023, 21:23
Danke für den Link cydorian!
Ich habe in der Zwischenzeit noch weitere Untersuchungen gefunden und habe neue Erkenntnisse zu sehr bekannten und verbreiteten Sorten gefunden. Außerdem habe ich die erste Aufzählung von mir in diesem Thema überarbeitet.
https://journals.ashs.org/hortsci/view/journals/hortsci/57/3/article-p472.xml
https://nph.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/ppp3.10313
https://link.springer.com/article/10.1007/s10341-020-00483-0
Was ich spannend finde ist u.a. das auch in Cox Orange und Golden Delicious die Renette Franche drin steckt. Ich finde es naheliegend da sie ja auch in den Stammbäumen allermeisten sonstigen Tafeläpfeln enthalten ist.
Cox Orange´s zweite Elternsorte ist zwischenzeitlich auch bekannt, es ist Rosemary Russet! Die Elternsorte von Rosemary Russet ist Nonpareil welche wiederum von der Renette Franche abstammt. Schön zu sehen im zweiten Link.
Lustiger Weise habe ich auf meinem Multisortenbaum auf Cox Orange wissentlich die Muskatrenette (Margil) drauf veredelt und direkt daneben, ohne die Verwandtschaft zu wissen, letzes Jahr auch Rosemary Russet. Damit könnte ich in den nächsten Jahren theoretisch die Kreuzung wiederholen welche zu Cox Orange geführt hat.
Wäre spannend ob solche Kreuzungen, aus denen so bekannte Sorten "zufällig" entstanden sind, vielleicht sogar bessere Äpfel hervorbringen können, also einen "robusteren Cox" (es gitb ja sehr viel Nachfahren von Cox, darunter auch robustere Sorten, nur so als Beispiel).
Golden Delicious´s eine Elternsorte, Grimes Golden, ist ja ebenfalls schon bekannt gewesen, die zweite Elternsorte ist jedoch unbekannt. Im ersten Link kann man jetzt allerdings nachverfolgen das einerseits der Gelbe Bellefleur eine Großelternsorte von Golden Delicious ist und die Renette Franche sowohl die Großelternsorte von Grimes Golden und vom Gelben Bellefleur ist.
Das Ziel der Untersuchung war es ja den Stammbaum von Honeycrisp aufzurollen, dabei kam dann auch raus das die Sorte Northern Spy ebenfalls die Renette Franche als Großelelternsorte hat, heißt also sie steckt auch in Ontario und den MM - Unterlagen.
Insgesamt erweitert es nochmal deutlich die ohnehin schon reichen Nachfahren der Renette Franche.
In anderen Sorten steckt sie auch durch andere Vorfahren, z.B. in der Zabergäurenette durch die Goldparmäne oder im Brettacher durch die Champagnerrenette.
Ein anderes Thema, was mich auch schon in der ersten Untersuchung interessiert hat ist die Identität der Sorte "Dutch Mignonne", nach einiger Recherche ist sie tätsächlich identisch mit der Kasseler Renette bzw. ein Synonym dafür.
Sie scheint auch eine der sehr alten Sorten zu sein die in mehreren unserer heutigen sehr bekannten "alten Sorten" drinsteckt. Prominentes Beispiel scheint der allbekannte Boskoop zu sein, aber auch der Dülmener Rosenapfel, Zabergäurenette u.a.
Aufgefallen ist mir auch das der Danziger Kantapfel ebenfalls oft ein Elternteil von bekannten alten Sorten ist und sich somit wohl auch in die Gruppe der sehr alten Sorten bzw. "Gründer" einreihen kann.
Hier nochmal ein paar Herkünfte, nicht ganz sortiert. Natürlich immer mit einem kleinen "?" aber oft durch 2 Untersuchungen bestätigt oder auch so von der pomologischen Ähnlichkeit plausibel:
Ein paar Sorten die ich oben schon Erwähnt habe:
Goldparmäne = Orleans Renette x ?
Kaiser Wilhelm = Orleans Renette (2n) x ?
Harbert´s Renette = Orleans Renette (2n) x ?
Goldrenette von Blenheim = Orleans Renette (2n) x ?
Holzhäuser Renette = Orleans Renette (2n) x ?
Mulhaupts Renette = Orleans Renette (2n) x ?
Und viele triploide Apfelsorten (3n = 3 Chromosomensätze) :
Holsteiner Cox = Cox Orange (2n) x Ananasrenette (1n)
Neue Orleans Renette = Orleans Renette (2n) x Königlicher Kurzstiel (1n)
Schöner aus Boskoop = Kasseler Renette (2n) x ?
Rheinischer Winterrambur = Brabant Bellefleur (vielleicht identisch mit Roten Bellefleur?) (2n) x ?
Biesterfelder Renette = Danziger Kantapfel (2n) x Karmeliterrenette (1n)
Sächsischer Königsapfel = Danziger Kantapfel (2n) x ?
Zabergäurenette = Goldparmäne (2n) x Kasseler Renette (1n)
Brettacher = Öhringer Blutstreifling (2n) x Champagnerrenette (1n)
Englischer Prinz = Prinzenapfel (2n) x ?
Doppelter Prinzenapfel = Prinzenapfel (2n) x ?
Horneburger Pfannkuchenapfel = Boiken (2n) x Prinzenapfel (1n)
Das finde ich noch interessant da ja durchaus eine Ähnlichkeit zum Finkenwerder Herbstprinz besteht, der aus der selben Kreuzung (nur in diploid) entstammt, sowas hatte ich mir schon gedacht. Interessant auch das es schon die dritte durchaus bekannte Sorte aus dieser Verbindung ist, scheinbar alle als Zufallssämlinge enstanden (die andere Sorte ist der Glockenapfel).
Joseph Musch = Baumanns Renette (2n) x ?
Altmärker Goldrenette = Edelborsdorfer (2n) x ?
Davon pomologisch kaum zu unterscheiden der Seebaer Borsdorfer welcher als Edelborsdorfer verbreitet wurde (und wahrscheinlich noch wird), als Synonym auch Fromms Goldrenette hat.
Seebaer Borsdorfer = Edelborsdorfer (2n) x ?
Kanadarenette = Renette Franche (2n) x ?
Bremer Doodapfel = Reinette Franche (2n) x ?
Karmijn de Sonnaville = Cox Orange (2n) x Jonathan (1n)
Bischhofshut = (echter) Purpurroter Cousinot (2n) x ?
Klausdorfer Häger = (echter) Purpurroter Cousinot (2n) x ?
In der zweiten DGO - Bestimmung beschreibt Bannier den Kleinen Brünnerling als älteste der verschiedenen Brünnerlinge und als einzige diploide Sorte die anscheinend der Vorfahr der anderen Sorten ist. In dem zweiten Link steht die Akzession "Trat._Laze" als Elternsorte von Welschbrunner und Welschisner, es muss sich also um den Kleinen Brünnerling handeln.
Oberösterreichischer Brünnerling = Kleiner Brünnerling (2n) x ?
Welschbrunner = Kleiner Brünnerling (2n) x ?
Welschisner = Kleiner Brünnerling (2n) x ?
Einmal taucht "Trat._Laze" auch als 1n Eltenteil auf:
Bühlers Erdbeerapfel = "Roter_Gestreifter_Astrachan" (roter Astrachan?) (2n) x Kleiner Brünnerling (1n)
Igstader Matapfel = Brauner Matapfel (2n) x ?
Roter Münsterländer Borsdorfer = Gelber Münsterländer Borsdorfer (2n) x ?
Schöner aus Haseldorf = Peason (2n) x ?
Schöner aus Wiedenbrück = Ribonde (2n) x Prinzenapfel (1n)
Riesenboiken = Boiken (2n) x ?
(Passende Namensgebung auf jeden Fall)
King of Tokins County = Esopus Spitzenburg (2n) x ?
Ein kleines Fragezeigen habe ich bei "Edler von Leipzig" und "Edler aus Leipzig" in dem zweiten Link. Beide haben Boiken als 2n - Elternteil, einer Kaiser Alexander und der andere die Kasseler Renette als 1n - Elternteil.
Und weitere diploide Apfelsorten:
Allington Pepping = Dumelow's Seedling x Cox Orange (nicht Cox x Goldparmäne wie gedacht)
Cellini = Kaiser Alexander x Langtons Sondergleichen (Alexander schon bekannt in erster Untersuchung)
Königlicher Kurzstiel = Brabant Bellefleur (Roter Bellefleur?) x ?
Cox Pomona = Kaiser Alexander x (Golden_Harvey x (Reinette_Franche x Reinette_des_Carmes)) (Kaiser Alexander war bekannt)
LG
Ich habe in der Zwischenzeit noch weitere Untersuchungen gefunden und habe neue Erkenntnisse zu sehr bekannten und verbreiteten Sorten gefunden. Außerdem habe ich die erste Aufzählung von mir in diesem Thema überarbeitet.
https://journals.ashs.org/hortsci/view/journals/hortsci/57/3/article-p472.xml
https://nph.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/ppp3.10313
https://link.springer.com/article/10.1007/s10341-020-00483-0
Was ich spannend finde ist u.a. das auch in Cox Orange und Golden Delicious die Renette Franche drin steckt. Ich finde es naheliegend da sie ja auch in den Stammbäumen allermeisten sonstigen Tafeläpfeln enthalten ist.
Cox Orange´s zweite Elternsorte ist zwischenzeitlich auch bekannt, es ist Rosemary Russet! Die Elternsorte von Rosemary Russet ist Nonpareil welche wiederum von der Renette Franche abstammt. Schön zu sehen im zweiten Link.
Lustiger Weise habe ich auf meinem Multisortenbaum auf Cox Orange wissentlich die Muskatrenette (Margil) drauf veredelt und direkt daneben, ohne die Verwandtschaft zu wissen, letzes Jahr auch Rosemary Russet. Damit könnte ich in den nächsten Jahren theoretisch die Kreuzung wiederholen welche zu Cox Orange geführt hat.
Wäre spannend ob solche Kreuzungen, aus denen so bekannte Sorten "zufällig" entstanden sind, vielleicht sogar bessere Äpfel hervorbringen können, also einen "robusteren Cox" (es gitb ja sehr viel Nachfahren von Cox, darunter auch robustere Sorten, nur so als Beispiel).
Golden Delicious´s eine Elternsorte, Grimes Golden, ist ja ebenfalls schon bekannt gewesen, die zweite Elternsorte ist jedoch unbekannt. Im ersten Link kann man jetzt allerdings nachverfolgen das einerseits der Gelbe Bellefleur eine Großelternsorte von Golden Delicious ist und die Renette Franche sowohl die Großelternsorte von Grimes Golden und vom Gelben Bellefleur ist.
Das Ziel der Untersuchung war es ja den Stammbaum von Honeycrisp aufzurollen, dabei kam dann auch raus das die Sorte Northern Spy ebenfalls die Renette Franche als Großelelternsorte hat, heißt also sie steckt auch in Ontario und den MM - Unterlagen.
Insgesamt erweitert es nochmal deutlich die ohnehin schon reichen Nachfahren der Renette Franche.
In anderen Sorten steckt sie auch durch andere Vorfahren, z.B. in der Zabergäurenette durch die Goldparmäne oder im Brettacher durch die Champagnerrenette.
Ein anderes Thema, was mich auch schon in der ersten Untersuchung interessiert hat ist die Identität der Sorte "Dutch Mignonne", nach einiger Recherche ist sie tätsächlich identisch mit der Kasseler Renette bzw. ein Synonym dafür.
Sie scheint auch eine der sehr alten Sorten zu sein die in mehreren unserer heutigen sehr bekannten "alten Sorten" drinsteckt. Prominentes Beispiel scheint der allbekannte Boskoop zu sein, aber auch der Dülmener Rosenapfel, Zabergäurenette u.a.
Aufgefallen ist mir auch das der Danziger Kantapfel ebenfalls oft ein Elternteil von bekannten alten Sorten ist und sich somit wohl auch in die Gruppe der sehr alten Sorten bzw. "Gründer" einreihen kann.
Hier nochmal ein paar Herkünfte, nicht ganz sortiert. Natürlich immer mit einem kleinen "?" aber oft durch 2 Untersuchungen bestätigt oder auch so von der pomologischen Ähnlichkeit plausibel:
Ein paar Sorten die ich oben schon Erwähnt habe:
Goldparmäne = Orleans Renette x ?
Kaiser Wilhelm = Orleans Renette (2n) x ?
Harbert´s Renette = Orleans Renette (2n) x ?
Goldrenette von Blenheim = Orleans Renette (2n) x ?
Holzhäuser Renette = Orleans Renette (2n) x ?
Mulhaupts Renette = Orleans Renette (2n) x ?
Und viele triploide Apfelsorten (3n = 3 Chromosomensätze) :
Holsteiner Cox = Cox Orange (2n) x Ananasrenette (1n)
Neue Orleans Renette = Orleans Renette (2n) x Königlicher Kurzstiel (1n)
Schöner aus Boskoop = Kasseler Renette (2n) x ?
Rheinischer Winterrambur = Brabant Bellefleur (vielleicht identisch mit Roten Bellefleur?) (2n) x ?
Biesterfelder Renette = Danziger Kantapfel (2n) x Karmeliterrenette (1n)
Sächsischer Königsapfel = Danziger Kantapfel (2n) x ?
Zabergäurenette = Goldparmäne (2n) x Kasseler Renette (1n)
Brettacher = Öhringer Blutstreifling (2n) x Champagnerrenette (1n)
Englischer Prinz = Prinzenapfel (2n) x ?
Doppelter Prinzenapfel = Prinzenapfel (2n) x ?
Horneburger Pfannkuchenapfel = Boiken (2n) x Prinzenapfel (1n)
Das finde ich noch interessant da ja durchaus eine Ähnlichkeit zum Finkenwerder Herbstprinz besteht, der aus der selben Kreuzung (nur in diploid) entstammt, sowas hatte ich mir schon gedacht. Interessant auch das es schon die dritte durchaus bekannte Sorte aus dieser Verbindung ist, scheinbar alle als Zufallssämlinge enstanden (die andere Sorte ist der Glockenapfel).
Joseph Musch = Baumanns Renette (2n) x ?
Altmärker Goldrenette = Edelborsdorfer (2n) x ?
Davon pomologisch kaum zu unterscheiden der Seebaer Borsdorfer welcher als Edelborsdorfer verbreitet wurde (und wahrscheinlich noch wird), als Synonym auch Fromms Goldrenette hat.
Seebaer Borsdorfer = Edelborsdorfer (2n) x ?
Kanadarenette = Renette Franche (2n) x ?
Bremer Doodapfel = Reinette Franche (2n) x ?
Karmijn de Sonnaville = Cox Orange (2n) x Jonathan (1n)
Bischhofshut = (echter) Purpurroter Cousinot (2n) x ?
Klausdorfer Häger = (echter) Purpurroter Cousinot (2n) x ?
In der zweiten DGO - Bestimmung beschreibt Bannier den Kleinen Brünnerling als älteste der verschiedenen Brünnerlinge und als einzige diploide Sorte die anscheinend der Vorfahr der anderen Sorten ist. In dem zweiten Link steht die Akzession "Trat._Laze" als Elternsorte von Welschbrunner und Welschisner, es muss sich also um den Kleinen Brünnerling handeln.
Oberösterreichischer Brünnerling = Kleiner Brünnerling (2n) x ?
Welschbrunner = Kleiner Brünnerling (2n) x ?
Welschisner = Kleiner Brünnerling (2n) x ?
Einmal taucht "Trat._Laze" auch als 1n Eltenteil auf:
Bühlers Erdbeerapfel = "Roter_Gestreifter_Astrachan" (roter Astrachan?) (2n) x Kleiner Brünnerling (1n)
Igstader Matapfel = Brauner Matapfel (2n) x ?
Roter Münsterländer Borsdorfer = Gelber Münsterländer Borsdorfer (2n) x ?
Schöner aus Haseldorf = Peason (2n) x ?
Schöner aus Wiedenbrück = Ribonde (2n) x Prinzenapfel (1n)
Riesenboiken = Boiken (2n) x ?
(Passende Namensgebung auf jeden Fall)
King of Tokins County = Esopus Spitzenburg (2n) x ?
Ein kleines Fragezeigen habe ich bei "Edler von Leipzig" und "Edler aus Leipzig" in dem zweiten Link. Beide haben Boiken als 2n - Elternteil, einer Kaiser Alexander und der andere die Kasseler Renette als 1n - Elternteil.
Und weitere diploide Apfelsorten:
Allington Pepping = Dumelow's Seedling x Cox Orange (nicht Cox x Goldparmäne wie gedacht)
Cellini = Kaiser Alexander x Langtons Sondergleichen (Alexander schon bekannt in erster Untersuchung)
Königlicher Kurzstiel = Brabant Bellefleur (Roter Bellefleur?) x ?
Cox Pomona = Kaiser Alexander x (Golden_Harvey x (Reinette_Franche x Reinette_des_Carmes)) (Kaiser Alexander war bekannt)
LG
