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Re: Moos - Mal gewollt, mal gehasst... II

Verfasst: 27. Aug 2021, 21:57
von LissArd
Gartenplaner hat geschrieben: 27. Aug 2021, 21:23
So mal aus der Ferne spekuliert, scheint mir da vielleicht eher der Putz die Schwachstelle.
Ansonsten klingt es so, als ob die Treppenwand-Außenstützmauer schon so gebaut worden wäre wie eine Trockenmauer und deshalb auch mit ab und an mal Feuchtigkeit und im Winter Eisbildung kein Problem bekommt, weil sie sich in sich leicht bewegen kann.
Der Putz ist spröder und durch diese minimalen Bewegungen gerissen und vom Frost dann weiter angegriffen worden.
Vielleicht hätte man ihn abklopfen und die Wand dann einfach roh in Bruchstein lassen können (dann hätten sich noch viel mehr Farne und Moose angesiedelt ;D )

Ja, das war damals der Plan, aber offenbar ist das hier verbaute Gestein nicht dazu geeignet, unverputzt zu bleiben. Ich hatte damals einen Restaurator, einen "Maurermeister in der Denkmalpflege" zum Begutachten der Gebäude und Gewölbe hier, der meinte es gäbe zwei Arten von Bruchstein-Mauerwerk: das bereits "steinsichtig erstellte", das aus entsprechend behauenen Werksteinen bestünde, und dann die Sorte, die wirklich aus Steinbruch erstellt wurde. Diese eigne sich zwar hervorragend als freistehende, nicht aber als tragende Mauer, da der Verputz hier zentraler Teil der Statik wäre. Viele Leute, die diese alten Häuser kaufen, würden diesen Unterschied aber nicht kennen, und wohlmeinend überall den Außenverputz abschlagen, auch im Sockelbereich, und das wäre dann genauso verheerend, wie die Bausünde der 80er Jahre, alles mit Zement dicht zu machen. Er meinte, ich hätte mit diesem Haus extremes Glück gehabt und könne froh sein, dass der Vorbesitzer sich eigentlich um NICHTS gekümmert habe und alles so leicht desolat verwahrlost sei – dass das, was mir so große Sorgen bereite, nämlich bröckelnder Putz und sichtbar werdende Steine, in Wirklichkeit das Beste sei, was mir hätte passieren können, da es beweist, dass es sich noch um den originalen diffusionsoffenen Putz handle – der Grund, warum es im Haus keinerlei Feuchteschäden gäbe. Die Bruchsteinmauern sind nach innen hin teils mit Lehm, teils mit Kalk verputzt, die Außenmauern mit diesem natürlichen Romanzement – dadurch ist das Mauerwerk "kapillarporös" und eventuell aus dem Erdreich steigende Feuchtigkeit kann in alle Richtung verdunsten, während gleichzeitig der traditionelle Verputz das Mauerwerk in seiner kleinteiligen Misch-Bauweise (Schiefer, Sandstein, Holz, etc) stabilisiere. Die meisten dieser alten Bruchsteinhäuser sind wohl nachträglich (wie die Burgmauer in deinem Link) mit Zement abgedichtet worden und hätten massive Probleme mit Feuchtigkeit und mauerwerkszerstörenden Salzen, speziell im Sockelbereich. Und diesen Zement wieder runterzuklopfen, ohne dabei die Steine komplett zu zerstören, sei wohl auch fast unmöglich.

Jedenfalls, ja – der Putz ist die Schwachstelle, da hast Du leider Recht. Wenn ich ihn jedoch komplett abschlage, muss ich leider auch komplett neu verputzen, anstatt das Mauerwerk offen lassen zu können. Der Rotliegende Sandstein ist zu weich und witterungsempfindlich, um unverputzt zu bleiben. Außerdem sind in der Wand offenbar zahlreiche recht kleine Schieferstücke in Lagen zum Höhenausgleich verbaut wurden, die ohne Verputz herausfallen würden. Die Alternative zum derzeitigen Zustand wäre also eine zwar schön organisch buckelige und mit natürlichen Rohstoffen verputzte, aber dennoch "dichte" Wand, die Moos und Flechten wohl keine Chance mehr ließe – deswegen zögere ich diese Entscheidung immer wieder heraus.

Re: Moos - Mal gewollt, mal gehasst... II

Verfasst: 27. Aug 2021, 22:07
von LissArd
Anderseits meinte der Pflasterer, der im Herbst hier alte Waaltjes verlegen soll, er würde mir dringend raten, das derzeit zum Hof hin offene Treppenloch irgendwie zu sichern, mit einem Geländer o.ä., damit nicht im Dunklen mal irgendwann jemand hineinfällt. Vielleicht könnte eine schöne kleine Trockenmauer diese seitliche Begrenzung bilden... ;D

Re: Moos - Mal gewollt, mal gehasst... II

Verfasst: 27. Aug 2021, 22:17
von Gartenplaner
LissArd hat geschrieben: 27. Aug 2021, 21:57
...dass das, was mir so große Sorgen bereite, nämlich bröckelnder Putz und sichtbar werdende Steine, in Wirklichkeit das Beste sei, was mir hätte passieren können, da es beweist, dass es sich noch um den originalen diffusionsoffenen Putz handle – der Grund, warum es im Haus keinerlei Feuchteschäden gäbe. Die Bruchsteinmauern sind nach innen hin teils mit Lehm, teils mit Kalk verputzt, die Außenmauern mit diesem natürlichen Romanzement – dadurch ist das Mauerwerk "kapillarporös" und eventuell aus dem Erdreich steigende Feuchtigkeit kann in alle Richtung verdunsten, während gleichzeitig der traditionelle Verputz das Mauerwerk in seiner kleinteiligen Misch-Bauweise (Schiefer, Sandstein, Holz, etc) stabilisiere.
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Jedenfalls, ja – der Putz ist die Schwachstelle, da hast Du leider Recht. Wenn ich ihn jedoch komplett abschlage, muss ich leider auch komplett neu verputzen, anstatt das Mauerwerk offen lassen zu können. Der Rotliegende Sandstein ist zu weich und witterungsempfindlich, um unverputzt zu bleiben. Außerdem sind in der Wand offenbar zahlreiche recht kleine Schieferstücke in Lagen zum Höhenausgleich verbaut wurden, die ohne Verputz herausfallen würden. Die Alternative zum derzeitigen Zustand wäre also eine zwar schön organisch buckelige und mit natürlichen Rohstoffen verputzte, aber dennoch "dichte" Wand, die Moos und Flechten wohl keine Chance mehr ließe – deswegen zögere ich diese Entscheidung immer wieder heraus.
[/quote]
Das klingt sehr ähnlich wie bei meinem Elternhaus, ein ehemaliger Bauernhof, 1779 erbaut, die Mauern bestehen aus kunterbunt zusammengewürfelten Lesesteinen und viel "sandigem" Bindematerial dazwischen, kein Keller, kein großartiges Fundament, hoher Grundwasserspiegel im Winter, auch da ist Diffusionsoffenheit des Verputzmaterials sehr wichtig.

Ich würds dann so lassen :)
Ja, es bröckelt - aber es steht auch noch stabil und bröckelnd in 50 Jahren 8)

[quote author=LissArd link=topic=54566.msg3743743#msg3743743 date=1630094824]
Anderseits meinte der Pflasterer, der im Herbst hier alte Waaltjes verlegen soll, er würde mir dringend raten, das derzeit zum Hof hin offene Treppenloch irgendwie zu sichern, mit einem Geländer o.ä., damit nicht im Dunklen mal irgendwann jemand hineinfällt. Vielleicht könnte eine schöne kleine Trockenmauer diese seitliche Begrenzung bilden... ;D

Die darf aber nicht zu klein/niedrig sein, und freistehende Trockenmauern müssen relativ breit sein, damit sie stabil genug werden.
(Vielleicht als Idee, wir haben den großen Hof vorm Haus mit ähnlichen Pollern und Kette dazwischen zum Bürgersteig abgegrenzt, das könnte ich mir auch gut für entlang des Treppenschachts vorstellen, 2 Stück, Kette dazwischen, wäre günstiger und weniger arbeitsaufwändig....)

Re: Moos - Mal gewollt, mal gehasst... II

Verfasst: 31. Jan 2022, 16:22
von goworo
Bestimmt kann mir jemand sagen, welche Moose hier wachsen. Bodenverhältnisse: humoser, saurer Sandboden.

Bild

Re: Moos - Mal gewollt, mal gehasst... II

Verfasst: 31. Jan 2022, 17:03
von Walt
Das dunklere um den Stamm herum ist auf jeden Fall ein Polytrichum. Vermutlich piliferum - könnte auch formosum sein.

Re: Moos - Mal gewollt, mal gehasst... II

Verfasst: 31. Jan 2022, 17:08
von Waldschrat
Egal was es ist, es schaut großartig aus :D

Re: Moos - Mal gewollt, mal gehasst... II

Verfasst: 31. Jan 2022, 17:18
von partisanengärtner
Polytrichum lässt sich bei frischem bis nassen kalkarmen Boden leicht ansiedeln.
Notfalls ein Stück Teichfolie vergraben wo man es ansiedeln will.

Das Moos entweder in Zentimeterabschnitte zerschneiden oder ganze Einzelfäden flach ausbreiten und mit 1-3 cm Torf oder ähnlichem Substrat bedecken.
Mann kann das Abdeckungsmaterial auch mit 50 % Sand oder saurem Lehm strecken.

Das Moos treibt rasch viele Moospflänzchen nach oben und ergibt rasch schöne dichte Polster.



Re: Moos - Mal gewollt, mal gehasst... II

Verfasst: 31. Jan 2022, 18:13
von tarokaja
Ich platze jetzt einfach mal dazwischen...
Da mich Moose schon als Kind fasziniert haben, heisst mein neuestes Gartenbuch "Der Moosgarten - mit Moosen gestalten" von Michael Altmoos (er heisst wirklich so!). (pala-Verlag, 2019)
Falls das schon jemand hier erwähnt hat, sorry, ich hab momentan einfach nicht die Zeit, alles durchzulesen.
Ich finde es sehr empfehlenswert.
Und ich musste schmunzeln als er in der Einleitung schreibt:
'Und wenn sich die altbekannte Frage des Gärtners "Wie krieg' ich nur das Moos los?" umdreht in: "Wie krieg' ich nur das Gras aus dem Moos los?", hat Sie sogar meine Begeisterung für diese Pflanzen angesteckt.'

Ich habe hier an meinem Steilhanggarten schon einiges an Moosen an den Mauern... es regnet ja u.a. sehr viel. Aber ganz leicht wird das nicht, hier eine wirklich gute Stelle für meinen geplanten Moosgarten zu finden.

Re: Moos - Mal gewollt, mal gehasst... II

Verfasst: 31. Jan 2022, 18:16
von Nova Liz †
Keine Ahnung was das für Moos ist,aber es sieht sehr weich und kuschelig aus, und mit den Farnen und dem Baumstumpf schafft die Ecke schöne Strukturen.

Re: Moos - Mal gewollt, mal gehasst... II

Verfasst: 31. Jan 2022, 18:34
von goworo
@Walt: danke, dann hat dieses Kind ja schon mal einen Namen. Bleiben noch die anderen beiden im Vordergrund. Diese 3 Arten kommen hier sehr häufig, zum Teil vergesellschaftet, zum Teil getrennt vor.
@Waldschrat: mir gefallen auch immer wieder die verschiedenen Grüntöne und Strukturen.
@Nova Liz: Sehr weich? Ja. Kuschelig? Bei der derzeitig nasskalten Witterung eher weniger. ;D

Re: Moos - Mal gewollt, mal gehasst... II

Verfasst: 4. Feb 2022, 11:10
von paulw
Das auf dem Baumstumpf könnte Hyphnum sein, ich befürchte die beiden vorne sind nicht zu erkennen. Kannst du ein detaillierteres Bild machen?

Re: Moos - Mal gewollt, mal gehasst... II

Verfasst: 28. Apr 2024, 10:52
von Gartenplaner
Wagt vielleicht jemand einen Bestimmungsversuch?
Dieses Moos hab ich grad aus der Garageneinfahrt des seit einiger Zeit mit Grundwasser gefluteten Rohbaus des Nachbarn gefischt, wuchs ganz unten, wo wirklich durchgängig Wasser war.
Ich denke, es ist weder Quellmoos noch Teichmoos, gibt es weitere Wassemoosarten?
Oder können manche Moose sich auf komplett untergetaucht “umstellen”?

Bild

Bild


Re: Moos - Mal gewollt, mal gehasst... II

Verfasst: 28. Apr 2024, 23:27
von Gartenplaner
Nach eigener Recherche könnte es wohl Calliergonella cuspidata, Spießmoos, sein…..

Re: Moos - Mal gewollt, mal gehasst... II

Verfasst: 29. Apr 2024, 00:33
von Inachis
Genauer bestimmen kann ich anhand der Fotos dein Moos nicht. Es gibt aber tatsächlich viele Moose und andere Pflanzen, die sowohl submers als auch emers wachsen können. Sie sehen allerdings meist anders über als unter Wasser aus.
Warum möchtest du das Moos genauer bestimmen?

Re: Moos - Mal gewollt, mal gehasst... II

Verfasst: 29. Apr 2024, 01:13
von Gartenplaner
Weil ich überlege, es in meinem Bonsaiteich anzusiedeln.
Und ein bisschen Sorge hatte, es könnte vielleicht zu wüchsig sein.

Die Bestückung mit Wasserpflanzen des Teiches ist insgesamt ne ziemliche Farn-und-Artverwandte-Sammlung geworden, Osmunda lancea, Thelypteris palustris und decursive-pinnata, Equisetum hyemale und scirpoides, Salvinia natans und an Moosen
hab ich schon Riccia fluitans und Leptomidictyum riparium drin.