ja, wie soll ich denn dafür Sorge tragen, dass die Merkmale erhalten bleiben, wenn niemand sagen kann, wie die sein sollen?
Na ja, stell Dir vor, ich wäre Vermehrer für 'Angora Super Sweet' (was ich nicht bin). Ich habe nur vier Pflanzen angezogen, und eine davon ist nicht so behaart wie die anderen. Natürlich würde ich eine der besonders schön behaarten für die Vermehrung nehmen. Wenn ich nun nur zwei Pflanzen gesät hätte, und zufällig beide das Merkmal 'Behaarung' nicht zeigen (die Wahrscheinlichkeit dafür ist nicht so klein, und bei tausend Sorten würde soetwas einige Dutzend Mal jedes Jahr passieren), oder ich würde nicht darauf achten - dann würde ich de facto nicht mehr 'Angora Super Sweet' vermehren. Wenn ich nun aus irgendeinem Grunde diese Sorte besonders oft weitergebe, vielleicht noch ein anderer Erhalter der Sorte ausfällt, dann wäre die eigentliche und ziemlich einzigartige Sorte 'Angora Super Sweet' verschwunden. Um die Vielfalt zu erhalten müssen die Erhalter schon eine gewisse Auslese betreiben.Da aber die meisten nicht den Platz haben werden, um zwei Dutzend Pflanzen von jeder Sorte großzuziehen, wäre es natürlich gut, wenn man schon im Jungstadium die offensichtlichen Ausreißer aussortieren könnte.
Ich glaube auch, dass die Benennungen "Hausnummern" sind (zwangsläufig....)!Wie da jetzt z.B. "Verenas Paradeiser" oder meist ein "Fundort" als Name hingeschrieben wird. Die Tomaten haben ja sicher kaum mal wirklich einen Namen. Da müsste es ja eine Stelle geben, wo alle registriert sind - gibt es so was dafür denn?????? Gerade bei diesen alten Sorten, die immer weiter gegeben wurden und werden, ist das unmöglich.
Da müssten sich nur einige der größeren Samenarchive einigen und eine Datenbank mit den Beschreibungen und einigen 'Erhaltungszuchtrichtlinien' füllen.Übrigens glaube ich schon, daß diese 'Familiensorten' über lange Zeit auch auf ihre Merkmale ausgelesen wurden. Man hat wahrscheinlich immer nur von den Tomaten Samen genommen, die besonders gut schmeckten, besonders gesund waren,
und dem 'Idealtyp' der Haussorte am ehesten entsprachen. Bei der einen Familie mögen das eiförmige mit Spitze gewesen sein, bei der anderen z.B. flache Fleischtomaten.
Vielleicht ist es auch gar nicht soooo wichtig und es tut der Sortenvielfalt, die ja durch den mühsamen Aufbau und Erhalt so eines Samenarchives bezweckt wird, keinen Abbruch....
Ich denke schon. Stell dir vor, ich würde die haarlose Angora vermehren. Das wäre schlecht für die Sortenvielfalt, weil ein Merkmal verschwinden würde. Aber jede Sorte hat mehrere Merkmale, es wäre genauso schlecht, wenn ich geschmacklose 'Angora
Super Sweet ' vermehren würde. Man müßte also zumindest auf die beiden Hauptmerkmale 'angora' und 'super sweet' achten. Das wiederum bedeutet, daß für einen Erhaltungsanbau mehrere Pflanzen bis zum Fruchten gebracht werden müssen. Ich vermute mal, daß die meisten Sorten mehrere Erhalter haben und daher auch mehrere Linien entstehen. Für den Erhalt einer Sorten wäre das gut, allerdings müßte es ab und zu Genaustausch zwischen diesen Linien geben. Bei Selbstbestäubern wie Tomaten ist das natürlich etwas schwierig, aber zumindest die Kartoffelblättrigen kreuzen ja wohl relativ leicht.
Ich bestellte im Vorjahr bei einer bekannten Samenfirma, die sich reines Saatgut sogar auf den Namen heftet, Kürbissamen von nichtrankenden Speisekürbissen. Manche rankten, manche nicht...... Ist alles nicht so einfach.....
Das passiert. Aber zur Vermehrung würde man selbstverständlich nur die nicht rankenden nehmen dürfen...@matthias:eine Datenbank ist erstmal Betriebssystem-unabhängig. Ich bin jetzt zu müde für eine saubere Definition, aber man muß trennen zwischen Organisation und Struktur der Daten (welche Merkmale, wie miteinander verknüpft,...), den eigentlichen Daten (die für jede Sorten in die vorgegebene Struktur eingegeben werden müssen) und der Benutzerschnittstelle (also der Art und Weise, wie normale Menschen an die Daten herankommen, wie sie sie sehen und verändern).Ich werde mir mal Gedanken machen, wie soetwas aussehen könnte. Als Merkmale fallen mir schonmal spontan ein: Sortenname, weitere Sortennamen, Herkunft, Wuchstyp (Stabtomate, Buschtomate), Wuchshöhe, Fruchttyp (Fleischtomate, Cocktailtomate, normale Tomate), Fruchtfarbe(n), Fruchtform, Fruchtgröße, Anzahl der Kammern, Stiellöslichkeit, Farbe des Fruchtfleisches, Blattfarbe, Blattform, Toleranzen gegen Krankheiten, Kältetoleranz, Erntebeginn, Erntedauer, Ertrag, Schalendicke, Platzfestigkeit, Verhalten bei Überreife, Aroma, Zucker, Säure, Saft, Haltbarkeit, besondere Merkmale.Ein Vermehrer kann natürlich nicht auf alle Merkmale selektieren. Aber auf einige Hauptmerkmale dürfe es schon ankommen.Eine Datenbank könnte ich wahrscheinlich in wenigen Stunden aus dem Boden stampfen. Schwierig ist die Benutzerschnittstelle. Es wird kaum jemand Lust haben, die ganze Liste an Merkmalen für 'seine' Sorte abzuarbeiten. Und wie soll man z.B. 'Wuchshöhe' oder 'Ertrag' eintragen, schließlich hängt das auch vom Boden, vom Wetter und anderen Dingen ab. Aber jemand mit mehreren Sorten könnte zumindest die untereinander vergleichen und bewerten. (z.B. 'Brandywine Glicks' hatte mehr Ertrag als 'Purple Russian', und die hatte doppelt so viel wie 'Angora Super Sweet'...)Wenn viele Leute das machen, kommt vielleicht etwas brauchbares dabei heraus.