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Re: Garten(verun)gestaltungen: "Shäng (p)Fui"

Verfasst: 11. Jan 2017, 08:59
von Schantalle
Katrin hat geschrieben: 11. Jan 2017, 07:40
Treasure hat geschrieben: 10. Jan 2017, 22:33
Quelle des Zitats
Bei dieser Quelle bin ich eher skeptisch, was ihren Wahrheitsgehalt anbelangt.

Die Quelle mag merkwürdig wirken, über "die unbewusste Sehnsucht der weißen Nordamerikaner" als These kann ich eher schmunzeln. Bei den Amis gefällt mir viel bessers Kasis Erklärung 8)

Unbestritten bleibt, dass sich die Persönlichkeit des Grundbesitzers im Garten, oder in das, war er Garten nennen, zwangsläufig spiegelt. Dazu gehört auch die Frage, ob man eigene Lösungen sucht oder zum Nachäffen diversen Modeerscheinungen und Abkoppeln von Lösungen aus der Nachbarschaft oder Baumarkt-Broschüren neigt oder nicht ;D ;D ;D

Re: Garten(verun)gestaltungen: "Shäng (p)Fui"

Verfasst: 11. Jan 2017, 09:20
von Schantalle
Treasure hat geschrieben: 10. Jan 2017, 21:17
Hausgeist hat geschrieben: 10. Jan 2017, 20:55Ich muss dieses Jahr endlich mal zwei Kreisverkehre in unserer Kreisstadt (schönes Wortspiel) fotografieren. Die sind ganz toll bepflanzt mit Sedum, Gräsern, Echinacea, ... da kreist man gerne. :)

Mach das mal und schicke mir Fotos. Das interessiert mich sehr!

Wenn Dir eher die Gestaltung als die Qualität der Fotos wichtig ist, dann kann ich versuchen ab Frühling auch regelmäßig eine Doku zu führen. Mit einem Foto alle zwei Wochen oder so ...
Natürlich in einem völlig anderen Thread ;D

Re: Garten(verun)gestaltungen: "Shäng (p)Fui"

Verfasst: 11. Jan 2017, 09:34
von Eva
hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00zeige ich hier noch ein Beispiel eines Vorgartens, der mit viele Liebe zur Geometrie, zur Harmonie, mit Liebe zum Detail und mit Liebe zum Tier gestaltet wurde.

;D


Das ist doch eine gewollte Ironisierung dieser Gartenmode.
Durch die Gegenüberstellung von streng asketischer Geometrie in der Anlage und dem Deko-Kitsch samt Gerümpellagerung an der Hauswand wird die übliche Wahrnehmung dieser Kiesmonster geradezu transzendiert und mit anderer Konnotation wahrgenommen. Da war bestimmt ein Philosoph am Werk.

Re: Garten(verun)gestaltungen: "Shäng (p)Fui"

Verfasst: 11. Jan 2017, 09:56
von fars
Das Parterre des Barock müsste dann doch auch zu kritisieren sein. Insbesondere, wenn durch "neckische" Figuren (nackichte Frauen und Engelchen) behübscht.
Oder ist die Gartenform allein aus historischen Gründen zu adeln?

Re: Garten(verun)gestaltungen: "Shäng (p)Fui"

Verfasst: 11. Jan 2017, 09:59
von neo
Eva hat geschrieben: 11. Jan 2017, 09:34
Durch die Gegenüberstellung von streng asketischer Geometrie in der Anlage und dem Deko-Kitsch samt Gerümpellagerung an der Hauswand wird die übliche Wahrnehmung dieser Kiesmonster geradezu transzendiert und mit anderer Konnotation wahrgenommen.


Wenn du das so schön umschreibst, dann hat das durchaus was. ;)

Ich will nichts schönreden, aber manchmal ist es auch das Alter, das Menschen zu solch steinigen Gestaltungen führt. Bei unseren ehemaligen Nachbarn war das zweifellos so. Ein paar wenige Jahre war unkrautmässig Ruhe, dann kehrte wieder Leben ein. Richtig interessant wurde es, als das Haus längere Zeit leer und verlassen stand. Die Rückeroberung der Natur sozusagen.

Gute Frage @fars.

Re: Garten(verun)gestaltungen: "Shäng (p)Fui"

Verfasst: 11. Jan 2017, 10:26
von Schantalle
fars hat geschrieben: 11. Jan 2017, 09:56Das Parterre des Barock müsste dann doch auch zu kritisieren sein. Insbesondere, wenn durch "neckische" Figuren (nackichte Frauen und Engelchen) behübscht.[/quote]
Guter Aspekt! Natürlich kann man es kritisieren. Es war Mode, es war ein gnadenloser Protze-Wettbewerb unter den "Häuschen"-Besitzern und sie sind damals den eloquenten Gartenarchitekten ebenso ausgeliefert gewesen, wie es die heutigen Familien aus Neubaugebieten den Baumarkt-Verkäufern und GaLa-Bauern sind. Von dem Zwang, dort permanent schnippeln lassen zu müssen ganz zu schweigen ;D
Also, so gesehen, nichts Neues unter der Sonne.

[quote]Oder ist die Gartenform allein aus historischen Gründen zu adeln?

Adeln nicht, man kann aber die, bis heute erhaltene Anlagen, durchaus bewundern. Alleine schon deswegen, weil Jahrhunderte lang so hingebungsvoll weiter beschnippelt und oft rekonstruiert worden sind. Nicht bewundernswert, sondern eher ätzend sind für mich die kleinere und späte Nachahmungen, der so zu sagen "Barock für Arme" mit ihren Mini-Parterren. Wenn ich irgendwo in der Nähe einer der großen Anlagen bin, gehe ich gerne durch, auch wenn es lange dauert ;D Eine extra Pilgerfahrt wie zu Beth Chatto Gardens kommt mir nicht im Sinn.

Mal sehen, wann die aktuellen Vorbilder, die wir momentan so ernsthaft und aufrichtig bewundern, rückblickend auch als "nur Mode" betrachtet werden.

Re: Garten(verun)gestaltungen: "Shäng (p)Fui"

Verfasst: 11. Jan 2017, 10:46
von lonicera 66
Leider setzt sich dieser Kiesel-Hype auch immer mehr auf den Friedhöfen durch...schrecklich. :-[

Re: Garten(verun)gestaltungen: "Shäng (p)Fui"

Verfasst: 11. Jan 2017, 10:54
von Staudo
Das ist hier untersagt und wird peinlichst verfolgt.

Re: Garten(verun)gestaltungen: "Shäng (p)Fui"

Verfasst: 11. Jan 2017, 11:00
von Waldmeisterin
hier zumindest auf dem Friedhof, auf dem mein Vater liegt, auch. Das ist ein schöner großer Park, in dem die Gräber wie Minigärtchen liegen, da würden Schotterflächen den Gesamteindruck doch sehr stören.
Allerdings kenne ich die Variante Grabstein aus schwarzem Marmor mit Silberkies als Grababdeckung auch von alten Dorffriedhöfen. War also offensichtlich schon vor 50 Jahren mal modern.

Re: Garten(verun)gestaltungen: "Shäng (p)Fui"

Verfasst: 11. Jan 2017, 11:05
von Staudo
Aus dieser Zeit stammt das hiesige Verbot. Die Gräber werden irgendwann weggeräumt. Splitt und Kiesel bleiben und stören bei der weiteren Nutzung. So wird es übrigens auch bei den Schottergärten sein. Nach einem Hausverkauf wird der neue Besitzer den ganzen Mist teuer wegräumen müssen. Viele Hauskäufer beginnen mit Sanierungen und haben anschließend ein fröhliches Schotter-Schutt-Gemisch im Vorgarten.

Re: Garten(verun)gestaltungen: "Shäng (p)Fui"

Verfasst: 11. Jan 2017, 11:52
von Waldmeisterin
Die Friedhofchefin hier meinte, dass sie viel Viehzeug auf dem Friedhof haben, das die Kiesel gerne aus den Gräbern zottelt und auf der Wiese verteilt. Wenn dann die Gärtner mit dem Freischneider kommen, fliegen dann die Steine durch die Gegend. Auch deshalb sind die wohl verboten.

Re: Garten(verun)gestaltungen: "Shäng (p)Fui"

Verfasst: 11. Jan 2017, 12:43
von Kasbek
Waldmeisterin hat geschrieben: 11. Jan 2017, 11:00
Allerdings kenne ich die Variante Grabstein aus schwarzem Marmor mit Silberkies als Grababdeckung auch von alten Dorffriedhöfen. War also offensichtlich schon vor 50 Jahren mal modern.


In meinem Dorf werden die Toten noch auf dem Kirchhof begraben. Komplett kiesabgedeckte Gräber finden sich da genauso wie komplett bepflanzte und alle möglichen Zwischenstufen, und diese Fülle gibt es auch schon seit Jahrzehnten. Wenn die Liegezeit um ist, wird das Grab restlos entfernt, also inclusive Kies, so daß eine Fläche blanken Bodens übrigbleibt, auf der dann wieder Rasen angesät wird, sofern keine sofortige Neubelegung erfolgt.

Re: Garten(verun)gestaltungen: "Shäng (p)Fui"

Verfasst: 11. Jan 2017, 14:17
von Gartenplaner
In Luxemburg, wobei ich annehme, dass diese Art der Friedhofsgestaltung ursprünglich aus Frankreich rübergeschwappt ist, werden Gräber schon sehr lange auch komplett mit Steinplatten abgedeckt.
Es gab Gräber mit Erde, mit einem Steinrand eingefasst, die regelmäßig neu mit Wechselflorbepflanzung - Stiefmütterchen, Eisbegonien, Leberbalsam, gefüllte Gänseblümchen usw. - in Reih und Glied bepflanzt wurden.
(Aber auch schon vor 40 Jahren wurden solche Gräber auf einmal mit Splitt abgedeckt)
Und dann gab und gibt es komplett steinerne Gräber, wo die gesamte Grabfläche mit einer oder, bei Familiengräbern, bis zu drei, vier Steinplatten von 1,2x2,5m Größe abgedeckt ist.
Auf die Platten wird dann nach Saison oder zu besonderen Feiertagen wie Allerheiligen eine bepflanzte Schale gestellt, die nach 2-3 Wochen wieder entsorgt wird.
Heutzutage würde ich schätzen, daß die Mehrheit der Gräber auf unseren Friedhöfen komplett steinern ist.
Mit Bäumen oder Sträuchern durchsetzte Friedhöfe gibt es fast gar nicht.

Re: Garten(verun)gestaltungen: "Shäng (p)Fui"

Verfasst: 11. Jan 2017, 14:23
von RosaRot
Solche steinernen Grabplatten gibt es hier auch. Sie sind nicht erwünscht, aber auch nicht direkt verboten. Von den Urnengräbern haben schon recht viele so eine Steinabdeckung. Zu dem Friedhof, der weitgehend historisch ist und viele Gräber mit schöner Bepflanzung hat, passt dies nicht. Die (kleinen) Urnengräber sind entlang einer Hecke ausgewiesen, so dass sie nicht ganz so auffallen.
Noch schlimmer finde ich die Abdeckung einiger Gräber mit so grünem Kunstrasenvlies, möglicherweise nur über den Winter - ich muss es mal beobachten.

Re: Garten(verun)gestaltungen: "Shäng (p)Fui"

Verfasst: 11. Jan 2017, 14:25
von Sternrenette
:-X

Das mit den Platten hat in Spanien den Grund, dass man die Gräber im Sommer gar nicht genug giessen könnte. Vielleicht ist das dann nach Frankreich geschwappt?