Seite 19 von 22

Re: Lagerbirne

Verfasst: 26. Okt 2023, 18:12
von cydorian
Schöner Bericht, deckt sind teilweise mit meinen Erlebnissen mit denen. Es geht ja nur um Lagerbirnen, bei den weniger bekannten Sorten stellt sich mangels Erfahrungen immer die Frage, wie die im Naturlager tatsächlich halten.

Gräfin von Paris kann sehr lecker werden, vollschmelzend, süss, bis Anfang Januar, aber den genauen besten Pflückzeitpunkt zu finden ist ein Riesenproblem, da braucht man viel Erfahrung. Braucht eine windoffene Lage, dann wird sie super, dann kein Schorf.

Winternelis ist bei mir eingegangen, war immer kränklich, stand auf BA29, definitiv zu schwach.

Hast du Olivier de Serres? Die will bei mir auch nach Jahren einfach nicht in die Gänge kommen.

Re: Lagerbirne

Verfasst: 26. Okt 2023, 20:32
von Maiglöckchen1
Winternelis braucht Sämling. Ist klein, mir schmeckt sie gut. Am WE mal ein Bild
O. de Serres habe ich vor gut 20 Jahren von einem aufveredelten Ast auf den alten Streuobstwiesen gegessen. Aus der Erinnerung:
So gut ein Dutzend. A 11 geerntet, stark herb, knubbelig bergamottenförmig, eher hässlich, schrumpft etwas beim Lagern, so ab Mitte Dezember Weihnachten wunderbar weinigsüß, starker harter Steinzellenkranz ums Kernhaus, dicke ledrige Schale. Alternierte, sehr geringer Ertrag in 7 Jahren so ein Dutzend Birnen auf 1x 1,5qm2 Ast. Jetzt alles abgestorben, Pferdewiesen mit Baumverbiss etc.

2019 in Nordfrankreich auch nochmal die Sorte im August gesehen auf Ba 29 + Zv, hatte guten Ertrag. Angeblich triploide frostempfindliche Blüte, extrem Birnengallmücke. Kein Sämlingsunterlage empfohlen trotz eher schwachem Wuchs.

Ach die Mmd. Verte hatte ich noch vergessen. Mein aufveredelter Ast hat spät getragen, schwachwüchsig. Die angesetzten Früchte fallen fast alle, wenig Ertrag auch nicht so lange haltbar A M12 dann Fäulnis von innen. schmeckt aber wirklich gut, ganz leicht astringierend. Verfolge ich nicht weiter, in alter Lit. wird von wenig Ertrag im Rhl. berichtet Qu: Petzold Birnensorten

Re: Lagerbirne

Verfasst: 26. Okt 2023, 21:28
von cydorian
Madame Verte hab ich auch auf BA29, Idealwachstum, wie geschaffen für diese Unterlage, früh in Ertrag, sehr schön geformte Birnen in Idealgrösse, fast Überbehang (alterniert dann). Lange hängen lassen. Faulen von innen stimmt leider. Auch da ist der Pflückzeitpunkt kritisch und schwierig. Mir ist die Lagerzeit auch bei dieser Sorte zu kurz.

Heute die restlichen Bellie Epine Du Mas runtergeholt. Angefressene Früchte hatten vollreif-Stil. Bis Dezember lagerfähig, also auch wieder mehr Spätherbst als Winterbirne. Ergiebige Sorte, wohlschmeckend, aber nur für tiefe Lagen mit langem Herbst. Nicht schmelzend, gute Süssebalance, bananiges Aroma.

Re: Lagerbirne

Verfasst: 26. Okt 2023, 22:35
von Asinella
Das ist meine Birnenparade.
Ganz links Blumenbachs Butterbirne und die Köstliche aus Charneux. Keine Lagerbirnen, aber sie sind als Ast mit auf der Madame Verté. Dann Madame Verté, Nordhäuser Winterforelle, Josephine von Mecheln und Jeanne d´Arc, das sind echte Trümmer.
Von der Blumenbach hatte ich zum ersten Mal ein paar Früchte, waren nichts besonderes. Aber auch die Charneux, die ich sonst sehr mag und die Conference waren dieses Jahr fad, so dass ich es erst mal aufs Jahr schiebe.
Madame Verté hab ich als Hochstamm und als kleinen Spalier auf Quitte A an der Süd-Westseite des Schafstalls. Als Hochstamm wächst sie gut, wurde allerdings 2011als Jungbaum komplett vom Extremhagel zerfetzt. An der Stammverlängerung ist eine Wunde immer noch nicht zu und da ist auch was Pilziges drin. Ich hoffe, es gewinnt die Birne. Ein Leitast ist mit Conference veredelt. Die macht sich hier gut, auch wenn sie nicht die edelste ist. Trägt jedes Jahr.
Die Madame Verté alterniert eisern. 2021 war sie rappelvoll, war sehr spät und hat bis Ende Januar gehalten, normal aber nur bis Ende Dezember. Fäule habe ich keine bei ihr, sie fängt halt überreif von Innen an zu bräunen. Dieses Jahr hat sie bei Mistwetter in der Blüte nur moderat angesetzt und ich musste sie mit Zähnen und Klauen bzw. unzähligen Organzabeuteln gegen die Meisen verteidigen, mindestens die Hälfte haben sie ruiniert. Hitzeschäden am Laub gibt es weder am Hochstamm noch am Spalier. Das hat nur die Gute Graue in der Wiese, und dazu noch Rindenbrand.
Am Spalier auf Quitte A habe ich dieses Jahr zum ersten Mal eine Ernte. Natürlich musste ich da auch noch weitere Sorten aufedeln: Nordhäuser Winterforelle, Jeanne d ´Arc und Josephine von Mecheln. Die haben dieses Jahr schon als zweijährige Veredelungen getragen – und natürlich habe ich es nicht über mich gebracht, ausreichend auszudünnen.
Geerntet habe ich das meiste vorletztes Wochenende, weil Stürmböhen angesagt waren und die Birnen schon ganz leicht ablösten. Ich hätte sie lieber noch 14 Tage hängen gehabt. Am Spalier hing ein Großteil der Birnen am relativ exponierten Mitteltrieb, v.a. die riesigen Jeanne d´Arc, das schien mir zu riskant.

Re: Lagerbirne

Verfasst: 26. Okt 2023, 22:36
von Asinella
Hier die Madame Verté

Re: Lagerbirne

Verfasst: 26. Okt 2023, 22:37
von Asinella
Und hier die Ernte vom Spalier. Ein Dutzend Madame Verté und drei JvM hängen noch.

Re: Lagerbirne

Verfasst: 26. Okt 2023, 23:16
von cydorian
Wie lange lagert sich deine Nordhäuser Winterforelle?

Re: Lagerbirne

Verfasst: 27. Okt 2023, 09:12
von Asinella
Das kann ich noch nicht sagen. Es sind die ersten drei Früchte dieses Jahr und ich hatte auch aus anderen Quellen noch nie welche.

Re: Lagerbirne

Verfasst: 27. Okt 2023, 09:42
von Mediterraneus
..

Re: Lagerbirne

Verfasst: 27. Okt 2023, 09:46
von Mediterraneus
Paulsbirne.
Keine Tafelbirne, aber lange lagerfähig. Ich hatte noch nicht wirklich viele, um es auszuprobieren. Eine Frucht hab ich mal Ende Januar probiert. Eher fest, leicht saftig und eher milder Birnengeschmack. Da es um diese Zeit nix anderes mehr gibt, bin ich da nicht anspruchsvoll.
Unten Mitte eine (1) Jeanne d Arc rechts und ebenfalls nur eine Obelisk.
Siehe oben.

Re: Lagerbirne

Verfasst: 27. Okt 2023, 09:50
von Mediterraneus
Jeanne d Arc wird hier in der Steppe Bayerns keineswegs riesig ::)
Von Madame Verte auf Hochstamm gar nicht zu reden. Lauter Futzeldinger :P

Hier fehlt einfach das Giessen im Sommer..

Re: Lagerbirne

Verfasst: 27. Okt 2023, 14:03
von Simmse
Kennt jemand die Bon Chretien d'Hiver (Winter-Williams), soll sehr gut schmecken und lange lagerfähig sein?
Royal Vendée, Professeur Grosdemange, Professeur Opoix, Duchesse Bererd, Beurré d’Anjou, Bellissime d'Hiver, Amiral Gervais wären auch sehr interessant. Die beiden letzteren gibts bei Pepinhier, der 335 versch. Birnensorten anbietet, leider versendet er nicht nach Deutschland https://www.pepinhier.fr/112-poirier.

Re: Lagerbirne

Verfasst: 27. Okt 2023, 15:08
von Marianna
Novembra (Spalier) hat letztes Jahr sehr viel getragen und macht dieses Jahr Pause mit 4 Riesenbirnen (über 500g). Sie lässt sich gut lagern, wenn man sie nicht zu reif erntet. Der Baum ist sehr gesund und die Birnen schmecken zu Beginn fest (aber ohne Steinzellen), später weich und saftig und richtig lecker nach Birne.

Bild

Re: Lagerbirne

Verfasst: 27. Okt 2023, 18:56
von cydorian
Novembra bekommt in sommerheissen Regionen Rindenbrand. Haben auch die kommerziellen Anbauer in der Bodenseeregion schon beklagt.

Re: Lagerbirne

Verfasst: 27. Okt 2023, 21:02
von cydorian
Simmse hat geschrieben: 27. Okt 2023, 14:03
Kennt jemand die Bon Chretien d'Hiver (Winter-Williams), soll sehr gut schmecken und lange lagerfähig sein?
Royal Vendée, Professeur Grosdemange, Professeur Opoix, Duchesse Bererd, Beurré d’Anjou, Bellissime d'Hiver, Amiral Gervais wären auch sehr interessant.


Anjou gibts auch in Deutschland, geht aber auch nur bis maximal Anfang Dezember. Wir hatten im Thread schon viele Lagersorten von irgendwoher, die in Deutschland nicht oder kaum existieren und auch scheinbar früher gängige Sorten, die heute keiner mehr hat. In #61 und #66 hab ich einiges aufgezählt.

Mittlerweile kenn ich ein paar. Und weiss nun auch, wieso die in D nicht existieren. Das Vegetationsjahr ist nach wie vor zu kurz für viele Sorten. Die irre Sommerhitze und Trockenheit täuschen darüber hinweg, nach wie vor sind wochenlang kalte Mainächte und sonnenstundenfressender Hochnebel im Spätherbst üblich. Die gelobte Sorte der Atlantikküste wird hier bestenfalls zur Kochbirne, eine Baumrübe und die wenigen Gegenden, wo das vielleicht anders ist sind kein Maßstab.

Fatalerweise sind die wirklichen Lagersorten alle extrem spätreifend. Im Gegensatz zu Äpfeln, wo auch einige Sorten mit Pflückreife Ende September Lagersorten sein können.