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Re: Was vom Pferd

Verfasst: 21. Mai 2020, 21:34
von Waldschrat
Boah, hatte die ein dickes Fell :o

Re: Was vom Pferd

Verfasst: 21. Mai 2020, 21:37
von Tara
Über die könnte ich mich heute noch aufregen. ;)
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In der Stallgasse sah es abends aus wie vorm Affenfelsen im Frankfurter Zoo; die Damen traten sich vor der Wutzenbox fast auf die Füße. Ach du dicker Vatter! Ich straffte mich. Aber wider Erwarten waren die Damen gerührt - es gab doch noch Zeichen und Wunder.
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Und ein entzückter Igor bemutterte die Wutz hingebungsvoll, verbannte das Katzenfutter und manschte anständiges Schweinefutter zusammen.
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Hermann - -nach Igors anatomischer Untersuchung war der Gast ein Keiler - verschwand mit seinem extrem langen Rüssel bis zu den Ohren im Eimer.
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„Der frißt ja von unten nach oben!“, quietschte Gertrud begeistert. Ihre braunen Augen funkelten. „Aber der kann doch nicht den ganzen Tag in der Box bleiben. Der braucht Auslauf.“ „Neieen! Gertruud!!!“ Zu spät - rubbeldiekatz war Hermann auf der Stallgasse. Trudi und ich hinterher.
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Schwupp! Der Keiler strampelte und quetschte sich in Ritmas Box. Und unter Ritmas Bauch. Quietsch! Ritma keilte um sich, daß die Box erzitterte. Quihihihietsch!!! Keine Stute konnte quietschen wie die Oma. Wenige konnten so gezielt ausschlagen. Sie traf ihn nicht - das Keilerchen schoß in der Box hin und her wie ein Tischtennisball.
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„Den holst du da raus.“ Ich bin kein Held.
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„Ritma!“ Ritma pfefferte aus. Hermann schoß wieder aus der Box.
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Gertrud hinterher. Sie wollte sich ausschütten vor Lachen: „Hast du kein Lasso?“ Ich fand’s nicht ganz so witzig; ich war leider verantwortlich. Jetzt hatten wir ihn doch endlich sicher in der Kiste gehabt! An Speed war Hermann uns beiden leider eindeutig überlegen. Wir schnappten uns Führstricke und bastelten zwei Lassos. Die begeisterte Wutz tobte die Stallgasse rauf und runter, wir beide mit hochrotem Kopf lassoschwingend hinterher:
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„Hab dich! Puuh, was hat die Kräfte!“ Mit Hilfe von Kerstin und Michaela konnten wir Hermann endlich wieder in die Box stopfen.



Re: Was vom Pferd

Verfasst: 21. Mai 2020, 21:42
von Waldschrat
*kugelt sich vor Lachen*

Re: Was vom Pferd

Verfasst: 21. Mai 2020, 21:45
von Rosenfee
Herrlich ;D *wischt sich die Lachtränen aus den Augen*

Re: Was vom Pferd

Verfasst: 21. Mai 2020, 21:46
von Tara
Das isser - weil sich damals ein Fotograf ständig bei den Reitern rumtrieb (das ist wieder eine andere Geschichte), gibt es neben einigen hundert Bildern von Ti und/oder mir (die meisten habe ich allerdings beim Umzug aussortiert) auch hiervon ein Foto.

Re: Was vom Pferd

Verfasst: 21. Mai 2020, 21:51
von Bufo
;D

Re: Was vom Pferd

Verfasst: 21. Mai 2020, 21:56
von Tara
„Wer vermißt sein Schwein? Zwei Pferdefreundinnen haben nämlich seit vorgestern eins zuviel“, verkündete die Offenbach-Post am nächsten Morgen. Der Text hatte sich nicht mehr aufhalten lassen. Ich kicherte. Auf Kollege Kirstein war Verlaß. Und er hatte keine normale Meldung verfaßt, sondern das Geschichtchen in seine vielgelesene tägliche Glosse aufgenommen. .„...Wird er sein Glück in einem neuen Heim finden? Oder wird der schurkige Kollege O. triumphieren, der schon Rezepte sammelt?“.Das Telefon klingelte..„Hier is’ der Herr Lehr. Lehr Jakob aus de‘ Blumestraß‘. Also, isch habb des gelese mit derre Wutz, wo heud in de’ Zeidung stehd. Un also, isch hädd‘ die Wutz gern. Wolld scho immer so e Sau hawwe.“.„Herr Lehr? Herr Lehr, das tut mir leid. Ich hab’ schon gestern nachmittag den Besitzer ausfindig gemacht…“.Der Herr Lehr aber war in Fahrt, hatte seinen Spruch offensichtlich gut eingeübt und ließ sich nicht unterbrechen. „Also, isch kenn die Sau. Isch hab aach ’en Gaul. Isch hab’ des Weißhaupt-Gelände da zwische X un‘ Y. Sin'se bestimmd scho draa vorbeigeridde….“.„Herr Lehr, das Schwein gehört den Schäfers!“.„Awwer des misse Se sisch aahörn“, pflügte sich der Herr Lehr unbeirrt weiter durch das, was zu sagen er sich vorgenommen hatte. „Da kommd vor vier Wuch‘ e Reider zu mir. Mid derre Sau im Schlebbdau. Er wär vo Y aus galobbiert, um die Wutz loszuwerrn. Un’ de Gaul war aach kladdschnaß. Awwer die Sau war furzdrocke. Un’ er wolld ja noch so gern nuff innen Wald reide, awwer doch nedd middem Bonsai-Keiler bei Fuß iwwer die große Kreuzung...“.De Gaul war aach kladdschnass, awwer die Sau furzdrocke…. Ich gluckste längst hilflos vor Lachen. .Der Lehr Jakob beschrieb, wie man seine Sarah gegen die Minette des Fremden ausgetauscht hatte. Die Sau fiel auf den Roßtausch rein, der Reiter eilte befreit von dannen, und Herr Lehr hatte endlich eine Wildwutz..„Awwer dann isse abgehaue. Könnde Se velleischt middem Schäfer redde?“.Schäfers hatten augenscheinlich keinerlei Interesse mehr an ihrem Schweinchen..Und so erschien am nächsten Morgen der Lehr Jakob in der Feldscheune. Ich mochte ihn auf Anhieb. Der Lehr Jakob nahm seine karierte Batschkapp ab. Die Batschkapp hatte einen Bommel. Schnürte sich vor Begeisterung seine grüne Marktschürze auf und wieder zu: „Mei Moritz!“ Fachmännisch klemmte er Hermann untern Arm, der also Moritz hieß. Und überreichte zum Dank feierlich einen Sack Möhren.

Re: Was vom Pferd

Verfasst: 21. Mai 2020, 23:09
von Tara
„Der Kollege O. guckt in die leere Bratröhre…“ hieß es am nächsten Tag. Kollege T. erwärmte sich für das Thema. Die ganze Stadt mit ihm.
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Hilfreich wollten die Leser den Kolumnisten über die Rasse der Wutz aufklären. „Der Rumpenheimer Keiler ist NICHT das in Schleswig Holstein entlaufene Zirkusschwein der Rasse Husumer Rotscheckschwein, das in der Lage sein soll, einen roten Teppich auszurollen“, antwortete Kollege T. „In Sachen Schweinebestimmung sind wir aber blutige Laien...“
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Der Bonsai-Keiler wurde abgelichtet, wie er gerade, das Rüsselchen auf doppelte Länge ausgefahren, mit Pferd Hühnchen Nase rieb. „Handelt es sich um ein Wild- oder um ein Hausschwein? Um eine Promenadenmischung? Oder sogar - Sensation, Sensation - um das seit den großen Treibjagden des 17. Jahrhunderts als ausgestorben geltende Schwarze Ostwestfälische Heinzelschweinchen?“
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Inzwischen war die Sache natürlich nicht nur Elvira Laube, sondern auch ihrem Herrn und Meister zu Ohren gekommen. Jeden Tag erwarteten Frau Winterling und ich ein Schreiben, das uns – hochachtungsvoll - die Boxenmiete für zwei Tage Schweineunterschlupf abverlangte. Aber van Krachten schwieg.
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Alle anderen waren um so lauter, sie lachten sich scheckig. Tenor: „Das kann auch nur euch passieren!“ Selbst Frau Winterlings Tochter, die die Entwicklung der Schweinegeschichte am Telefon verfolgte, machte da keine Ausnahme: „Mit wem reitest du da eigentlich? So Sachen sind dir doch früher nicht zugestoßen!“
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Jeden Tag wurden der Redaktion neue Theorien bekannt: „Herr F., zum Beispiel, glaubt, in Moritz den Angehörigen einer Schweinerasse erkannt zu haben, die zu Versuchszwecken gezüchtet wurde: ein ,Münchner Miniaturschwein’. Das sei eine Kreuzung aus dem ,Hanford Schwein’ und dem, das muß man sich merken, ,Kolumbianischen Portionsschwein’. Sehr schön.
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Frau S. vermutet die Vorfahren unseres Schweins im Osten: Es könne sich nur um ein ,Russisches Hausschwein’ handeln. Akzeptiert. Das Lexikon bemüht hat Herr K., was jedoch dazu führte, daß seine ursprüngliche Vermutung hinfällig wurde: Moritz sei kein ,Cornwall-Schwein’. Also müsse es sich um eine Kreuzung handeln.
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Das ist schade, denn mir hat eigentlich am besten gefallen, was Herr K. vorher gesagt hat:“ – Kollege T. wollte die Schweinerei ein für allemal abschließen, „Ob das überhaupt ein Schwein ist? Irgendwie sieht’s aus wie ein Tapir oder ein Ameisenbär.“
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Einmal aber kam Moritz doch noch in die Zeitung: Der Lehr Jakob nämlich setzte einen prallgefüllten Obst- und Gemüsekorb als Preis aus für denjenigen, der ihm die Rasse nennen konnte. „Und außerdem ist sein Beweggrund keineswegs bloße Neugier“, verkündete die Zeitung, „nein, ganz, ganz rührend ist er. O-Ton Jakob Lehr: ,Isch däd dem Moritz ja gern noch e Mädsche dazutun. Aber isch weiß hald nedd, was für eins.’“

Re: Was vom Pferd

Verfasst: 22. Mai 2020, 03:59
von Waldschrat
Eine lustige und ganz wunderbare Geschichte ;D :D

Re: Was vom Pferd

Verfasst: 22. Mai 2020, 10:27
von Alstertalflora
Ahhh-klasse Story ;D!
Das erinnert mich an meine Kinder-/Jugendzeit, wo meine Eltern ein Wochenendgrundstück im oberen Alstertal hatten. Eines Tages kam mein kleiner Bruder heulend um die Ecke, und hinter ihm her................... ein Esel 😆😂🤣!
Es stellte sich heraus, dass der Esel, in der weiteren Nachbarschaft ansässig, ausgebrochen war, und dann an meinen Bruder „andockte“.
Ich habe mich damals vor Lachen ausgeschüttet, was natürlich meinem Bruder, aber auch meinen Eltern, überhaupt nicht gefiel. Der arme kleine Junge :'(. ( ;D)!

Re: Was vom Pferd

Verfasst: 22. Mai 2020, 12:05
von Tara
Alstertalflora hat geschrieben: 22. Mai 2020, 10:27 an meinen Bruder „andockte“.


;D ;D ;D ;D

Re: Was vom Pferd

Verfasst: 22. Mai 2020, 15:00
von Rosenfee
Herrliche Geschichte :D Hat Moritz denn noch sein Mädsche bekommen?

Re: Was vom Pferd

Verfasst: 22. Mai 2020, 16:21
von Tara
Ja, und Dutzende von Nachkommen, aber es nahm kein gutes Ende, weder mit der Wutz, die zum Wurstmachen gedacht war, noch mit dem Herrn Lehr, das werde ich später mal erzählen. Also zumindest das mit den Wutzen. ;) Der Lehr Jakob hatte zwei Seiten, zwei sehr ausgeprägte. :-X Aber das zeigte sich erst viel später. :P

Re: Was vom Pferd

Verfasst: 22. Mai 2020, 18:45
von Waldschrat
*ist gespannt*

Re: Was vom Pferd

Verfasst: 22. Mai 2020, 19:51
von Schnefrin
*ist ebenfalls sehr gespannt*