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Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Verfasst: 15. Sep 2025, 17:03
von Obstliebhaber
Ändert jetzt aber nichts daran, dass ich sie bevorzugt draußen überwintern würde.
Da bin ich hin und hergerissen. Das Treppenhaus ist im Winter ziemlich hell und von der Temperatur optimal. Gegen Ende des Winters treiben die Passionsblumen dann doch jedesmal recht gagelig aus.
Aber du hast schon recht mit deinem Hinweis auf die seitlich sitzenden Knospen neben dem Austrieb. Dieso sollten normalerweise austreiben wenn der eigentliche Austrieb abfrieren sollte.
Wahrscheinlich werde ich das Ding wie geplant Ende Oktober an den eigentlichen Ort verpflanzen. Das Risiko dass mir der Topf im Winter ausfriert ist mir zu hoch. Ist mir mal mit einem Bambus den ich zu Geburtstag bekam passiert. Der blieb anschließend zeitlebens ein Bonsai ;-)
Glückwunsch dass es mit dem Bewurzeln so gut geklappt hat.
Danke. Inspiriert vom Großvater. Er hatte in den Siebzigern fortwährend die Rosen ums Haus, es gab ausschließlich rote und weiße, scheinbar achtlos, im Wasserkübel anwurzeln lassen.
Für mich war es ein Experiment und es hat hier, zufällig, geklappt.
Jetzt wollte ich alle überschüssigen Schosser auf die gleiche Weise wurzeln lassen und sie machen nicht mal ansatzweise Wurzeln.

Womöglich waren es winzige Luftwurzeln die im Wassereimer spontan getrieben haben. Rätsel-rätsel

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Verfasst: 15. Sep 2025, 17:05
von Obstliebhaber
kittekat hat geschrieben: 13. Sep 2025, 19:23 Ich hätte Frage zu meinen ca 4 Wochen alten Chips. Sie schauen ganz OK angewachsen zu sein. Nur wie bringe ich sie jetzt am besten zum Austreiben? Soll ich jetzt schon oberhalb abschneiden? oder erst im winter oberhalb abschneiden?

20250912_160815.jpg
Die Chips sehen fantastisch gut angewachsen aus. Jetzt bloß nichts anschneiden. Auch nicht im Winter.
Ich würde sie erst anschneiden wenn der Baum kommendes Jahr blüht +/- ein paar Tage.

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Verfasst: 15. Sep 2025, 21:19
von kittekat
kittekat hat geschrieben: 13. Sep 2025, 19:23
Die Chips sehen fantastisch gut angewachsen aus. Jetzt bloß nichts anschneiden. Auch nicht im Winter.
Ich würde sie erst anschneiden wenn der Baum kommendes Jahr blüht +/- ein paar Tage.
[/quote]

Danke für den Input! Ich nehme an, mit/nach der Blüte erfolgt der stärkste Wachstumsschub oder?

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Verfasst: 15. Sep 2025, 21:47
von thuja thujon
Wenn mit/nach der Blüte der Schnitt durchgeführt wird, ist die Wuchsreaktion eher verhalten bis schwach.
Man schneidet die Reservestoffe, die bis dahin längst in der vordersten Triebspitze sind, weg. Deshalb die keine kräftige Reaktion.

Das kann man für eine gute Wundreaktion aber in Kauf nehmen.

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Verfasst: 16. Sep 2025, 10:09
von Obstliebhaber
Ihr habt recht, man sollte die Reservestoffe die vor der Zeit der Blüte in die Triebspitzen wandern berücksichtigen.

Mir passierte es halt schön öfters, dass ich bis zu einer nach unten zeigenden Knospe schnitt, die dann vertrocknete und der Zweig trieb stattdessen an der nächsten Knospe steil nach oben aus.
Deshalb ließ mich vielleicht die Vorstellung erschaudern den Zweig vor der aufveredelten Knospe im Winter anzuschneiden bzw. abzuwerfen. Ich denke, man könnte jedoch auch schrittweise, zweistufig vorgehen und zunächst einen Sicherheitsabstand von vielleicht fünf bis zehn Zentimeter belassen. Wäre das eine gute Möglichkeit?

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Verfasst: 16. Sep 2025, 10:44
von thuja thujon
Das ist dann doppelter Aufwand, aber ok. Kurz vor der Blüte einen einzelnen Trieb kappen ist was anderes als den ganzen Baum kurz vor der Blüte schneiden. Ich würde da gar nicht so viel Aufwand betreiben, am Schluss wird es noch vergessen im Frühjahrsstress oder nicht gemacht weil es 2 Tage regnet, dann hat man nix gewonnen.
Und während der Blüte Bäume schneiden mag mit der Heckenschere noch gehen. Ich mache es nicht, weil ich da hunderte Blüten beim bewegen im Baum abbreche, mir die Bienen ins Ohr oder in die Nase fliegen und ich hinterher gucken muss, wo jetzt noch das abgeschnittene Holz noch hinkommt, wenn das Frühjahrsgeschäft im Gemüsebeet schon in vollem Gange ist. Ich möchte bis kurz nach dem Knospenschwellen einfach fertig werden, da fängt ja auch schon die Pflanzenschutzsaison an.

Bei Veredlungen schneide ich auch noch lieber als sowieso schon auf nach oben zeigende Augen. Ich möchte ja Wuchs für gute Früchte haben. Nicht zu viel Wuchs, also schon den ruhigen Baum, nicht den Besenwald. Und dann soll sich eine Veredlung auch länger halten als schwaches Fruchtholz, das nach 2 Jahren schon wieder tot ist.

Ich schneide beim Zapfenschnitt auf etwa 1-2cm über dem Auge, also irgendwo, da wird mit der Elektroschere und über 30 Schnitten pro Minute nicht genau geguckt. Das erhält die Leitungsbahnen und kann von mir aus auch die Augen vorm austrocknen schützen. Wirkliche Frostschäden sind das ja in der Regel nicht, wenn mal was nicht austreibt.

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Verfasst: 16. Sep 2025, 21:04
von kittekat
thuja thujon hat geschrieben: 16. Sep 2025, 10:44
Ich schneide beim Zapfenschnitt auf etwa 1-2cm über dem Auge, also irgendwo, da wird mit der Elektroschere und über 30 Schnitten pro Minute nicht genau geguckt. Das erhält die Leitungsbahnen und kann von mir aus auch die Augen vorm austrocknen schützen. Wirkliche Frostschäden sind das ja in der Regel nicht, wenn mal was nicht austreibt.

So jetzt stehe ich auf der Leitung. Was sind nach unten oder oben zeigende Knospen? Und was ein Zapfenschnitt?

Ich habe letztes Jahr auch 1-2 cm oberhalb des Auges geschnitten. Hat bei den August/September-Chips geklappt. Nur die Chips aus Oktober haben leider gar nicht ausgetrieben.

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Verfasst: 16. Sep 2025, 23:26
von 555Nase
Das macht nun wieder jeder anders und Theorie und Praxis ist auch immer verschieden. Von Zapfen stehen lassen halte ich überhaupt gar nichts. Über der Veredlung schneide ich, je nach Wetterlage ende Februar, anfang März. Die Schnittstelle wird gegen austrocknen mit Wachs verschlossen, auch wenn da theoretisch Pilze wachsen sollen, praktisch habe ich das noch nie erlebt.
Im Oktober veredeln, ist einfach der falsche Zeitpunkt.
Mit Oben- und Untenknospen kann ich auch nichts anfangen ?

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Verfasst: 16. Sep 2025, 23:49
von thuja thujon
Mmhhh, da müssen wir dann wohl auch ein bisschen an die Grundregeln ran.
Hast du ein Buch über Baumschnitt und schon einmal reingeguckt? Oder agierst du eher nach Gefühl, wie es eben gerade die Situation ergibt?
Also welcher Typ Lernkurve bist du?

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Verfasst: 16. Sep 2025, 23:56
von 555Nase
Das Gelesene wird mit Gefühl und Erfahrung vermischt und der Erfolg zeigt mir keine vorhandene Dummheit. :P

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Verfasst: 17. Sep 2025, 00:13
von thuja thujon
Dir bringe ich eh nix mehr bei, Sturkopp. Es war eine ernst gemeinte Farge an kittekat.
Wer noch nicht die vielen `Geheimtips´ aus den Büchern kennt, die garantiert zu Misserfolgen führen, der ist manchmal noch deutlich empfänglicher für Praxisbeobachtungen und daran kann man ansetzen.

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Verfasst: 17. Sep 2025, 00:18
von 555Nase
Genau unter meinem Beitrag fühlte ich mich natürlich angesprochen. Allerdings als stur, würde ich mich nicht behaupten. 8)

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Verfasst: 17. Sep 2025, 11:37
von thuja thujon
Das war auch nicht ernst gemeint.

@Kittekat: oben sitzende Knospen sind anders gefördert als nach unten zeigende Knospen. Es gibt noch mehr Wuchsgesetze, die man beim Schnitt vom Baum beachten sollte.

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Verfasst: 17. Sep 2025, 14:39
von 555Nase
Ist das jetzt regionaler Sprachgebrauch, denn mit "nach unten zeigenden Knospen" kann ich immer noch nichts anfangen !? Was sind das für ominöse Knospen ?

Re: Obstbaumveredler-Adepten-Fragen

Verfasst: 17. Sep 2025, 14:45
von thuja thujon
Die Spitze der Knospe hat natürlich keinen Finger zum zeigen, aber die Spitze weißt in eine Richtung, zB unten oder oben vom Ast aus gesehen. Natürlich nur bei Ästen die nicht senkrecht sind, sondern eher flach.
Übersicht mit KI
Eine nach unten zeigende Knospe ist eine Knospe, die in Obstbaumschnittmaßnahmen gezielt genutzt wird, um einen Ast oder Trieb in die Breite und flacher wachsen zu lassen. Durch den Schnitt über der unteren Knospe wird der Austrieb nach unten und dann in einem leichten Bogen nach oben gelenkt, was zu einer ausladenderen Wuchsform führt.
Die Bedeutung einer nach unten zeigenden Knospe im Obstbaumschnitt
Astverlängerung:
Wenn ein Schnitt über einer nach unten zeigenden Knospe erfolgt, treibt der neue Trieb zunächst nach unten aus und schwenkt dann in einem leichten Bogen nach oben. Dieser Prozess führt zu einer Astverlängerung, die den Baum in die Breite formt und ihm eine flachere Struktur gibt.
Steuerung des Wachstums:
Der Obstbaumschnitt ermöglicht es, das Wachstum gezielt zu lenken, indem man den Schnitt über der Knospe wählt. Eine Knospe oben am Ast fördert dagegen einen steileren und schmaleren Wuchs.
Gestaltung der Baumkrone:
Durch den gezielten Einsatz von Knospen kann die Form der Baumkrone und der einzelnen Äste bewusst gestaltet werden, um eine gewünschte Wuchsform und eine gute Belichtung der Krone zu erreichen.