Hallo, Jedmar,ja, das ist ein gutes Thema. Nicht nur für den Winter.Erstmal eine nur halbernste Antwort

: Wenn ich in den eigenen Garten gucke, kann ich deinen Wunsch, man möge Rosen des 20. Jahrhunderts pflegen und Seltenheiten unter ihnen 10 Prozent der persönlichen Rosen-Platzes widmen, lässig erfüllen: Von meinen knapp 130 Sorten stammt gut ein Drittel aus dieser Epoche. Bei den Jüngeren ist viel Feldwaldwiese dabei. Und auch unter den „Oldtimern“ (ich nutze mal die Definition der Autofans: mindestens 30 Jahre alt

) sind viele Standards, von ‚Agnes’ (1922), ‚Ghislaine de Féligonde’ (1916) und ‚Ballerina’ (1937) über ‚Gloria Dei’ (1945), ‚Sutter’s Gold’ (1950), ‚Baronne Edmond de Rothschild’ (1969) und ‚Papa Meilland’ (1963) bis hin zu ‚Sympathie’ (1964) und ‚Friesia’ (1973). Oder auch so was wie ‚Ferdinand Pichard’ (1921), ‚Roseraie de l’Hay’ & ‚Rose à Parfum de l’Hay’ (beide 1901), ‚Buff Beauty’ (1939), ‚Kiftsgate’ (1954), ‚Goldfassade’ (1967). Ich fürchte – ganz sicher bin ich nicht –, dass ich sogar die unausstehliche ‚Super Star’ (1960) habe

. Ein paar nicht ganz so geläufige bleiben dennoch: Arethusa (Paul 1903) Baby Faurax (L. Lille 1924) Charles Mallerin (Mallerin 1947) Chevy Chase (Hansen 1939) Crimson Glory (Kordes 1935) Crimson Glory clb. (Jackson & Perkins 1946) Crimson Shower (Norman 1951) Daily Mail Scented Rose (W.E.B. & Daughter Archer 1927) Hiawatha (Walsh 1904) Joseph’s Coat (Armstrong 1964)Lady Hillingdon (Lowe & Shawyer 1910)Mlle Cécile Brunner clb. (Hosp 1904)Meg (Gosset 1954)Nigrette (Krause 1933)Réveil dijonnais (Buatois 1931) Schwarzer Samt (VEB GS Dresden 1969) Soleil d’Or (Pernet-Ducher 1900) Souvenir de J. Mermet (Mermet 1934) Violetta (Bruant 1924) Dazu kommt demnächst noch Mrs. Sam McGredy clb. (Buisman 1937)Aber was davon verdient das Prädikat „selten“? Meine Pflanzen stammen sämtlich aus leicht zugänglichen Quellen, hauptsächlich von Schultheis, Lens und Weingart – echte Jägerin & Sammlerin bin ich nicht…
Erfurt waechst bei mir, aber nicht, weil ich sammle, sondern weil sie mir im Foerster-Garten so gut gefiel... Dabei gucke ich mehr auf Form und Gesundheit als auf die Bluete.
Das kann ich nachvollziehen. Und deshalb jetzt
ganz ernsthaft

: Auch in meinem Garten sind nur ganz wenige Rosen – egal welchen Alters – eingezogen, weil mich der Sammlerhafer prickte. Die meisten habe ich ausgewählt, weil sie duften oder weil sie gesund (=pflegeleicht) sind oder weil mich Farbe/ Farbspiel/ Blütenform ansprachen oder weil ich was suchte für spezielle Gartenecken. Einigen aus der obigen Liste geht es nur mäßig, und so sie denn nicht durchhalten sollten, würde ich sie nicht wieder pflanzen (die ‚Daily Mail Scented Rose’ zum Beispiel, bei mir ein Dauer-Kümmerling). Mit anderen Hätschelkandidaten würde ich sofort einen Zweitversuch machen, weil ich sie besonders finde (zum Beispiel ‚Réveil dijonnais’, ein ‚Erfurt’-Elternteil; oder auch die unglaublich gut duftende ‚Crimson Glory’ und die expressive ‚Schwarzer Samt’ – die sind aber beide keine Päppel-Diven). Wieder andere Sorten würde ich nur für spezielle Zwecke verwenden: zum Beispiel ‚Baby Faurax’ (manchmal auch unter dem Namen ‚Baby Faraux’ zu finden) und ‚Violetta’ für Lila-Pflanzungen, die farblich etwas heftigen Kraxler ‚Joseph’s Coat’ und ‚Mrs. Sam McGredy’ zur Belebung eintönig düsterer Koniferen-Hintergründe, ‚Chevy Chase’ für Farbe im Schatten.Solche Gesundheits- und Verwendungsfragen finde ich hochinteressant. Die Frage nach der Seltenheit hingegen nicht wirklich – ich habe einen Garten, keine Sammlung

. (Auch wenn mich, ich gesteh’s, ab & zu ein bisschen Sammeltrieb packt.) Insofern ist mir die gar nicht seltene, aber üppige ‚Ghislaine de Féligonde’ weitaus lieber als irgendeine Rarität, die bloß mickert…Allerdings finde ich es einen Skandal, dass es schöne ältere Sorten wie ‚Erfurt’, ‚Parkdirektor Riggers’ (welch ein Name!), ‚Königin der Rosen’, 'Crimson Glory' und viele andere heute nicht mal mehr beim Züchter gibt. Aber die Firmenpolitik von Kordes ist ja eh ein Fall für sich

.Schöne GrüßeQuerkopf