Ein aufregender Thread, wie ich finde. Danke, Ernst! Ich durchstöbere sozusagen das "Archiv" dieses Forums und kann mir einfach nicht verkneifen, in diesem Fall - leider absolut verzögert - zu posten. Verzeiht mir, wenn das Thema für Euch schon erledigt sein sollte

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Der Garten des 21. Jahrhunderts?!?Wenn der sich denn definieren ließe, dann weiß ich, daß ich
den genau so wenig würde haben wollen, wie
den typischen Garten der 60er Jahre.Zu den verschiedenen Gartenstilen:Ich muß gestehen, daß mein Traumgarten bisher überhaupt nicht von real existierenden Anlagen geprägt wurde. Meine Inspiration kommt aus der Literatur und sie beginnt bei den ungezählten Märchen, in denen kleine Mädchen oder Jungs plötzlich eine verborgene Pforte entdecken, die ihnen - und meist nur ihnen allein - Zugang zu einem Zaubergarten verschaffen, in dem sie sprechenden Tieren und anderen Fabelwesen begegnen und der ihnen eine Zuflucht bietet, eine Chance den alltäglichen Repressalien "böser Stiefmütter" und "hartherziger Väter" zu entfliehen; der ihnen Raum bietet, sich selbst zu begegnen und frei von äußeren Zwängen den eigenen Intuitionen und Impulsen zu folgen. Hier öffnet sich ein Erlebnisraum, wie er individueller nicht sein kann. Wer ihn betritt, verläßt die Gesellschaft, den
main stream - auch die Sicherheit, die er den Furchtsamen bietet! Für ihn/sie beginnt der unumkehrbare Prozeß der Individuation. In meiner kindlichen Phantasie entstanden damals die ersten prägenden Traumbilder meines persönlichen Gartens. Im Laufe der Jahre beeindruckte mich zunehmend auch die erotische Metaphorik des Gartens, wie sie bspw. in Salomos Lied der Lieder (Hohelied) oder von Sappho so unerreicht besungen wird.In jedem Fall ist
mein Traumgarten ein Hort der Intimität, ein
secret place! Zutritt haben nur "Auserwählte". Die Welt muß draußen bleiben. Ihr zeigt er sich auch nicht - ihr Beifall ist ihm gleichgültig.Ich liebe Gärten, deren Besitzer ihren Träumen treu geblieben sind - deren Gärten nicht ständig diese oder jene Schule zitieren und sich in ihrem Bemühen um möglichst perfekte Nachahmung allgemein anerkannter Stile erschöpfen!Zur "Naturnähe":Ja, ein Garten soll sich in die ihn umgebende Natur einfügen (sofern denn überhaupt noch Natur in der Nähe zu sehen ist

), aber sich auch ebenso sehr von ihr abgrenzen.
Dort waltet die mächtige, gar nicht romantische, große, alles gebärende und letztlich auch alles verschlingende Gaia;
hier verwirklicht ein Menschlein - auch ihr zum Trotz! - seinen individuellen Traum von Schönheit. Ein ungleicher Kampf - zweifellos - wer siegen wird, liegt auf der Hand. Trotzdem, ich für meinen Teil werde mit der "Göttin" kämpfen, auch wenn ich nie vergessen will, daß ich alles, was ich erreichen kann, ihr
auch zu verdanken habe.Liebe Grüße von einer zur Selbstoffenbarung verleitetenTramina