hat geschrieben: ↑1. Jan 1970, 01:00@ Dietmar: Sind die Steckhölzer von der Rebschule veredelt?
Diese Steckhölzer von der polnischen Rebschule sind nicht veredelt. Das sind Steckhölzer auch bei uns nicht. In der
guten Version werden diese auf ein Auge zerschnitten und auf Unterlagen gepfropft. Soweit ich weiß, braucht man zum Pfropfen nur ein Auge des Edelreises. Manch einer will solbst Propfen. Warum?
- Manche wollen vorhandene Reben Umveredeln, d.h. eine nicht mehr gelittene Rebe, die seit Jahren schon im Boden wächst, zu einer neuen Sorte machen. Wie bei anderen Obstsorten versuchen auch manche, verschiedene Edelreise auf eine Rebe zu pfropfen. Wer nur Platz für eine Rebe hat, kann so mehrere Sorten kultivieren. Damit spart man einige Jahre Entwicklungszeit.
- Die meisten Rebschulen pfropfen pro Sorte nur auf eine Unterlage, z.B. SO4. Manche Hobby- oder Profiwinzer möchten aber eine andere Unterlage, z.B. 125AA. Bei größeren Stückzahlen machen das meist auch die Rebschulen, aber bei geringen Stückzahlen helfen sich die Hobbywinzer selbst, indem sie die Steckhölzer auf die gewünschte Unterlage pfropfen. Mit einer anderen Unterlage kann man z.B. die Rebe auf andere Bodenverhältnisse anpassen, z.B. auf kalkreiche Böden, die Wüchsigkeit erhöhen oder reduzieren und z.B. bei überdüngten Böden verhindern, dass Chlorose oder Stiellähme entsteht, weil die Reben infolge des Überangebotes des einen Nährstoffes die zugehörigen Antagonisten nicht aufnehmen kann, z.B. zu viel P --> Behinderung der Fe-Aufnahme --> Chlorose.
Bei Überversorgung mit K --> Behinderung der Aufnahme von Mg --> Stiellähme
Eine andere Unterlage hilft da vielleicht, ebenso bei der starken Neigung zum Verrieseln.
Die "böse" Variante:
Man bewurzelt die Steckhölzer und erhält so eine Rebe. Manchmal will man dabei einfach Geld sparen, aber manchmal bekommt man einfach neue Sorten nur unveredelt und da kann man das auch selbst machen, vor allem, wenn man kein Geschick zum Selbstpfropfen hat. In Osteuropa scheinen sehr viele bis die meisten Reben ungepfropft zu sein, denn nur sehr wenige osteuropäische Rebschulen verkaufen gepfropfte Reben. Vielleicht ist es dort für die Reblaus zu kalt oder der Wodka-Atem der Winzer tötet die Reblaus ab. ;D
In D ist die Rechtslage so, soweit meine Kenntnisse noch aktuell sind:
- In Weinbaugebieten dürfen seit Jahrzehnten nur gepfropfte Reben gepflanzt werden, auch im Hausgarten. Verstöße dagegen können schon einmal mit einigen Tausend EURO geahndet werden. Man findet aber noch alte Weinberge mit ungepropften Reben.
- Deutlich außerhalb der Weinbaugebiete soll man zwar aus verschiedenen Gründen (nicht nur Reblaus) auch gepfropfte Reben pflanzen, aber ungepfropfte Reben werden toleriert. Das Risiko trägt dann der Hobbywinzer.