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Re:Vortrag über Karl Foerster in Wien
Verfasst: 27. Okt 2008, 08:47
von daphne
und am Wasserbecken
Re:Vortrag über Karl Foerster in Wien
Verfasst: 27. Okt 2008, 10:58
von riesenweib
auch mir hat Dr. Näsers faktenreicher und auch launiger vortrag wirklich gefallen.Wie Inge war ich fasziniert von den diavorträgen die KF, nach offenbar aufwändiger bildpräparation, schon 1911 gehalten hat; oder wie früh farbfotos in seinen büchern vorkamen (das war mir schon in "Von den Blütengärten der Zukunft" aus 1917 aufgefallen, Dr. Näser sprach ein buch aus 1910 an, mit farbfotos).Ausserdem war spannend, vom stark musisch-wissenschaftlichen familiären umfeld zu hören (
vater astronom, mutter malerin, ein
bruder pazifist & philosoph), oder welch hohen anteil Eva Foerster (sängerin und pianistin) am erfolg der gärtnerei hatte. Weggefährten wurden vorgestellt, und nachfolger ebenfalls.Viel schönes bildmaterial gab's auch.ein dank an den
HBV (und seine freunde) und die
ÖGG für das intiieren und organisieren dieses vortrags.lg, brigitte
Re:Vortrag über Karl Foerster in Wien
Verfasst: 27. Okt 2008, 13:30
von sarastro
Von der älteren Generation an Staudengärtnern, welche unter K. Foerster gearbeitet hatten und die ich noch kennenlernen durfte, hatten alle eines gemeinsam, nämlich ihre Liebe zu den Stauden, ausgestattet mit einem gehörigen Schuss "Pflanzenverrücktheit". Hierzu zählen unter vielen anderen Heinz Hagemann, Ernst Pagels, Eva Bottke, Bruno Müller, Isbert Preußler, Karl Seibert...Noch leben einige. Und viele von ihnen konnten junge Menschen begeistern und mitreißen, von denen ich auch vielfach profitieren konnte. Andere wiederum erreichten mit ihrer Art leider das Gegenteil und schwebten auf Wolke 9. Ja, das gab es unter den Foersterianern auch und dies war sicher nicht im Sinne des Meisters.Und noch etwas, was man nicht außer Acht lassen darf. Karl Foerster war in erster Linie Gärtner, Buchautor und Züchter mit nachhaltigem Erfolg, deren "Nachwehen" bis heute anhalten. Aber er hatte es damals nicht unbedingt mit der korrekten Nomenklatur, entweder weil er es damals nicht besser wissen konnte oder es ihm schlichtweg zweitrangig erschien. So dürfte für Rudbeckia fulgida var. sullivantii nie ein Sortenname vergeben werden, es sei denn, ein Klon würde immer vegetativ vermehrt und unterscheidet sich von der üblichen Unterart. Da diese aber aus Samen echt fällt und somit eine reine Wildart darstellt, ist ein Sortenname eigentlich nicht zulässig. Trotzdem hat sie ihren Siegeszug nur unter 'Goldsturm' vollbracht!
Re:Vortrag über Karl Foerster in Wien
Verfasst: 27. Okt 2008, 14:06
von invivo
Wer es nicht gesehen hatte,
hier war Ratgeber Heim+Garten im Foerstergarten.
Re:Vortrag über Karl Foerster in Wien
Verfasst: 28. Okt 2008, 01:51
von pearl
wunderbar, wunderbar!Mehr davon!So wie man sich für den Begriff deutsche Literatur nicht schämen muss, sollte man auch der deutsche Gartentradition eine Möglichkeit geben sich weiter zu entwickeln. Möglicherweise erreicht man gar nichts, wenn man Gartenlehrlingen Foerster aufs Auge drückt. Gegen Goethe habe ich mich damals gewehrt. Aber ich finde, dass diejenigen, die im Sinne dieser Tradition gearbeitet haben auch hervorgehoben werden sollen. Völlig richtig, sarastro.
Re:Vortrag über Karl Foerster in Wien
Verfasst: 28. Okt 2008, 08:11
von sarastro
Tradition bedeutet ja nicht, dass man wehmütig darauf verharrt. Auch eine Gartenkultur sollte sich national, ja viel besser noch regional weiterentwickeln. Da nützt es zwar enorm, wenn man über seinen Tellerrand in andere Länder blickt, was dort so fabriziert wird. Dieser Horizont sollte aber nicht zum Abkupfern herangezogen werden - siehe "White Garden" oder "Senkgarten", die tausendmal schlecht abkopiert wurden.
Re:Vortrag über Karl Foerster in Wien
Verfasst: 28. Okt 2008, 11:55
von freitagsfish
ein aspekt, der mir in meiner arbeit auch immer wieder begegnet: menschen können sehr eingeschüchtert werden durch große schönheit und wohl gelungenes. wer den foerster-garten im september betritt, wird das gefühl haben, so etwas niemals selbst in seinem eigenen garten erschaffen zu können. es ist einfach _zu_ überwältigend.in solchen momenten braucht es leute, die eine brücke bauen, die den leuten erklären und erzählen, daß z.b. auch schon ein qm gelungene staudenkombination sehr sehr glücklich machen kann. das es erlaubt ist, sich dem ideal schrittweise anzunähern. das niemand zu blöd ist dafür...die leute fühlen sich aber blöd im angesicht solcher gärten oder anlagen wie foersters garten oder freundschaftsinsel. es klafft eine große lücke zwischen dieser schönheit und dem selbstbewußtsein der menschen, so etwas auch zu schaffen.auch aus diesem grunde ist das literarische schaffen von foerster sehr hoch einzuschätzen. seine vielleicht heute etwas angestaubt und blumig (sic!) wirkende sprache ist im besten sinne des wortes eigentlich trivial-gartenliteratur und -philosophie. und das wichtigste daran, aus meiner sicht, ist die kraft der verführung, die aus seinen worten spricht. es geht immer nur mit verführung.
Re:Vortrag über Karl Foerster in Wien
Verfasst: 28. Okt 2008, 13:41
von sarastro
Ich glaube, du hast mit deinen letzten Worten vieles auf den Punkt gebracht! Es gibt wahrlich Schlimmeres wie Verführung. Ist es nicht erhebend, wenn man einen Mitmenschen mit nichts Schönerem wie mit Pflanzen und Garten verführt?Leider erlebt man oft genug, dass die Menschen sich mit Hausbau, Autokauf oder anderen Dingen regelrecht übernehmen und in vielem eine "Schuhnummer" zu groß handeln. Sie sind wahrscheinlich durch Fernsehen etwas fehlgeleitet, weil das Große und Schöne uns ständig suggeriert wird. Nicht so beim Garten.Das Beispiel Garten zeigt uns nämlich, dass allein die Vorstellung an die dauernde Arbeit und das Entstehen eines Gartenteiles/Beetes für Selfmade-Menschen ein Kraftakt ohnegleichen ist. Darum steht es uns an, Mut zu machen. Die Leute für Schönheit zu verführen, aber sie dabei im entscheidenden Moment auch richtig zu begleiten. Karl Foerster hat vor fast 100 Jahren den Anfang bereitet. Nicht nur ich fühle mich verpflichtet, dies in seinem Sinne weiterzuführen, sollten wir nicht binnen weniger Jahre zu werbegesteuerten Impulskaufwesen verkommen.
Re:Vortrag über Karl Foerster in Wien
Verfasst: 28. Okt 2008, 17:11
von freitagsfish
Karl Foerster hat vor fast 100 Jahren den Anfang bereitet. Nicht nur ich fühle mich verpflichtet, dies in seinem Sinne weiterzuführen, sollten wir nicht binnen weniger Jahre zu werbegesteuerten Impulskaufwesen verkommen.
ja, gut gesprochen, sarastro. ihr profis müßt eben auch verführende kommunikatoren sein. und wir amateure reichen dann abgestochene staudenstücke über den gartenzaun.
Re:Vortrag über Karl Foerster in Wien
Verfasst: 28. Okt 2008, 17:17
von Staudo
>:(Die kann es nicht lassen. ;)Wir geben uns ja Mühe. Allerdings müssen wir mit den heutigen Mitteln versuchen in der Mediengesellschaft wahrgenommen zu werden. Deswegen ist im kommenden Jahr die Gattung Hosta „Staude des Jahres“.
Re:Vortrag über Karl Foerster in Wien
Verfasst: 28. Okt 2008, 17:18
von sarastro
... und bieten immer was Neues, was der Nachbar noch nicht hat.

Re:Vortrag über Karl Foerster in Wien
Verfasst: 28. Okt 2008, 17:35
von sarastro
Wir haben schon unter Kollegen darüber gelästert und nach Gründen der Wahl gesucht. Jungpflanzenüberschuss...?Sei mir bitte nicht böse, aber Hosta als Staude des Jahres ist so ungefähr dasselbe als wie die Melone als "Hut des Jahres". Glaubt ihr vielleicht, dass die Großen deswegen noch mehr Abraum des überalterten Hostaberges losbekommen? Findest du dies eine gute Wahl?Wenn schon Funkien, dann im Sortiment umdenken, nicht die alten Hüte von vorvorgestern kultivieren, sondern ein ausgesuchtes Sortiment an Funkien, wo Bewährtes und Neues vereint sind. Aber da ist bei den Großanbietern in Deutschland im Vergleich zur Echinacea-Flut und anderen Gattungen recht wenig zu sehen. Ich gebe zu, einige sind im Sortiment progressiv. Aber ich bin allein schon auf das Plakat gespannt. Da kommen sicher viele Kunden mit dem Standardspruch "Hammaschon", wenn sie eine panaschierte Hosta xy abgebildet sehen, ob nun 'Crispula', 'Minuteman' oder 'Snow Goose' drauf steht.Besser wäre es, einmal unbekanntere Wiesenknöpfe, winterharte Penstemon, Polygonum amplexicaule-Sorten, neuere Indianernesseln oder irgendeine Gruppe von Ziergräsern zur Staude des Jahres zu machen. Aber vielleicht sind diese Stauden für manche Großproduzenten nicht so ergiebig, bzw. in vielen Sortimenten gar nicht erst vorhanden?
Re:Vortrag über Karl Foerster in Wien
Verfasst: 28. Okt 2008, 17:47
von Staudo
Das System läuft halt anders. ;)Zum einen wurde die Hosta unter 125 Staudenbetrieben gewählt. Da hat jeder gleiches Stimmrecht, egal ob kleiner Sortimentsbetrieb oder Großgärtnerei (übrigens war auch die Foerstersche Gärtnerei zu damaliger Zeit Großbetrieb) und rein zahlenmäßig gibt es mehr Klein- als Großbetriebe. Demokratische Abstimmungen gefallen nun mal nicht allen.Zum anderen ist die Staude des Jahres ein Marketinginstrument, ähnlich wie die Weinkönigin.Glaube es mir: Die Stauden des Jahres verbuchen keinen Absatzrekord im betreffenden Jahr. Es geht um Kommunikation.
Re:Vortrag über Karl Foerster in Wien
Verfasst: 28. Okt 2008, 17:59
von freitagsfish
>:(Die kann es nicht lassen.

das war jetzt grad' ganz knapp, peter.
Re:Vortrag über Karl Foerster in Wien
Verfasst: 28. Okt 2008, 18:56
von sarastro
Ja, du hast schon Recht, ich will dir ja nicht immer dagegenreden. Wer glaubt, kommt auch ans Ziel. ;DEs geht um Kommunikation, aber auch um Marketing. Gerade deshalb sollte man den wohl weitgehend ahnungslosen Betrieben eine Gattung vorschlagen, wo man gemeinsam mit seiner Kundschaft zu neuen Ufern gelangt. Agastache fiel mir auch noch ein. Oder eben Herbstblüher, wo doch der Herbst in vielen Betrieben sich so mau gestaltet. Der Foerstersche Betrieb von damals war sicher ein Großbetrieb, schon allein durch seine Unzahl an Angestellten. Verglichen mit heutigen Fabriken wäre er ein mittelkleiner Fisch. Schade, dass er sich nach der Wende in eine Richtung entwickelte, wo er höchstens noch den Namen des Altmeisters trägt, ihn aber nicht mehr in der Weise verdient, was man mit dem Namen verbindet. In einer (wohl modernisierten) Nostalgiegärtnerei, wo man mit Schritt und Tritt auf Spuren des großen Gärtners gelangt, wo Information und Knowhow sich mit einem exquisiten Sortiment vereint, das wäre ein anderer, sicherlich schönerer Weg gewesen. Mit Cafe-Betrieb, Führungen, Schaugärten, Seminaren - eben wie in einem "Mekka".Mit Berlin als Großstadt im Hintergrund hätte ein Betrieb mit der Aufschrift "Winterharte Blütenstauden der Neuzeit" gerade heute seinen wirtschaftlichen Erfolg gehabt. Schade, aber die Dinge sind eben anders gelaufen. Welche Richtung besser gewesen wäre, darüber kann nur spekuliert werden. Und wie immer wird es uns die Zukunft zeigen. So, dies wollte ich im Zusammenhang mit Karl Foerster auch noch loswerden.