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Re:Standortgerechte Pflanzung?
Verfasst: 29. Jun 2010, 22:46
von fars
Mit einem "Extremgärtner" oder Pflanzensammler darüber zu diskutieren, ob seine Pflanzen standortgerechte Bedingungen vorfinden, ist doch müßig. Er wird sie schaffen, oder zu schaffen versuchen.Würde die Gartenwelt so idealtypisch gestaltet werden, wie hier manche fordern, gäbe es den Frankfurter Palmengarten nicht und Kew Gardens wäre auch ärmer.Wer mag, soll sich dem Vorgefundenen beugen, die Prometeuse unter uns werden immer gegen die Götter kämpfen und dabei häufig unterliegen aber hin und wieder doch gewinnen.
Re:Standortgerechte Pflanzung?
Verfasst: 30. Jun 2010, 08:21
von Martina777
Ich finde, auch hier liegt die Faszination im Detail. Eine Oase in der Wüste besticht durch ihren Unterschied zur umgebenden Landschaft - und wirkt doch wie ein Fremdkörper. Und jeder findet diesen Fremdkörper wunderschön ...Bei japanischen Gärten können sich da schon die Geister scheiden - in meinen Augen, aber durch die unterschiedlichen Konzepte ergeben sich eben vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten. Eine standortgerechte Pflanzung im reaktionärem Sinn würde ja bedeuten, nur einheimische Pflanzen zu wählen, oder überhaupt nur kultivieren, was in diesem Bereich wuchs .... das kann man schon erschöpfend reduzieren.Auch ist ein Rhododendron vor einem eher rustikalen Haus nicht für alle Betrachter standortgerecht ...

Ich möchte den Mittelweg gehen, wie schon beschrieben. Für mich ist "standortgerecht" so definiert, dass ich Pflanzen wähle, die mit maximal relativ geringen Veränderungen spätestens 2 Jahre nach der Pflanzung weitgehend alleine gelassen werden können - also keine Hätschelkinder.Also ein Mittelweg zwischen natürlichen Bedingungen und geistiger Einheit mit der Umgebung. Zumindest keinen Fremdkörper schaffen - das wirkt mMn unharmonisch und wäre für mich nicht standortgerecht.
Re:Standortgerechte Pflanzung?
Verfasst: 30. Jun 2010, 09:59
von Extremkompostierer
Mit viel Aufwand an Geld, Arbeit, Material und Energie kann ich an jedem Standort jede Pflanze kultivieren.Aber ein solcher Garten ist Umweltverschmutzung. Selbst wenn vor Ort alles sauber aussieht, irgendwo gibt es halt Dreck. Da wo eben die Materialien für meine nichtstandortgerechte Bepflanzung produziert und transportiert werden.Da es viele schöne Pflanzen gibt, die ohne solche Umweltverschmutzung auskommen pflanze ich eben die in meinem Garten.
Re:Standortgerechte Pflanzung?
Verfasst: 30. Jun 2010, 11:26
von purlinda
Ich sehe keinen großen Unterschied darin, ob jemand für seine Wunschpflanzung ein paar Kubikmeter Sand und Kies in den Boden arbeitet, ob er alle Jahre Kompost aufbringt oder mit saurem Substrat ein Rhododendrenbeet bastelt. Alle "Verbesserungsvarianten" verändern den Boden auf Dauer, und bei allen Vorgehensweisen werden Pflanzen gefördert, die es dort eigentlich schwer hätten oder gar nicht gedeihen würden. Es ist also in jedem Fall nicht dem Naturstandort entsprechend gepflanzt worden. Natürlich kann man dem Bodenabmagerer und dem Sauerbeetbastler vorwerfen, dass ihr Zuschlagsstoff irgendwo abgebaut und herbeigeschafft wurden, aber auch 95% aller haushaltsnahen Komposte enthalten gekaufte Zusätze von außerhalb. Ähnliches gilt wohl auch für viele organische Mulchvarianten, die zudem alle paar Jahre aufgefüllt werden müssen. Was ist da nun besser
Re:Standortgerechte Pflanzung?
Verfasst: 30. Jun 2010, 11:38
von fars
Mit viel Aufwand an Geld, Arbeit, Material und Energie kann ich an jedem Standort jede Pflanze kultivieren.Aber ein solcher Garten ist Umweltverschmutzung.
Wie der Name schon signalisiert: extrem!Also keine Rosen in deinem Garten? Keine Hortensien? Keine Ziersträucher?Alle diese Pflanzen werden mit einem großen Aufwand "hergestellt" und vertrieben.
Re:Standortgerechte Pflanzung?
Verfasst: 30. Jun 2010, 11:46
von Martina777
Spannende Aspekte ...Ein Detailgedanke ist für mich auch, die Gartenkreisläufe zu nutzen. Also eben Kompostwirtschaft, Mulchen mit Abfällen, etc. Das ist nur eine Beschleunigung der natürlichen Humusbildung ...Was mir aber auch mehr und mehr Freude macht, ist, Pflanzen mit Geschichte zu haben, und möglichst aus privaten Beständen oder Selbstgezogene in welcher Form auch immer. Ein Ableger aus meiner Familie einer entfernten Tante - der sich dann als ein sehr gewöhnlicher wunderhübscher Storchschnabel entpuppt hat - ist auch hier eingezogen und wird mit mir nächstes Jahr wieder mitumziehen, auch weitere Kinder ... oder eine Taglilie, die ich an eine Gartenfreundin erleichtert verschenkt habe, aber immer wieder etwas vergessen habe - auch ein Allerweltsding, aber auch hübsch - darf nun endlich bleiben.Grundsätzlich bin ich aber vom Gärtnertyp des "romantischen geordneten (und damit intensiv zu planenden) Wildwuchses" - deshalb fällt mir Gemüsegärntnern schwer. Für die jeweilige Art des Wildwuchses entscheide ich mich einmal bei der Grundanlage und jedes Frühjahr - und nicht ständig und jederzeit.Das ist für mich schon "zu viel" Verbesserung, Verhätschelung etc und damit auch ... nicht standortgerecht? Da muss ich echt an meiner Einstellung arbeiten.
Re:Standortgerechte Pflanzung?
Verfasst: 30. Jun 2010, 11:57
von Bergfeige
Natürlich immer experimentieren. So nimmt Entwicklung seinen Lauf. Alles andere ist Konservieren, in vielen Bereichen auch Stillstand. Welch ein Aufschrei ging durch die Presse als klar war, dass holländische Tomaten nicht mehr in Erde wachsen. Auch wenn es mir persönlich fremd erscheint, dass Pflanzen ohne Erde wachsen, haben viele längst auf Hydrokultur umgestellt. In der Wüste laufen schon lange interessante Experimente zum Gemüseanbau. Wie sollte man die Pflanzensorten wählen, wenn nicht ständig ausprobiert würde, wer sich unter welchen Bedingungen bewährt. Keine Sache ist einfach gut, nur weil es immer so war. Die Welternährung stellt uns längst vor fast unlösbare Probleme, die nur durch Verlassen der alten Ansichten gelöst werden können. Eine Verbindung zur Umweltverschmutzung kann ich nicht erkennen. Und jeder kann seinen Garten gestalten wie er möchte. Harmonie als Maßstab zu nehmen ist total unwirklich. Es gibt keine Harmonie in der Natur. Da heißt es fressen oder gefressen werden, oder sich als Pflanze die besten Licht-, Nährstoff-, Standortbedingungen zu erkämpfen. Ein harmonischer Garten ist eine vermenschlichte Naturanlage. Und wie diese Art Menschen oft leider auch langweilig, etwas vorsichtig, ängstlich, weil ohne Risiko, ohne Polarisierung, ohne Weiterentwicklung. Leben heißt verändern. Leben bedeutet eine grandiose Vielfalt zu erleben, ein Nebeneinander zwischen Bewährtem und Neuem.Auf zu neuen Experimenten und neuen Erkenntnissen. Und neuen Pflanzen.Es ermuntert und grüßtDie Bergfeige
Re:Standortgerechte Pflanzung?
Verfasst: 30. Jun 2010, 12:03
von Lenchen
Wenn ich meinen armen Sandboden nicht mit jeder Menge Kompost/Humus und anderen Bodenverbesserern aufwerten und mulchen würde, dann müsste ich auf viele geliebte Pflanzen verzichten, die nun mal humosen Boden benötigen. Zusätzlich zum Sand ist Regen hier ein selten gesehener Gast (aktuell zuletzt am 2.6.), ich muss also dazu auch noch gießen ohne Ende. Aber ich betreibe den Aufwand gerne - die Primeln, Anemonen, Schneeglöckchen usw. entschädigen mich im Frühling für Mühe und Kosten.Trotzdem bewundere ich auch die Idealisten, die sich mit dem Gegebenen arrangieren, auch wenn es sie eigentlich nicht zufrieden stellt.Meine Erfahrung im nachbarlichen Umkreis ist aber eher, dass die meisten sich damit arrangieren, weil schlicht Muße und Interesse am Garten fehlt.
Re:Standortgerechte Pflanzung?
Verfasst: 30. Jun 2010, 12:05
von Martina777
Harmonie als Maßstab zu nehmen ist total unwirklich. Es gibt keine Harmonie in der Natur.
Einspruch, Euer Ehren, im Detail durch die Fibonacci-Zahlen z. B. oder den Goldenen Schnitt bewiesen
Ein harmonischer Garten ist eine vermenschlichte Naturanlage.
Da bin ich einverstanden.
Und wie diese Art Menschen oft leider auch langweilig, etwas vorsichtig, ängstlich, weil ohne Risiko, ohne Polarisierung, ohne Weiterentwicklung.
Auch einverstanden, wenn es dabei bleibt.
Leben heißt verändern. Leben bedeutet eine grandiose Vielfalt zu erleben, ein Nebeneinander zwischen Bewährtem und Neuem.Auf zu neuen Experimenten und neuen Erkenntnissen.
Ich glaube, das lernt man am schnellsten im Garten. Am nachhaltigsten - und ein Garten hält auch immer ein paar Trostpreise bereit.
Re:Standortgerechte Pflanzung?
Verfasst: 30. Jun 2010, 12:08
von invivo
Ich frage mich wann hier die ersten Leute aufschlagen und nachfragen, wie sie ihren ehemaligen Kiesgarten wieder vom Kies befreien können.

Der Kniphofien-Hang in Weihenstephan z.B. baut immer stärker ab, obwohl dort mit diversen mineralischen Zuschlagstoffen gearbeitet wurde. Es scheint, dass auf Dauer doch der Untergrund die Oberhand behält.
Re:Standortgerechte Pflanzung?
Verfasst: 30. Jun 2010, 12:10
von fars
Harmonie als Maßstab zu nehmen ist total unwirklich. Es gibt keine Harmonie in der Natur.
Einspruch, Euer Ehren, im Detail durch die Fibonacci-Zahlen z. B. oder den Goldenen Schnitt bewiesen
Ebenfalls Einspruch: Auch hierbei ist wieder der Mensch das Maß aller Dinge. Die Natur trachtet nur danach, zu optimieren. Dabei ergibt sich dann ein Nacktmull oder ein Paradiesvogel.
Re:Standortgerechte Pflanzung?
Verfasst: 30. Jun 2010, 12:11
von purlinda
Invivo, erzähl mal mehr über den Kniphofien-Hang: kommt der Untergrund hoch, oder an was liegts?
Re:Standortgerechte Pflanzung?
Verfasst: 30. Jun 2010, 12:14
von Bergfeige
Der Ehre zuviel. Und der Goldene Schnitt ist sehr umstritten, zu ästhetisch, zu harmonisch, lässt kaum eigene Gestaltung zu. Ein Hilfsmittel von vielen, mehr nicht.
Re:Standortgerechte Pflanzung?
Verfasst: 30. Jun 2010, 12:17
von Martina777
Der Ehre zuviel. Und der Goldene Schnitt ist sehr umstritten, zu ästhetisch, zu harmonisch, lässt kaum eigene Gestaltung zu. Ein Hilfsmittel von vielen, mehr nicht.
Ich meine es nicht fotografisch.Der Natur scheint der Goldene Schnitt einfach zu fallen - er ist in vielen Bereichen erkennbar.
Re:Standortgerechte Pflanzung?
Verfasst: 30. Jun 2010, 12:24
von invivo
Invivo, erzähl mal mehr über den Kniphofien-Hang: kommt der Untergrund hoch, oder an was liegts?
Den genauen Grund kenne ich nicht, aber der Boden dort ist eigentlich sehr schwer. Ich könnte mir vorstellen, dass das gewünschte Substrat sich nach und nach wieder mit dem Untergrund vermischt und so zu lange feucht bleibt.
So sieht es jedenfalls nicht mehr aus.