hier in der Nähe, in Karlsruhe, gibt es den Studiengang Geoökologie. Ein Absolvent, Prof. Dr. rer. nat. Andreas. Ch. Braun ist dort jetzt Juniorprofessur für Risikoorientierte Regionalentwicklung. Auf der Seite des Institute für Regionalentwicklung der Universität Karlsruhe gibt es ein paar Listen über Mitgliedschaft von Andreas Braun in Gesellschaften und Verbänden. Die betreiben interessant Seiten. Aus einer davon,
Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft, habe ich eine Rede zum Weltbodentag, 5. Dezember 2015 herausgefiltert.
Boden bewahren – Worauf unser Horizont aufbaut... Rede von Umweltminister Dr. Robert Habeck am 04.12.2015 anlässlich der Festveranstaltung zum Boden des Jahres in der Landesvertretung Schleswig-Holsteins in Berlin Daraus:
Ich war gestern nicht auf der Veranstaltung im BMUB, aber mir wurde gesagt, dass in ein-dringlichen Worten, etwa von einem kanadischen Kollegen von Ihnen deutlich gemacht wurde, dass die Art, wie die Menschheit den Boden nutzt, zu viel Bodennutzung, zu viel Devastierung und Degradation der Böden bedeutet und wir in Wahrheit mehr Boden verbrauchen als wir eigentlich überhauptbrauchen dürften und letztlich zusammen mit der angesprochenen Klimakonferenz in Paris die Existenzgrundlagen für Nahrungssicherheit, für gesellschaftliche Stabilität durch falsche Bodennutzung zerstört werden. Das genau ist das, was zu lernen ist und was auch, und das sage ich als Bodenschutzminister, der viele Themen abzudecken hat, auch ich erst lernen musste in diesem Jahr, dass der Boden ein zerstörbares und in Teilen schon weitgehend zerstörtes Gut ist. Ich will den Bogen aufnehmen, der gestern gespannt wurde, und dem Gedanken folgend, also von der Gesellschaft aus versuchen zu fragen und zu definieren, was eigentlich der Sinn von Veranstaltungen wie „Jahr des Bodens“ ist. Gestern, so wurde mir erzählt, wurde auch das Werk „Früchte des Zorns“ von John Steinbeck kurz zitiert, und auch daraus – da ich eine halbe Stunde habe und die Freiheit habe zusagen, was ich will – lese ich Ihnen ein kurzes Zitat vor. In „Früchte des Zorn“ heißt es: „Ein sanfter Wind folgte den Regen-wolken und trieb sie nach Westen; ein Wind, der leise durch das trockene Korn strich. Ein Tag verging, und der Wind wurde, gleichmäßig und ohne Stoßböen, immer stärker. Der Staub flog von den Straßen auf und breitete sich aus. Dann wurde der Wind noch stärker und heftiger. Nach und nach verdunkelte sich der Himmel vom Staub, und der Wind strich über die Erde, lockerte den Staub und trug ihn davon. Die Landbesitzer ließen sich nicht von ihrem Thema abbringen: Du weißt, das Land wird immer schlechter. Du weißt, was die Baumwolle mit dem Land macht, sie raubt es aus, saugt alles Blut aus ihm heraus. Die am Boden hockenden Männer nickten – weiß Gott, sie wüssten es. Wenn sie nur abwechseln könnten mit dem Anbau, dann würden sie vielleicht wieder etwas Blut in das Land zurück-pumpen.“ Abwechseln mit dem Anbau, Blut in das Land zurückpumpen. Wir reden von Praktiken der Bodenpflege oder John Steinbeck tut es in „Früchte des Zorns“, und Sie haben es gestern schon gehört. Ein paar erinnern sich vielleicht an die Lektüre von „Früchte des Zorns“, das ist in der Tat keine literarische Fiktion gewesen, sondern in den 1930er Jahren gab es durch falsche Bodennutzung Migrationsbewegungen in Amerika. Die Verödung des mittleren Westens, das Umpflügen des alten Präriegrases, das es dort gab. Falsche Bodennutzung hat zu einer großen Dürre und Erosion geführt. Die Menschen konnten nicht mehr in ihren Häusern leben, die Fruchtbarkeit war hinüber,es gab große Wanderungsbewegungen nach Kalifornien vor allem, mit großer Armut, mit großen sozialen Verwerfungen – all das, die Okies, aus Oklahoma heraus, die dann vertrieben wurden, weil die Böden nicht mehr reichhaltig genug waren, all das hat reale politische Konflikte in der damals noch geschwächten Volkswirtschaft USA nach der Rezession zur Folge gehabt und große Instabilitäten bewirkt. Armut, Flucht und Vertreibung im Binnenraum USA, hier literarisch festgehalten, zeigen einmal mehr, was die gedankliche Figur meines Vortrages und – wie gesagt – meines Lernprozesses in diesem Jahr sein soll: Es ist ein gesellschaftliches Problem oder eine gesellschaftliche Herausforderung, die wir mit Bodenschutz und Bodenkunde behandeln müssen, die naturwissenschaftlich flankiert werden muss. Aber, es geht uns etwas an. Bodenkunde ist kein Orchideenthema, wo Spezialisten sich mal über sich selbst heraus unterhalten, sondern es gibt literarische und philosophische Ansätze und, man muss die Augen nur aufmachen und die Tagesschau sehen, ohne Ende Beispiele, dass wir es mit einem gesellschaftlichen Thema zu tun haben, das auch gesellschaftlich definiert werden muss.
Früchte des Zorns,
The Grapes of Wrath, der
Film von John Ford mit Henry Fonda, wurde gerade auch von Thomas Fischer erwähnt. Im Rahmen seiner Kolumne Fischer im Recht und da mit dem Titel
Die Lügenpresse. Der Zusammenhang? Bodenraub und Migrationsbewegungen.
Rober Habeck, der literarische Minister in Schleswig-Holstein, hat das sehr gut thematisch verknüpft. Auf die Armut, Flucht und Vertreibung im Binnenraum USA folgte der
NEW DEAL von Franklin D. Roosevelt.