(F. Nietzsche, Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne)Moralische Grüße ;)ThomasIn irgend einem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der "Weltgeschichte": aber doch nur eine Minute. Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mußten sterben.
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Die Natur ist grausam (Gelesen 8737 mal)
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Re:Die Natur ist grausam
Das erinnert an Gedanken, wie sie auch Nietzsche proklamiert hat, z.B. 'Jenseits von Gut und Böse'.Interessant finde ich es zu sehen, welche Menschen solche Ideen entwickeln: Man vergleiche die tatsächliche Existenz Nietzsches mit der Gestalt eines Zarathustra.Und dann wieder hat er so recht:
Kaum macht man etwas richtig, klappt es auch.
Re:Die Natur ist grausam
Bin kein Nietsche-Kenner. Um Philosophen, die zum Weibe die Peitsche mitnehmen
, habe ich immer einen Bogen gemacht. ;)Ob gut oder böse, grausam oder mitleidig, das sind menschengemachte Kategorien, die an die Denkfähigkeit, den freien Willen und damit die Entscheidungsfreiheit (???) geknüpft und rechtens nicht auf die Natur (offenbar die vermeintliche Antagonistin des (Kultur-)Menschen) anwendbar sind.Wenn eine Katze aus unserer Sicht sehr lange mit einer Maus spielt und sie dann doch tötet, so gibt es für sie keine Alternative dazu. Es ist ihr Instinkt. (Wer hat den bloß so eingerichtet?)Wenn Menschen andere Menschen/Tiere/Pflanzen stunden/tage/monatelang foltern und dann doch töten, ist das grausam, denn als denkende Wesen haben die Menschen Verantwortung und können nach Alternativen suchen.Wenn ich als Mensch Schneckenkorn streue, Fliegen fange, Unkraut ausreiße, weil es mich stört, bin ich grausam, denn ich könnte über andere Methoden nachdenken.Aber auch als Mensch bin ich - trotz meiner Fähigkeit zum Denken - Teil der Natur und habe Instinkte fürs Überleben und fürs gute Leben.Ich will eine Pflanze haben, die Schnecke auch. Zwei vitale Interessen kollidieren (genau genommen wäre das Interesse der Schnecke vitaler; vita = das Leben) Aber ich, Mensch, bin stärker und siege.Ich als (europäischer) Mensch stelle eine Hierarchie auf. Menschen sind wertvoller als Tiere und deshalb dürfen wir sie züchten, schlachten und essen (es gibt aber auch Tiere, die Menschen fressen). Menschen und Tiere sind wertvoller als Pflanzen und deshalb dürfen sie sie essen/fressen (es gibt aber auch fleischfressende Pflanzen). Warum übrigens i s s t der Mensch und f r e s s e n Tier und (gegebenenfalls) Pflanze?

Re:Die Natur ist grausam
Ob der Begriff grausam für die Natur angebracht ist oder nicht, diese Frage stelle ich mir da gar nicht. Ich bin ein von der Natur durchschnittlich weit entfernter Mensch (also sehr weit), und beurteile aus dem Bauch heraus was ich schön, und was ich nicht schön finde. Die Natur betrachte ich mit meinen zivilisiert-verweichlichten Augen und nicht mit den neutralen Augen der Natur. Mit letzteren gibt es wohl wirklich kein Gut und kein Böse. Somit gibt es für mich an allen Ecken und Kanten Grausamkeiten. Ich weiß, daß räuberische Elstern eben auch zum System der Natur gehören, wie blühende Blumen, vernichtende Hagelschauer und alles andere "gute" und "schlechte". Trotzdem war ich vorgestern richtig sauer und traurig, daß unsere Vogelbrut vernichtet wurde.
Das wollte ich in dem Topic loswerden.Nebenbei finde ich schon, daß der Mensch eine Sonderstellung in der Natur einnimmt. Er HAT die Fähigkeit zwischen Gut und Böse zu unterscheiden und meiner Meinung nach die Aufgabe, stets entsprechend "gut" zu handeln. Ich gebe euch aber Recht, daß diese Fähigkeit in erster Linie im Zusammenleben mit anderen Menschen und im Umgang mit der Natur zum Einsatz kommen sollte, nicht bei der Beurteilung von Vorgängen in der Natur, die ja im Gesamten noch viel intelligenter ist als der klügste Mensch.Für mich ist aber Natur ein sehr eingeschränkter Begriff. Ein wildernder Hund oder eine gut genährte Hauskatze die nur aus Jagdlust jagt, fallen für mich nicht unter "Natur". Und wie schon jemand schrieb, ein Marder, der in einem Hühnerstall ein Blutbad anrichtet, könnte dies nie bei freilaufenden Hühnern, die nicht durch die Stallwände am Davonfliegen gehindert werden (Wildhühner können nämlich noch fliegen!) Genauso ist ein Garten eigentlich keine Natur. Zumindest wenn der Mensch davon profitieren will muß er natürliche Vorgänge bis zu einem gewissen Grad stören. Also her mit dem Schneckenkorn!

Re:Die Natur ist grausam
Der Unterschied bleibt aber eben: Der Einsatz des Schneckenkorns ist zum Überleben des Menschn nicht notwendig. Wir befinden uns heute auf einem Entwicklungsstand, der uns die Grausamkeit der Natur deutlich seltener als früher spüren lässt: Es bleiben Tsunami, Erdbeben, Überschwemmungen, Aids... Daher nur können wir es uns überhaupt leisten, darüber nachzudenken, ob die Natur grausam ist. Nur darum können wir auf die Idee kommen, die Umwelt zu schützen, kein Fleisch zu essen, Konsum zu verweigern. Der technologische Fortschritt schützt uns zwar bis zu einem gewissen Grad vor der grausamen Natur, schädigt sie aber auch und damit auch uns, weil wir ohne sie nicht auskommen. Wir müssen also ein Gleichgewicht finden zwischen Schaden und Nutzen. Wenn ich mit dem Auto die Luft verschmutze, ist es vernünftig, drüber nachzudenken, wie ich das möglichst wenig tun kann. Und wenn ich meinen Garten bloss als Hobby habe und fehlendes Gemüse jederzeit im Supermarkt einkaufe, muss ich mir auch überlegen, ob ich Schneckenkorn (Herbizide...etc.) einsetze.
Re:Die Natur ist grausam
Können wir da so sicher sein? Zumindest unter den höheren Tierarten scheint es durch aus psychische Prozesse zu geben, die mit "Denken" bezeichnet werden können. Auch haben Tiere durchaus einen Willen, der nicht nur instinktmäßig gesteuert wird. Allein schon das Verhalten von Hunden und Katzen offenbart dies. Auch die Frage, ob Tiere nicht doch böse = grausam = mitleidig sein können kann nicht so ohne weiteres beantwortet werden. Es gibt Beispiele für "Mitleid" (So wird berichtet, dass Delphine fremde Neugeborene zum Atmen an die Wasseroberfläche heben, wenn die Mutter es nicht vermag. Auch Elephanten nehmen sich der Schwachen und Waisen an) und Grausamkeit/Bosheit (Schimpansen sind dafür berüchtigt, dass sie andere Gruppen überfallen, den Müttern die Babies entreißen und abschlachten. Allein lebende Elefantenbullen, sog. Einzelgänger, sind außerordentlich, sogar tödlich aggressiv gegen die eigene Art.).Ich glaube, dass die Forschung uns da noch so manche Überraschung bereiten wird.Ob gut oder böse, grausam oder mitleidig, das sind menschengemachte Kategorien, die an die Denkfähigkeit, den freien Willen und damit die Entscheidungsfreiheit (???) geknüpft und rechtens nicht auf die Natur (offenbar die vermeintliche Antagonistin des (Kultur-)Menschen) anwendbar sind.
Re:Die Natur ist grausam
Tiere können ja auch trauern. So wurde in besagtem Geo-Heft von einem Elefanten berichtet, der 15 Monate lang den Platz aufsuchte, an dem seine Mutter zu Tode kam und den Schädel berührte.Oder von Delphinen und anderen Tieren wird berichtet, dass sie Menschen geholfen haben, die in Not waren. Ist das nicht Mitgefühl?LG Silvia
Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.
Re:Die Natur ist grausam
@ fisalisDas Gemüse, das ich im Supermarkt kaufen kann, ist aber sicher weit weniger naturfreundlich hergezogen als meines aus dem Garten. Schneckenkorn ist das einzige Gift was bei uns an die Beete kommt, sofern kein Schneckenzaun drum herum ist (wie mittlerweile fast überall). Andere Gifte brauchen wir nicht, wir haben ein gutes ökol. Gleichgewicht in unserem schandhaft wilden Naturgarten. Aber: Hätten sie nicht die spanische Wegschnecke nach Deutschland eingeschleppt, wären die paar heimischen Schnecken auch gar kein Problem. Also ist wieder mal der Mensch schuld.