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Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Verfasst: 5. Jul 2019, 12:21
von planthill
lerchenzorn hat geschrieben: ↑5. Jul 2019, 11:51An Straßen und Bahnanlagen gibt es Diskussionen um Feinheiten, wobei inzwischen klar ist, dass Verkehrswege begleitende Anlagen keine gebietsfremden Pflanzen und Saaten enthalten dürfen.
hier hatten wir uns zeitlich gerade überschnitten ...
Ich wage zu bezweifeln, das beim Straßenbau (und auch anderswo) auf Rasenmischungen mit Hochzuchtgrassorten verzichtet wird ... warum auch ... tragen diese doch viel besser zur Bewältigung von Extremsituationen bei ( was genau das Züchtungsziel war) ...
Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Verfasst: 5. Jul 2019, 12:24
von planthill
was die Schneeglöckchen angeht sind ganz sicher mehr als 80% der Nichtgartenstandorte
durch beabsichtigte Auswilderungen und leise Entsorgungen entstanden
und dennoch unter Schutz gestellt ...
Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Verfasst: 5. Jul 2019, 12:28
von Gartenplaner
@lerchenzorn:
Ich hab diese Diskussion im Studium nur am Rande mitgenommen, da es nicht mein Haupt-Interessensgebiet war und ist, hätte aber mal ne Frage - wie geht man damit um, wenn eine Art sagen wir mal vor 50 Jahren in einem Gebiet kartiert worden ist, sie inzwischen aber großräumig aus dem Gebiet verschwunden ist, allerdings heute die Bedingungen für sie aber wieder gegeben sind, man also im Prinzip von weiter entfernt, wo die Art noch vorkommt, sie wieder in ihr ehemaligen Lebensraum einführen könnte, allerdings eben nicht die regionale Population?
Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Verfasst: 5. Jul 2019, 12:34
von lerchenzorn
planthill hat geschrieben: ↑5. Jul 2019, 12:15fällt das Einbringen von Regelsaatgutmischungen auf den Banketten entlang von Straßenneubau oder bei Straßenreparaturen nicht auch unter gebietsfremden Pflanzen ...
und die ganze Gräserschar auf unseren Kornäckern ...
nein, nein, nein ... ich werde nicht zum botanischen Rassisten ....
Ja. Das an den Straßen fällt darunter. Der Anbau von Forst- und Agrarpflanzen ist ausdrücklich von der Regelung freigestellt, um Landnutzer in ihren marktorientierten Anbauerwägungen nicht unzumutbar einzuschränken.
Die "lustigen" Begriffe des "Dendrofaschismus" und des "botanischen Rassismus" werden immer mal wieder ausgepackt. Sie verkennen aber, dass Auseinandersetzung / Interaktion von Individuen in natürlichen Systemen und in menschlichen Gesellschaften andere Grundlagen haben.
Sippen und Individuen in natürlichen Systemen haben nur ihre natürlichen Mittel, Menschen haben dafür hauptsächlich (und hoffentlich) die Kultur, die sie an fast allen Orten der Erde miteinander und mit den natürlichen Bedingungen zurecht kommen lässt. (Natürlich gibt es auch Verlust an Kultur und Zivilisation. )
(Muss mich jetzt mal ausklinken. Später mehr. ;) )
Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Verfasst: 5. Jul 2019, 12:35
von Waldmeisterin
Ich habe seit einigen Jahren Inula helenium im Garten und kann sehr schön beobachten, wie der so langsam die Nachbargärten, einen Garagenhof in der Nähe und diverse Baumscheiben erobert hat.
Das ist hier in der Stadt unproblematisch, aber doch spannend. Sollte der sich als invasiv entpuppen, wäre mein Garten die Keimzelle der Invasion gewesen :-\
Wühlmaus, deine Primula elatior, obwohl an den verschiedensten Stellen ausgesät, wollten sich hier partout nicht etablieren. Ich fürchte, hier ist es zu trocken :-\
Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Verfasst: 5. Jul 2019, 12:39
von Wühlmaus
Vielen Dank @Lerchenzorn für diese Ausführungen und @Rainbird für den Link!
In Konsequenz werde ich die Samen nicht am Waldwirtschaftsweg freilassen, mich aber an den sich etablierten Beständen um's Haus herum freuen!
@planthill Vielleicht liege ich falsch, aber bei den Schneeglöckchen kann man ja definitiv sagen, dass sie nicht ursprünglich sind, aber sie können dadurch auch keine entsprechenden Verfälschungen einer bestehenden Population herbei führen. Diese Situation ist bei meinen P.e. nicht gegeben.
Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Verfasst: 5. Jul 2019, 12:43
von Wühlmaus
@Waldmeisterin, du kannst gerne Nachschub haben 8)
Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Verfasst: 5. Jul 2019, 12:58
von Wühlmaus
Passt zu den obigen Ausführungen: Verwandte meines Mannes betreiben in Oberhessen extensive Viehzucht (Limousin in Herdenhaltung mit Bulle). Die Wiesen/Weiden sind sehr weitläufig. Im letzten Jahr ist eine der Wiesen zur Saatgutgewinnung "auserkoren" worden. Der Bestand wurde genauestens bestimmt und dann die Fläche mit einem entsprechenden Mähdrescher abgeerntet.
Leider war die Zeit zu kurz, so dass ich nicht gefragt habe, wer/welche Einrichtung das iniziiert hat und wofür dieses Saatgut bestimmt war.
Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Verfasst: 5. Jul 2019, 13:27
von Paw paw
W hat geschrieben: ↑5. Jul 2019, 12:39@planthill Vielleicht liege ich falsch, aber bei den Schneeglöckchen kann man ja definitiv sagen, dass sie nicht ursprünglich sind, aber sie können dadurch auch keine entsprechenden Verfälschungen einer bestehenden Population herbei führen. Diese Situation ist bei meinen P.e. nicht gegeben.
[/quote]
Laut
Wikipedia gibt es von Galanthus nivalis keine Naturvorkommen im Norden, wohl aber in der Südhälfte Deutschlands.
[quote]Das Kleine Schneeglöckchen kommt in Frankreich, Italien, auf dem Balkan, in Österreich und der Schweiz, in Südwestdeutschland, in Südpolen und in der Westukraine in Laubwäldern in Höhenlagen von meist 300 bis 600 (100 bis 1400) Meter vor. Es ist bevorzugt auf Kalk zu finden. Im nördlichen Mitteleuropa und in Nordamerika wurde diese Art eingebürgert.
Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Verfasst: 5. Jul 2019, 19:26
von planthill
W hat geschrieben: ↑5. Jul 2019, 12:39Vielen Dank @Lerchenzorn für diese Ausführungen und @Rainbird für den Link!
In Konsequenz werde ich die Samen nicht am Waldwirtschaftsweg freilassen, mich aber an den sich etablierten Beständen um's Haus herum freuen!
@planthill Vielleicht liege ich falsch, aber bei den Schneeglöckchen kann man ja definitiv sagen, dass sie nicht ursprünglich sind, aber sie können dadurch auch keine entsprechenden Verfälschungen einer bestehenden Population herbei führen. Diese Situation ist bei meinen P.e. nicht gegeben.
Du liegst völlig richtig, bis auf wenige, nicht sicher bewiesene Standorte war das Schneeglöckchen in Deutschland nicht heimisch.
Menschliche Weitergabe und Entsorgung und Sentimentalität haben es zu dem gemacht, was es heute ist.
Eine geschützte Art, mit vielen vielfältigen Verbreitungsstandorten. Ein naturgeschützter Neophyt.
Wenigstens ist nichts bekannt, dass die mir so lieben Zwiebelpflanzen andere Arten verdrängen .. GsD :).
In Wald und Feld lassen wir großflächig und in Millionenstückzahlen nichtheimische und hochgezüchtete Pflanzen zu.
Für die Primel um die Ecke agieren wir mit Naturschutzbelangen ...
Es liegt keine Verhältnismäßigkeit mehr vor ...
Zusätzlich tun wir so, als wenn unsere hier heimischen Pflanzen sicher gehen könnten
weiterhin ein gleichbleibendes Klima zu genießen ...
neben den Pflanzen sind wir Menschen die Verlierer, wenn wir darauf vertrauen würden ...
Uns verlassen gerade die heimischen Baumarten,
Ulmen, Erlen Eschen usw. ...
Mit welchen werden wir mal überleben?
Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Verfasst: 5. Jul 2019, 19:27
von planthill
Paw hat geschrieben: ↑5. Jul 2019, 13:27W hat geschrieben: ↑5. Jul 2019, 12:39@planthill Vielleicht liege ich falsch, aber bei den Schneeglöckchen kann man ja definitiv sagen, dass sie nicht ursprünglich sind, aber sie können dadurch auch keine entsprechenden Verfälschungen einer bestehenden Population herbei führen. Diese Situation ist bei meinen P.e. nicht gegeben.
[/quote]
Laut
Wikipedia gibt es von Galanthus nivalis keine Naturvorkommen im Norden, wohl aber in der Südhälfte Deutschlands.
[quote]Das Kleine Schneeglöckchen kommt in Frankreich, Italien, auf dem Balkan, in Österreich und der Schweiz, in Südwestdeutschland, in Südpolen und in der Westukraine in Laubwäldern in Höhenlagen von meist 300 bis 600 (100 bis 1400) Meter vor. Es ist bevorzugt auf Kalk zu finden. Im nördlichen Mitteleuropa und in Nordamerika wurde diese Art eingebürgert.
eingebürgert ist ein schönes Wort :)
Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Verfasst: 5. Jul 2019, 20:28
von Amur
Ich hab aus den wenigen letztjährigen Samen der Paulownia ein paar Sämlinge ran gezogen.
Einer davon steht seit ein paar Tagen auf meiner kleinen Obstwiese (bzw. Rain).
Schau mer mal. Ich vermute mal, dass die bei einem richtigen Winter hier übern Jordan gehen. Und das werden wir sicher mal wieder haben.
Lass ich mal unter Forstlich laufen, da ich eh noch mehr Waldbäume (Eiche und Fichte die ja auch nicht heimisch ist bei uns) gepflanzt hab, weil das mit dem Obst dort eh nix wird.
Die weisse Maulbeer weiter unten steht schon 20 Jahre. Aber bis jetzt tauchte noch nirgends ein Sämling auf.
Noch ein Stück weiter auf einem anderen Grundstück steht ne Maroni seit etlich Jahren. Die ist hier auch nicht heimisch.
Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Verfasst: 5. Jul 2019, 21:58
von lord waldemoor
paulownien, sah ich hier schon mal in massen, dort wuchs nichtmehr viel was anderes
Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Verfasst: 5. Jul 2019, 22:09
von Waldschrat
Paulownien sollen ja angeblich Wuchsmonster sein. Meine beiden nicht. Habe sie seit 2 Jahren und machen kaum nen Meter. Kompostverdächtig. :(. Gut, Thema verfehlt. Setzen, 6 :-[
Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Verfasst: 5. Jul 2019, 22:25
von lord waldemoor
4 meter jahrestriebe machen sie schon mal, und betonierte stiegen an der terrasse brechen sie noch entzwei, wenn man sie schon umgeschnitten hat, trotzdem mag ich sie
bei uns gabs nur 5 ;D