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Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 10. Feb 2022, 00:24
von durone
cydorian hat geschrieben: ↑31. Okt 2021, 22:20 Dass die Bäume sowas immer überleben, ist ebenso eine Fehlmeinung. Hagelereignisse dieser Kategorie schädigen die Rinde bis hin zur Entrindung. Das Steinobst infiziert sich danach oft mit Pseudomonas, Gummifluss zeigt sich. Bei uns hats z.B. eine Reneklode nicht überlebt. An Kernobst gibts Feuerbrandneubefall, im Sommer sind die Bedingungen ideal bei Rindenverletzungen und hohen Temperaturen an den Folgetagen.
Diese Entrindung hatten wir letztes Jahr auch. Besonders war eine Aprikose Harlayne und eine Zwetsche Hanita betroffen. Bei der Aprikose war wetterseitig die Rinde an den dünnen Aästen praktisch komplett weg, 40% vom Umfang. Ich bin gespannt, was dieses Jahr passiert, wie sie es vertagen hat.
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 24. Sep 2023, 11:54
von cydorian
Auch in diesem Jahr hat er was, der Siebenkant. Und ein paar kleine neue Beobachtungen:
- Der Siebenkant trägt, treibt, wächst, wenig Wicklerbefall. Meine scharfen Schnitte zur Reisergewinnung tun ihm offenbar gut :-) Die Kontrast ist wieder deutlich: Fast keine Äpfel auf den vielen anderen Bäumen, dort Vorfruchtfall wegen massivem Wicklerbefall, Blütenfrost.
- einziges Stresszeichen sind jedes Jahr einige parthenokarpe Früchte. Die bleiben klein und oft verformt. Das haben auch andere Sorten vermehrt nach Blütenfrost.
- wieder wenig Regenfleckenkrankheit. Er hat, aber wenig. Die ist an dem Standort stark, der Siebenkant ist die einzige grüne Sorte dort, die das wenig hat.
- Seine Falläpfel nach einem Gewittersturm vor einer Woche: Mit 60° OE schon guter Zuckergehalt, aber auch unbrauchbar sauer. Das ist ein reiner Winter-Lagerapfel, vorher einfach zu viel Säure. Und er braucht kontinentales Klima, den sonnigen langen Herbst.
Noch ein aktuelles Bild, da sieht man wieso er Siebenkant heisst:

Die erstklassige rundum-Baumgesundheit hat sich auch dieses Jahr bestätigt. Auch keine Vogelpickerei, lange grünbleibende Sorten sind da etwas weniger anfällig dafür. Wenn ich hier überhaupt noch ein paar Äpfel ernten kann, dann von solchen Sorten.
Hoffentlich kann ich nächstes Jahr auch Langlagerungsverhalten, Backeignung und weitere Dinge testen. Jetzt ist die Ernte noch zu klein dazu, der Baum zu jung.
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 24. Sep 2023, 14:08
von Aromasüß
Gut, dass Du darüber berichtest. Eine der seltenen erfreulichen Nachrichten!
Auf der hiesigen Obstwiese müssen wir den Siebenkant jetzt endlich auch probehalber anpflanzen!
Ich sehe gerade, die Baumschule Baumgartner hat den Baum
neu in ihr Sortiment aufgenommen.
Reiser gibts jedes Jahr bei
Artner in Österreich. Sie und einige weitere Baumschulen in Österreich haben auch den Baum (per GLS).
.
Übrigens soeben erschienen, passt zum Thema:
"Streuobstwiesen im Klimawandel. Ein Leitfaden" von Stefan Schliebner, Peter Decker und Michael Schlitt.
Görlitz/Ostritz, 1. Auflage 2023 - 76 Seiten. ISBN 978-3-933057-01-3 -
Steht bisher nicht online. Bei der
Oberlausitz-Stiftung gegen Spende anzufordern.
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 24. Sep 2023, 14:29
von hunsbuckler
ich kann die absolut positive Bewertung des Siebenkants nur bestätigen (Hochstamm-Ritthaler).
Einzig das sehr steile Wuchsverhalten der Leitäste muss ich in den nächsten Jahren noch korrigieren ansonsten ist der Baum absolut gesund und die Erstlingsfrüchte im letzten Jahr das beste was ich auf meiner Wiese bisher apfelmässig geerntet hatte.
Allerdings waren die paar Früchte im Februar schon verspeist...wie lange er sich lagern lässt kann auch ich nicht sagen.
Dieses Jahr dürften wiederum etwa 10 Äpfel dran hängen.
Ich muss aber auch dazu erwähnen dass bei uns die Niederschläge nie unter 700mm liegen...
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 24. Sep 2023, 16:25
von cydorian
Wir sollten in dieser Richtung weit mehr Sorten testen, die in kontinentalem Klima Hitzesommern mit Gewittern (also auch Luftfeuchte trotz trockenem Boden) schon bewiesen haben dass sie was werden. Meine ganzen edlen Renetten, Herkunft Frankreich, Niederlande, sind dagegen schon abgewickelt und am Ende. Im Moment krepiert die Orleans Renette an Rindenbrand. Der rote Bellefleur ist schon ganz tot und andere auch. Die Profis, die Obstbauintsitute, die Züchter, die lassen uns völlig allein damit, interessiert niemand dort obwohl die Obstwiesen mit den historischen Sorten rasend schnell sterben. Kommerziell wird derselbe empfindliche Stuss gepflanzt und da man ja eh alles einnetzt, dann halt mit 20% Sonnendämpfung statt 10 und im Herbst noch eine Kupferspitzung extra. Im Sommer hab ich mich wieder mit diesen "Profis" rumgeärgert. Und auf der Kindergartenwiese pflanzte man zur Freude der Baumschulen einfach ständig nach.
Baumgartner hat ihn schon seit vielen Jahren, da ist meiner ursprünglich ebenfalls her. Teuer. Ritthaler bekam ihn viel später, hoffentlich schafft er es, wenigstens ein paar Jahre lang die richtige Sorte zu verkaufen, zuletzt war alles von dem bei mir komplett falsch, auch andere Obstsorten. Der Flurschaden einer falschen Sorte ist sonst gewaltig. Die Leute diskutieren dann und wundern sich ständig über die divergenten Eigenschaften. Bei einer Quittensorte hat das die Originalsorte kaputt gemacht, weil die gepflanzten Bäume nicht annähernd die erwünschten Eigenschaften hatte und sie dann keiner mehr wollte.
Meine Wiese ist trocken und regelmässig unter 700mm. Schafft er super. Ein offener wichtiger Punkt ist die tatsächliche ökologische Anbaubreite. Da schätze ich ihn oberhalb Brettacher ein, also noch ein bisschen anspruchsvoller an die Jahreswärmesummen und die Herbstlänge. Deshalb wärs interessant, wenn auch in höheren und nördlicheren Lagen Erfahrungen damit entstehen. Brettacher war bis die Nullerjahre ein süd- und westdeutscher Apfel ausserhalb Höhenlagen, mittlerweile ist er bis 500m gut und gelingt in 70% des Landes.
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 24. Okt 2023, 16:42
von kittekat
Aromas hat geschrieben: ↑1. Nov 2021, 06:19Landes??
Nachtrag: Der Trockenheits-verträgliche
Batullenapfel muss anscheinend länger lagern, bevor er schmeckt. Das habe ich gerade nachgelesen. Als "
Frühlingsapfel" konnte er sich
hier im Nordosten aber gegen den Ontario nicht durchsetzen.
Warum hat sich der Batullneapfel nicht durchgesetzt aus Eurer Sicht?
Siebenkant und Breu... schmecken besser?
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 24. Okt 2023, 17:27
von cydorian
Zum Siebenkant kann ich mittlerweile was sagen, das ist Threadthema, andere Sorten in den anderen Threads, z.B. https://forum.garten-pur.de/index.php/topic,56686.0.html
Die "Probleme" damit sind aber ähnlich. Siebenkant schmeckt erst ab Januar, sein Stil ist völlig ausser Mode, es ist der Brettacher / Champagner Renette / noch nicht reifer Maschanzker Stil. Damit sind diese Sorten für die meisten Leute nur Wirtschaftsäpfel, für Saft, Schnaps, Küche. Sie haben erst einmal zu viel Säure, der Batullenapfel auch etwas Gerbstoffe, ihnen fehlen die heute beliebten Aromen (also Ester, Aldehyde und Alkohole) der Modeäpfel völlig. Der "grüner Apfel" Ton ist beispielsweise von Hexanal mitbestimmt. Hinzu kommt eine Optik, die ebenfalls nicht Stil der Zeit ist.
Kurz gesagt, der Siebenkant schmeckt nicht "besser" und der Batullenapfel ganz sicher auch nicht, aber knallhart formuliert: Die Obstwiesen hier sind schon krepiert oder die Reste krepieren gerade elend. In allen Lagen geht nichts mehr ohne Bewässerung, an Süd- und Westhängen geht auch mit Bewässerung nur noch was im Intensivanbau mit Pflanzenschutz und teilschattierendem Schutznetz, also nicht für uns Hobbyisten. Es geht längst nicht mehr darum, schöne Aromawunder zu haben, sondern es geht darum, überhaupt noch irgend etwas apfliges zum wachsen zu bringen und zu ernten zu haben. Wer glaubt, das würde ihn in seinem Garten nicht treffen weil er mehr Glück mit Hitze und endlosen Trockenphasen habe, der wird sich schwer wundern, viele haben sich schon schwer gewundert. Das weitet sich aus, jedes Jahr.
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 26. Okt 2023, 14:27
von Maiglöckchen1
Meinen 5 Jahre alter Siebenkant auf 111 muss ich roden.
Das Problem liegt an der Unterlage, die sich offenbar durch Rasenmäherschaden? eine Fäulnis zugezogen hat: Rolfsii, Verticillium, Kragenfäule??
Siebenkant schmeckt mir ab Weihnachten. Hat viel "spitze" Säure die sich abbauen muss, dann aber ein wirklich leckerer säuerlicher, fester Apfel. Meiner hat immer etwas Stippe vll. wegen Typunterlage / Jungbaum. Alterniert hat er auch.
Im Gegensatz zum Batullenapfel auf MM106 hat er mit Schorf, Mehltau, Hitze kaum Probleme.
Batull 8 jährig, ist ebenfalls Hitzefest. Die Früchte können je nach Wuchsort ohne Blattbeschattung von der Sonne verbrannt werden wie 2018, 2019. Hatte im feuchten 2021 ohne Pflanzenschutz deutlich Schorf der sich gut ausgewachsen hat und immer mal unproblematisch ein paar Mehltautriebe. 2022 erstmals Alternanz nach dem Vollertrag 2021.
Dieses Jahr dann wieder viele Früchte. Habe ausgedünnt auf 1 Apfel pro Blütenbüschel und 1x direkt nach Blüte mit Schwefel behandelt. Dieses Jahr Ernte 30.September (1/3 Früchte bereits gefallen). Äpfel wie 2021 nicht ganz so lecker wie bei wärmeren Herbst. Der kalte feuchte August scheint das zu bewirken. Schmeckt mir richtig gut ab Ernte, saftig auch bei Trockenheit, schön gewürzt. Nach einem Monat jetzt als Tafelapfel nur noch befriedigend, mäßig fest, saftig, kaum Aroma. Früchte fallen gerne. Bei Hochstamm, fehlender Ausdünnung muss man also aufpassen. Die Lagerfähigkeit sehe ich bisher eher E1 hier im Köln-Bonner Bereich, je nach Standort/ Unterlage auch länger. 2021 hatte er "Ringfäule" ums Kernhaus schon im Dezember, was auch an der Überschwemmung Mitte Juli gelegen haben kann.
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 26. Okt 2023, 14:38
von cydorian
Wie gross ist bei dir die Krone des Siebenkant in den fünf Jahren geworden auf MM111? Meiner steht auf Bittenfelder. Stippe ist ein Problem bei vielen Sorten im Jungbaumstadium. Oft wächst es sich aus.
Wenn du ihn roden musst und er noch lebt - Reiser machen, verteilen.
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 26. Okt 2023, 14:52
von Maiglöckchen1
Die zweijährige 1,3 Meter Veredlung des Siebenkants habe ich im Frühjahr 2018 an den Endstandort in leichter Haglage gepflanzt. Dann kamen irre Hitze- Trockenjahre in denen der Baum vll. auf 1,5 Meter dahinkrüppelte. Gegossen wurde er nur ab und zu und natürlich zu wenig. Erst in der zweiten Hälfte 2021 ist er gewachsen, 2022 dann endlich normal 35-40cm. 2023 Mai-Juli 20mm Gesamtniederschlag, dann ab August Schaden an der Unterlage bemerkt. Höhe 2 Meter, Breite 1M, eher hoch statt breitwachsend etwas dicktriebig. Erstertrag 1x 2019 dann 21, 22. Haltbarkeit ca. E3
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 26. Okt 2023, 14:54
von Maiglöckchen1
Baum ist "trocken", habe aber eine Abveredlung, Reiser waren von Lukas Heilingsetzer Österreich.
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 26. Okt 2023, 19:11
von Maiglöckchen1
OT: da angesprochen, Hier ein Bild vom Batullenapfel MM106 im September diesen Jahres