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Re: Mein großer Wildpflanzen"Garten"....
Verfasst: 27. Apr 2022, 23:06
von lord waldemoor
rebhühner gibts hier schon lange nichtmehr, ich habe nie eines geschossen
danke für die schönen bilder
Re: Mein großer Wildpflanzen"Garten"....
Verfasst: 27. Apr 2022, 23:41
von Wühlmaus
Knautie, ganz herzlichen Dank für diese interessanten und spannenden Berichte und die eindrucksvollen Bilder! Das Thema ist für mich absolutes Neuland...
.
Und du schreibst sehr gut: man spürt wirklich die Begeisterung für eure Arbeit!
Re: Mein großer Wildpflanzen"Garten"....
Verfasst: 28. Apr 2022, 06:33
von Lilo
Auch von mir ganz herzlichen Dank für den interessanten Bericht und die Bilder.
.
Ich habe mal 5 Jahre lang für einen Apotheker einen 2000m² Kräutergarten angelegt, gepflegt, beerntet und die Ernte verarbeitet. Ich kann mir in etwa vorstellen, was Eure Arbeit bedeutet.
Ihr habt meinen tief empfundenen Respekt.
Re: Mein großer Wildpflanzen"Garten"....
Verfasst: 28. Apr 2022, 07:26
von Chica
Knautie hat geschrieben: ↑27. Apr 2022, 21:52Auf jeden Fall ist die Centaurea cyanus ganz wunderbar - auch im Garten kann ich sie nur empfehlen. Sie ist zwar einjährig, aber 1x über die Fläche harken/hacken/kratzen - was auch immer- und sie kommt im nächsten Jahr wieder. Außerdem hat sie wohl hohe Pollen- (und Nektarwerte). Aber da weiß Chica sicher mehr. Und bitte immer in einer größeren Anzahl setzen!!!
Die Pollen- und Nektarwerte werden von Imkern für die Pflanzen angegeben. Du hast da auf dem Foto auch eine Honigbiene an
Centaurea cyanus abgebildet. Für Imker sind vor allem Pflanzen mit hohem Nektarwert wichtig, egal welche, das ergibt viel Honig. Die Pflanzenart zur Pollengewinnung für die Brut ist egal, denn Honigbienen sind extrem polylektisch. Die Herstellung von Wildpflanzensaatgut erfolgt aber im Rahmen der Renaturierung des Natur-/Artenschutzes. Es geht also u. a. um Wildbienen, nicht um das Nutztier Honigbiene. Für Wildbienen aber ist die Pflanzenart wichtig, denn mehr als 30% der Wildbienenarten sind oligolektisch, d. h. sie können zur Fortpflanzung nur den Pollen bestimmter Pflanzenfamilien nutzen, manche Wildbienenarten nur eine einzige Pflanzenart. Mir fällt da spontan Osmia adunca ein, die Natternkopf-Mauerbiene, die nur den blaugrauen Pollen von
Echium vulgare und
Echium plantagineum für die Brut gebrauchen kann. Alle anderen Pflanzen dienen wenn überhaupt ab und an als Flugbenzin/Nektar. Oder
Colletes hederae, die Efeu-Seidenbiene, nur die blühende Altersform des Efeus wird beerntet. Oder
Andrena florea, die ausschließlich an
Bryonia dioica und
alba Pollen sammelt. Oder...
Viele Arten bevorzugen auch nur einige Pflanzenfamilien zur Pollengewinnung.
Zurück zu
Centaurea cyanus, nach der Pollenliste sind bisher 8 Wildbienenarten nachgewiesen, die die Pflanze zur Fortpflanzung nutzen. Zu beachten ist, dass nur die
ungefüllte Wildform der Kornblume von Wildbienen genutzt werden kann. Das ist bei Saatgut für den Garten zu beachten!
Re: Mein großer Wildpflanzen"Garten"....
Verfasst: 28. Apr 2022, 07:37
von Chica
Ach weißt Du was mich noch interessieren würde? Wie bekommt man das geregelt, dass Wildpflanzen ja magere Böden brauchen Ihr aber vorher auf den Feldern gedüngt und konventionelle Kulturen angelegt hattet? Mussten die Äcker erst einmal brach liegen?
Re: Mein großer Wildpflanzen"Garten"....
Verfasst: 28. Apr 2022, 14:20
von Knautie
Gern hätte ich Euch ein Foto mit einer Wildbiene geschickt, habe aber leider nur eines mit der Honigbiene.
Ungern gestehe ich, dass wir einem Imker erlauben, seine BIenenvölker in die Nähe der Flächen zu stellen. Das gibt halt eine höhere Bestäuberrate und vor allem eine gleichmäßigere als wenn Hummeln und andere Wildbienen bestäuben - so hoffen wir jedenfalls. (Allerdings habe ich auch schon einmal gelesen -wo nur?), dass die Bestäubungsleistung von Wildbienen effektiver sein soll als von Honigbienen.) An dieser Stelle schlagen 2 Herzen in meiner Brust: auf der einen Seite die Landwirtsgattin, die einen hohen Ertrag hätte, auf der anderen Seite die "Naturgartentante" (O-Ton mein GG), die die Pflanzen gern den Wildbienen zur Verfügung stellen würde. Leider befürchte ich, dass es hier tatsächlich auch eine Nahrungskonkurrenz gibt. Die Konkurrenz zwischen den Honigbienen, wird ja schon öfter diskutiert. Außer verschiedene Hummeln sind mir tatsächlich noch nicht ganz viele auf den Kulturen untergekommen. Vielleicht sind sie ja in meinem Haus-Garten. Dort ist jedenfalls einges z. Z. los.
Was mir allerdings eben noch eingefallen ist, als ich an der Centaurea cyanus vorbeikam: man kann auch auf ungewöhnlichen Wegen zu einer Sammlung von Basissaatgut kommen. Als wir im Nachbarort Erbsen angebaut haben, mussten wir erkennen, dass der Acker (den wir "frisch" gepachtet hatten) "verseucht" war mit eben der Kornblume. Was tun? Klagen? Neeeiiin, 2 mal dreschen. ;D.. erst die Kornblume kurz unter den Köpfen und dann die Erbsen... 8)
Seit dem wird dort Kornblume angebaut. Das noch mal so zwischendurch - bevor ich es wieder vergessen habe.
Re: Mein großer Wildpflanzen"Garten"....
Verfasst: 28. Apr 2022, 14:23
von Knautie
Übrigens: freue ich mich sehr, dass Ihr Interesse an meinen Ausführungen habt. Dann werde ich wohl weiter machen.
Liebe Grüße
Knautie
PS: es fängt an zu blühen... die ersten Leucanthemum und die Silene dioica sind die ersten in diesem Jahr und jaaa, der Tragopogon pratensis
ich mache nachher erst einmal eine Feldrundfahrt, um zu gucken, was noch so alles gemacht werden muss und um Blümchen zu gucken :D
Re: Mein großer Wildpflanzen"Garten"....
Verfasst: 28. Apr 2022, 14:40
von Knautie
@ chica: nein, man muss den Acker nicht brach liegen lassen und abmagern. Dass eine Fläche abgemagert werden sollte, gilt nur für die Anlage von Wiesen oder Beeten, in denen verschiedene Pflanzenarten beieinander stehen sollten. Soll heißen: legt man eine Wiese oder eine schöne Wildblumenrabatte an, macht es Sinn, den Boden abzumagern, da dann die Gräsern nicht mehr überhand nehmen werden. Gräser sind in der Regel "Nährstoffaufsauger", also konkurrenzstark, wachsen schneller als Kräuter, überwachsen sie, lassen den Kräutern kein Licht mehr und so hat man dann schnell viele Gräser statt bunte Blumen. Deshalb von vorn herein abmagern, dann werden die Gräser sich nicht so stark ausbreiten.
Bei uns steht auch Potentilla argentea oder Hieracium pilosella, die beide auf mageren Böden zurecht kommen würden, auf einem sandigen Lehmboden mit höheren Bodenpunkten. Sie entwickeln sich dort gut, weil sie die Konkurrenz von Gräsern, die es auf frischerem Boden normalerweise gibt, nicht haben. Es gibt wirklich v. a. bei der Potentilla tolle Erträge. Diese niedrigwüchsigen Arten sind allerdings extrem arbeitsaufwändig - manchmal auf Knien und nicht mit Hacke, sondern mit Pflanzkelle zum Ausgraben des unerwünschten Beikrautes.
Re: Mein großer Wildpflanzen"Garten"....
Verfasst: 28. Apr 2022, 14:52
von Querkopf
Danke für den Faden, Knautie, und für die gute, lebendige Beschreibung :D.
Ist ein Thema, über das ich bislang nichts-null-nada wusste. Toll, da dazulernen zu dürfen.
(Ein spannendes Thema ist es obendrein :)...)
Re: Mein großer Wildpflanzen"Garten"....
Verfasst: 28. Apr 2022, 15:10
von Alstertalflora
Knautie hat geschrieben: ↑28. Apr 2022, 14:20 Ungern gestehe ich, dass wir einem Imker erlauben, seine BIenenvölker in die Nähe der Flächen zu stellen. Das gibt halt eine höhere Bestäuberrate und vor allem eine gleichmäßigere als wenn Hummeln und andere Wildbienen bestäuben - so hoffen wir jedenfalls. (Allerdings habe ich auch schon einmal gelesen -wo nur?), dass die Bestäubungsleistung von Wildbienen effektiver sein soll als von Honigbienen.) An dieser Stelle schlagen 2 Herzen in meiner Brust: auf der einen Seite die Landwirtsgattin, die einen hohen Ertrag hätte, auf der anderen Seite die "Naturgartentante" (O-Ton mein GG), die die Pflanzen gern den Wildbienen zur Verfügung stellen würde. Leider befürchte ich, dass es hier tatsächlich auch eine Nahrungskonkurrenz gibt. Die Konkurrenz zwischen den Honigbienen, wird ja schon öfter diskutiert. Außer verschiedene Hummeln sind mir tatsächlich noch nicht ganz viele auf den Kulturen untergekommen.
Ich denke, dass sich die Nahrungskonkurrenz in Anbetracht des durch die Monokulturen bedingten massierten Nahrungsangebotes in Grenzen hält, sofern das nähere Umfeld nicht mit Honigbienenvölkern "zugepflastert" wurde. Innerhalb des artspezifischen "Blühfensters" von wenigen Tagen bis Wochen herrscht ,auf den jeweiligen Flächen konzentriert, fast schon ein Überangebot, so dass auch die Wildarten zum Zuge kommen (es sei denn, die Honigbienen bekämpfen die wilden Artgenossen ganz gezielt).
Re: Mein großer Wildpflanzen"Garten"....
Verfasst: 28. Apr 2022, 15:30
von Quendula
Sehe ich auch so, ATF.
Musst also kein schlechtes Gewissen haben, Knautie :). Bei der Blütenfülle ist für jede Biene was zu holen. Und wenn die Blüte der entsprechenden Kultur durch ist, zieht der Imker mit seinen Völkern bestimmt auch zur nächsten Fläche. So dass in der blütenärmeren Zeit von den Honigbienen kein großer Konkurrenzdruck ausgeht.
Re: Mein großer Wildpflanzen"Garten"....
Verfasst: 28. Apr 2022, 18:09
von Conni
Knautie, Deine Berichte lesen sich wunderbar und sind sehr interessant, vor allem, wenn man von Saatguterzeugung im großen Stil keine Ahnung hat. Deine Bilder sind eine Wonne - die Menschen, die in Deiner Umgebung wohnen, können sich glücklich schätzen, eine Landwirtsfamilie wie die Eure zu haben.
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Ich freu mich auf Deine nächsten Beiträge und Bilder! :D
Re: Mein großer Wildpflanzen"Garten"....
Verfasst: 28. Apr 2022, 21:27
von Knautie
@Quendula und Alstertalflora: das sind gute Nachrichten! Dankeschön!
Liebe Grüße Knautie
Re: Mein großer Wildpflanzen"Garten"....
Verfasst: 28. Apr 2022, 21:39
von Deviant Green
Großartig was ihr da macht. Es ist schon immer wieder erstaunlich, wie die Übernahme eines Mastbetriebs oder einer Fleischerei die Kreativität beflügelt. Das ist wirklich auffällig.
Ihr hättet ja auch einen "normalen" Job suchen können, aber nein, sowas tolles.
Gratuliere euch!
Re: Mein großer Wildpflanzen"Garten"....
Verfasst: 29. Apr 2022, 21:41
von Knautie
@Deviant Green: Danke für die Gratulation, aber bitte vergesst es nicht: es ist unser Job und es ist manchmal ein Knochenjob!
Allerdings macht es eben doch richtig Spaß (meistens jedenfalls) und wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir tun.