Seite 22 von 119
Re:Spillinge, Qualität der Frucht und Verwendung
Verfasst: 4. Dez 2010, 21:59
von oile
Historisch wurden unter Spillingen alle frühen gelben Pflaumen verstanden, die, wenn sie größer waren, auch Marunken genannt wurden. In den Zeiten, da man als Ursache der "roten Ruhr" das Essen von zuviel Obst sah, waren die Spillinge in üblen Verruf, die Ruhr hervorzurufen.
Jetzt bekomme ich eine Ahnung, warum mein Großvater die kleinen gelben Pflaumen (Mirabellen?) "Sxxxpflaumen" nannte.
Re:Spillinge, Qualität der Frucht und Verwendung
Verfasst: 4. Dez 2010, 23:00
von zwerggarten
sxxx?
Re:Spillinge, Qualität der Frucht und Verwendung
Verfasst: 5. Dez 2010, 00:05
von oile
sxxx?
Scheißpfläumle
Re:Spillinge, Qualität der Frucht und Verwendung
Verfasst: 5. Dez 2010, 01:49
von zwerggarten
*kopfklatsch*
Re:Spillinge, Qualität der Frucht und Verwendung
Verfasst: 5. Dez 2010, 18:31
von Fragaria
Historisch wurden unter Spillingen alle frühen gelben Pflaumen verstanden. In den Zeiten, da man als Ursache der "roten Ruhr" das Essen von zuviel Obst sah, waren die Spillinge in üblen Verruf, die Ruhr hervorzurufen. Viele Orte, so zum Beispiel Erfurt, hatten ein Verbot des Verkaufs von Spillingen auf dem Markt erlassen. Zuwiderhandlungen wurden bestraft und der Bauer mußte die Spillinge in die Gera kippen.
Mikrobiologisch betrachtet, hatten die Erfurter Stadtväter schon Recht, denn ein mit Spillingen gedüngtes Flusswasser ist ein hervorragender Nährboden für Ruhrbakterien. So nahmen denn die Spillinge ein unrühmliches Ende wie seinerzeit auch die altehrwürdige Universität Erfurt. Vielleicht gelingt nicht nur die eher bescheidene Neugründung der Erfurter Universität, sonder auch die Rehabilitation des Rufs der gelben oder frühreifen Pflaumen alias Spillinge. Die sind ja wie geschaffen für die maschinelle Ernte und nachfolgende industrielle Verarbeitung. Ich kann mir so richtig vorstellen, was alles mit dem duftenden Vorlauf der Destillation dieses Materials erzeugt werden könnte - analog zur Naturduft-Apfel-Seife!
Re:Spillinge, Qualität der Frucht und Verwendung
Verfasst: 5. Dez 2010, 23:26
von andreasNB
Niemand in Deutschland hat ein repräsentatives Bild zur Verfügung?
Dann erlaube ich mal auf das Bild von Angie56 aus dem Parallelforum zu verweisen :
Früchte des Gubener Spillings
Re:Spillinge, Qualität der Frucht und Verwendung
Verfasst: 6. Dez 2010, 00:15
von zwerggarten
danke, lange nicht mehr gesehen!
*schleck*
Re:Spillinge, Qualität der Frucht und Verwendung
Verfasst: 6. Dez 2010, 09:45
von Chica
Re:Spillinge, Qualität der Frucht und Verwendung
Verfasst: 9. Dez 2010, 17:09
von Fragaria
Mein Gefühl sagt mir, dass es sich hierbei um eine F1-Kreuzung zwischen einer gelben und einer blauen Form handeln dürfte, vgl. die Farbe der Formosa-Pflaume von Luther Burbank
http://www.arche-noah.at/etomite/assets ... ume.pdfHat denn schon mal jemand eine Sämlingspopulation des Gubener Spillings nach kontrollierter Selbstung aufgezogen und bonitiert? - Ich würde vermuten, dass solche Sämlinge nicht homogen ausfallen.

Re:Spillinge, Qualität der Frucht und Verwendung
Verfasst: 9. Dez 2010, 17:17
von zwerggarten
... Mein Gefühl sagt mir, dass es sich hierbei um eine F1-Kreuzung zwischen einer gelben und einer blauen Form handeln dürfte, ... Ich würde vermuten, dass solche Sämlinge nicht homogen ausfallen. ...
aber wenn ein synonym für den gubener doch
gelbroter spilling ist? das spricht doch eher dafür, dass diese buntheit sortentypisch ist (meinetwegen auch regionalpopulationstypisch oder sippentypisch)?
Re:Spillinge, Qualität der Frucht und Verwendung
Verfasst: 9. Dez 2010, 19:01
von Chica
Der Gubener Spilling ist sonnenseits rot, auf der Schattenseite gelbgrün.Bei Hochreife färbt sich die ganze Frucht rot.Das Foto hat mir Herr Bartsch, der Baumschulbesitzer aus Müncheberg zur Verfügung gestellt, den ich
hier schon einmal verlinkt hatte (wenn auch noch nicht so schick wie jetzt

).Herr Bartsch hat einen rot- bunten Spilling aus dem Havelland identifiziert und fotografiert, er fertigt auch Bestimmungen alter Apfelsorten an. Der abgebildete Spilling ist dann wohl vollreif.

Re:Spillinge, Qualität der Frucht und Verwendung
Verfasst: 9. Dez 2010, 20:58
von Fragaria
aber wenn ein synonym für den gubener doch gelbroter spilling ist? das spricht doch eher dafür, dass diese buntheit sortentypisch ist
Natürlich ist die besondere Färbung ein SORTENtypisches Merkmal eben dieser Sorte, welches aber nicht für alle Spillinge zutreffen muss. Und ich vermute halt, dass sogar die Selbstungsnachkommenschaft des Gubener Spillings unterschiedliche Fruchtfarben aufweisen dürfte.Die frühe Reife wäre für solche Regionen, wo es um diese Jahreszeit unausgelastete Verarbeitungskapazität gibt, ein Argument dafür, sich um den versuchsweisen Grossanbau dieser Sorten mit maschineller Ernte zu kümmern.
Re:Spillinge, Qualität der Frucht und Verwendung
Verfasst: 9. Dez 2010, 22:22
von Hortus
Hallo,ich mische mich hier mal ein, weil ich den Eindruck habe, daß verschiedene Dinge durcheinander gebracht werden. Friedrich beschreibt in seinem Band "Der Obstbau" von 1960 den `Gelbroten Spilling`wie folgt:"....Frucht: klein bis mittelgroß, gelb, rosa gesprenkelt und verwaschen, mit weichem, süßen und aromatischem Fleisch. .....Baum: Wuchs stark, aufrecht. Ertragsbeginn mittelfrüh, Erträge hoch und regelmäßig. In sandigen warmen Böden anbaubewährt. Durch Wurzelausläufer vermehrbar."Dieser `Gelbrote Spilling´ war hier im Osten der einzige in der amtlichen Sortenliste erwähnte Spilling. Wichtig ist, daß diese Sorte wie alle anderen Obstsorten vegetativ vermehrt werden muß, um die sortentypischen Merkmale zu behalten. Neben der Veredlung (was meist nicht üblich war) kommt also nur noch die Vermehrung durch Wurzelausläufer in Frage. Sämlinge bringen niemals echte Spillinge. Wie schon Fragaria ausführte, bringen auch Selbstungsnachkommen in der Regel nicht Pflanzen der Ausgangssorte, sondern höchstens ähnliche Pflanzen. Bei den generativen Nachkommen aus freier Abblüte wird der Spillingcharakter mehr oder weniger (je nach Vaterpflanze) abgeschwächt oder verschwinden. Von Spillingen würde ich jedenfalls nicht mehr sprechen.
Re:Spillinge, Qualität der Frucht und Verwendung
Verfasst: 9. Dez 2010, 23:52
von Giaco85
Dieser `Gelbrote Spilling´ war hier im Osten der einzige in der amtlichen Sortenliste erwähnte Spilling.
Jeep, dieser Spilling wurde in der Sortenliste 1953 der DDR als "Roter Spilling" geführt.
Fragaria hat geschrieben:Hat denn schon mal jemand eine Sämlingspopulation des Gubener Spillings nach kontrollierter Selbstung aufgezogen und bonitiert? - Ich würde vermuten, dass solche Sämlinge nicht homogen ausfallen.

Da diese Form des Spillings in wesentlichen Merkmalen:Kernform:
[td][url=http://radikal.ru/F/s008.radikal.ru/i304/1012/e5/2ebdbc696b42.jpg.html][img]http://s008.radikal.ru/i304/1012/e5/2ebdbc696b42t.jpg[/img][/url][/td]
frühe Reife: mit der (Winter)Gerste, im JuliFruchtqualität wie hier öfters beschriebenAnspruchslosigkeit des Baumes über mehrere Jahrhunderte zumindest den historischen Quellen nach konstant geblieben ist, könnte angenommen werden, dass die Abweichungen der einzelnen Induvidien nicht so groß sind, um nicht von einer stabilen Form zu sprechen.In alten Gartenbüchern war zu lesen: "Die Sorte fällt wurzelecht aus dem Kern, braucht also nicht einmal unbedingt veredelt werden." (Die Pflaumensorten, Diplomlandwirt Franz Hertel, Leipzig-Probstheida, 1914)@FragariaWie stabil kann eine F1-Kreuzung sein, wenn durchaus nicht nur vegetative Vermehrung in Frage kommt? Können dies auch Jahrhunderte sein? Ich habe da keine Kenntnisse.Beim Stöbern in alten Sortenlisten und Gartenbüchern ist mir die
Sandower Zwetsche aufgefallen. Kennt die jemand oder hat sogar einen Reiserfähigen Baum stehen?VGGiaco
Re:Spillinge, Qualität der Frucht und Verwendung
Verfasst: 10. Dez 2010, 07:45
von Chica
Dieser `Gelbrote Spilling´ war hier im Osten der einzige in der amtlichen Sortenliste erwähnte Spilling. Wichtig ist, daß diese Sorte wie alle anderen Obstsorten vegetativ vermehrt werden muß, um die sortentypischen Merkmale zu behalten. Neben der Veredlung (was meist nicht üblich war) kommt also nur noch die Vermehrung durch Wurzelausläufer in Frage. Sämlinge bringen niemals echte Spillinge. Wie schon Fragaria ausführte, bringen auch Selbstungsnachkommen in der Regel nicht Pflanzen der Ausgangssorte, sondern höchstens ähnliche Pflanzen. Bei den generativen Nachkommen aus freier Abblüte wird der Spillingcharakter mehr oder weniger (je nach Vaterpflanze) abgeschwächt oder verschwinden. Von Spillingen würde ich jedenfalls nicht mehr sprechen.
Danke Hortus, Du hast das toll auf den Punkt gebracht, die Vermehrung über Veredelung war nicht typisch für den Spilling, also bleibt zur Reinhaltung als vegetative Vermehrungsmethode nur die Vermehrung über Wurzelsprosse übrig. @Cydorian: Das ist das, was ich bei "wurzelechte Sauerkirschen" meinte.Die Vermehrung über Kerne kann wohl ab und zu auch den echten Spilling ergeben, dann wenn in der Nähe keine anderen Pflaumen/Zwetschen stehen, der Spilling ist nämlich selbstfruchtbar. Stimmt das so?Danke Giaco85, Du bringst das auch immer so gut auf den Punkt.