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Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread

Verfasst: 7. Dez 2010, 15:38
von toto
Nur kurz: es ging und geht in der Fotografie darum, den Ausschnitt bereits bei der Aufnahme möglichst genau festzulegen. Gute Fotografen störte bereits der 1mm Verlust vom Sucher zum analogen Negativ. Darum gab es die F3, die verlustfreie Ausschnitte aus der Wirklichkeit ermöglichte. Die ganz guten wie Cartier-Bresson schafften es auch ohne F3 ;) Dies soll keine Kritik sein, sondern nur die Möglichkeit des genaueren Hinsehens vor Schuss in Betracht ziehen. Dass dies nicht stets gelingen mag, ist normal. Aber wenigstens der Versuch... Wenn man nach der Aufnahme im richtigen Bild die Hälfte wegschneiden muß, ist es einfach nur schade um die verschenkten Möglichkeiten der Auslastung des Formates... sicherlich kommt zuweilen ein besseres Bild für den Moment zustande... trotzdem sollte das "vorab-richtig-hinsehen" dabei nicht verloren gehen, indem man sich ständig damit tröstet: dies oder das kann ich später noch abschneiden. @Frank+ @Thomas: das wäre der richtige Auschnitt gewesen für meine Empfindung... und mit Sicherheit wäre dieser auch vorm Schuss möglich gewesen... denke ich mal.Sorry, wenn ich falsch liege.Frank, Du wolltest die "traurigen Äste" zeigen, das genau hat Dich bewegt, dieses Foto zu machen. Dann sind alle anderen infos wie Wasserrand ect. unnötig. Ich meine das sehr freundlich :) als Hilfe.

Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread

Verfasst: 7. Dez 2010, 17:42
von frida
Ich stimme toto zu, im Idealfall sollte man bereits beim Fotografieren den richtigen Bildausschnitt gewählt haben. Das ist auch einer der Gründe, warum ich es nicht gut finde, wenn hier allzu viele Schnittvariationen versuchshalber präsentiert werden. Andererseits bringt ein guter Schnitt-Vorschlag auch für den Fotografen auf den Punkt, wie er das Motiv hätte besser angehen können. Gut wäre es deshalb für unseren Lerneffekt, wenn ein Beschnitt-Vorschlag auch immer begründet würde (z.B. rückt das Hauptmotiv in den Goldenen Schnitt, schafft eine spannende Diagonale, entfernt störende Bildelemente).Hier im Thread merke ich sehr deutlich, wie erheblich der Einfluss der Bildgestaltung auf die Wirkung des Fotos ist - meist ist sie größer, als die technische Perfektion.

Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread

Verfasst: 7. Dez 2010, 20:13
von Werner987
die farben beider bilder sind sehr harmonisch.in bild 1 wirken die pfeiler und das mauerwerk sehr wuchtig, m.e. passt das nicht optimal zum eher zierlichen eisentor.mit einem größeren (tieferen) bildausschnitt würden die pfeiler vlt. nicht mehr so massiv erscheinen, oder evt. ein anderes bildformat wählen.in bild 2 sieht man 4 hauptelemente. eine reduzierung auf 2 - 3 "blickfänger" würde weniger vom eigentlichen motiv ablenken, eine ausreichend große "neutrale fläche" könnte die zweige hervorheben.

Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread

Verfasst: 7. Dez 2010, 23:54
von Frank
Ich meine das sehr freundlich :) als Hilfe.
Nicht anders lautet der Titel des Threads ;) und ich finde Deine Anmerkungen gut. :D :D :D
Hier im Thread merke ich sehr deutlich, wie erheblich der Einfluss der Bildgestaltung auf die Wirkung des Fotos ist - meist ist sie größer, als die technische Perfektion.
Das gefällt mir gerade an diesem Thread, da es nicht nur um technische Details geht, sondern die Bildidee.
Faulpelz hat geschrieben:Es ist ein schönes Postkartenmotiv mit dem Flair des Südens, mehr in Richtung Provence. Gleich bekomme ich Fernweh.
Stimmt fast von den Farben (Der Blaustein ist bekannt für die Gegend in Belgisch Limburg, und der Holzanstrich passt sehr gut zum Stein), aber es ist im tiefsten November mit Schnee und schlechter Bildumgebung um dem Ganzen mehr Raum zu geben. Ähnlich verhält es sich beim zweiten Bild am gleichen Ort. Es handelt sich um den Burggraben in der Nähe der Raerener Burg, die auch als Töpfereimuseum dient und der Vordergrund ist teilweise mit Zaun und Strauchwerk verstellt. Die Trauer-Stimmung hatte ich beim Fotografieren gesehen, aber bei der Umsetzung daheim tat ich mich sehr schwer, zumal mir der an sich gute Versuch des Beschnittes der Birke doch zu "verkümmert" vorkommt. Für mich war es klar das schwächere meiner Bilder. Anbei nur zur Info ein Bild vom Setting im September..., ich habe aber schon etliche Leitungen/Kabel ::) wegradiert...! ::)
Bild
Aber nochmals zum ersten Bild - wie Evi schreibt - ein Postkartenmotiv! Mir kommt der lieb gemeinte Kommentar schon fast wie ein Fluch vor - "Postkarten" in real wie in Fotos/Bildern scheinen nicht mehr "in" zu sein. Ist das Übersättigung oder was macht ein Bild zur Postkarte und dann ggf. "schwach". Könnte ggf. ein Threadthema sein...!Lieben Dank für Eure Beiträge und Anregungen - "who's next?!Frank

Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread

Verfasst: 8. Dez 2010, 06:53
von fars
Ich wage es mit einem Bild, das ich schon einmal eingestellt habe und dem ich selbst sehr kritisch gegenüberstehe (Kitsch?)

Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread

Verfasst: 8. Dez 2010, 09:04
von RosaRot
Ich finde es interessant. Nur das mir die Kirche zu mittig ist, täte oben etwas weg nehmen (oder unten, tendiere aber mehr zu oben.)

Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread

Verfasst: 8. Dez 2010, 09:12
von agathe
kitschig nichtmorbide? auf jeden fall eine ganz eigene stimmung die berührt@rosarot: es ist wirklich besser oben etwas wegzunehmen, ich hätte ganz automatisch unten beschnitten damit über der kirche noch genug himmel bleibt, wieder etwas dazugelernt

Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread

Verfasst: 8. Dez 2010, 09:18
von wollemia
Die Weg- oder Gehspur lässt sich bis zu den Kränzen noch erahnen, deshalb würde ich den Vordergrund ziemlich so lassen.Was mich beim ausführlichen Betrachten mehr stört als etwas zuviel Himmel über der Kirche ist das Haus bzw. der Anbau links an der Kirche.

Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread

Verfasst: 8. Dez 2010, 09:22
von Treasure-Jo
Zitat aus Kwerfeldein"Was macht ein gutes Bild aus…? 1. wenn es Dich berührt2. wenn es eine Geschichte erzählt3. wenn es neu oder originell ist"@Fars,Ich finde alle 3 Kriterien treffen zumindest teilweise auf Dein Bild zu! Technik und Bildaufbau können evtl. verbessert werden, aber: Ich finde ein "gutes Bild". GrußJo

Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread

Verfasst: 8. Dez 2010, 09:27
von wollemia
Vielleicht so?Allerdings ist die Weite und das etwas Verlorene des Originalbilds dann kaum noch zu spüren, da sich das Bild nun stark auf Grab und Kirche konzentriert.

Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread

Verfasst: 8. Dez 2010, 09:37
von lonicera 66
Moin,ich persönlich komme mit dem Hochformat nicht klar, da ist mir unten und links zuwenig drauf, eine markante Leere...Unser örtlicher Bestatter, wird oft gebeten, die Gräber als Erinnerung für die Angehörigen zu fotografieren. Da ist dann aber auch das Grab das Hauptthema.Der hätte es warscheinlich so gemacht:

Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread

Verfasst: 8. Dez 2010, 09:41
von Faulpelz
Mich berührt das Foto und zwar sehr. Da wir heuer im engsten Familienkreis einen Trauerfall hatten, habe ich wohl einen besonderen Bezug zu diesem Bild. Es geht mir unter die Haut. Mich überkommt bei dem Foto Traurigkeit, Einsamkeit, Kälte. Der Verstorbene liegt hier ganz allein, vergessen, vom Schnee bedeckt, erstarrt. Das Foto berührt mich zutiefst und deswegen ist es, obwohl von der Bildgestaltung und vom technischen Standpunkt her nicht überwältigend, für mich persönlich trotzdem ein gutes Foto. Hier überwiegt nach meiner Betrachtungsweise die Aussagekraft.LG Evi

Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread

Verfasst: 8. Dez 2010, 11:07
von thomas
Ich würde das Foto nicht beschneiden. Im Gegenteil, ich hätte, wenn möglich, dem Grab und der Kirche gerne mehr leeren Raum drumherum geben. Das würde den Eindruck des Motivs verstärken (z.B. die von Evi genannte Einsamkeit und Kälte).Vielleicht hätte ich auch versucht so zu fotografieren, dass das Grab nicht vor der Kirche liegt, sondern daneben. Auch Weitwinkel wäre eine interessante Option, um die Kirche weiter weg zu rücken.Ideal wäre es natürlich, wenn die Belichtung optimal wäre - aber das Foto wirkt auch so.Liebe GrüßeThomas

Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread

Verfasst: 8. Dez 2010, 11:08
von frida
Ich finde das Hochformat schon passend. Rechts und links im Bild sind einige dunkle Elemente, die stören - ich hätte sie weggestempelt. Ein wenig durch denSchnitt verdichten ist okay - wenn man zu dicht ran geht, passt die nebelbedingte Unschärfe beim Grab nicht mehr. Es wäre bei der Aufnahme besser gewesen, physisch dichter ranzugehen und mit einem Weitwinkel zu fotografieren, um den Eindruck der Verlorenheit zu erhalten. Wenn man näher rangegangen wäre, wäre die Grabstätte etwas klarer, der Nebel drumherum würde bleiben.(habe mich teilweise mit Thomas überschnitten :-\ )

Re:Hart aber herzlich - der kritische Fotothread

Verfasst: 8. Dez 2010, 11:55
von thomas
@frida: Macht doch nichts!Ich habe nochmal über deine Frage 'Kitsch?' nachgedacht, fars.Klar hat das Foto Elemente, die man dem Kitsch zurechnen könnte: Das frische, einsame Grab im kalten Schnee vor der Kirche im Hintergrund machen es zu einem 'memento mori'. Aber das muss man ja nicht negativ finden.Allerdings stelle ich mir die Frage, wie man das Motiv fotografieren könnte, dass es nicht kitschig wirkt. Dazu müsste wahrscheinlich diese 'Bedeutungsperspektive' mit dem deutlichen Bezug auf die Kirche weg, d.h. es müsste vielleicht 'mehr drauf'? Auch eine Überlegung, um mal mit dem Weitwinkel und anderen Perspektiven zu experimentieren. - Aber 'frisches Grab im Schnee' hat nun mal etwas, das man nicht wegkriegt.Liebe GrüßeThomas