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Re: Alte Gärten - alte Menschen
Verfasst: 14. Jul 2023, 11:28
von Nox
Es gibt ja Stauden, die recht selbständig sind. So steht bei mir eine Hemerocallis Hope Diamond am Wegrand unter Kamelien seit 1998.
Die Kamelien sind darübergewachsen, der Efeu hat sich drumherum breitgemacht, sie war verschollen. Letztes Jahr wurden die Kamelien aufgeastet und siehe da, mit dem wieder einsetzenden Regen im Herbst kam ein Laubbüschel. Nun habe ich einen guten Teil in ein neues Beet gesetzt. Ob sie es da weitere 25 Jahre ohne grosse Pflege aushält ?
Re: Alte Gärten - alte Menschen
Verfasst: 15. Jul 2023, 11:12
von riegelrot
Was ist alt? Manche sind es mit 50, andere sind mit 80 noch "jung".
Ein ganz interessantes Thema, leider jetzt erst entdeckt, das vielen von uns angeht. Denn mal ganz ehrlich, wer hatte als junger Mensch den Garten beim Hausbau oder -erwerb als Priorität gesetzt? Da gab es anderes, ganz und gar wenn kleine Kinder da waren. So war es bei und zumindest, als wir mit 35 bzw. 40 gebaut haben: Rasen, ein Bisschen Beet rundherum, großer Sandkasten, Schaukel, kleines Gemüsegärtchen, ein Paar Blümchen zum Pflücken für die kleine Tochter usw. Bloss nicht soviel Arbeit, ich war ja auch noch berufstätig.
Die ganze Gartenleidenschaft kam erst nach und nach, sicherlich beeinflusst und mit Hilfe durch meine Eltern mit ihrem herrlichen Garten. Ich hatte einen stressigen Job und immer mehr gemerkt, wie gut es mir tat, im Garten abschalten zu können. Ich empfinde das Werkeln im Garten nicht als "Arbeit". Es ist mein Hobby, so richtig nach der Pensionierung.
Ich muss erwähnen, dass unser Grundstück nur 500 qm ist. Wir hätten aber einige Jahren später noch 600 qm dazu kaufen können, haben gezögert. Der Nachbar nicht. Der hat dann alles, insgesamt über 1000 qm weggekauft, wohl auch aus Spekulationsgründen. Aber da hat er sich verkalkuliert. Nun liegt das große Grundstück ziemlich verlottert da, denn sie sind alt, krank und können das nicht mehr. Zuerst haben wir uns geärgert, heute sind wir heilfroh, dass wir dieses Stück nicht dazu haben. Denn wir sind alte Menschen. GG 83, ich 78. Frei nach dem Motto man ist so alt wie man sich (an)fühlt, empfinden wir uns noch nicht als zu alt für den Garten! Schon gar nicht für diesen doch kleinen Garten. Trotzdem als vor 2 Jahren der Garten durch die Flut stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, haben wir schon überlegt, ob wir das alles nicht abschaffen sollten, statt wieder von vorne neu anzufangen. Aber ehrlich, nur Rasen, Sträuchern, keine Stauden mehr sammeln, keinie 100 Töpfe und Kübeln mehr, ich konnte das nicht. Ausserdem gab es auch alte Stauden, die überlebt haben. Die zu entsorgen, kam gar nicht in Frage. Kompromis: das am schwersten zu bearbeitende Beet ist nun ein Hochbeet. 1 oder 2 x im Jahr kommt der Gärtner und beschneidet die Bäume. GG könnte das immer noch selber, aber ich will nicht, dass er auf die Leiter steigt. Mein Knie tut weh, ich bekomme bald ein neues, aber ich empfinde den Garten immer noch als eine Quelle der Freude. Auch 2 Stunden Giessen, prima. Da kann ich in einem schnuppern, verblühtes abpiddeln, geniessen. Hätten wir über 1000 qm gehabt, das hätten wir nicht geschafft und dann überlegen müssen, einen Teil des alten Gartens altergerecht zu gestalten, was immer man darunter versteht. Ist das nicht für alte Gärten ein Kompromis? Soviel aufrecht zu behalten, was man kann und den Rest pflegeleichter zu gestalten, evtl. Hilfe in Amspruch zu nehmen? Denn ganz aufgeben? Schlimm. Als meine Eltern mit 84 aus ihrem schönen Haus in eine betreute Wohnung gezogen sind, hat meine Mutter sehr ihren Garten vermisst. Sie sagte "jetzt bin ich eine alte Frau". Fazit: solange ich kann, vor allem solange ich soviel Spass an und im Garten habe, mache ich sehr gerne und hoffentlich noch lange weiter.
Re: Alte Gärten - alte Menschen
Verfasst: 15. Jul 2023, 11:55
von Buddelkönigin
Sehr schönes Plädoyer für den Garten als Lebenselixier in älteren Jahren, riegelrot. :)
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Ich grübele auch manchmal, ob das hier in 10 Jahren noch zu schaffen wäre.
Aber zunächst einmal genieße ich das Rentnerleben noch in vollen Zügen. Endlich kein Vollzeitjob mehr, endlich nicht mehr am Wochenende auf die Autobahn und 2,5 Stunden nach Hause pendeln. Endlich nach 8 Jahren nicht nur am Samstag Zeit für den Garten... ;D
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Die Frage ist doch: Wie verbringe ich meinen Tag ohne das alles hier ?
Eine Horrorvorstellung für mich, die Jahre nur noch in einer winzigen 1 bis 2- Zimmer Wohnung ohne jede Aufgabe zu fristen. ::)
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Also die Frage ist: Was kommt noch, wenn ich all das hinter mir lasse ???
Wenn sich die Antwort gut anfühlt, OK. Dann ab in die Wohnung. Wenn nicht, dann so lange wie eben möglich " auf der Scholle bleiben ". ;D
Re: Alte Gärten - alte Menschen
Verfasst: 15. Jul 2023, 12:17
von riegelrot
Ich habe mir neben dem Hobby Garten ein 2. Hobby gesucht. Ich bin Gästeführerin. Das ist sehr schön, vor allem mit älteren Gästen. Wie die manchmal ihr Leben gestalten und meistern, Hut ab, aber auch welchen Kummer und Schicksale es gibt, das macht dankbar, dass ich noch so fit bin und meinen Garten so geniessen kann.
Re: Alte Gärten - alte Menschen
Verfasst: 15. Jul 2023, 13:09
von Jule69
Einen Teil Eurer Einträge habe ich jetzt gelesen und ganz oft musste ich mit dem Kopf nicken ;)
Es gibt auch hier mal Tage, da wird einem alles zu viel und man/frau überlegt, noch mehr Kübel und Co. zu reduzieren. Aber schon ein paar Tage später bei einem entspannten Rundgang sieht die Welt schon wieder anders aus und Listen werden vorgeholt. Hier im Forum hat jeder sein Päckchen zu tragen und jeder muss für sich schauen, wie es weiter klappen könnte.
Bei manchen ist es so wie bei mir, es ist nur gemietetes Glück, das ist noch mal was anderes, aber ganz ehrlich, ohne den Garten hätte ich nicht so lange durchgehalten, er hilft mir über so vieles hinweg und so lange ich es irgendwie schaffe, werde ich hier wohnen bleiben. Essen wird eh überbewertet... ;D
Re: Alte Gärten - alte Menschen
Verfasst: 15. Jul 2023, 15:15
von goworo
Häufig wird hier zwecks Arbeitserleichterung auf Bäume und Gehölze statt Stauden verwiesen. Nun, wir haben von Anfang an unseren Garten in diesem Sinn gestaltet. Adlerdings nicht zur Arbeitsverminderung, sondern weil uns diese Gartenform am besten zusagte. Stauden sind hier folglich nur eine Dreingabe (wobei das letztendlich auch nicht gerade wenige sind). Ich denke, man solle sich nicht der Illusion hingeben, dass Bäume und Sträucher keine "Arbeit machen". Von notwendigen Schnittmaßnahmen mal abgesehen gibt es auch viele weitere Pflegearbeiten. Nur ein Beispiel: in den letzten Tagen habe ich weit über 10 gehäufte Schubkarrenladungen von herabgefallenen Kätzchen unserer Kastanie aufsammeln und entsorgen dürfen (und das ist noch längst nicht alles). Vom Wind verweht sammeln sich diese natürlich auch in den Kehlen und Dachrinnen des Hauses, was ein häufiges Reinigen erfordert. Leider lässt sich das nur von oben bewältigen. Also rauf aufs Dach! (Irgend wann werden wir auch für diese Arbeiten Hilfe in Anspruch nehmen. Wenn man gewohnt ist, alle Arbeiten selbst zu erledigen, dann muss das Delegieren erst erlernt werden. Aber wir sind auf einem guten Weg. ::)
Was später einmal aus Haus und Garten wird? Keine Ahnung, ob sich jemand findet, das alles weiter zu führen. Wer weiß? Wir leben im Hier und Jetzt und wir genießen JETZT jeden Tag im Garten.
Re: Alte Gärten - alte Menschen
Verfasst: 15. Jul 2023, 15:59
von Buddelkönigin
👍
Re: Alte Gärten - alte Menschen
Verfasst: 16. Jul 2023, 17:11
von riegelrot
Wenn ich jetzt das "Reisen" durch "Gärtnern" ersetze, passt's hierhin. Soeben gesehen an einem Wohnmobil in Warnemünde ;D
Re: Alte Gärten - alte Menschen
Verfasst: 17. Jul 2023, 08:31
von Jule69
;D
Re: Alte Gärten - alte Menschen
Verfasst: 13. Feb 2024, 10:14
von Aspidistra
Ich habe gerade gedacht, ob ich den Garten noch schaffe.
Ich war gerade draussen habe ungefähr 3 Ranken Kratzbeeren entfernt, da bin ich wieder umgekippt.
Ich bin erst 57, aber ich war letztes Jahr sehr krank und jetzt bin ich einfach immer müde.
Der Garten sieht sowieso aus wie Wildnis. Ich habe ein ganzes Jahr null darin gemacht (Krankenhaus, 9 OPs) und das Jahr davor wenig (auch krank).
Ach ja Hüft und Knie TEP hab ich auch aber das behindert mich eigentlich null.
Aber garteln ist das was ich liebe.
Mit 57 schon die Pflanzen und damit die gärtnerischen Aufgaben reduzieren?
Sorry klingt depressiv, soll ich das wirklich abschicken?
Vielleicht brauch ich noch Zeit zum Erholen, am Anfang war ich noch viel bescheidener dran (Zähneputzen war anstrengend).
Vielleicht wird das wieder.
Re: Alte Gärten - alte Menschen
Verfasst: 13. Feb 2024, 10:20
von helga7
Aspidistra, kannst du dir vorübergehend Hilfe holen, damit der Anblick nicht zu schlimm wird? :'(
Das wird bestimmt wieder!
Re: Alte Gärten - alte Menschen
Verfasst: 13. Feb 2024, 10:36
von oile
Aspidistra hat geschrieben: ↑13. Feb 2024, 10:14Ich habe gerade gedacht, ob ich den Garten noch schaffe.
Ich war gerade draussen habe ungefähr 3 Ranken Kratzbeeren entfernt, da bin ich wieder umgekippt.
(...)
Vielleicht brauch ich noch Zeit zum Erholen, am Anfang war ich noch viel bescheidener dran (Zähneputzen war anstrengend).
Vielleicht wird das wieder.
Ich bin jetzt fast 72 und wahrscheinlich das, was man rüstig nennt. Vor ein paar Jahren hatte ich den Winter lesend und strickend auf dem Sofa verbracht. In den ersten Gartentagen war ich entsetzt, wie wenig leistungsfähig ich war. Dreimal die Schubkarre längs durch das (sehr) lange Grundstück schieben brachte mich an den Rand der Erschöpfung. Und das nur auf Grund weniger Monate Untätigkeit!
Es ist also kein Wunder, dass Du noch nicht wieder gewohnt leistungsfähig bist. Das dauert und ältere Muskeln brauchen länger, bis sie wieder fit sind. Aber es ist zu schaffen.
Gönn Dir die Zeit, beobachte Deinen Garten: wo kann er pflegeleichter werden, wo sind die Bereiche, wo Du eingreifen musst usw.
Re: Alte Gärten - alte Menschen
Verfasst: 13. Feb 2024, 11:05
von Aspidistra
Danke, ich kann mir hilfe beim Baumschneiden holen. Und beim Wege freischneiden und entunkrauten. Ja freischneiden soweit ist es schon.
Alles andere muss entweder ich machen oder reduzieren.
Das ist ein Sammlergarten, mit zb vielen Kletterpflanzen (die haben's ausgenutzt) die kennt kein Mensch. Also werden die evt. zu viel gerodet.
Ein Schwerpunkt sind Brennessel und artverwandte, die würde eine Hilfe vernichten (ist schon mal passiert).
Bei den Beerensträuchern kann mir wieder jemand helfen.
Es stimmt schon, auch ohne Garten muss ich wieder fit werden. Ich will kein Couchpotatoe werden bzw. Bleiben.
Wenn ich's geschickt angehe, kann der Garten mich sogar wieder fit machen.
Wenn ich zu müde für alles bin, ist das einzige was mich hochbringt Buddeln.
Re: Alte Gärten - alte Menschen
Verfasst: 13. Feb 2024, 11:10
von Aspidistra
Danke die Welt sieht wieder besser aus.
Als ich so da lag langgestreckt im Tulpenbeet war das anders.
Re: Alte Gärten - alte Menschen
Verfasst: 13. Feb 2024, 11:30
von Starking007
Ach - Tulpen mal aus anderer Perspektive...
Alles hat irgendwo auch was Positives?!