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Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Verfasst: 9. Mär 2024, 14:11
von Staudo
Er hat ja auch Ahnung. ;)

Falls irgendjemand mal die B 169 in Südbrandenburg zwischen Lauchhammer und Elsterwerda befährt, kann sich rechts und links beeindruckende Feuchtwiesen anschauen. Das war bis zur Wende tieliegendes Ackerland, was beständig leergepumpt wurde. Nach der Wende wollte niemand die Stromkosten zahlen, auch die Nutzer nicht. Später wurde das Schöpfwerk ersatzlos abgerissen. Jetzt sind dort nach Zeitungsangaben 400 Hektar praktisch nicht mehr nutzbar und weitere ca. 600 Hektar nur mit Einschränkungen. Dort etablierten sich in den letzten Jahren vor allem Binsen und Seggen, erstaunlicherweise kein Schilf und Rohrkolben.

Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Verfasst: 22. Apr 2024, 23:12
von sempervirens
Neben den Verbreitungsvektoren sind auch die Habitate der geopyhten speziell

Fast allen ist gemein das sie eine kurze Zeitspanne ausnutzen um genug Energie zu schöpfen und den Rest der Zeit im Boden zu verbringen.

In Mitteleuropa ist das meist bedingt um der verschattung durch die Bäume
Zu entgehen und die Frühjahrssonne zu ernten.

Neben der Sonne natürlich auch der wurzeldruck von den Bäumen.

Bei den meisten alliums Arten aus dem nahen Osten und fernen Osten um Trockenzeiten zu überdauern.

Die verschiedenen Strategien der Zwiebelpflanzen benötigen also oftmals „Stress“ bzw. Zeiträume in denen genug Ressourcen vorhanden sind und Zeiträume in denen das nicht gegeben ist und der dafür sorgt das es bspw nur wenige andere
vegetation gibt die die Pflanze einschränkt.

Manche Pflanzen die eigentlich nur wegen der Hitze einziehen funktionieren bei uns auch, weil sie in ihrer Heimat aus Hochgebirgen stammen denn auf 2000m Höhe im
Süden ist es dann auch nicht so kalt wie in De, sie würden aber dann vermutlich nicht im
Süden auf 200 m funktionieren, sodass die Arten so auf eine Ausbreitung Barriere treffen

Ebenso wie es nicht immer zusammenhängende
Wälder gibt

Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Verfasst: 26. Sep 2025, 06:50
von frauenschuh
Jungernrebe

Da scheint mir ein Problem zu kommen. Ich kenne nur an Wegesrändern (Wald) drei Standorte

Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Verfasst: 26. Sep 2025, 07:49
von sempervirens
Ja sehe auch sehr problematisch

Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Verfasst: 26. Sep 2025, 08:50
von hobab
Genauso wie Clematis vitalba und Humulus, die beide Aufforstung vernichten können. Allerdings ist die Clematis eingeschränkt durch ihren Kalkbedarf und Humulus braucht relativ guten und wechselfeuchten Boden - hier also nur in Auwäldern ein Problem. Der begrenzende Faktor bei Parthenocissus dürfte der hohen Wärmebedarf sein - also problematisch vor allem in ozeanisch geprägten Gegenden, auch hier eher nicht in Brandenburg, aber sehr wohl ab der Göttigen, Bremen Linie.

Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Verfasst: 26. Sep 2025, 08:56
von Staudo
Ich kenne siedlungsnahe Wälder in der Region, in denen sich Parthenocissus breitmacht, im Wortsinn.

Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Verfasst: 26. Sep 2025, 09:17
von Rokko21
Clematis vitalba und Hopfen sind aber einheimische Pflanzen. In geeigneten Biotopen schon immer vorhanden also kein Neophyt und nicht ausgebüxt.

Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Verfasst: 26. Sep 2025, 10:56
von maigrün
hobab hat geschrieben: 26. Sep 2025, 08:50 Humulus braucht relativ guten und wechselfeuchten Boden - hier also nur in Auwäldern ein Problem.
nö, auch mitten in berlin. ganz ohne auwald am zaun eines basketballplatzes.

Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Verfasst: 26. Sep 2025, 11:05
von hobab
Na, guten Boden und Beregnung gibts sogar in Berlin. Geh mal in den Wald und such überwachsene Stellen. Die sind unweigerlich in wassernahen Senken oder Lehmecken.

Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Verfasst: 26. Sep 2025, 12:21
von Gartenplaner
Bei uns wächst Hopfen wild in den Hecken entlang des Dorfbaches.

Es werden sicher nach und nach immer mehr bisher „unauffällige“ Pflanzen in Zukunft problematisch, dem Klimawandel sei Dank.
Oder vielleicht andersherum betrachtet, eine Alternative für einheimische Arten, für die die Bedingungen schlechter werden….
Komplexe Zeiten 🤷‍♂️

Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Verfasst: 26. Sep 2025, 20:20
von Mathilda11
hopfen ist sehr genügsam, der wächst hier an mehreren Stellen ungewollt in der Wiese vor einem Mietshaus und ruiniert zunehmend die hausmeisterschnittgeplagten Sträucher in die er reinwuchert und ihnen das licht nimmt. Der boden ist fast reiner Sand, im Sommer extrem trocken, das Gras stirbt regelmäßig, die Thujen sind schon tot
Wär schön wenn er weniger robust wäre

Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Verfasst: 26. Sep 2025, 21:31
von hobab
Feuchtezahl F 4w+
Lichtzahl L 3
Reaktionszahl R 3
Temperaturzahl T 4
Nährstoffzahl N 4

Wenn ihr es nicht glauben wollt, hier die Zahlen. D.h. ja nicht, dass er nicht auch schlechter Bedingungen aushält, aber richtig wohl fühlen wird er sich da nicht. Beziehungsweise man denkt es ist trocken und heiß, aber wahrscheinlich gibt es feuchte Schichten im Boden, oder es wird gewässert. In sonnigen Gärten finde ich ihn vor allem im richtigen Schatten, da, wo es feuchter ist. Und eher im Lehmboden als im Sand. Genügsam im Vergleich mit überzüchteten Rosen: gewiss, aber wir reden hier ja von genügsam in freier Natur. Im Wald habe ich den jedenfalls noch nie gesehen, außer in der Nähe von Tümpeln - und darum ging ja die Diskussion: wie stark kann der sich in der Natur durchsetzen. Ich glaube, dass die Jungfernrebe noch nicht das Potenzial vom Götterbaum (beispielsweise) hat, möglicherweise aber mit zunehmender Erwärmung mehr als Hopfen und die Clematis, die beide mehr Einschränkungen haben, was Wasser und Boden angeht.

Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Verfasst: 27. Sep 2025, 15:52
von Konstantina
Heute habe ich die Purpurbeeren von uns angeschaut. Ich stand an der Flurstückgrenze ung habe Richtung Biotop „Vogelschutz“ fotografiert.
Eigentlich ist an diese Stelle nicht verdrängend. Dennoch muss es nicht sein. Unsere West und Nord Grenzen Grenzen an der freie Natur. Und es ist durchgehend mit purpurbeere verseucht.

Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Verfasst: 27. Sep 2025, 15:58
von hobab
Sieht man viel in Brandenburg, war wohl so ein typischer DDR-Strauch, der sich dann ins Umland ausgebreitet hat. Sicher gut für Ratten, Mäuse und Vögelbrut, ich hasse es - mühsam zu roden…

Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen

Verfasst: 27. Sep 2025, 16:12
von Konstantina
Als Vögelschutz ist es ungeeignet. Die Äste sind zu dürr. Die Katzen kommen durch.