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Re:Buchsbaum: neue Pilzerkrankung

Verfasst: 16. Aug 2009, 14:59
von bristlecone
Zur Toxikologie kann ich auf die Schnelle kaum was sagen.Fludioxonil, einer der beiden Wirkstoffe, scheint in Abwesenheit von Licht in der Umwelt ziemlich stabil zu sein und wird im Boden offenbar nur recht langsam abgebaut.Humantoxikologisch scheint der Stoff auf den ersten Blick nicht besorgniserregend.Wer selbst ein bisschen "Fachchinesisch" lesen möchte, wird hier fündig, am besten die Conclusion auswählen.Zu Cyprodinil, dem zweiten Wirkstoff, will ich auf die Schnelle nichts sagen, da mir der Überblick fehlt.Interessant ist aber, dass die Wirkstoffkombination für bestimmte Anwendungen im Hausgarten zugelassen ist, und zwar bei Erdbeeren und Weinreben gegen Grauschimmel.Leider funktionieren direkte Links auf die Ergebnisse einer Suche in dieser Datenbank nicht, deshalb bitte selbst über die "Standardsuche" mit Eingabe der Wirkstoffnamen zu den Präparaten und zugelassenen Anwendungen suchen.Zur Behandlung von Zierpflanzen inkl. Buchs besteht keine Zulassung.Gemäß Gefahrstoffverordnung sind diese Mittel eingestuft als R 50/53: Sehr giftig für Wasserorganismen, kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen haben.(Bevor jetzt wieder jemand mit der Wassergefährdung von Roundup kommt, komm ich lieber damit selber: Hier sind die Mittel mit R51/53 (giftig) oder nicht eingestuft).

Re:Buchsbaum: neue Pilzerkrankung

Verfasst: 16. Aug 2009, 15:19
von Gartenlady
Harvesan wurde hier lange Zeit als "Weihwasser" für Rosen eingesetzt, auch im Rosarium. Es ist aber jetzt nicht mehr zugelassen, soviel ich weiß.

Re:Buchsbaum: neue Pilzerkrankung

Verfasst: 16. Aug 2009, 15:32
von bristlecone
Harvesan ist nur noch im Ackerbau zugelassen, nicht aber für die Verwendung im Hausgarten.Kein Wunder bei der Einstufung gemäß Gefahrstoffverordnung:R 51/53: Giftig für Wasserorganismen, kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen haben.R 40 : Verdacht auf krebserzeugende Wirkung.R 41 : Gefahr ernster AugenschädenR 43 : Sensibilisierung durch Hautkontakt möglichR 46 : Kann vererbbare Schäden verursachenR 60 : Kann die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen.R 61 : Kann das Kind im Mutterleib schädigen.

Re:Buchsbaum: neue Pilzerkrankung

Verfasst: 16. Aug 2009, 15:59
von Gartenlady
Und auf dem Acker ist das alles ja nicht so schlimm :P Ich dachte es wäre ganz verboten, soviel ich weiß, war es im Hausgarten nie zugelassen.P.S. Das Harvesan, das es jetzt gibt, könnte eine andere Zusammensetzung haben als zu der Zeit, als es hier auch für Rosen (sehr erfolgreich übrigens) eingesetzt wurde.

Re:Buchsbaum: neue Pilzerkrankung

Verfasst: 16. Aug 2009, 16:17
von bristlecone
Das heutige "Harvesan" enthält die Wirkstoffe Carbendazim und Flusilazol, keine Ahnung, ob das früher anders war.Bei solchen Spritzmitteln kann es ja ohne Weiteres sein, dass die bis zur Ernte längst vollständig abgebaut sind, sodass keine (unerlaubten) Rückstände in der Ernte vorhanden sind. Gefährdet sind da in erster Linie die Anwender, also die Bauern, aber auch als Unbeteiligter würd ich ungern durch die Spritzmittelwolke laufen, wenn der Bauer gerade über den Acker fährt - das allerdings vermeide ich, wann immer es geht!Dass ein Stoff mit solcher Einstufung aber nichts ist, was man einem Hobbygärtner in die Hand drückt, leuchtet schon ein.Zurück zum Buchs: Ich weiß nicht, ob man im Hausgarten ein Mittel "Off-Label" anwenden sollte (nicht Harvestan, sondern die weiter oben genannten), dass sehr giftig für Wasserorganismen ist, bloß um seine Buchshecke vielleicht gesund halten zu können. Scheint mir sehr unverhältnismäßig, zumal man ja immer wieder spritzen müsste, vorbeugend oder allerspätestens bei den ersten Anzeichen eines Befalls (den viele Privatgärtner kaum exakt erkennen können und u.U. fehldiagnostizieren).

Re:Buchsbaum: neue Pilzerkrankung

Verfasst: 16. Aug 2009, 22:38
von pearl
deswegen finde ich d i e s e Diskussion der Spritzmittel für sehr viel gefährlicher als das von irgendjemandem hier in Bezug auf die Baumschule Atrops behauptet wurde.Werner Simon habe ich heute in Maikammer auf das Problem mit dem Buchs angesprochen und wie mir auch schon andere Gärtner sagten, hält er das Problem für eines, das durch die zeitsparende Massenvermehrung sehr verschlimmert wird, oder überhaupt erst so richtig zu einem wird.Wie ich immer wieder zum Thema sagte, ist meine Erfahrung ja genau die, dass ich den Pilz mit Jungpflanzen aus einer Buchsbaumschule eingeschleppt hatte und ich meinen alten Buchsbestand gesund erhalten habe, weil ich die befallenen Pflanzen evakuieren konnte.

Re:Buchsbaum: neue Pilzerkrankung

Verfasst: 16. Aug 2009, 23:33
von Querkopf
Hallo, Bristlecone,danke fürs Nachschauen :).
... Ich weiß nicht, ob man im Hausgarten ein Mittel "Off-Label" anwenden sollte..., das sehr giftig für Wasserorganismen ist, bloß um seine Buchshecke vielleicht gesund halten zu können. Scheint mir sehr unverhältnismäßig...
klar, das wäre völlig unverhältnismäßig. Und ob solche Hammermittel im Erwerbsanbau verantwortbar sind, bezweifle ich auch.Gefragt habe ich danach eh nicht um privater Verwendung willen (ich hatte ja schon in der Frage geschrieben, dass diese Fungizide m. E. aus guten Gründen im Hausgarten oder im öffentlichen Bereich nichts zu suchen haben). Sondern weil ich mich frage, ob und wie die Infektion auch jetzt noch weitergetragen wird. Die Mittel sind hier, im "offiziellen" Warn-Service für Baumschulen, genannt, wobei die vorsichtigen Offiziellen keinen restlos sicheren Effekt prophezeien. Wahrscheinlich ist dennoch, dass Pflanzenproduzenten es damit probieren werden, um irgendwie ihre Pflanzenernte (=ihre Existenzgrundlage) zu retten. Und wenn die Mittel tatsächlich "kurative", aber eben nicht ganz sichere Effekte zeitigen, kann's vermutlich passieren, dass zwar symptomlose, aber latent infizierte Pflanzen im Handel landen... Schöne GrüßeQuerkopf

Re:Buchsbaum: neue Pilzerkrankung

Verfasst: 17. Aug 2009, 08:22
von bristlecone
So hatte ich dich auch verstanden.Ich fürchte aber, dass so einige Gartenbesitzer der Versuchung erliegen werden und den Buchs in ihren Gärten mit diesen Mitteln "vorbeugend" spritzen werden.

Re:Buchsbaum: neue Pilzerkrankung

Verfasst: 17. Aug 2009, 08:34
von zwerggarten
in dem fall sei ihnen juckender ausschlag und haarausfall von ganzem herzen gegönnt! :-X

Re:Buchsbaum: neue Pilzerkrankung

Verfasst: 17. Aug 2009, 08:52
von Faulpelz
Ich fürchte aber, dass so einige Gartenbesitzer der Versuchung erliegen werden und den Buchs in ihren Gärten mit diesen Mitteln "vorbeugend" spritzen werden.
Das ist keine Befürchtung, sondern schon Realität. Ich kenne in unserer Region schon etliche Gärtner, denen jedes auch noch so giftige Mittel recht ist, nur um den Buchs zu retten. Über Hintertürchen gelangen solche Menschen an jedes Spritzmittel und gefährden damit ohne Skrupel die Umwelt. Deswegen halte ich die Nennung von effektivern Spritzmitteln wie Harvesan hier als nicht ungefährlich. Besorgte GrüßeEvi

Re:Buchsbaum: neue Pilzerkrankung

Verfasst: 17. Aug 2009, 09:40
von sarastro
Aber dies ist doch wieder ein Witz zum Quadrat! In der Landwirtschaft erlaubt und zu Tonnen auf riesige Flächen gedonnert und im Hausgarten im kleinen Stil nicht zugelassen? Und dann lapidar die Antwort: das ist nun mal so, Punkt. :'( ::) >:( Also entweder für alle erlaubt oder für alle verboten, von mir aus mit Ausbildungsnachweis. In Indien dann allerdings weiterhin DDT erlaubt, verboten und fabriziert in Europa. Tschuldigung, dass ich wieder einmal so sarkastisch bin.Man frage sich über den Sinn und Zweck solcher Verordnungen, vor allem über gravierende Umweltschäden auf Hunderten von Hektaren. Oder ist hier wie immer eine viel mächtigere Lobby am Werk? Es ist wie im Kartoffelanbau. Mein landwirtschaftlicher Nachbar hatte letztes Jahr sage und schreibe 14x seine Kartoffeln gespritzt. Mahlzeit! Und da sollte eine Buxhecke nicht behandelt werden, vor allem, wenn es rechtzeitig zu einem Erfolg führt?

Re:Buchsbaum: neue Pilzerkrankung

Verfasst: 17. Aug 2009, 10:19
von zwerggarten
sarastro, was ist hier dein plädoyer: gesetze brechen, wann sie einem nicht passen oder man meint, es besser zu wissen? oder inhaltlich auf das geltende recht einfluss nehmen über politik und/oder lobbyarbeit?steuern zahlen und bei rot an ampeln halten und im übervollen supermarkt nicht klauen finde ich auch blöd und halte mich trotzdem an die regeln. :P/ot

Re:Buchsbaum: neue Pilzerkrankung

Verfasst: 17. Aug 2009, 10:27
von biene100
Jetzt muss ich mich doch glatt auch einmischen... ::)Was sind denn das für Vergleiche??Da drehen sich einem ja die Zehennägel auf!Bei rot über die Ampel...tststs..... >:(Sarastro hat völlig recht,wenn er aufzeigt,wie idiotisch solche Gesetze sind,-nix Anderes hat er getan.lg Biene

Re:Buchsbaum: neue Pilzerkrankung

Verfasst: 17. Aug 2009, 10:31
von fars
Mir verschließt sich ebenfalls, dass ein Landwirt nur aufgrund seines Berufs oder seines Nebenerwerbs automatisch verantwortungsvoller mit -ziden umgehen soll als der Hobbygärtner.Konsequent wäre es, wenn entsprechende Mittel entweder absolut verboten sind oder nur an Personen abgegeben werden dürfen, die nachweislich einen "Giftkurs" absolviert haben.

Re:Buchsbaum: neue Pilzerkrankung

Verfasst: 17. Aug 2009, 12:50
von zwerggarten
... Sarastro hat völlig recht,wenn er aufzeigt,wie idiotisch solche Gesetze sind,-nix Anderes hat er getan.
biene100, und?weil ihr das gesetz idiotisch findet, muss sich keine/r daran halten und darf jede/r auch privat rumgiften? na dann! :Pmeine vergleiche beziehen sich z.t. auf handlungen, die generell nicht so unüblich (sozusagen kavaliersdelikte) sind und trotzdem gegen geltendes recht verstoßen.