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Re:Mitten in Kreuzberg - Prinzessinnengarten
Verfasst: 10. Mär 2012, 20:42
von pearl
Dass es aber der Ökoszene insgesamt an der Fähigkeit fehlt, etwas zu schaffen und zu gestalten ...
wollte ich mit "wird verfolgt" auch nicht ausdrücken. Damit meinte ich die Nachhut oder die Seitenränder. Eben die Begleiterscheinungen. Es gibt unzählige ökologisch gärtnernde - wie meine Eltern damals - die Substanz haben und auch aufbauen.
Re:Mitten in Kreuzberg - Prinzessinnengarten
Verfasst: 10. Mär 2012, 21:23
von Treasure-Jo
Warum so negativ oder "nur" ironisch? Das empfinde ich als allzu bequem, ja fast schon arrogant, solche Projekte erst mal schlecht zu reden und sich nicht differenziert, auch positiv damit auseinanderzusetzen.
zwerggarten und "nicht differenziert"? Kann ich nicht finden.Warum, Jo Schätzelchen, eigentlich immer nur positiv? Finde ich jetzt weniger nachvollziehbar. Den Prinzessinnengarten habe ich mir selber in Berlin angeschaut. Weil die Idee etwas bestechendes hat. Mein Eindruck war dann etwas ernüchternd. Große Tochter und GG waren auch nicht hell begeistert. Große Tochter äußerte dann spontan eine ähnliche Kritik wie sie zwerggarten hier benannt hat. Mir schien das Ganze ohne wirkliche Substanz. Mit Begeisterung angefangen aber dann wegen zu großer Mühsal ohne weiteren kräftezehrenden Einsatz irgendwie fortgesetzt. Man mogelt sich so durch und zehrt eher von der Idee als von dem wirklich geschafften und gestalteten. Ein Übel, das die Ökoszene offenbar immer verfolgt.Große Tochter fand ästhetisch sei das Ganze nicht befriedigend. Pflanzen in einer Art größerer Plastiktüte zu kultivieren und sie dort dann verhungern und verdursten zu lassen und sich ansehen zu müssen, wie sogar das Unkraut unter den suboptimalen Bedingungen leidet, war nicht so ihr Ding.Aber als Spielplatz für idealistische junge Leute, die an ihre Grenzen kommen wollen, sehr gut geeignet.
Eigentlich immer nur positiv? Nein, Pearl! Aber dann, wenn es angebracht ist. Ich möchte den Dinge AUCH etwas positives abzugewinnen. Mir klingt hier mancher Kommentar allzu ironisch, was ganz bei mir schon fast als überheblich rüberkommt. Dem setze ich gerne das Positive gegenüber, das meines Erachtens in diesen gutgemeinten, engagierten Projekten steckt.
Re:Mitten in Kreuzberg - Prinzessinnengarten
Verfasst: 10. Mär 2012, 21:28
von pearl
aber Mann! Doch nicht so wie es die Kindergärtnerinnen machen! Bitte.
Re:Mitten in Kreuzberg - Prinzessinnengarten
Verfasst: 10. Mär 2012, 21:29
von zwerggarten
@ treasure-jo: hast du #26 ganz gelesen?keine ironie, ich meine es ernst.
Re:Mitten in Kreuzberg - Prinzessinnengarten
Verfasst: 10. Mär 2012, 21:44
von troll13
Mir sind Tomatenpflanzen in Plastiktüten allenthalben lieber als Schicki-Micki Kieswüsten a la Shäng pfui.So lange Kinder der felsenfesten Überzeugung sind. dass Joghurt auf Bäumen wächst, sind solche Aktionen für mich mehr als sinnvoll.Und sind wir mit unseren "Liebhabergärten" nicht auch nur eine Facette der Gartenwelt?Aber ich kann eigentlich auch gar nicht mitreden. bei mir in der Umgebung wird Garten vielfach als "lästige Pflicht" betrachtet.
Re:Mitten in Kreuzberg - Prinzessinnengarten
Verfasst: 10. Mär 2012, 21:49
von zwerggarten
... So lange Kinder der felsenfesten Überzeugung sind. dass Joghurt auf Bäumen wächst, sind solche Aktionen für mich mehr als sinnvoll. ...
joghurt wächst aber auch nicht in plastiktüten - nicht einmal im prinzessinnengarten.

Re:Mitten in Kreuzberg - Prinzessinnengarten
Verfasst: 10. Mär 2012, 21:53
von troll13
Vielleicht sollten sie sich dann eine Kuh anschaffen!

Re:Mitten in Kreuzberg - Prinzessinnengarten
Verfasst: 10. Mär 2012, 21:54
von Frank
Bei mir in der Umgebung wird Garten vielfach als "lästige Pflicht" betrachtet.
So geht es mir auch
selbst als Landei .Ich finde auch toll, dass es mit den Aktionen zu "Berührungen" mit Garten/Pflanzen/Umwelt/der Welt kommt. Ich registriere aber auch, daß vieles Gewollte auf taube Ohren/wenige Taten stösst. Es ist den meisten meiner Nachbarn nicht möglich eine 4 qm grosse Baumscheibe iüber das Jahr zu pflegen oder zu wässern!Wie mag das nur bei "Stadtmenschen" sein!?

Ich mag Ironie nicht, aber rosaroter Enthusiasmus auf unfruchtbarem Boden ist auch nicht die Antwort!Zudem sieht mir die Aktion mehr gewoillt als gekonnt aus.LG Frank
Re:Mitten in Kreuzberg - Prinzessinnengarten
Verfasst: 10. Mär 2012, 22:05
von oile
Vielleicht sollten sie sich dann eine Kuh anschaffen!


das erinnert mich an den Kuhstall, den es bis ca. 1980 mitten in Schöneberg im 2. Hinterhof gab.
Re:Mitten in Kreuzberg - Prinzessinnengarten
Verfasst: 10. Mär 2012, 22:07
von troll13
Ich bin sehr weit von einer Metropole wie Berlin entfernt, kann also nicht beurteilen, ob die Aktion "gewollt" (sprich inszeniert) ist.Ich hab mich jedoch über die Bilder von Oile einfach nur gefreut. Vielleicht bin ich ich ja auch nur ein "naives Landei".
Re:Mitten in Kreuzberg - Prinzessinnengarten
Verfasst: 10. Mär 2012, 22:51
von zwerggarten
nochmal ein wort von mir dazu: nomadisch grün ist die aktuelle form der kreuzberger aussteigerexistenz - zu mauerzeiten krähten noch im schatten der mauer die hähne und es weideten schafe und ziegen im informellen grün. heute sind all diese biotope perdu und es gibt gab jede menge ungenutzte brachen. und nun entdeckt man seit ein paar jahren urban gardening oder urbane landwirtschaft und will daraus - leider - auch noch ein geschäftsmodell machen. dabei ist es eigentlich vor allem eine liebenswerte, weil im wirtschaftlichen sinne vollkommen verwertungsfremde spinnerei. es lässt sich da total gut abhängen und sicher ist es im idealistischen einzelfall toll, z.b. lauter bunte kartoffeln aus dem plastikcontainerhochbeet zu ziehen - aber es ist doch nur eine künstliche, zimmerpflanzenkulturhafte müllästhetische idylle, die mit wirklichem gärtnern, mit wirklicher ökologie, mit wirklicher nachhaltigkeit nichts zu tun hat. es ist eine initiative, eine aktion, eine bewegung - und in dem sinne passt sie zu den ganzen (inzwischen durch dauerhafte nutzung und bebauung bedrohten) zwischennutzungsbretterbudenstrandbars entlang der spree, den baubehördenvorschriftignorierenden aussteigertraumlounges wie z.b. dem freischwimmer oder anderen, unsteten, provisorischen orten. die ich mag, solange sie nicht in hochglanz-kaffeetisch-magazinen als die neue lebensart und als einzig erstrebenswertes gegenmodell zum wirklichen, echten leben verkauft werden. als gärtnerisch und sozial grenzenloses projekt ist das witzig. als heilsbringer für kommende generationen finde ich es entsetzlich lächerlich und bedrückend.
Re:Mitten in Kreuzberg - Prinzessinnengarten
Verfasst: 10. Mär 2012, 22:55
von Frank
als heilsbringer für kommende generationen finde ich es entsetzlich lächerlich und bedrückend.
Danke - auch das kann ich unterschreiben! ;)LG Frank
Re:Mitten in Kreuzberg - Prinzessinnengarten
Verfasst: 10. Mär 2012, 23:23
von pearl
als heilsbringer für kommende generationen finde ich es entsetzlich lächerlich und bedrückend.
das würde sich dann "irgendwie aufgebläht" anfühlen.
Re:Mitten in Kreuzberg - Prinzessinnengarten
Verfasst: 10. Mär 2012, 23:41
von pearl
vor Jahren hatte mich mal ein Artikel in einer Landschaftsplanerzeitschrift über New Yorks community gardens begeistert.
Individual Community Garden Websites West Side Community Garden Urban Garden in Harlem Ich hatte mich immer gefragt wie das überhaupt geht, in dem Sinne:
Sesame Street: Street Garden Cooperation Sicher ist alles zu begrüßen, was die Innenstädte mit Pflanzen bevölkert. Nachhaltig. Langfristig. Ein Modell für die Zukunft ist es in meinen Augen nicht. Ich halte es nicht für sinnvoll Modelle für die Zukunft zu entwerfen, in der dann nur noch Leben in Metropolen möglich sein wird.Die Liebe zum eigenen Blumenkasten ist natürlich eine ganz wesentliche Seinserfahrung, die jeder haben soll und muss.
Re:Mitten in Kreuzberg - Prinzessinnengarten
Verfasst: 10. Mär 2012, 23:57
von zwerggarten