Re:streuobstförderprogramm
Verfasst: 30. Nov 2011, 19:06
Ein paar werden wir essen, den Rest verfaulen lassen. Warum auch nicht?Was machst du mit den Birnen, wenn die mal richtig anfangen zu tragen?
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Ein paar werden wir essen, den Rest verfaulen lassen. Warum auch nicht?Was machst du mit den Birnen, wenn die mal richtig anfangen zu tragen?
In Baden-Württemberg auch. Ganz arg :-) Wehe, man stellt eine Geschirrkiste rein oder wagt es gar, Hunde der Spaziergänger mit einem Wildzaun zurückzuhalten. Das nächste Landratsamt kommt sofort mit einem Packen Ordnungsgeldbescheiden, Entfernungsaufforderungen, Fristsetzungen, Drohungen. Für meine frühere Wiese wollte ich von Anfang an alles korrekt machen und habe mir eine Genehmigung für eine Geschirrkiste geholt, 2m breit, 1m hoch, 80cm tief, damit ich die Sense nicht immer hinbringen musste.Aber was für ein Wahnsinn! Erstmal Einreichen von Plänen. Sie wurden zurückgewiesen, weil sie 20m vom angrenzenden Waldstück stand. Ich hätte erst eine totale Freistellung von allen (!!) Schäden im Grundbuch eintragen müssen. Das passte mir nicht, wieso soll ich das Alleinrisiko tragen wenn die ihre Bäume fällen und dabei meine Bäume kaputtmachen? Also den Aufstellungsort verschoben, war auch Mist weil sie dann ungünstig stand. Pläne nochmal zurückgewiesen. Die Farbe der Kiste war nicht erlaubt. Also ein Drittes Mal eingereicht und mühevoll eine Kiste selbst gezimmert. Genehmigung kam mit einer dreistelligen Gebührenrechnung begleitet. Dann musste noch nachweisen, dass ich wirklich das gemacht habe, was ich eingereicht habe.Ein Jahr später hat mir der Bauer, der die übernächste Wiese im Auftrag "pflegte" (in Wirklichkeit hat er sie übel verhunzt) beim illegalen drüberfahren über Meine (kein Wegerecht) zwei Bäume kaputtgefahren. Nein, da könne man nichts machen, ich hätte ihn in flagranti erwischen müssen. Nein, Traktorspuren sind kein Beweis. Nein, absperren dürfe ich nichts.Sobald aber Geld winkt, geht es ratzfatz: Flugs wird der Landschaftsschutz aufgehoben und die Kettensägen kommen, den Bagger im Schlepptau. Die Geldsäcke haben dafür sogenannte "Ausgleichsmassnahmen" erfunden. Da wird dann zum Ausgleich für die Vernichtung einem Bauern ein ca. sechs Meter breiter Ackerstreifen an einem Wegrand entlang weggenommen und dort robuste Obstbäume gepflanzt mit Sorten, die keiner will auf einer Fläche, der ökologische Wertigkeit nicht viel höher wie die der angrenzenden Agrarplantage ist.Der Bauer pflügt dann jedes Jahr zwei Furchen weiter rein, die Grenzsteine fliegen dabei ganz zufällig raus. Nach fünf Jahren sind die ungepflegten Junggbäume kaputt, die halben Wurzeln abgepflügt, der Stamm von radikal durchgeführter Maschinenmahd beschädigt und der Randstreifen grösstenteils wieder Acker. Das Obst lässt man lieber liegen, wenn man sieht was an Spritzmittelabdrift vom Futtermais daneben einschwebt.Und nein, das sind keine Einzelfälle. Aufgrund meiner Tätigkeit beim Nabu muss ich sagen: Das ist in allzu vielen Gemeinden der flächendeckende Normalfall. Soweit mein langer Roman über Obstwiesen. Ich wünschte wirklich, er hätte ein Happy End. Ich kann nur raten sich im Kleinen zu engagieren, Veränderungen kommen nur von unten, nicht von oben. Wartet nicht auf Förderprogramme, packt es selbst an, tut euch vor Ort zusammen, bildet Pflegegruppen, leiht euch nötige Geräte gegenseitig oder gründet -so deutsch-bieder es klingt- einen Verein.Bei uns im Gebiet sind die Streuobstwiesen in Landschaftsschutzgebieten geschützt.
Aber, aber!Und vor allen Dingen machen, ohne lange zu fragen.
Würde ich für unsere Region nicht bestätigen können. Wir haben einige hervorragende Mostproduzenten, die verschiedene Sorten herstellen und außerdem Birnen- und Apfelschaumwein anbieten. Diese Spezilität wird immer öfter statt Sekt angeboten, bei Geburtstagsfeiern ebenso wie bei Firmenfeiern und in Restaurants. In diese Richtung wäre sicher in einigen Regionen Engagement möglich.Und die Konsumenten des Mostes sind eine eingeschworene Clique, die auch nicht mehr werden.
JEDE feste bauliche Einrichtung im Landschaftsschutzgebiet ist genehmigungspflichtig. Selbst ein offenes Baumhaus für Kinder ist es theoretisch. Genehmigt wird bei Privatleuten in der Regel gar nichts, was grösser wie eine Geschirrkiste ist. Das ist eine Kiste mit Deckel, in die man z.B. Werkzeuge für die Baum- und Wiesenpflege legen kann.In der deutschen extrem dicht besiedelten und überstrapazierten Landschaft ist es nicht ratsam, irgendetwas ohne Genehmigung zu machen. Irgendein pensionierter Förster o.ä. spaziert immer vorbei und meldet sogleich den bösen Zaun, der temporär um die Neupflanzungen gegen das Wild gezogen wurde. Meine Schwiegereltern hatten schon mit einem 70cm hohen Hasenzaun im Gartengrundstück Ärger, der nur das Gemüsebeet (4x8m) umfasste. Das Grundstück lag inmitten einer Agrarwüste, aber irgendein Hirni hatte vor 40 Jahren mal in der Karte eine Ausbuchtung des landschaftsgeschützten 500m entfernten Waldes eingezeichnet, die gerade noch dieses Grundstück erfasste.Man darf durchaus die Sau rauslassen, aber dafür muss man entweder Agrarunternehmer (Bauern gibts nicht mehr) oder von der Gemeinde beauftragter Gehölz"pfleger" sein. Scheunen und gekieste Abstellplätze für Maschinen werden häufig genehmigt. Der Gehölzpfleger darf mit seinem Forstschredder auch 2m weit über die Grenze in das Heckenbiotop rein, ohne dass es Ärger gibt. Passiert bei mir jedes Jahr, ich kann dem und der Gemeinde sagen was ich will, es interessiert keinen.Vereine sind ganz gut, wenn man etwas verbessern will. Das muss nicht in Vereinsmeierei ausarten, aber vor allem in den Gemeinden entsteht dadurch eine Stimme für die Wiesen.Was ist bitte eine Geschirrkiste? Als alter Alemanne kann ich mir hierunter nur einen Geräteschuppen vorstellen. Und so etwas stellt man auf, ohne lang zu fragen, wenn es nicht überdimensioniert sein soll
Kann ich für den Wienerwald an der Grenze zum Mostviertel auch nicht bestätigen. Hier gibt es jährlich Wettbewerbe und Vermarktungsinitiativen für Apfel- oder Birnenmost und einige Bauern nehmen inzwischen mit ihren "Mostheurigen" vermutlich mehr ein als mit der Viehwirtschaft. Es gibt Wiesenwettbewerbe, bei denen Streuobstwiesen und Weiden nach Erhaltung und Artenvielfalt beurteilt werden - viele Bauern sind wieder stolz auf ihre alten Apfel- oder Birnensorten oder erzählen von ihren Knabenkräutern und WachtelkönigenWürde ich für unsere Region nicht bestätigen können. Wir haben einige hervorragende Mostproduzenten, die verschiedene Sorten herstellen und außerdem Birnen- und Apfelschaumwein anbieten.Und die Konsumenten des Mostes sind eine eingeschworene Clique, die auch nicht mehr werden.