Danilo: Das hört sich doch gut an. Aber was muss ich unter "kurze Vegetationszeit" verstehen und was sind Stressvermeider ? Kannst Du da vielleicht etwas näher drauf eingehen ?
Vieles wurde inzwischen genannt und nach meinen Erfahrungen funktionieren die meisten Vorschläge tatsächlich, jedoch nicht alle. Wie gesagt kommt hier in Brandenburg aber das Problem der kälteren Winter und geringen Niederschläge hinzu.Was unter dem Strich unter Linden gut funktioniert: Eine Kombination aus kurzlebigen Selbstaussäern und ein paar robusten langlebigen Stauden der Gehölzbereiche. Das ergibt ein ungemein pflegeleichtes Gesamtbild.Mit kurzer Vegetationszeit meinte ich, daß Linden hier im Nordosten im Vergleich zu anderen Baumarten sehr spät austreiben und umso früher ihr Laub wieder abwerfen. Inwieweit das auf wärmere Klimate übertragbar ist, weiß ich aber nicht. Unter meinen Linden ist es nur fünf Monate im Jahr wirklich schattig. Daher sind diese Lindentraufen in der Tat ein Traumhabitat für Myriaden von Geophyten (=Stressvermeider

) von September bis Mai. Massenbestände von frühjahrs- und herbstblühenden Krokussen aller Art, Winterlinge, auch zuverlässige Tulpen wie die alten Darwin- oder Viridiflora-Typen behaupten sich seit Jahrzehnten im Wurzelfilz.
Cyclamen und
Viola-Wildformen (ausgezeichnet:
Viola odorata!) sogar in Stammnähe, Anemonen (
A. blanda, A. nemorosa),
Scilla, Puschkinia, Chionodoxa, Sternbergia, Muscari etc. funktioniert alles problemlos. Ausprobieren! Viele davon vermehren sich hier besser als im gutversorgten Staudenbeet.Den eindrucksvollsten und einfachsten Blühaspekt unter Linden bildet hier jedoch wochenlang
Myosotis sylvatica mit ihren hellblauen Teppichen. Das ist jedes Jahr ein wirklicher Höhepunkt.Ebenso zuverlässig:
Lychnis coronaria,
Campanula persicifolia,
Digitalis purpurea. Vielleicht klappts auch mit Akelei und anderen kurzlebigen Vagabundierern. Winterannuelle/Zweijährige passen naturgemäß ganz gut zum Vegetationszyklus der Linden.Parade-Gattung für Traufbereiche von Linden:
Helleborus.Außerdem schlagen sich wie erwartet gut:
Eupatorium cannabinumLuzula sylvatica, L. niveaAster ageratoides 'Asran' und 'Ashvi'
Eurybia divaricataEurybia schreberi (
E. x
herveyi und Sorte 'Twilight' haben sich hingegen nicht bewährt)
Epilobium angustifoliumEpimedium 'Frohnleiten',
E. pinnatum ssp. colchicum, E. x
rubrum.
Anemone tomentosa braucht mehr Zeit zum Etablieren, macht sich aber.
Euphorbia amygdaloides und ähnlichen mangelt es hier an Winterhärte.
Taxus baccata läßt sich selbst unter Linden problemlos zur immergrünen Untergliederung einsetzen.
Buxus ebenfalls, da hier noch gesund. Nicht bewährt hat sich bisher
Ilex aquifolium, aber die brauchen vielleicht noch Zeit.Wegen der staudenähnlichen Einsetzbarkeit: Auch
Daphne mezereum wächst klaglos.Schlechter als erwartet schlägt sich die gesamte Gattung
Geranium, ich habe einiges ausprobiert:Am besten behauptet sich erstaunlicherweise
G. x
cantabrigiense 'St. Ola'. Selbst mein wuchsstärkster Klon von
Geranium macrorrhizum bleibt hingegen hinter den Erwartungen zurück, auch 'Czakor' bleibt äußerst mickrig, die alte 'Ingwersen' hat sich komplett verabschiedet. Für
Geranium nodosum scheint es zu trocken zu sein. Wo anderenorts die Selbstaussaat zur Plage werden kann, bleibt sie hier fast völlig aus. Kein Sämling überlebte bisher das Keimblattstadium.Kräftige
G. x
oxonianum wie 'Claridge Druce' kann man durchaus versuchen. Die Sämlinge halten sich besser als die Mutterpflanzen.In den sonnigen Bereichen hab ich
G. sanguineum (Art und 'Album') sowie die Hybride 'Tiny Monster' getestet: keine Chance.Auszuprobieren wäre
G. ibericum 'Vital'.Bis auf
G. sanguineum neigen alle getesteten Storchschnäbel zur Laubkrankheiten, Blattvergilbung und Anzeichen von Trockenstress.Ich habe viele weitere Stauden ausprobiert, die stehen aber noch nicht lange genug, als daß man schon eine Einschätzung abgeben kann.Recht chancenlos bisher:
Astilbe chinensis var. pumila, Lamium maculatum, Acanthus - Bergenien so lala, aber die litten unter den kalten Wintern. Schönes Laub dennoch bei 'Oeschberg', die ich in diesem Jahr aufstocken will.Maiglöckchen, Waldsteinia, Vinca bedürfen eigentlich keiner Erwähnung, die wachsen praktisch überall.
