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Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 31. Mär 2014, 23:53
von schwarze Tulpe
@bristlecone
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 00:27
von kudzu
Menschen mit Visionen, die sie umsetzen, wunderbar.Und es wird unsere Städte verändern. Wir werden alle davon profitieren.
bs
Es geht doch überwiegend um die armen Bevölkerungsschichten. Sie haben keine Lobby.
big bs
Beerenträume hat geschrieben:Die Situation in den meisten Gegenden von Deutschland ist mit Detroit schwer zu vergleichen.
wieso?auch da schreien die Habenichtse permanent, dass die, die was haben, daran schuld sind, dass die, die weniger haben, eben weniger haben, und auch da (also in Detroit) laeuft es drauf raus, dass die bescheuerten, teils von Staat, County, City teilfininzierten Freiwilligen nicht nur alles Material stellen und alle Arbeit machen, sondern sich auch noch von denen, fuer die sie diesen Zirkus abziehen, bloed angemacht werdenist das in D anders?
zwerggarten hat geschrieben:...wenn privatbesitz auf diese oder ähnliche weise angeeignet würde - und nicht weit weg fremder, sondern genau der von sympathisanten solcher besetzungsvarianten... schwupp, baute einer seine hütte in eurem garten, rodet das vorhandene und pflanzt irgendwas anderes. wäre das auch charmant?

sich anderleute Eigentum, ob Grund oder beweglichen Besitz, ob Privat-, Gemeinde- oder Staatseigentum anzueignen, nur weil der vom Eigentuemer gerade nicht genutzt wird, ist nicht nur sclicht und ergreifend eine Straftat, sondern hat schon zu Kriegen gefuehrt, soll ich das lustig, charmant, oder gar gemeinnuetzig nennen? ha!jetzt hab ich's Ihr redet die ganze Zeit nicht von urban gardening sondern von guerilla gardening
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 09:11
von frida
@ zwerggarten - Darüber, ob die Hütte von Osman Kalin ein Schmuck für den öffentlich Raum ist, kann man sicher streiten

. Aber ich bleibe dabei, dass ich die Nutzung des Stück DDR-Landes auf der Westseite der Mauer mitten im kalten Krieg für die Pflanzung von Möhren und Kohl äußerst charmant finde. Ich finde auch die Begrünung von Baumscheiben charmant und den eben benannten Kübel, der eventuell ohne behördliche Erlaubnis dazu beiträgt, die Straße etwas freundlicher zu gestalten - jaja, natürlich darf der nicht so stehen, dass der Papa mit dem Kinderwagen nicht mehr durchkommt, bei parkenden Autos bin ich da auch sehr empfindlich, was viele mir als Kleingeisterei auslegen.In den 1970er Jahren haben Guerilla Gärtner in New York damit begonnen, innerstädtische Brachen einfach aufzuräumen, zu bepflanzen und damit einen Ort im meist ziemlich tristen Wohnviertel zu schaffen, wo sich Menschen begegnen können und Kinder sehen, dass Möhren in der Erde wachsen. Da stelle ich mich nicht auf die Seite der Grundstückseigentümer, die ihr Grundstück da einfach haben vermüllen und zuwuchern lassen, ohne es (außer evtl. spekulativ) zu nutzen. Solange bei der temporären grünen Nutzung nichts zerstört wird, weiß ich nicht, was dagegen sprechen soll.Bei meiner Reise durch die Republik in Sachen Urban Gardening habe ich sehr viele Menschen getroffen, die alle mit glänzenden Augen davon erzählt haben, wie viel Freude es ihnen macht, ihre Hände in die Erde zu stecken. Manche hatten nur ein Hochbeet von 2qm auf dem Tempelhofer Feld. Einige hatten null Ahnung, z.B. traf ich dort Studenten, die Anfang Juni in der Mittagshitze Salatsetzlinge in die Erde stecken und gleich noch mit Gießwasser ertränkten. Naja, learning by doing. Und das erste geerntete Radieschen wurde mit Freudengeheul begrüßt durch 4 geteilt

. Aber sie hatten einen riesen Spaß, und das finde ich gut, dass ein Interesse da ist, sich mit Garten und Anbau überhaupt zu befassen - mit einem Leben neben der digitalen Welt.In München bei dem Projekt O'pflanzt is hat mir imponiert, dass sie dort ihre Hochbeete, Sitzecken, Tomatenhaus etc. alles aus recyceltem Material gebaut haben, das anderswo entsorgt worden ist. Das Projekt interessiert sich auch sehr für die Problematik der Vernichtung von Lebensmitteln, die noch essbar wären und macht auf verschiedene Weise auf dieses Wegwerfproblem aufmerksam. Beim gemeinsamen Kochen werden solche Lebensmittel neben dem selbst anbauten Gemüse verwendet.Es geht nicht um Perfektion, nicht um hohen Ertrag, es geht darum, auszuprobieren, zu lernen etc. Und natürlich gibt es dann auch immer wieder solche, die meinen, sie hätten das Rad neu erfunden und ganz lautstark verkünden, sie wären die Retter der Welt. Das gibt es aber immer.
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 09:36
von RosaRot
Aber sie hatten einen riesen Spaß, und das finde ich gut, dass ein Interesse da ist, sich mit Garten und Anbau überhaupt zu befassen - mit einem Leben neben der digitalen Welt.
Das wird es sein, zu erkennen, dass es neben der digitalen Welt noch eine reale gibt, in der eben z.B. Radieschen tatsächlich aus der Erde wachsen.Ich finde es sehr schade, dass nicht mehr jede Schule einen Schulgarten betreibt - das wäre tatsächlich wichtiges "Urbanes Gärtnern" um den Kindern zu zeigen wo dieses und jenes eigentlich herkommt und wie man es pflegt.In unserer Stadt versucht ein "Ökogarten" (Träger ist ein Verein) diese Lücke zu schließen und Angebote für Kindergärten, Schulklassen und jeden der Lust hat anzubieten, mit großem Erfolg seit über einem Jahrzehnt. Es ist ein wirklich schöner Garten mit einem Schwerpunkt auf Kräutern und Gemüse, einigen Tieren, einem Spielplatz usw. und er kann durch Flächenzukauf weiter wachsen.
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 09:41
von Staudo
Wobei „Ökogarten“ so ein bisschen angestaubt nach Achtzigerjahre klingt. „Urban Gardening“ dagegen ist toll.
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 09:43
von RosaRot
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 09:49
von cornishsnow
Bei falsch verstandener Permakultur und Topinambur kriege ich allerdings Pickel... so ein "Projekt" gibt es bei mir um die Ecke, die Leute die mitmachen, sieht man meist Bier trinken. Gepflanzt wurde bisher nur Topinambur und Erdbeeren... auf der Nordseite eines ehemaligen Bunkers...

inzwischen hat die Topinambur alle Hochbeete gefüllt und sah im letzten Herbst wunderbar Mehltaubelastet aus... Die Wisteria, die den Bunker über Jahre eroberte und im frühjahr in ein blaues Wunder verwandelte, ist inzwischen kleingehackt und der Wurzelstock verbrannt um Platz zu schaffen für die leeren Bierflaschen.

Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 09:53
von pearl

das ist ja - äh - quasi ein Verbrechen! Eine Wisteria platt zu machen!
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 09:56
von cornishsnow
Ja, meiner Meinung nach ist es das auch!

Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 10:03
von pearl
woran liegt eigentlich der Mangel an Schönheitssinn bei - hm - Biertrinkern? Bei der Fahrt durch das flache Oberrheintal nördlich von Mannheim tauchte am Sonntag die Frage auf, woran es liegt, dass so viel Hässlichkeit über eine eigentlich schöne Gegend verstreut ist. Gebäude und Baracken mit billigem schnörkeligen Material vernagelt, das sich in allen Stadien des Verfalls befindet. Dazwischen Hinweise auf Hühnerfarmen und Lammfleisch zu kaufen. Kleingartenanlagen mit nur Hütten ohne Gärten. In Siedlungen, Staßendörfern, geschrubbte saubere Hässlichkeit und Erlöserkirchen. In Knallblau.Eine schöne Umgebung ist nicht das, was die Mehrheit der Menschen brauchen kann?Oder ist die Mehrheit nicht abhängig von ihrer Umgebung?Vielleicht ist das urbane Gärtnern gar kein Versuch Schönheit in die Städte zu bringen, sondern nur der Versuch eine Nische zu markieren. Als das Eigene.
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 10:10
von Lilia
eine nische markieren, ja. vielleicht nicht unbedingt als eigen(tum), sondern als gegenentwurf zu urbanen strukturen, die selten schön, weil oft nur zweckmässig sind."mein kleines paradies in der ollen, kalten welt"
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 10:10
von RosaRot
Solange es sich "Urban gardening" nennt sicher...Wirkliche Stadtverschönerer, die es ja auch gibt, wirken in aller Stille und brauchen überhaupt kein "Label".
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 10:25
von frida
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 10:46
von RosaRot
Nach diesen Fotos ist jeder Bahndamm-Kleingarten und jedes vors Haus gepflanzte Röschen plötzlich "Urban gardening". ::)Das gibt es tatsächlich häufiger, wenn nicht gar weitverbreitet und nicht erst seit gestern, ganz und gar nicht.(Die Kleingärtner hier im Städtchen entlang der Bahndämme würden mir 'nen Vogel zeigen, wenn ich Ihnen sagte, sie betrieben da "Urban gardening"...)Ich dachte, mit "Urban gardening" würden tatsächlich eben speziell solche Projekte wie die Prinzessinnengärten in Berlin bezeichnet?
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 10:46
von pearl
Vielleicht ist das urbane Gärtnern gar kein Versuch Schönheit in die Städte zu bringen
Ich glaube doch! Und Biertrinker, die ihre Gärten verkommen lassen, gibt es überall - man denke nur an all die ländlichen Thuja-Rasen-Grillplatz-Wüsten.Ich habe hier mal ein paar Bilder, auf die Schnelle rausgesucht ...

es scheint vor allem das Bedürfnis nach Grün in den Städten da zu sein.

Wobei es offenbar der Wunsch vieler Menschen ist ihre Version von Grün in der Stadt zu plazieren. Gegen das ordentliche und sterile Grau der Städte. Nicht weil es zu wenig städtisches Grün gibt, sondern weil jeder sein Grün machen will. Ohne Plan. Ob es ein Grundbedürfnis gibt zu pflanzen? Ich glaube schon. Im mittelalterlichen Köln gab es Privatgärten mitten in der Stadt mit Gemüsezucht und Obstanbau für den Privathaushalt. Dann sind die Gärten verdrängt worden und haben jenseits der Staudtmauern stattgefunden. Heute sind sie noch weiter draußen. Warum soll es diese scharfe Trennung zwischen Stadt und Land eigentlich geben? Und ist das noch zeitgemäß?