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Re:Olivenbaum
Verfasst: 6. Dez 2014, 09:25
von sarastro
Nochmal zur Verdeutlichung, wie damals z.b. die Helleborus orientalis aussahen.
Nun, der normale Spätwinteraspekt einer Lenzrose. Will sagen? ;)Bristlecone schrieb es bereits: die bloße Angabe von überlebten Temperaturminima ist doch Schall und Rauch, ebenso wie die Angabe von USDA-Zonen. Das hatten wir oft genug. Daß ein leichter Maifrost mehr Schaden anrichten kann als ein zweistelliger im Dezember, ist hinlänglich bekannt. Und ein Paradebeispiel für problematische Witterungsverläufe war doch der Februar '12, bei dem mitnichten nur die absoluten Minima das Problem waren. Fatal war dies erst in Kombination mit der vorangegangenen Phase extrem milder Witterung.
Dies war aber eine Ausnahmesituation, die allerdings jederzeit wiederkehren kann!Winterhärte hängt auch vom "Ausreifegrad" ab, ist eine äußerst komplexe Sache. Also beispielsweise auch davon, ob ein langer, trockener Herbst vorangegangen ist. Ich denke bei diesem Thema immer daran, wie ich damals in den 80ern in Ladakh in 4.000 m Höhe Marillenbäume sah. Dort sind jedoch Temperaturen jenseits der -30 Grad völlig normal.Was Olivenbäume anbelangt, müsste man einfach einmal Feldforschung betreiben. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es in seiner ursprünglichen Heimat in höheren Gefilden durchaus auch härtere Typen gibt. Im Burgenland stehen Feigen, die vermutlich noch aus der Türkenbelagerung stammen, denn dort rundum Wien wurde es immer sehr kalt, aber trocken. Und neulich konnte ich einen 3 m hohen und ebenso breiten Feigenbaum in einem Garten am Traunsee (!!) in Oberösterreich entdecken!Klimaveränderung bedeutet bekanntlich insgesamt mildere Temperatursummen übers Jahr, aber auch Ausrutscher nach unten. Dies ist ja das Fatale und deswegen würde ein Experimentieren sich immer auf ein geschütztes, innerstädtisches Kleinklima beschränken, Pfalz und Oberrheingraben bleiben sicher die Ausnahme.
Re:Olivenbaum
Verfasst: 6. Dez 2014, 09:27
von enigma
Vitex agnus-castus ist ein interessantes Beispiel: Die Art wächst von Natur aus an feuchten Plätzen wie z.B. Flussufern, bei denen auch im Sommerhalbjahr eine ausreichende Wasserversorgung gewährleistet ist.Viele Gehölzarten, die in mediterranen Klimaten an solchen Standorten mit ausreichender Wasserversorgung wachsen, werfen im Winter das Laub ab und gehen in Winterruhe. Dementsprechend können sie auch nicht durch kurzfristige Schwankungen der Temperaturen dazu "verleitet" werden, wie die Olive und andere Immergrüne im Winter weiterzuwachsen, und sind frosthärter als diese immergrünen Gehölze.Das Pendant zu Vitex an Standorten, die im Winter reichlich Wasser bieten, aber im Sommer eine Trockenzeit aufweisen, ist der immergrüne Oleander.Ein anderes Beispiel sind Quercus pubescens und Quercus ilex: Am Gardasee findet man beide Arten. Wo die Wasserversorgung besser ist, wächst die sommergrüne Q. pubescens, an Standorten mit sommerlicher Trockenheit Q. ilex.Andere sommergrüne Gehölze mit mediterranem Verbreitungsschwerpunkt sind Cercis siliquastrum, Fraxinus ornus und Platanus orientalis. Auch die bekanntlich sind recht winterhart.Was Cistusarten angeht: Die einzige auch in strengeren mitteleuropäischen Wintern harte Art ist C. laurifolius. Die anderen brauchen schon sehr gut geschützte Lagen.
Re:Olivenbaum
Verfasst: 6. Dez 2014, 09:30
von sarastro
Vitex agnus-castus ist ein interessantes Beispiel: Die Art wächst von Natur aus an feuchten Plätzen wie z.B. Flussufern, bei denen auch im Sommerhalbjahr eine ausreichende Wasserversorgung gewährleistet ist.Viele Gehölzarten, die in mediterranen Klimaten an solchen Standorten mit ausreichender Wasserversorgung wachsen, werfen im Winter das Laub ab und gehen in Winterruhe. Dementsprechend können sie auch nicht durch kurzfristige Schwankungen der Temperaturen dazu "verleitet" werden, wie die Olive und andere Immergrüne im Winter weiterzuwachsen, und sind frosthärter als diese immergrünen Gehölze.Ein anderes Beispiel sind Quercus pubescens und Quercus ilex: Am Gardasee findet man beide Arten. Wo die Wasserversorgung besser ist, wächst die sommergrüne Q. pubescens, an Standorten mit sommerlicher Trockenheit Q. ilex.Andere sommergrüne Gehölze mit mediterranem Verbreitungsschwerpunkt sind Cercis siliquastrum, Fraxinus ornus und Platanus occidentalis. Auch die bekanntlich sind recht winterhart.Was Cistusarten angeht: Die einzige auch in strengeren mitteleuropäischen Wintern harte Art ist C. laurifolius. Die anderen brauchen schon sehr gut geschützte Lagen.
...und Cistus salvifolius! Ansonsten sind Cistus eher was für euer "submediterranes" Klima!Cercis siliquastrum würde ich ebenfalls bei euch in Südbaden als vollkommen hart bezeichnen, hingegen nicht aber bei uns, was aber längerfristig erst einmal zu erproben wäre. Hingegen ist Fraxinus ornus auch bei uns vollkommen hart. Meintest du nicht Platanus orientalis? Die sah ich vor kurzem in Zypern.
Re:Olivenbaum
Verfasst: 6. Dez 2014, 09:31
von enigma
Meintest du nicht Platanus orientalis? Die sah ich vor kurzem in Zypern.
Ja, Tippfehler. Danke, hab's korrigiert.Auch Liquidambar orientalis ist so ein Gehölz aus mediterranem Klima, das an Standorten mit guter Wasserversorgung wächst.Interessant ist übrigens Aesculus californica: Die wächst in Kalifornien in einem Klima, das dem in Mittelmeerraum ähnelt, an Standorten, die zumindest nicht knochentrocken werden. Die Art wirft im Winter das Laub ab, treibt dann zeitig im Jahr aus und schmeißt das Laub bereits im Sommer wieder ab, wenn die Trockenheit kommt. Kommt sie nicht, bleibt sie grün. Auch eine Strategie.
Re:Olivenbaum
Verfasst: 6. Dez 2014, 09:37
von Günther
Vitex und Cercis leben bei uns - Westrand Wiens - ungeschützt, Ficus kriegt ein Vlies herumgewickelt.Naturstandorte für Vitex auf der Peloponnes sind durchaus nicht immer feuchte Ufer....Cistus laurifolius laß ich erst frei, wenn ich ein "Backup" habe.Oleander und Olive stehen jetzt noch draußen, ich hätt auch gerne frostfeste Sorten.
Re:Olivenbaum
Verfasst: 6. Dez 2014, 09:38
von Mediterraneus
Nochmal zur Verdeutlichung, wie damals z.b. die Helleborus orientalis aussahen.
Nun, der normale Spätwinteraspekt einer Lenzrose. Will sagen?

Will sagen, dass die immergrüne Phillyrea angustifolia anscheinend wesentlich besser in der Lage ist, mit meinen Bedingungen (Nordhang, schwerer Boden, sehr winternass) klar zu kommen, als so manch anderer mediterraner Kandidat. Bei den Immergrünen finde ich das sehr beachtlich, gilt die Art doch eigentlich als nicht sehr hart (analog Prunus lusitanica).Also wäre es auch andernorts an geschützter Lage (von Pflanzenverrückten) versuchenswert, wo z.B. die Helleboren nach dem Winter so aussehen.Im gleichen Winter wurden bei uns das erste mal seit Jahren die P. laurocerasus braun, leider krieg ich das Foto nicht unter 80 kb. Dieses Foto sollte eigentlich zum Vergleich dienen, jetzt hab ich halt stellvertretend die Helleboren genommen ;)Bristlecone: Vitex agnus-castus scheint wirklich bei mir auch zu funktionieren. Bei drainiertem Boden geht neben Cistus laurifolius auch Cistus albanicus (und die Hybride Grayswood Pink)
Re:Olivenbaum
Verfasst: 6. Dez 2014, 09:44
von Mediterraneus
Im Burgenland stehen Feigen, die vermutlich noch aus der Türkenbelagerung stammen, denn dort rundum Wien wurde es immer sehr kalt, aber trocken. Und neulich konnte ich einen 3 m hohen und ebenso breiten Feigenbaum in einem Garten am Traunsee (!!) in Oberösterreich entdecken!
Sarastro, Feigen sind ein anderes Kaliber als Oliven, da erstens nicht wintergrün und zweitens noch regenerationsfähiger aus dem Wurzelstock wie Oliven.Feigen krieg ich hier in einigen Sorten durch und ernte sogar (mit passivem Winterschutz).Bis -15 sind die eigentlich an einer Wand gar kein Problem.Bei Oliven hat das nicht funktioniert. Allerdings hab ich es nach einigen Versuchen aufgegeben, mit härteren Auslesen zu probieren. Die wären dann sicherlich nur wenig härter gewesen, was bei mir auch nicht ausreichen würde.
Re:Olivenbaum
Verfasst: 6. Dez 2014, 09:48
von enigma
Bristlecone: Vitex agnus-castus scheint wirklich bei mir auch zu funktionieren. Bei drainiertem Boden geht neben Cistus laurifolius auch Cistus albanicus (und die Hybride Grayswood Pink)
Hier sind im Spätwinter 2012 alle Cistus erfroren, auch C. laurifolius. Vermutlich waren sie nach dem bis dahin sehr milden Winter nicht mehr abgehärtet.Was Vitex angeht: Härter als V. agnus-castus ist Vitex negundo var. heterophylla. Gibt's immer mal wieder Rühlemann, Laub erinnert entfernt ein wenig an Hanfblätter, ist aber nix zum Rauchen.

Re:Olivenbaum
Verfasst: 6. Dez 2014, 09:50
von Mediterraneus
Vitex agnus-castus ist ein interessantes Beispiel: Die Art wächst von Natur aus an feuchten Plätzen wie z.B. Flussufern, bei denen auch im Sommerhalbjahr eine ausreichende Wasserversorgung gewährleistet ist.Viele Gehölzarten, die in mediterranen Klimaten an solchen Standorten mit ausreichender Wasserversorgung wachsen,.....
Auf diesen Punkt bin ich auch gekommen. Auch Arten, die im mediterranen Raum eher lichtschattig wachsen, scheinen bei uns besser geeignet.Beides trifft auf die echte Olive nicht so zu.
Re:Olivenbaum
Verfasst: 6. Dez 2014, 09:58
von Mediterraneus
Bristlecone: Vitex agnus-castus scheint wirklich bei mir auch zu funktionieren. Bei drainiertem Boden geht neben Cistus laurifolius auch Cistus albanicus (und die Hybride Grayswood Pink)
Hier sind im Spätwinter 2012 alle Cistus erfroren, auch C. laurifolius. Vermutlich waren sie nach dem bis dahin sehr milden Winter nicht mehr abgehärtet.Was Vitex angeht: Härter als V. agnus-castus ist Vitex negundo var. heterophylla. Gibt's immer mal wieder Rühlemann, Laub erinnert entfernt ein wenig an Hanfblätter, ist aber nix zum Rauchen.

Aha, Hanf. Ein Compagnon zu Datisca cannabina

Falls mein agnus-castus ("var. latifolia" stand auf dem Etikett) doch versagt, probier ich den anderen, danke :DCistus laurifolius hielt durch. C. albanicus ist aber erfroren, erhielt sich aber durch Selbstaussaat. In normalen Wintern hält er aber durch.
Re:Olivenbaum
Verfasst: 6. Dez 2014, 10:44
von fars
Noch einmal: Warum nicht nachforschen, ob es nicht doch inzwischen winterhärtere Olivenbaumklone gibt (gilt natürlich nur für die leidenschaftlichen Anhänger)? Dieses "überlebt hier nicht" ist mir zu kurz gegriffen. In vielen Bereichen der immergrünen Gehölze gibt es inzwischen Kreuzungen, mit denen eine höhere Winterhärte erreicht wird.Möglicherweise gibt es in Italien sogar ein Forschungsinstitut, dass sich mit der züchterischen Weiterentwicklung von Olivenbäumen befasst. So wie wir es hier mit Wein u.a. kennen.
Re:Olivenbaum
Verfasst: 6. Dez 2014, 11:10
von enigma
Man sollte die Unterscheidung von "frosthart" und "winterhart" beibehalten."Frosthart" ist eine Pflanze - oder auch bloß Teile davon -, die in der Lage ist, Temperaturen unter 0 °C für eine kurze Zeit, die eher im Bereich von Stunden als von Tagen liegt, zu ertragen. Das kann von gerade mal -1 °C bis zu Temperaturen im Bereich um -15 °C reichen."Winterhart" ist eine Pflanze aber nur dann, wenn sie in der Lage ist, den klimatischen Bedingungen am betreffenden Standort über die betreffende Jahreszeit zu widerstehen und nach deren Ende weiterzuwachsen.(Nur am Rande: Dementsprechend gibt es Gehölze aus nördlichen, extrem kontinentalen Gebieten, die bei uns in Mitteleuropa erfrieren)Olivenbäume sind bis etwa -12 °C frosthart. Mag sein, dass es Sorten, Exemplare, Herkünfte gibt, die noch etwas tiefere Temperaturen kurzfristig überleben. Es ist aber äußerst unwahrscheinlich, dass es Pflanzen gibt, die in der Lage sind, in einer völlig anderen Klimazone auf Dauer zu gedeihen.Dementsprechend hat es auch bei anderen Gehölzen nicht an Versuchen gefehlt, an "härtere" Auslesen zu kommen. Das kann gut klappen, wenn das natürliche Verbreitungsgebiet groß ist und Bereiche umfasst, die klimatisch dem ähneln, wo die Pflanze wachsen soll. Auf unsere Klimazone bezogen, also insbesondere aus dem Gebiet sommergrüner Laubwälder und ozeanisch getönter immergrüner Nadelwälder (man denke z. B. an die Douglasie).Aber das funktioniert nicht bei Gehölzen aus anderen Klimazonen. Dazu bräuchte es bei entsprechend hoher genetischer Variabilität der natürlichen Selektion. Abgesehen vom Zeitfenster: Was am Ende rauskäme, wäre übrigens auch nicht mehr dieselbe Art.
Re:Olivenbaum
Verfasst: 6. Dez 2014, 11:32
von fars
Ich weiß nicht, woher du diese "Unterscheidung" hast. Ich finde hierfür in meiner Literatur keinen Anhaltspunkt. Beide Begriffe sind unscharf, da sie viele Faktoren nicht berücksichtigen: Verlauf der vorherigen Wachtumsperiode. Alter der Pflanze, Durchwurzelung im Boden, Bodenverhältnisse, Himmelsrichtung, Sonneneinstrahlung, Windschutz etc. etc.Was kleinklimatische Vorzüge bewirken können zeigen die seit vielen Jahren im Freien wachsenden Olivenbäume im "Nizza", dem kleinen Park Frankfurts am Main.Es dürfte hier einige Forumsmitglieder geben, die ähnliche kleinklimatische Verhältnisse bieten können. In der Bonn-Kölner Region würde ich es mit einem etwas älteren Olivenbaum durchaus versuchen, wenn zusätzlicher Schutz durch umgebende Bepflanzung/Gebäudeteile gegeben ist. Vielleicht gibt es ja bereits Beispiele. Würde mich auch für Innenstadtlagen Frankfurts interessieren. M.W. steht dort auch im Palmengarten ein O.-Baum im Freien. Kann mich aber irren.
Re:Olivenbaum
Verfasst: 6. Dez 2014, 11:40
von enigma
Die Frosthärte von Gehölzen oder Teilen davon wird gerne mal, z.B. auch als Laborparameter, in Untersuchungen bestimmt. Sie bietet den Vorteil, schnell und - unter Laborbedingungen - auch einigermaßen reproduzierbar bestimmbar zu sein.Für letzteres hier ein Beispiel einer Untersuchung an
Oliven.Konkrete Beispiele: Die inzwischen schon beinahe berühmte Wollemia in Trauttmannsdorf hat offenbar in einem Winter eine Temperatur von -12 °C überlebt. Beachtlich, aber aus dieser
Frosthärte auf eine entsprechende
Winterhärte unter mitteleuropäischen Klimaverhältnissen nördlich der Alpen zu schließen ist gewagt.Anderes Beispiel: In den Hochanden treten im Altiplano nachts durchaus Temperaturen weit unter -10 °C auf. Dort wachsen, z.B. am Salar de Uyuni, in 3600 m Höhe unter diesen Bedingungen meterhohe Säulenkakteen. Bemerkenswerte Frosthärte, aber von Winterhärte in Mitteleuropa kann keine Rede sein.Oder: Am Naturstandort von Dicksonia antarctica in Tasmanien treten Temperaturen von -10 °C, selten auch noch deutlich darunter, auf. Auch hier ist trotz dieser bemerkenswerten Frosthärte eine Winterhärte bei uns nicht gegeben, da die klimatischen Bedingungen beider Bereiche zu stark differieren.(Um ein "umgekehrtes" Beispiel zu nennen: Die Sibirische Tanne erträgt in ihrer Heimat Temperaturen bis -50 °C oder noch darunter. Kaum ein Gehölz ist so frosthart - in dem Fall über Wochen und Monate -, aber auch hier ist die Winterhärte in Mitteleuropa nicht gegeben. Auch hier differieren die klimatischen Verhältnisse zu sehr.)Nachtrag: Zu den Begriffen
Winterhärte und
Frosthärte.
Re:Olivenbaum
Verfasst: 6. Dez 2014, 12:05
von moreno
Even on Lake Lugano (latitude 46) resist small crops of Olive Treebut as soon as you move away from the reliever effect of the water ...bye byeA gradual cold tolerance can be acquired in the case of slow lowering of the temperature in the fall, but also easily lost when winter periods with mild temperatureshttp://
www.informatoreagrario.it/ita/riviste/v ... /pag29.pdf