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Re: Schnittzeitpunkt

Verfasst: 22. Mär 2018, 09:46
von Wild Obst
Bei den Forstleuten gibt es relativ viele Untersuchungen zum Thema Schnittzeitpunkt (oder Astungszeitpunkt, Forstleute entfernen fast immer nur ganze Äste am Stamm). Die Stichwörter sind Asten, Wertholzproduktion, Grünästung, usw., viele Zusammenfassungen sind auf waldwissen.net frei zugänglich.
Ich lese die gerne und versuche die Erkenntnisse daraus auch in meinem "Wald" und bei meinen anderen Bäumen umzusetzen, aber trotzdem schneide ich selbst meist dann wenn es mir gerade zeitlich passt.

Was auch bei einigen von diesen Untersuchungen bestätigt wurde ist, dass oft die fachlich korrekte Ästung, auf Astring, von nicht zu großen Durchmessern, mit sauberem Schnitt, ohne Rindenverletzungen usw., deutlich mehr Auswirkungen hat als der Schnittzeitpunkt selbst.

Re: Schnittzeitpunkt

Verfasst: 22. Mär 2018, 12:36
von pearl
danke für den link! Da kann ich mich richtig austoben.

Unter dem Stichwort Wertästung gibt es eine Abbildung, die heißt: Abb. 2: Schnittführung bei Grünästung: a) ohne Astwulst, b ) mit Astwulst.

Unter dem Stichwort Was muss man bei der Laubholz-Grünästung beachten? vier Abbildungen mit Fotos von Schnittstellen und Überwallungen.

Noch mal Wertastung – Lehrmittel zur natürlichen und künstlichen Astreinigung. Abbildung mit verschiedenen falschen und richtigen Schnittstellen. Abb. 2 - a) Stummelschnitt, b) schlechter Schnitt, c) optimaler Schnitt, d) schlechter Schnitt

Dann das: Entasten: das Spiegelei steht nicht mehr auf dem Menüplan sondern "rindenglatt" statt "stammglatt". Abb. 6 - So bitte nicht:

Und: Grünästung von Bergahorn, Buche, Eiche und Esche: geht das?. Diskutiert wird Fäule und Wasserreiser. Frühlings und Sommerschnitt. März und Juni. Abb. 2 zeigt zwei Querschnitte Abb. 2: Links im Astholz eingeschlossene Weißfäule nach Grünästung (Buche, Astdurchmesser 60 mm), rechts Stammverfärbung an einer Esche nach Grünästung mit eingezeichneten Messlinien (Astdurchmesser 47 u. 30 mm).

Alles sehr aufschlussreich. Forstliche Fachbegriffe sind mir ein Rätsel, aber auch das lässt sich gut überlesen.

Re: Schnittzeitpunkt

Verfasst: 22. Mär 2018, 13:07
von pearl
aufgefallen ist mir auch noch was zur Schnitttechnik.

Entlastungsschnitt bei dicken, langen und schweren Ästen. Haha, hätte ich vor 5 Jahren oder so berücksichtigen sollen. Mit meiner neuen silky Oyakata habe ich sofort wild drauflos gesägt und dann am Steilhang einen 3 m langen und 5 cm dicken Ast vom Pfaffenhütchen mit der linken Hand aufgefangen. Ein bis zwei Jahre hat es gedauert bis die Zerrung ausgeheilt war. Das erste halbe Jahr konnte ich nicht auf der linken Seite liegen. Der Hausarzt von damals dichtete mir eine "Frozen Shoulder" an und der Orthopäde testete die Beweglichkeit des Arms indem er sich hinter mich stellte, meine Ellenbogen in Schulterhöhe zu sich heranzog und ich sollte gegenhalten. Tat ich. Er: Muskeln haben Sie genug!

Der Astschnitt sollte mit einer Handsäge ausgeführt werden, um möglichst glatte Schnittränder zu bekommen.

Das beherzige ich schon seit 5 Jahren. Siehe oben. Die Schnittränder sind unglaublich glatt und sehen gesund aus.

Re: Schnittzeitpunkt

Verfasst: 22. Mär 2018, 13:23
von thuja thujon
Ich habe die Befürchtung die Spiegeleier heilen nicht mehr aus...

Wenn du öfters nicht nur in Brusthöhe sägst, sondern auch in Kopfhöhe oder Überkopf, bieten Sägen mit gebogenem Blatt mehr Grip und damit ist weniger Kraft nötig. Sie springen auch nicht so zu Beginn des sägens.
Ich habe für normale Äste die silky zübat (39cm), für dickere Äste die sugoi arborist (42cm), weil dort die Zübat versagt/auf Dauer kein Spaß macht.

Wild Obst: der Schnittzeitpunkt hat Auswirkungen auf den ganzen Baum. Als das aufkam mit zB Sauerkirschen bei der Ernte schneiden, habe ich das recht schnell wieder sein gelassen. Es kostet den Baum unnötig Reserven, die im August und September wachsenden Neutriebe reiften nicht aus, der gewünschte kräftige Trieb blieb aus und was die Gesundheit angeht, da kams wie schon gesagt drauf an was wie und wo gemacht wurde.

Re: Schnittzeitpunkt

Verfasst: 22. Mär 2018, 15:50
von Wild Obst
Der Schnittzeitpunkt hat ja sicherlich einen (manchmal auch nur kleinen) Einfluss und die Erkenntnisse aus dem Forst lassen sich glaube ich nicht direkt so auf Obstbäume übertragen. Die Zielsetzung sind schon recht verschieden und im Forst werden meist auch nur gesunde, kräftige, junge Bäume geschnitten/geastet. Die werden auch anders reagieren als (alte) Obstbäume.
Wenn ich mich nicht komplett falsch erinnere, wird auch bei den Artikeln auf waldwissen.net meist eher Januar/Februar oder Mai/Juni (Juli) als optimaler Schnittzeitpunkt angegeben. Die optimalen Zeitpunkte sind auch verschieden, je nach dem ob man "weniger Zuwachsverluste" oder "weniger Farbfehler im Holz" (Forst) bzw. "stärkeres/schwächeres Wachstum" "vegetatives/generatives Wachstum" (Obst) haben will. Allerdings ist nirgends festgestellt worden, dass es vorteilhaft ist, im Hoch-/Spätsommer noch zu schneiden, wenn ich mich richtig erinnere. Die Obstsbaumschnittliteratur und die Forstversuche sind da meiner Erinnerung nach recht einig: Spätwinter in der Ruhe oder Frühsommer vor oder nach dem zweiten Austrieb.

Aber im Sommer habe ich meist auch anderes zu tun als meine Bäume zu schneiden.
Als Ausnahme habe ich Süßkirschen auch durchaus schon zur Ernte Anfang Juli geschnitten. Auf dem Boden pflückt es sich deutlich leichter als in 6-8m. Aber die sind auch härter im Nehmen als Sauerkirschen und ich habe nie Herbstneutriebe dadurch bekommen.

Re: Schnittzeitpunkt

Verfasst: 25. Sep 2018, 08:33
von arbo
thuja hat geschrieben: 22. Mär 2018, 13:23
Ich habe die Befürchtung die Spiegeleier heilen nicht mehr aus...


In dem Artikel Spiegelei/ Rindenglatter Schnitt geht es ums Entasten bereits gefällter Bäume. Da heilt sicher nichts mehr :)

Re: Schnittzeitpunkt

Verfasst: 26. Sep 2018, 15:01
von thuja thujon
War mir schon klar, die 3 Punkte sollten den Witz kennzeichnen.

Mal was anderes, Frage an die Arboristen, gerade wegen der Verletzung von Pearl:
brechen die Äste dieses Jahr durch die Trockenheit schneller oder anders/spröder und man sollte mehr aufpassen als sonst und bei Starkästen den Schnitt auf der Astunterseite etwas tiefer einsägen?
Sollte man dieses Jahr auch auf andere Dinge aufpassen, zB. Leiter anstellen nur an wirklich sicheren Ästen/Gabelungen?

Re: Schnittzeitpunkt

Verfasst: 4. Okt 2018, 20:59
von dmks
...vor allem sollte man die Leiter beim Entfernen von stärkeren Ästen oben mit einem Seil oder Spanngurt festbinden und bei schweren Kalibern unten noch ein oder zwei Schnurnägel dransetzen. ;)
Und das in jedem Jahr!

Wie sich das Holz jetzt nach der Trockenheit verhält wird sich zeigen - ich denke es bleibt im Bereich der normalen Toleranzen. Genaues wissen wir nach der Saison. 8)
Also etwas Sicherheit einplanen wie immer ;) - davon aber lieber bißchen mehr als weniger.

Re: Schnittzeitpunkt

Verfasst: 16. Mai 2019, 22:12
von thuja thujon
Hat eigentlich mal jemand behauptet Apfelbäume würden nicht bluten?

Re: Schnittzeitpunkt

Verfasst: 16. Mai 2019, 22:13
von thuja thujon
Der Saft scheint süß zu sein, es interessieren sich einige Insekten dafür.

Re: Schnittzeitpunkt

Verfasst: 16. Mai 2019, 22:16
von dmks
Das kommt nicht aus dem lebenden Gewebe... :-\

Re: Schnittzeitpunkt

Verfasst: 16. Mai 2019, 22:18
von thuja thujon
Zumindest wird dort noch Wasser hochgepumpt.

Re: Schnittzeitpunkt

Verfasst: 17. Mai 2019, 07:30
von Staudo
Der ökologische Wert alter Obstbäume liegt auch an den Höhlen in den Bäumen. Irgendwo müssen die ja herkommen. ;)

Re: Schnittzeitpunkt

Verfasst: 22. Mai 2019, 22:26
von Starking007
Da wird kein Wasser hochgepumpt,
eher läuft es von innen runter.......

Re: Schnittzeitpunkt

Verfasst: 23. Mai 2019, 00:23
von thuja thujon
Nee, obendrüber wurde bei dem Baum absolut nichts geschnitten, der ist dicht und ungepflegt. Da hat die Wurzel noch jedes Auge vom letzten Jahr.

Da schiebt schon was von unten, Turgordruck oder was auch immer, man sieht das nur was aus der Mitte kommt, von unten eben. Käme was von oben zurück zur Wurzel, würde es eher außen raußlaufen.
Was man noch diskutieren kann ist ob hier Mark, Kernholz oder Splintholz vorliegt.