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Re: Studie zu Insektensterben

Verfasst: 4. Mai 2020, 08:26
von Staudo
Die Wiese neben meinem Grundstück war früher Kuhkoppel. Natürlich war dort mehr los als heute, wo die Wiese gefühlt öfter gedüngt als gemäht wird. Damit meine ich nicht die Unmassen Fliegen, die in die Wohnungen kamen. Parolen machen angreifbar. Und „Insektensterben“ ist so eine Parole. Nur ein paar hundert Meter weiter gibt es übrigens eine extensiv gepflegte Wiese von sieben oder acht Hektar. Das bekommt der Bauer vergütet. Ein Hobby-Entomologe hat sich bei mir angemeldet. Er möchte auf die große Streuobstwiese. Ihn interessiert es und ich hätte mit seiner Liste eine Argumentationshilfe. ;)

Re: Studie zu Insektensterben

Verfasst: 4. Mai 2020, 10:33
von Chica
Dann hast Du einen vernünftigen Bauern in der Nähe. Hier wird jeder Quadratmeter sogar bis auf den Zentimeter an den Graben an meinem Grundstücksende heran intensiv landwirtschaftlich genutzt, nachdem die Luzerne im letzten Spätsommer samt aller darauf befindlicher Schmetterlingsstadien umgepflügt wurde wächst jetzt eine Art Riesengras mehr schlecht als recht in dieser Trockenheit.

Das klingt interessant mit dem Hobbyentomologen. Geh doch mit ihm und berichte uns von den Tieren dort. Vielleicht kommst Du mit der Liste an irgendwelche Fördermittel?

Re: Studie zu Insektensterben

Verfasst: 4. Mai 2020, 10:43
von thuja thujon
Es bestreitet doch niemand das Insekten weniger werden, auch wenn wir nicht wissen welche und wieviel. Die Landwirtschaft kann nichts dafür wenn sich Städte zubetonieren und Landschaften zerstückelt werden. Die Flurbereinigungen haben andere verbrochen. Wenn eine Wildbiene in den 1960er Jahren ausgestorben ist, hat das nichts damit zu tun wie heute Feldränder bewirtschaftet werden.
Hier gibts solche Wiesen übrigens noch, aber auch nur als Ausgleichsfläche. Das Land ist hier zu fruchtbar und da finde ich es gut es zu nutzen um andere Landstriche rauszunehmen.

Re: Studie zu Insektensterben

Verfasst: 4. Mai 2020, 11:11
von RosaRot
Unser innerfamiliärer Junglandwirt hat unlängst mit einer sogenannten Kleeorgel bewaffnet Wildpflanzensamen (speziell für diesen Standort von einer entsprechend für Sa.-Anhalt zugelassenen und produzierenden Saatgutfirma zusammengestellt) auf einer seiner Splitterflächen ausgebracht und freute sich, dass es ein bißchen regnet und das Zeugs keimen kann. Bin gespannt, was dann da so wachsen wird und was dort herumfliegen wird.

Re: Studie zu Insektensterben

Verfasst: 4. Mai 2020, 14:19
von Gartenplaner
Chica hat geschrieben: 3. Mai 2020, 21:38
...wir diskutieren doch jetzt nicht ernsthaft, ob bei den Insekten ein Rückgang zu verzeichnen ist, oder? Oder ob wir noch eine neue Studie brauchen?...

doch, doch, doch, doch - bis wir allerletzte, 100%ige Sicherheit haben, dass es überhaupt eine Abnahme gibt.
Und dann muss man weitere Studien machen, damit man rausfindet, welches Insekt durch genau was abnimmt.
Und dann.....
Und dann....
*Ironie aus*


Pflanzenvielfalt erhöht Insektenvielfalt
(Multiple plant diversity components drive consumer communities across ecosystems)
hoffentlich neu genug ;)

Entspricht dem, was mir in meiner Obstwiese so aufgefallen ist, die ich ja seit 20 Jahren abmagere und seit 10 Jahren mit Wiesenblumen anreichere - die letzten 5-6 Jahre stolpere ich zunehmend über Insekten, die ich noch nie vorher im Garten gesehen habe oder die ich zuletzt in den 90ern mal sah.....aber natürlich ist das nur eine anekdotisch-empirische Einzelbeobachtung ;D

Solche Einzelbeobachtungen, die punktuell-individuelle "Weltverbesserer" wie wir machen können, sind schon schön - können aber den Trend nicht umkehren, dafür braucht es großflächigere, weiträumiger vernetzte Veränderungen.

Re: Studie zu Insektensterben

Verfasst: 4. Mai 2020, 15:10
von Chica
thuja hat geschrieben: 4. Mai 2020, 10:43
Es bestreitet doch niemand das Insekten weniger werden, auch wenn wir nicht wissen welche und wieviel.
[/quote]

Also wir wissen schon welche und wieviel aber Du vielleicht nicht ??? ? Oder kennst Du Bombus rupestris, Lasioglossum punctatissimum, Andrena vaga, Hipparchia semele, Plebeius idas oder ganz simpel auch nur Aglais io oder Osmia bicornis? Alle diese Tiere sind in den Roten Listen aufgeführt, mit dem Trend ihres Fortbestandes:
sehr starke Abnahme, Fundortverlust > 50%
starke Abnahme, Fundortverlust 25-50%
Abnahme mäßig oder unbekannt, Fundortverlust 5-24%
gleichbleibend, Schwankungsbreite 5%
deutliche Zunahme, Zunahme der Fundorte um > 5%.
Außerdem gibt es Aussagen zum langfristigen Bestandstrend, bei Tagfaltern z. B. seit 1950. Man muss nur einfach einmal so etwas in die Hand nehmen und hineinschauen. Wir, die sich darum bemühen tun das!

RosaRot hat geschrieben: 4. Mai 2020, 11:11
Unser innerfamiliärer Junglandwirt hat unlängst mit einer sogenannten Kleeorgel bewaffnet Wildpflanzensamen (speziell für diesen Standort von einer entsprechend für Sa.-Anhalt zugelassenen und produzierenden Saatgutfirma zusammengestellt) auf einer seiner Splitterflächen ausgebracht und freute sich, dass es ein bißchen regnet und das Zeugs keimen kann. Bin gespannt, was dann da so wachsen wird und was dort herumfliegen wird.


Nur gut, dass mit der neuen Generation solche Junglandwirte heranwachsen, junge Menschen die ab vom ungezügelten Wachstumstrend ganz gezielt darüber nachdenken, was wirklich wichtig ist.

[quote author=Gartenplaner link=topic=61904.msg3481873#msg3481873 date=1588594787]

Pflanzenvielfalt erhöht Insektenvielfalt
(Multiple plant diversity components drive consumer communities across ecosystems)
hoffentlich neu genug ;)



Das ist das, was ich auf meinem Stück Land zu verwirklichen versuche und inzwischen auf dem meines Nachbarn, 26 Jahre alt, das Grundstück von den Eltern übernommen, genau das ist ihm und seiner jungen Familie wichtig. Das sind dann zusammen schon mal knapp 5.000 qm 8).

Re: Studie zu Insektensterben

Verfasst: 4. Mai 2020, 17:16
von Gartenplaner
Dann sind wir zusammen doch schon fast bei 10.000m² ;)
Ich hab das Glück, dass ein aufgelassener Eisenerztagebau so 4-5km entfernt ist - von dort dürfte sich Ophrys apifera bei mir angesiedelt haben und für viele Fluginsekten dürfte das noch nicht zu weit weg sein.
Zudem gibts auch in der Nähe eine großangelegte Renaturierung eines Flußabschnitts - der nach kurzer Zeit den Storch als Brutvogel nach 160 Jahren Abwesenheit wieder anlockte.
Aber - am Rande dieser Renaturierungsfläche steht ein großes Plakat, seit Jahren, mit dem Spruch "Unsere Wiesen sollen bleiben, was sie sind"
Ein Landwirt, der anscheinend nicht glücklich mit dem Projekt war....und jede Wiese ums Dorf herum ist jetzt schon ganz sicher das erste Mal gemäht - und wird es noch einige Male....

Re: Studie zu Insektensterben

Verfasst: 4. Mai 2020, 17:21
von Staudo
Pfff.

Re: Studie zu Insektensterben

Verfasst: 4. Mai 2020, 17:23
von Gartenplaner
Na, mit wieviel Hektar stichst du uns aus? ;D

Re: Studie zu Insektensterben

Verfasst: 4. Mai 2020, 17:36
von thuja thujon
Habe ich eigentlich irgendwo geschrieben das ich nichts mache?

Bei mir sind es knapp 7 ha Abwechslungsreiche Lebensräume (plus 13ha Gewässer mit gut 2km Uferfläche).
Davon kann ich aber nicht leben sondern das mache ich freiwillig für umsonst neben der Arbeit.

Die Studie sagt das aus was ich als kleiner Junge gelernt habe.

Re: Studie zu Insektensterben

Verfasst: 4. Mai 2020, 17:56
von thuja thujon
Situation bei den Geradflüglern:
hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Der Anteil der als gefährdet bewerteten Arten ging seit der letzten Roten Liste aus dem Jahr 1991 von 68 auf 49 Prozent zurück. Vier Arten gelten als ausgestorben.

Dem Sumpfgrashüpfer wird es zu trocken, der kleine Heidegrashüpfer findet nicht mehr genügend kurzrasige Weidelandschaft. Die Heimchen werden verdrängt weil die Häuser heute dichter gebaut werden.
Für diese 3 hilft leider keine abgemagerte Blumenwiese die auf Bienen und Schmetterlinge abziehlt. Es sollten also auch andere Schutzmaßnahmen erlaubt sein.

Blauflügelige Ödlandschrecke, Gottesanbeterin nimmt zu, weil es wärmer wird. Die Trassenwaldschabe auch und ihr Name (nach unserer BI benannt) hat es auch endlich in die Rote Liste geschafft.

https://www.proplanta.de/agrar-nachrichten/umwelt/heuschrecken-und-schaben-in-rheinland-pfalz-geht-es-besser_article1573013161.html

Re: Studie zu Insektensterben

Verfasst: 7. Mai 2020, 00:13
von thuja thujon
Wie sieht es eigentlich um Calliphora vicina aus? War die nicht früher dafür verantwortlich das die Autoscheiben geputzt werden mussten?

http://www.insektenbox.de/zweifl/calliv.htm

Nun muss ich gucken das ich im Garten genug Blattlauspflanzen anbaue um die Meisen- und Gartenrotschwanzbrut durchzukriegen.
Die Nachtigall und den Kuckuck höre ich trotzdem noch, mal sehen wie lange das noch so geht.

Osmia xy ernährt die Vögel jedenfalls nicht, und für O. muss ich schon wegen Klimawandel verstärkt Crocus tommasinianus pflanzen weil sich hier sogar die Blütezeit der Obstbäume bzw die Flugzeit verschoben hat.

Re: Studie zu Insektensterben

Verfasst: 9. Aug 2020, 17:59
von Christina
Ich bemühe mich schon seit langem, insektenfreundliche Blühpflanzen anzubauen. Neu für mich in diesem Jahr war das Bischofskraut, Ammi visnaga. Angenehm überrascht bin ich wie gut besucht diese Pflanze ist, viele winzige Insekten, von denen ich natürlich keine benennen kann, mehr als bei allen anderen. Die meisten sind so klein, daß man sie auf dem Foto gar nicht erkennen kann.

Re: Studie zu Insektensterben

Verfasst: 10. Aug 2020, 23:39
von thuja thujon
Das eigentlich schlimme ist, das es vielleicht nur noch eine handvoll Menschen weltweit gibt, die diese Insekten bennenen können. Noch.
Unter diesen Bedienungen können die nie geschützt werden.

Re: Studie zu Insektensterben

Verfasst: 20. Dez 2021, 13:18
von Paw paw
Insektenschwund: Dieser Mann gibt kleinen Tieren eine Stimme
Um die Artenvielfalt in Deutschland steht es schlecht. Käferforscher Thomas Hörren beobachtet und zählt Insekten. Er sorgt dafür, dass die Öffentlichkeit von ihrem Verschwinden erfährt.


Seit acht Jahren ist Thomas Hörren Mitglied bei den Krefelder Insektenforschern. Aufsehen erregte der Verein 2017 mit der vielfach ausgezeichneten Langzeitstudie zum Insektenschwund, an der auch Hörren mitgearbeitet hatte. Die Forscher vom Niederrhein hatten gemeinsam mit Kollegen aus Großbritannien und den Niederlanden festgestellt, dass innerhalb von 30 Jahren die Masse an Fluginsekten in Naturschutzgebieten in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Brandenburg um etwa 75 Prozent abgenommen hatte.