Dann mal drei Links zum ethischen Umgang mit Schnecken:
Danke, ich kenne die Veggi-Argumente zur Genüge. Ich habe einige Zeit in d.a.tierrechte mitdiskutiert. Deine Links folgen dem üblichen Schema: Schnecken werden vermenschlicht und ihnen Rechte zugesprochen. Realitäten werden ignoriert (die Legende von den viele Schnecken fressenden Igeln und Blindschleichen), moderne Schneckenbekämpfungsmittel wie überdachte Schneckenkornbehälter und Ferromol ebenso. Die Behauptung, daß die Schneckenpopulation durch Absammeln nicht schrumpft wird als Tatsache hingestellt (ich kenne da aber einige Gärtner, die anderes beobachtet haben). Ich beurteile die Schnecken nicht ethisch. Ich sage nicht, daß sie böse sind, wenn sie meinen Salat fressen. Ich töte sie einfach, um meine Pflanzen zu schützen, so wie ein Biber Bäume fällt, um seine Burg zu bauen. Es gibt zwischen Mensch und Natur kein gut oder böse. Es gibt nur ein 'vernünftig' (wenn man langfristig Freude am Leben hat) und ein 'dumm' (wenn Arten ausgerottet oder Lebensräume zerstört werden). 'Gut' oder 'Böse' ist auf Beziehungen und Aktionen von Menschen beschränkt. Und das kapieren viele Veggis und alle Tierrechtler einfach nicht, da für sie die Tiere dem Menschen gleichgestellt sind. Daß das einen Widerspruch auslöst, weil dann ja 'Tier tötet Tier' genauso beurteilt werden müßte wie 'Mensch tötet Tier', und daß deshalb der Mensch aus Sicht des Menschen eine Sonderstellung einnimmt wird gerne ideologisch beiseite geschoben. (und wir
können es
immer nur aus Sicht des Menschen sehen. Selbst wenn du dich in die Lage eines Tieres versetzt, ist es immernoch deine Sicht.)
Klar ist es für den Einzelnen schwierig, ein intaktes Ökosystem im Garten aufzubauen, daher sollten ja möglichst viele im Quartier mitmachen.
Es ist nicht schwierig, sondern unmöglich. Es sei denn, du akzeptierst den Menschen als einen Teilnehmer in diesem 'Ökosystem'. Du hast von 'natürlichem Gleichgewicht' gesprochen, was im allgemeinen Sprachgebrauch ein Gleichgewicht ohne Eingriff von Menschen bedeutet. Das kann es im Garten nicht geben, weder für einzelne noch für Gruppen. Denn das 'natürliche Gleichgewicht' in unseren Breiten ist kein Garten, sondern ein mitteleuropäischer Mischwald, Punkt.Und wenn du doch kleine Eingriffe gestattest, dann ist es kein Gleichgewicht mehr. Wo ist vom ökologischen Standpunkt aus der Unterschied, ob man einige Eichensämlinge ausreißt, weil unter den Eichen die meisten Gartenpflanzen nicht mehr wachsen würden, oder ob man Schnecken durchschneidet, weil sie die Gartenpflanzen fressen?In beiden Fällen entfernt der Mensch von ihm unerwünschte Organismen. Und in dieser Tätigkeit ist er ganz objektiv betrachtet um kein bisschen 'unnatürlicher' als z.B. ein Biber, der ein spezielles Ökosystem durch seine Bautätigkeiten erhält, welches ohne ihn nicht existent wäre. Oder Heidschnucken, ohne deren Beweidung nicht Heidelandschaft nicht existieren würde.Wo ist der Unterschied, ob eine Orchidee im Regenwald nur zusammen mit einer speziellen Biene existieren kann, oder ob ein Hochleistungsgemüse auf die Vermehrung durch Menschen angewiesen ist?(ähm, ich bevorzuge die Orchideen, Bienen und Biber natürlich trotzdem, aber nicht weil sie aufgrund irgendeiner reliogiösen Überzeugung für die Welt an sich mehr wert sind, als Menschen und Hochleistungsgemüse. Sondern einfach, weil natürliche Abwechslungs für mich als Menschen langfristig interessanter und sicherer ist. Und weil ich als Primat es nicht mag, wenn andere Primaten die ganze Welt nach ihrem Gusto gestalten. Schneckenkorn im Garten gestaltet aber weder 'natürliche' Lebensräume, noch gefährdet es die Artenvielfalt.)
Zellen, die in Pflanzen Reflexe verursachen, sind selbstredend nicht mit tierischen "Schmerzzellen" vergleichbar. Da muss ich jetzt wohl nicht weiter ausführen.
Doch, mußt du. Bei beiden geht es darum auf eine Umweltreiz zu reagieren. Ein Schmerzreiz zeigt an, daß Gewebe beschädigt worden ist. Bei Tieren macht es nun Sinn, solche Situationen auf jeden Fall zu meiden. Pflanzen können keine Situation 'meiden', sie können nur Abwehrstoffe produzieren.Ich könnte einen Roboter bauen mit einem Programm, daß bestimmte Reize in jedem Fall zu meiden sind. Ein Schmerz bei Mollusken ist nichts weiter als ein Reiz, den der Organismus auf jeden Fall zu vermeiden sucht. Die Wesen, die ihn
nicht zu meiden suchen, sterben häufiger und pflanzen sich weniger fort, sterben daher aus. Was ist an diesem Reiz bei Schnecken so heilig, während die Reaktion von Pflanzen es nicht ist?Lies mal 'Gehirn und Geist' 2/2004 S.69 über Spiegelneuronen. Sie ermöglichen es Menschen sich in andere Leute und eben auch Tiere 'hineinzuversetzen', Empathie zu empfinden. Dummerweise empfinden sie halt den 'Schmerz' der Schnecke wie eine Erinnerung an eigenen, menschlichen Schmerz.