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Re: Feigen - Sorten, Erfahrungen, Winterhärte
Verfasst: 18. Nov 2018, 18:26
von AAlex1
Arandir hat geschrieben: ↑18. Nov 2018, 16:56AAlex1 hat geschrieben: ↑18. Nov 2018, 15:39Ich habe seit einigen Jahren Violetta, Hardy Chicago und Negronne im Freiland, aber die Trienspitzen frieren immer zurück, oder bei harten Wintern friert auch die Pflanze bis zum Boden zurück.
Hi Alexander,
wo hast du denn deinen Feigenbäume, das heißt, in welcher Gegend wohnst du und wo im Garten stehen die Feigenbäume, direkt südlich von einer Hauswand oder irgendwo in der Landschaft?
Hallo,
ich wohne in Österreich, Mühlviertel, Walding. Das ist in der Nähe von Linz im Mühlviertel. Pflanzen stehen im Freien, kein Schutz durch eine Wand. Wir wohnen direkt an einem Fließgewässer (Große Rodl) und haben daher auch eine recht hohe Luftfeuchtigkeit, aber Mitte Oktober bis April auch fast nur Schatten ...
Seit letztem Jahr habe ich begonnen die Pflanzen umzulegen und mir Laub oder ähnlichen abzudecken, letztes Jahr sind aber trotzdem die Triebspitzen zurückgeforen. Ich denke, die Triebspitzen sind einfach zu grün und frieren dann auch bei wenig Frost zurück ...
Ansonsten habe ich etliches im Garten, das gut funktioniert - Pawpaw, Kaki ... Ich habe auch eine Feige seit zwei, drei Jahren im Gewächshaus, Sorte Ice Crystal, aber von der Sorte bin ich nicht überzeugt, hat jedenfalls alle Früchte diesen Sommer abgeworfen, d.h. die muss raus. ;-)
Schöne Grüße
Alexander
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Re: Feigen - Sorten, Erfahrungen, Winterhärte
Verfasst: 18. Nov 2018, 18:47
von Arandir
AAlex1 hat geschrieben: ↑18. Nov 2018, 18:26Die Pflanzen stehen im Freien, kein Schutz durch eine Wand. Wir wohnen direkt an einem Fließgewässer (Große Rodl) und haben daher auch eine recht hohe Luftfeuchtigkeit, aber Mitte Oktober bis April auch fast nur Schatten ...
Damit Feigen gedeihen, braucht man in deiner Klimazone (7a/6b) ein sehr gutes Kleinklima, am besten mitten in dichter Ortsbebauung, südlich oder westlich direkt an der Wand eines geheizten Gebäudes, an einer Stelle die sehr sonnig ist.
Meine Klimazone ist wesentlich wärmer (8a/7b) und doch gedeihen dort Feigenbäume kaum außerhalb geschlossener Ortschaften. Bei uns gibt es viele Feigenbäume, auch etliche ziemlich alte, aber die stehen fast alle vor der Süd- oder Westwand eines Hauses.
Im freien Feld erfrieren die Feigen auch bei uns relativ häufig.
Re: Feigen - Sorten, Erfahrungen, Winterhärte
Verfasst: 18. Nov 2018, 19:55
von AAlex1
Arandir hat geschrieben: ↑18. Nov 2018, 18:47Damit Feigen gedeihen, braucht man in deiner Klimazone (7a/6b) ein sehr gutes Kleinklima, am besten mitten in dichter Ortsbebauung, südlich oder westlich direkt an der Wand eines geheizten Gebäudes, an einer Stelle die sehr sonnig ist.
Meine Klimazone ist wesentlich wärmer (8a/7b) und doch gedeihen dort Feigenbäume kaum außerhalb geschlossener Ortschaften. Bei uns gibt es viele Feigenbäume, auch etliche ziemlich alte, aber die stehen fast alle vor der Süd- oder Westwand eines Hauses.
Im freien Feld erfrieren die Feigen auch bei uns relativ häufig.
Das ist mir prinzipiell eh alles klar, darum bin ich von meinen bisherigen Erfahrungen auch nicht sonderlich überrascht, daher habe ich ja auch begonnen die Feigen umzulegen und gut abzudecken ...
Ich wollte nur wissen, ob es nun schon Erfahrungen mit anderen winterhärteren Sorten gibt, zB aus Afghanistan etc. oder eben Ficus palmata, kann da jemand was dazu berichten?
Schöne Grüße
Alexander
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Re: Feigen - Sorten, Erfahrungen, Winterhärte
Verfasst: 18. Nov 2018, 20:52
von Arandir
Seiler sagt in seinem Feigenbuch nicht, dass F. palmata winterhärter ist als F. carica. Die afghanischen Feigenarten sollen laut Seiler zwar winterhärter sein als die winterhärtesten F. caris Sorten, jedoch bilden diese afghanischen Feigenarten in Mitteleuropa keine reifen und damit essbaren Früchte.
In Bulgarien gibt es momentan eine Feigensorte "Hardy Yellow", die soll winterhärter sein alles alles andere, auch winterhärter als Michurinska-10. Es wird von bis zu -20°C, ja sogar bis -25°C gesprochen. Vor dort kann man den Baum für unter 5 Euro plus Versand (bei mir 23 Euro für sechs Bäume) bestellen.
Aber ob das wirklich so ist, weiß man erst, wenn die Sorte länger getestet ist.
Re: Feigen - Sorten, Erfahrungen, Winterhärte
Verfasst: 18. Nov 2018, 21:20
von Roeschen1
Lokalrunde und Pistachio haben die "hardy yellow" gekauft. Ich hoffe sie können Positives berichten.
Re: Feigen - Sorten, Erfahrungen, Winterhärte
Verfasst: 18. Nov 2018, 22:01
von Arandir
Dornroeschen hat geschrieben: ↑18. Nov 2018, 21:20Lokalrunde und Pistachio haben die "hardy yellow" gekauft. Ich hoffe sie können Positives berichten.
Hab auch eine gekauft, die Sendung müsste morgen kommen.
Re: Feigen - Sorten, Erfahrungen, Winterhärte
Verfasst: 18. Nov 2018, 22:27
von paulche
Ich werde Hardy Yellow u. afghanische Sorten auch direkt nebeneinander haben. Einen echten Vergleich auf Winterhärte kann ich wahrscheinlich nicht machen, da wahrscheinlich beide bei mir in Klimazone 7 nicht an die Grenze ihrer Winterhärte geführt werden. Dazu muß in Klimazone 5 u. 6 getestet werden.
Bei mir bilden deutsche Sorten mit afghanischen Eltern selbstfruchtbar reife Früchte. Deswegen ziehe ich in Massen Sämlinge auf. Ich möchte, das auch in den Hochalpen die Hänge mit Feigen aufgeforstet werden können.
Re: Feigen - Sorten, Erfahrungen, Winterhärte
Verfasst: 18. Nov 2018, 22:55
von Arandir
paulche hat geschrieben: ↑18. Nov 2018, 22:27Einen echten Vergleich auf Winterhärte kann ich wahrscheinlich nicht machen, da wahrscheinlich beide bei mir in Klimazone 7 nicht an die Grenze ihrer Winterhärte geführt werden. Dazu muß in Klimazone 5 u. 6 getestet werden.
[/quote]
Hoffen wir mal, dass du dich da nicht täuschst! Meine Klimazone ist 8 oder 7 ganz nah an 8 und trotzdem gab es hier in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg Temperaturen unter -20°C. Die Obstbauern bei uns in der Gegend erzählen immer noch, wie nach einem Kälteeinbruch Ende Januar 1956 sogar viele Zwetschgenbäume erfroren sind.
[quote author=paulche]
Bei mir bilden deutsche Sorten mit afghanischen Eltern selbstfruchtbar reife Früchte.
Wie hast du da die Bestäubung hingekriegt, per Hand mit der Spritze?
Re: Feigen - Sorten, Erfahrungen, Winterhärte
Verfasst: 18. Nov 2018, 23:01
von Arandir
Weiß hier jemand wie man die örtlichen Tiefsttemperaturen für bestimmte Winter herausbekommt, da gibt es ja bestimmt Aufzeichnungen.
Mich würden z. B. die Winter 1955/56, 1962/63 und 2009/10 in meinem Städtchen sehr interessieren.
Re: Feigen - Sorten, Erfahrungen, Winterhärte
Verfasst: 19. Nov 2018, 01:02
von paulche
Arandir hat geschrieben: ↑18. Nov 2018, 22:55paulche hat geschrieben: ↑18. Nov 2018, 22:27Einen echten Vergleich auf Winterhärte kann ich wahrscheinlich nicht machen, da wahrscheinlich beide bei mir in Klimazone 7 nicht an die Grenze ihrer Winterhärte geführt werden. Dazu muß in Klimazone 5 u. 6 getestet werden.
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Hoffen wir mal, dass du dich da nicht täuschst! Meine Klimazone ist 8 oder 7 ganz nah an 8 und trotzdem gab es hier in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg Temperaturen unter -20°C. Die Obstbauern bei uns in der Gegend erzählen immer noch, wie nach einem Kälteeinbruch Ende Januar 1956 sogar viele Zwetschgenbäume erfroren sind.
[quote author=paulche]
Bei mir bilden deutsche Sorten mit afghanischen Eltern selbstfruchtbar reife Früchte.
Wie hast du da die Bestäubung hingekriegt, per Hand mit der Spritze?
Selbstfruchtbar heist doch, das sie nicht befruchtet wurden, weil es hier keine Feigenwespe gibt. Die Samen der Früchte sind steril. Das Saatgut meiner Feigen stammt aus Afghanistan, wo die Elternfeigen befruchtet wurden. Ich reagiere darauf, das Herr Seiler schreiben soll, das afghanische Feigen hier nicht fruchten sollen. Das stimmt so nicht. Mein Saatgut stammt von Kulturfeigen, die in Afghanistan von wilden Feigen befruchtet wurden. Kunduz bekam eine sehr große Frucht, Roxana eine mittelgroße Frucht. Viele Sämlinge werden Zwitter, doch auch die bekommen zum Teil selbstfruchtbar weibliche ausreifende Früchte.
Re: Feigen - Sorten, Erfahrungen, Winterhärte
Verfasst: 19. Nov 2018, 09:10
von philippus
paulche hat geschrieben: ↑19. Nov 2018, 01:02Selbstfruchtbar heist doch, das sie nicht befruchtet wurden, weil es hier keine Feigenwespe gibt. Die Samen der Früchte sind steril. Das Saatgut meiner Feigen stammt aus Afghanistan, wo die Elternfeigen befruchtet wurden. Ich reagiere darauf, das Herr Seiler schreiben soll, das afghanische Feigen hier nicht fruchten sollen. Das stimmt so nicht. Mein Saatgut stammt von Kulturfeigen, die in Afghanistan von wilden Feigen befruchtet wurden. Kunduz bekam eine sehr große Frucht, Roxana eine mittelgroße Frucht. Viele Sämlinge werden Zwitter, doch auch die bekommen zum Teil selbstfruchtbar weibliche ausreifende Früchte.
[/quote]
Selbstfruchtbar heisst, dass eine Befruchtung ohne Kaorifikation stattfindet. Bei uns wichtig, weil das Tier bzw. auch die für die Pollen zuständige männliche Feige, die Bocksfeige, normalerweise nicht vorkommen. Ist aber durchaus möglich, dass in warmen Sommern bei Südwind einige dieser Tierchen es bis nördlich der Alpen schaffen.
Im Süden ist es sehr wohl der Fall, dass auch die uns bekannten parthenokarpen Sorten von dem Insekt bestäubt werden. Aber auch dort werden nicht alle Feigen von dem Insekt bestäubt, denn dazu ist es Voraussetzung dass Bocksfeigen in der Nähe sind. Es macht also auch im Süden Sinn, etwa im Stadtgebiet, autofertile Sorten zu pflanzen.
[quote author=paulche link=topic=35681.msg3198716#msg3198716 date=1542576435]
Bei mir bilden deutsche Sorten mit afghanischen Eltern selbstfruchtbar reife Früchte.
Was sind deutsche Sorten mit afghanischen Eltern?
Das sagt alles wenig aus. Erstens braucht es dafür Langzeitbeobachtungen und nicht ein oder zwei Jahre in denen es mal einzelne reife Früchte gibt. Die neue Sorte muss zeigen, dass Jahr für Jahr ein Großteil oder besser alle Feigen reif werden. Zweitens entstehen auch immer wieder Feigenbäume, die gleichzeitig (auch spontan) parthenkarp und nicht parthenokarp sind. Die voll parthenokarpen Feigen sind Mutationen, die im Laufe der Geschichte vom Menschen ausgelesen wurden. Das hat sicher sehr lange gedauert.
Gibt es belastbare Angaben darüber, dass Feigen in WH-Zone 5 oder 6 kommerziell angebaut werden? Ich fürchte nein. In Xinjang oder in den höheren Lagen Afghanistans gibt es bestimmt Gebiete mit begünstigtem Mikroklima. Dass hochalpine Gebiete in naher Zukunft mit Feigenplantagen übersäht sein könnten, halte ich aus diversen Gründen für unwahrscheinlich.
Re: Feigen - Sorten, Erfahrungen, Winterhärte
Verfasst: 19. Nov 2018, 09:14
von philippus
Arandir hat geschrieben: ↑18. Nov 2018, 23:01Weiß hier jemand wie man die örtlichen Tiefsttemperaturen für bestimmte Winter herausbekommt, da gibt es ja bestimmt Aufzeichnungen.
Mich würden z. B. die Winter 1955/56, 1962/63 und 2009/10 in meinem Städtchen sehr interessieren.
Es müsste eine Wetterstation des DWD dort seit längerem stehen.
Wo befindet sich die nächste Messstelle des DWD in deiner Nähe ?
Februar 56 war verheerend, bis hinunter ins Mittelmeergebiet. Damals wurde der Olivenanbau Südfrankreichs auf Jahrzehnte fast völlig zerstört, bis weit nach Spanien rein waren die Schäden enorm. Problem waren damals weniger die Temperaturen selbst (die allerdings extrem tief waren), aber der eher milde Winter bis zum Kälteeinbruch.
Re: Feigen - Sorten, Erfahrungen, Winterhärte
Verfasst: 19. Nov 2018, 09:38
von feigling
Hallo Leute,
ich hab ne Feige die als Sämling an einem Flussufer ausgetrieben ist. Die Experten sagen ja immer das bei solchen Feigen nichts essbares rauskommen kann. Sie trägt aber prima Feigen, wie kann das gehen ?
Re: Feigen - Sorten, Erfahrungen, Winterhärte
Verfasst: 19. Nov 2018, 09:49
von philippus
feigling hat geschrieben: ↑19. Nov 2018, 09:38Die Experten sagen ja immer das bei solchen Feigen nichts essbares rauskommen kann.
Das sagt niemand.
Sie sagen, dass bei einem eher geringen Teil der Sämlinge Pflanzen rauskommen, die auch bei uns essbare Früchte hervorbringen. Anders ausgedrückt, die Wahrscheinlichkeit dass du bei einem Sämling eine Bocksfeige oder weibliche Feige hast die durch das Insekt bestäubt werden muss, ist deutlich größer als die Wahrscheinlichkeit einer parthenokarpen Pflanze und das entspricht durchaus auch meinen persönlichen Beobachtungen.
Unsere parthenokarpen Feigensorten sind ja auch ursprünglich aus Samen entstanden.
Re: Feigen - Sorten, Erfahrungen, Winterhärte
Verfasst: 19. Nov 2018, 10:38
von Arandir
Wenn wir hier gerade beim Thema Züchten sind, mal eine Frage: Bilden die Blühfeigen unserer winterharten Feigensorten eigentlich fertilen Pollen? Was ich über Blühfeigen gelesen habe, wird das irgendwie nahegelegt, ohne dass es klar gesagt würde.
Man kann, wenn ich das richtig verstanden habe, Feigen per Hand künstlich befruchten. Das bewusste Züchten von Feigen wird aber sehr selten praktiziert, bisher vor allem in den USA, aber eher vor vielen Jahrzehnten als heute.
Ich habe mir gerade ein Buch bestellt, in dem beschrieben sein müsste, wie man so eine künstliche Bestäubung per Hand tatsächlich durchführt.
Falls man Blühfeigen unserer normalen winterharten Feigensorten nicht benutzen kann, würde ich die Sorte "White Marseille" als Vater vorschlagen, weil diese Bocksfeigensorte essbare Feigen von einigermaßen gutem Geschmack produziert und auch relativ wintehart ist.
Man müsste unsere winterhärtesten Sorten nur als Mutterpflanzen benutzen und man bekäme so leicht tausende von Samen.
Wenn es eine Möglichkeit gäbe diese Sämlinge schon sehr früh bezüglich Winterhärte auszulesen, so dass von den tausenden oder zehntausenden Sämlingen nur ein paar dutzend oder ein paar hundert übrig bleiben, könnte man dann diese weiter auf Winterhärte sowie auf Geschmack und Ertrag auslesen.