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Re: Frage zu Glyphosat

Verfasst: 28. Jul 2015, 22:46
von Sandkeks
Das ist ja lustig. In Veröffentlichungen ist es oft so, dass im abstract Dinge behauptet werden, die in der eigentlichen Veröffentlichung so gar nicht gezeigt wurden. So ein bisschen erinnert mich der Text daran. Spätere Arbeiten zitieren dann irgendeinen Satz in der Zusammenfassung, der aber aus den eigentlichen Daten nicht so herausgelesen werden kann. ::)

Re: Frage zu Glyphosat

Verfasst: 28. Jul 2015, 22:47
von enigma
Aber für die nächste Mordsaufregung könnt's reichen.

Re: Frage zu Glyphosat

Verfasst: 28. Jul 2015, 22:50
von Staudo
Dass es irgendwie ungesund wäre, wenn ich pro Tag einen halben Liter 360er-Glyphosatpräparat tränke, leuchtet mir durchaus ein.

Re: Frage zu Glyphosat

Verfasst: 28. Jul 2015, 22:53
von Sandkeks
Glyphosat und das käufliche Mittel mit Glyphosat haben dabei aber garantiert unterschiedlichen Wirkungen. Nimm lieber den Reinstoff. ;)

Re: Frage zu Glyphosat

Verfasst: 28. Jul 2015, 23:05
von dmks
Da Glyphosat kaum toxisch (sorry-toxisch schon; aber nicht letal) wirkt, (die LD50 beträgt 5000mg/Kg und liegt deutlich unterhalb der von Kochsalz - 3000 mg/Kg 8)Nikotin 50 mg/Kg) kann ich - wie bei beliebigen anderen Chemikalien eigentlich jeden gewünschten Effekt nachweisen, wenn ich die Versuchstiere mit ausreichenden Mengen traktiere!Man versuche selbige Studie mal mit Duftstoffen aus Deo... 8)

Re: Frage zu Glyphosat

Verfasst: 28. Jul 2015, 23:54
von Querkopf
Ein Paradebeispiel für diese Mechanik ist, mit welcher Ernsthaftigkeit die eigentlich lächerliche "Glyphosat-in-der-Muttermilch"-Meldung durch den Blätterwald gerauscht ist.
Das war nicht bloß ein Beispiel dafür, mangelhafter Information aufgessesen zu sein. Es gab früh zahlreiche Quellen, die auf Mängel in der Untersuchung hingewiesen haben, und es gibt andere, bessere Studien. ...
Jein. Einerseits hast du natürlich Recht. Und beispielsweise der Tagesspiegel hat die Quellen differenziert und kompetent gegenübergestellt. Andererseits ist ganz deutlich die Zu-wenig-Wissen-Mechanik am Werk. Mit einer Zwischenstufe, die ich bei meiner Beschreibung oben aus Vereinfachungsgründen weggelassen hatte. Durch den Blätterwald gerauscht ist der Muttermilch-Hoax in Gestalt einer Nachrichtenagentur-Meldung, so wie z. B. hier. Den Check, den der Tagesspiegel-Autor gemacht hat, hat die dpa-Redaktion unterlassen - vermutlich, weil die Redaktion keine eigene Sachkunde aufbieten konnte und "Professorin", "Universität" etc.pp. nach Autorität klingt. In der Folge haben Redaktionen ohne eigene Sachkunde auf einen sachkundigen Check bei der dpa vertraut - aber diese Überprüfung gab es nicht.
...Aber wer bringt an derselben prominenten Stelle einen Bericht mit dem Tenor: "Glyphosat in Muttermilch - keine gesundheitliche Gefährdung" und macht sich die Mühe, das genauer aufzudröseln? Die meisten Medien haben es ja noch nicht mal geschafft, einen Verweis auf Stellungnahmen zu bringen. ...
Da greift der zweite Teil der Mechanik: Die dpa hat m. W. ihren Kunden nicht davon berichtet, dass sie zuvor dummes Zeug über den Verteiler gepustet hat. (Zu peinlich?? :-X .) Und so haben die Kunden-Redaktionen eben ihren Lesern nichts davon berichtet.......
Staudo hat geschrieben:@Querkopf: Ich habe mich heute per Mail über die tendenziöse Berichterstattung über Glyphosat in einer Zeitschrift für Gärtner beschwert. Kurze Zeit später rief die Redakteurin an. Sie war im festen Glauben, neutral geschrieben zu haben. ;)
Staudo hat geschrieben: ... Es war der Text. ;D ...
Nein, dieser Fall folgt nicht der Mechanik "Ehrliches Mühen, aber fehlendes Wissen", die ich beschrieben habe. Er ist vielmehr ein Beispiel für völlige handwerkliche Inkompetenz: Wer einen obskuren und erkennbar weltanschaulich empörten "Umweltinstitut"-Verein als verlässliche Quelle behandelt, die man dem BfR als gleich- oder sogar höherwertig entgegensetzen könnte, der/ die ist von allen professionellen Geistern verlassen. Oder, wahrscheinlicher, war nie von Selbigen animiert und ist journalistisch nie übers Praktikanten-Stadium hinausgekommen :-X .

Re: Frage zu Glyphosat

Verfasst: 29. Jul 2015, 08:08
von enigma
Auf Al Gores "Assault on Reason" hatte ich weiter oben schon hingewiesen.Auch Alarmismus spielt in der Debatte eine gewichtige Rolle:"Unter Alarmismus verstehen wir ein soziokulturelles Phänomen, bei dem Zukunftsängste epidemieartig in weiten Bevölkerungskreisen grassieren. Diese Ängste entstehen aus einer bestimmten Interpretation aus Gefahrensmomenten, die durchaus reale Ursprünge (oder Teilaspekte) aufweisen kann. Diese Gefahren werden jedoch symbolisch überhöht und auf ein vereinfachtes, eben katastrophisches Modell reduziert." (Quelle).Dazu ein drastisches Beispiel: Vor knapp zwei Jahren hatte der B.U.N.D. mal eine Filmkampagne gestartet, in der ein Flugzeug über lauter Babies auf einem Acker Pflanzenschutzmittel versprüht. Damit wollte der BUND ein Signal gegen die Verwendung von Glyphosat setzen. Nach Protesten wurde der Film zurückgezogen, aber er ist heute noch im Netz, z.B. in diesem Artikel der TAZ zu finden.

Re: Frage zu Glyphosat

Verfasst: 29. Jul 2015, 08:24
von Wühlmaus
Teil 2.Zur Klärung: Bei einer Tagesdosis von 1,46 g Glyphosat/kg Körpergewicht bei Mäusen* fanden sich unklare Hinweise darauf, dass Lymphome vielleicht häufiger vorkommen als bei Kontrolltieren. Bei niedrigeren Dosen fanden sich keine Hinweise.Und nochmal: Diese Zusammenfassung ist seit über einem Jahr frei im Internet zugänglich.* Das sind bei linearer Umrechnung bei einem Menschen von 70 Kg Körpergewicht etwa 100 g Glyphosat pro Tag.Mäuse erhielten diese Dosis ihr ganzes Leben.
(Hervorhebung von mir)An dieser Stelle die Frage an die Anwender: Wie groß wäre die Fläche in m², die ich mit 100g (reinem?) Glyphosat behandeln könnte? Das wäre eine wichtige Ergänzung für eine Argumentation 8)

Re: Frage zu Glyphosat

Verfasst: 29. Jul 2015, 08:29
von enigma
Das kannst du dir aus dem Glyphosatgehalt der Mittel und den Anwendungsangaben doch selbst ausrechnen!

Re: Frage zu Glyphosat

Verfasst: 29. Jul 2015, 08:31
von Wühlmaus
Ich habe kein Glyphosat zur Hand 8)Gut - ich kann natürlich im Netz stöbern, dachte aber, erfahrene Nutzer könnten das sofort sagen :P

Re: Frage zu Glyphosat

Verfasst: 29. Jul 2015, 08:32
von Daniel - reloaded
Bei Standardmitteln (360er Ware) 1080-1800 g Reinwirkstoff je ha.

Re: Frage zu Glyphosat

Verfasst: 29. Jul 2015, 08:35
von enigma
(Daniel: Ist das die Menge Glyphosat oder Isopropylammonium-Glyphosat. Hat sich erledigt, hab's gefunden!)Also 0,1 - 0,18 g Glyphosat/m².Und nun? Was soll uns das sagen?

Re: Frage zu Glyphosat

Verfasst: 29. Jul 2015, 08:37
von Wühlmaus
Danke Daniel!Heißt "360er Ware": 360ml Glyphosat auf 1000ml Gesamtlösung?

Re: Frage zu Glyphosat

Verfasst: 29. Jul 2015, 08:38
von enigma
Die für Haus- und Kleingärten zugelassenen Mittel und die Standardware für andere Anwender enthält 360 g Glyphosat/L des Produkts.

Re: Frage zu Glyphosat

Verfasst: 29. Jul 2015, 08:58
von Wühlmaus
Und nun? Was soll uns das sagen?
Z.B. dass ich einem GlyphosatKritiker zu den genannten Studien bildlich sagen kann, dass ein Mensch von 70kg täglich die Menge Glyphosat aktiv zu sich nehmen müßte, die man braucht um knapp 1000m² Grünland zu entkrauten 8)Es gibt Menschen, die brauchen solche Angaben um sich etwas vorstellen zu können. In einer Argumentation nützen denen Angaben wie 100g/70kg rein gar nichts. Ich denke, auch hier im Forum können nicht alle Leser mit diesen blanken Zahlen etwas anfangen. Und auch ich selbst hatte keine Vorstellung zu diesen Mengenangaben. Darum ging es mir!