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Re: Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Verfasst: 22. Jul 2018, 18:01
von Dietmar
hat geschrieben: ↑1. Jan 1970, 01:00Wie ist die Mischung für Backpulver
1 %, d.h. 10 g pro Liter Wasser. Nicht gießen, sondern spritzen. Ein Schuß Spülmittel verbessert die Benetzbarkeit der Blätter.
Backpulver wirkt nur gegen Oidium (echter Mehltau) und roten Brenner, aber nicht gegen Pero und Botrytis.
Wie alle sogenannten Kontaktmittel werden nur die benetzten Flächen geschützt . also richtig einschwämmen und Blätter möglichst beidseitig spritzen.
Zur Dosierung von Spritzmitteln:
Zu hoch dosiert: Folge Schäden an den Blättern, längere und undefinierte Wartezeiten
Zu niedrig dosiert: ungenügende Wirkung als Fungizit, Förderung der Resiostenzbildung bei synthetischen Fungiziten
Also: immer genau nach Vorschrift dosieren!
Re: Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Verfasst: 22. Jul 2018, 21:09
von cydorian
Im Profianbau wird mit 0,2% Kalium-Bikarbonat gespritzt. Also 2 Gramm pro Liter. Alle 8-12 Tage von Vorblüte bis Mitte August. Gemischt mit 0,2% Schwefel. Ein bekanntes Mittel hat den Handelsnamen Armicarb. Ein Kontakt-Fungizid.
Re: Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Verfasst: 22. Jul 2018, 23:34
von Dietmar
hat geschrieben: ↑1. Jan 1970, 01:00Im Profianbau wird mit 0,2% Kalium-Bikarbonat gespritzt.
Backpulver funktioniert genau so gut, aber Backpulver kann nicht auf die Liste der Pflanzenschutzmittel der EU gesetzt werden, da Millionen Menschen in der EU mit Backpulver backen und über 500 Mio Menschen in der EU Backwaren essen, deren Treibmittel Backpulver ist. Käme Backpulver auf die Liste der Pflanzenschutzmittel, dürfte man nicht mehr damit Backen.
Also wurde der Umweg über das Kaliumbikarbonat gemacht, denn das konnte auf diese Liste gesetzt werden. Profi-Winzer dürfen nämlich in der EU nur solche Pflanzenschutzmittel einsetzen, die auf dieser Liste stehen, also nicht das billigere Backpulver, was aber genau so gut wirkt. Ich habe eine Dissertation, wo die Wirkung von Backpulver gegen Oidium und roten Brenner untersucht wird und daher habe ich auch die anzustrebende Konzentration der Spritzbrühe.
Re: Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Verfasst: 22. Jul 2018, 23:58
von cydorian
Wieso Umweg? Dass Kaliumhydrogenkarbonat (=Kaliumbikarbonat) Hauptbestandteil von Backpulver ist, steht auf jedem Tütchen. Inhalt und Wirkung sind noch nie ein Geheimnis gewesen. Auch umgekehrt nicht.
Re: Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Verfasst: 23. Jul 2018, 06:24
von thuja thujon
Natriumhydrogencarbonat kennt man vom Backpulver, wurde nicht als Fungizid genommen weil Kalium... umweltverträglicher ist.
Rührt man Backpulver in Wasser reagiert es zu Natriumtratrat, das Salz der Weinsäure. In manchen ist auch Citronensäure drin. Ebensogut könnte man auch Kochsalz spritzen, das ist ählich basisch wie Backpulver mit den zugesetzten Säuren. Nämlich garnicht. Die Wirkung soll beim Hydrogencarbonat allerdings durch den hohen pH-.Wert der eintrocknenden Spritzbrühe zustandekommen.
Deshalb mische ich die auch nicht etwa mit Bittersalz.
Kaliumhydrogencarbonat ist dagegen nicht im Backpulver wegen der Kosten und weil Kalium bei der Herzgesundheit mitspielt.
Zur Erinnerung: https://forum.garten-pur.de/index.php/topic,63048.msg3125959.html#msg3125959
Re: Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Verfasst: 23. Jul 2018, 06:42
von thuja thujon
cydorian hat geschrieben: ↑22. Jul 2018, 21:09Im Profianbau wird mit 0,2% Kalium-Bikarbonat gespritzt. Also 2 Gramm pro Liter. Alle 8-12 Tage von Vorblüte bis Mitte August. Gemischt mit 0,2% Schwefel.
Ist so nicht ganz richtig. Anwendungshinweiße und Konzentrationen oder Häufigkeiten und Verträglichkeiten bzw Mischungen gibts hier:
http://www.spiess-urania.com/download/produkte/kumar/kumar_ga.pdf
Re: Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Verfasst: 23. Jul 2018, 09:12
von cydorian
Das genannte Armicarb wird anders empfohlen. Aus dem technischen Informationsblatt vom 19.2.2018, 85% Kalium-Bikarbonat
http://staehler.ch/typo3temp/tx_staehlerproducts/armicarb.pdf?cachebreaker=438141:
Anwendung Weinbau Weinbau allgemein
Dosierung: 0.2% (3.2 kg/ha) gegen den Echten Mehltau. Applikation Vor- und Nachblüte bis BBCH 85 (Mitte August) alle 8-12 Tage. Um eine Vollwirkung zu erzielen muss Armicarb mit 0.2% (3.2 kg/ha) Sufralo gemischt werden.Kaliumhydrogencarbonat hat als Zusatzstoff der Gruppe E 501 keine Höchstmengenbeschränkung und keine Empfehlung für einen ADI-Wert. Und natürlich gibts auch Kaliumbackpulver, in Mischung mit Pottasche (also Kaliumkarbonat + Bikarbonat), wenns um schwere Lebkuchen geht,
hier zum Beispiel. Dürfte für die Anwendung als Fungizid aber wenig sinnvoll sein. Man kriegt beliebige Mengen (Verpackung bis 25kg, Kilopreis dann ca. 6,7 EUR) im Chemikalienhandel per Versand. Kein Problem. Frohes backen :-)
Re: Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Verfasst: 23. Jul 2018, 10:31
von silesier
Hobby Gärtner, brauchen keine 25kg.
Im Drogerie Handel 500gr für 1,50E
Als Kaliumkarbonat .
Re: Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Verfasst: 23. Jul 2018, 10:58
von cydorian
Es ist auch erlaubt, 2 - Gramm - Tütchen zu kaufen :-)
Re: Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Verfasst: 23. Jul 2018, 12:06
von Anja25
Leute verwirrt mich doch bitte nicht so :-(
Also ich habe Backpulver und Soda zu Hause.
Wofür ist das jetzt gut?
Habe bisher eine Rebe - die Phönix - sie sieht bisher sehr gesund aus - keinen echten und keinen falschen Mehltau oder andere Krankheiten etc.
Muss ich bei dieser Pflanze etwas jetzt machen - Düngen?
Die Pflanze habe ich jetzt seid knapp 2 Wochen - sie ist crk. 140 Hoch und es hängen Trauben dran.
Danke schön
Re: Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Verfasst: 23. Jul 2018, 13:11
von Simko
Anja25 hat geschrieben: ↑23. Jul 2018, 12:06Die Pflanze habe ich jetzt seid knapp 2 Wochen - sie ist crk. 140 Hoch und es hängen Trauben dran.
Ich bin bzgl. Tafeltrauben selbst Newbie und habe
sehr viele Fehler gemacht.
Im ersten Ertragsjahr bestenfalls ein bis zwei Trauben testweise erhalten, den Rest rechtzeitig entsorgen!
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Re: Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Verfasst: 23. Jul 2018, 13:14
von Aella
Ich muss mal kurz dazwischen plappern. Welche Tafeltrauben eignen sich geschmacklich eurer Meinung nach auch zur saftherstellung?
Ich bin immer noch am grübeln wegen meiner Pergola. Gezwungenermaßen, denn die Pflanzen sind ja erst wieder ab August bestellbar ;D
Klar will ich Trauben zum frischverzehr, aber drei irgendwann voll tragende Rebstöcke, das kann man kaum essen wenn sie womöglich auch noch eine ähnliche Reifezeit haben.
Re: Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Verfasst: 23. Jul 2018, 13:34
von Simko
Korrekt, in der gleichen Problemtik befinde ich mich auch gerade auch. Da hatte ich mich schwer vertan, weshalb Rodung oder Umveredelung ansteht.
Ausgänglich ist Sortenauswahl das A und O, je nach Klimastandort. Bei mir kommen nur ultrafrühe oder sehr frühe Sorten in die engere Auswahl.
Nach meiner bisherigen Analyse sind Kernlose und Geleeartige eher weniger für Saft geeignet.
Re: Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Verfasst: 23. Jul 2018, 14:12
von cydorian
Saft kann man aus allen Tafeltrauben machen, wenn man Übermengen verwerten will. Plant man von vornherein eine Mischnutzung, sind die Freiburger Züchtungen nicht schlecht. Die sind zwar nur frühreifend und nicht superfrüh, aber relativ robust bei guter Pressbarkeit, z.B. Garantos oder Galante oder Calastra. Sollte man auch an Wein denken, also vergären, haben die auch diverse Piwi-Sorten, die dann aber weniger gute Tafeltrauben sind. Solaris zum Beispiel, sehr pilzwiderstandsfähig, ideale Analysewerte. Johanniter ist auch gut, aber etwas weniger robust.
Re: Tafeltrauben (Sorten und Anbauerfahrungen)
Verfasst: 23. Jul 2018, 14:17
von Dietmar
hat geschrieben: ↑1. Jan 1970, 01:00Welche Tafeltrauben eignen sich geschmacklich eurer Meinung nach auch zur saftherstellung?
Der Geschmack ist bekanntlich Geschmackssache und jeder hat einen anderen.
Wenn man Saft herstellen will, gibt es noch ein anderes wichtiges Kriterium:
Wenn ich Tafeltrauben essen will, dann kommt es mir nicht nur auf den Geschmack an, sondern auch auf ein knackiges Fruchtfleisch. Die Sorten mit knackigem Fruchtfleisch lassen sich jedoch schlecht entsaften. Bei diesen Sorten sollte man der Maische ein Antigeliermittel zugeben und die Maische vor dem Auspressen einige Stunden stehen lassen. Wenn man Antigeliermittel zugesetzt hatte, kann man aus dem Saft keinen Gelee mehr herstellen.
Es gibt einige Sorten von Tafeltrauben, welche eher geleeartiges Fruchtfleisch haben. Das sind oft amerikanische Sorten bzw. Sorten mit hohem Anteil an Foxgenen, aber zumindest mir schmecken diese Sorten nicht. Die eignen sich besser zum Entsaften, schmecken aber nach allem Möglichen, nur kaum nach Traubensaft.
Für die Saftherstellung eignen sich vor allem helle Weintrauben (Keltertrauben), denn die sind ja zur Weinherstellung gezüchtet worden. Warum helle Sorten? Helle Sorten haben eher eine ausgewogene Mischung von Süße und Weinsäure, welche den typischen Traubengeschmack verursacht. Weintrauben sind aber eher schlecht zum Essen geeignet, weil:
- viel kleinere Trauben und Beeren
- übermäßig süß
- oft störende Kerne
- kein knackiges Fruchtfleisch
Die wirklich wohlschmeckenden Weintraubensorten haben jedoch keine bzw. schlechte Pilzfestigkeit. In den letzten Jahrzehnten sind jedoch auch wohlschmeckende und zugleich pilzfeste Weintraubensorten gezüchtet worden und hier ist es wieder so, dass die blauen Sorten (mir) bäh schmecken, z.B. Rondo und Regent und außerdem ist deren Pilzfestigkeit nicht so sehr hoch.
Sehr gute helle Sorten sind Muscaris (mit Muskataroma), Solaris und Johanniter und zwar in dieser Reihenfolge. Man sollte aber folgendes beachten:
- Ist die Sorte für den geplanten Standort geeignet? Solaris wächst überall, wo Reben wachsen. Bei den anderen beiden Sorten muss man sich kundig machen.
- Alle 3 Sorten sind Weinreben und alle Weinreben bringen übersüße Früchte hervor, denn aus dem Zucker soll ja der Alkohol entstehen. Will man Traubensaft herstellen, der direkt getrunken werden soll, dann muss man die Trauben etwas eher lesen und nicht in Vollreife. In Voll- oder Überreife ist kaum noch Weinsäure und damit wenig Aroma enthalten.
Zur Saftherstellung:
Gewöhnliche Obst- oder Gemüsesäfte werden oft mit dem Dampfentsafter hergestellt. Das kann man auch mit Weintrauben machen, aber dann müssen die Beeren richtig abgebeert werden und es darf kein !!! Zucker zugesetzt werden. Mit Stielen kommen Bitterstoffe in den Saft.
Profis und engagierte Amateure verwenden nicht den Dampfentsafter, sondern eine Kelterpresse. Die kostet schon einiges und lohnt nicht für wenige Reben. Ausgepresster Saft schmeckt zumindest mir, sehr viel besser als Saft aus dem Dampfentsafter.
Wenn man Saft oder Wein keltern will, dann ist es besser, nur eine Rebsorte anzubauen, denn bei mehreren Rebsorten reift jede zu einer anderen Zeit. Hier braucht man jedoch viele Trauben zur gleichen Zeit, damit die Kelterpresse auch voll wird.