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Re:Ein "ordentlicher" Garten

Verfasst: 12. Dez 2008, 17:27
von daphne
Im Garten liebe ich Überraschungen, und die sind nur möglich, wenn ich ihn nicht "im Griff" habe.
Genau das ist auch meine Meinung :Des gibr doch nichts schöneres als sich von den Pflänzchen überraschen zu lassen! Wobei ich eigentlich den formalen Stil sehr ästhetisch finde, doch in der Praxis fehlt dann doch die Spontanität...

Re:Ein "ordentlicher" Garten

Verfasst: 12. Dez 2008, 17:29
von pearl
Wolfgang Oehme in Dortmund im September 2008:"Ein Garten ist kein Badezimmer."
Und auch kein Schlafzimmer - leider. Dann ginge es - zumindest in manchen Gärten - hoffentlich lustvoller zu. Und nicht immer mit dem Wehklagen des in erster Linie ordnungsliebenden Gärtners, dass im Garten alles immer so viel Arbeit mache, und überall der Dreck (heißt: fallendes Laub und verblühte Blüten).
*rofl*

Re:Ein "ordentlicher" Garten

Verfasst: 12. Dez 2008, 17:31
von Philine
Ich habe aber eher den Eindruck (ohne ihn belegen zu können), dass es einfach schick ist zu behaupten, man sei im Umgang mit der Natur lässig und großzügig und so ganz anders wie im häuslichen oder beruflichen Bereich. Wer lässt sich schon gerne nachsagen, dass er zwangsneurotisch auch im Garten auf Ordnung achtet. Dabei vermitteln alle großen Gärten, die uns immer wieder beispielhaft vor Augen geführt werden, nur eine scheinbare Unordnung und Lässigkeit. Tatsächlich aber sind Form und Farbe, Vergesellschaftungen und Beetearrangement auf das penibelste aufeinander abgestimmt. Also Ordnung in einem extremen, aber verschleierten Maß.Fällt es jetzt vielleicht einigen leichter, sich zur Ordnung zu bekennen?
ja mir, danke Fars, das hast Du jetzt schön gesagt ;Ddarfst jetzt von mir aus auch bei den Topiary-Spielen mitmachen ;) Genau so ist es m.E. auch, auch hinter natürlichster Lässigkeit steckt einfach gezielte Planung. Bestes Beispiel: Chelsea Flower Show Gekonnte "wilde" Gärten, die aussehen, als hätte sich seit zig Jahren keiner mehr darum gekümmert, aber derweil - ausgetrickst! 8)

Re:Ein "ordentlicher" Garten

Verfasst: 12. Dez 2008, 17:34
von pearl
"Arbeit heißt sich selbst hervorbringen."
der Süddeutsche sagt "schaffe" zu arbeiten.

Re:Ein "ordentlicher" Garten

Verfasst: 12. Dez 2008, 17:38
von fars
Das heiligt auch die Arbeit der Hausfrau.

Re:Ein "ordentlicher" Garten

Verfasst: 12. Dez 2008, 17:41
von pearl
fars, was ist heilig? Aber du hast es getroffen. Das bedeutet, dass alle Arbeit gleichwertig ist. - Auch Nasepopeln.

Re:Ein "ordentlicher" Garten

Verfasst: 12. Dez 2008, 17:42
von fars
Wenn mit Ernst und innerer Hingabe betrieben wird...ohne Zweifel!

Re:Ein "ordentlicher" Garten

Verfasst: 12. Dez 2008, 19:58
von Susanne
Ich halte die Vorstellung vom "orgentlichen Garten" für eine Übertragung aus dem Wohnbereich - ein Irrtum, weil übersehen wird, daß ein Garten nichts Statisches ist, sondern ein aktives Zusammenwirken von Lebewesen, deren ständiges Bestreben Wachstum ist.Alles, was in meinem Zuhause mengenmäßig dazu kommt, wird von außen eingetragen. Im Gegensatz dazu vervielfältigt sich der Garten aus sich heraus, die Menge der Pflanzen, welche von außen hinzukommen, ist eher gering. Erst heute habe ich entdeckt, daß sich Exocorda macrantha versät hat, und jetzt, wo sie weiß, wie es geht, wird sie das wohl jedes Jahr machen. Statt einer habe ich nun vier Pflanzen, demnächst vielleicht zwanzig oder hundert. Wachstum so zu kontrollieren, daß es meinen Vorstellung von Ästhetik entspricht, nimmt bei meiner Gartenarbeit die meiste Zeit in Anspruch, und ist von der Qualität der Leistung her überhaupt nicht mit der Herstellung einer "ordentlichen Wohnung" zu vergleichen.

Re:Ein "ordentlicher" Garten

Verfasst: 12. Dez 2008, 21:43
von pearl
nun, Arbeiten in der Wohnung empfinde ich als Schwerarbeit, wogegen Arbeiten im Garten für mich das reine Vergnügen sind. Wobei ich im Garten sicher schwerer arbeite als in der Wohnung...

Re:Ein "ordentlicher" Garten

Verfasst: 12. Dez 2008, 22:45
von Susanne
Ich empfinde Hausarbeit auch als anstrengend, aber nicht unbedingt als intellektuelle Herausforderung. Die Bereiche, in denen man kreativ sein kann, sind begrenzt.Im Garten hingegen fühle ich mich ständig zum Nachdenken herausgefordert und dazu, mich mit Gestaltungsvarianten zu beschäftigen. Es gibt kaum einfache repetitive Tätigkeiten - selbst beim Jäten denke ich über die Struktur des Beetes nach und über die Kombination der Pflanzen darin, oder die Pflanzen selbst.

Re:Ein "ordentlicher" Garten

Verfasst: 13. Dez 2008, 06:34
von fars
Auch Hobby-Gärtner sind nicht unbedingt kreativ. Viele Vorgärten zeigen ein völlig angepasstes Bild, sind dreidimensionale MSG-Entwürfe und beweisen vor allem eins: die gewollte Beherrschung der Natur. Ich hatte derartige Gärten aus einem norddeutschen Dorf vor einem Jahr einmal vorgestellt.Es gibt viele Gartenbesitzer, denen eine eigenwillige Natur unheimlich zu sein scheint. Der Hang zu Kleingehölzen, insbesondere wenn diese bestimmte Formen haben und auch beibehalten, mag Beweis dafür sein. Auch die Mode der Kugelwasauchimmerbäume.Das ist die Fortsetzung der Innenräume mit anderen Stilmitteln!Gartenkunst, besser Gartengeschick erfordert einen langjährigen Lernprozess und eine außerordentlich hohe Frustrationsresistenz. Und zumindest meine Elevenzeit ist längst noch nicht vorbei. Diesem Prozess will sich aber nicht jeder unterziehen.Deshalb verurteile ich diese angepassten Illustrierten-Gärten auch nicht. Mein Credo ist: Der Garten ist das letzte Refugium, wo jeder tun und lassen kann was er will (klar, im Rahmen der jeweiligen Gesetze) und wo er ein wenig Schöpfer spielen darf, aber nicht muss.

Re:Ein "ordentlicher" Garten

Verfasst: 13. Dez 2008, 08:44
von Staudo
Mein Credo ist: Der Garten ist das letzte Refugium, wo jeder tun und lassen kann was er will (klar, im Rahmen der jeweiligen Gesetze) und wo er ein wenig Schöpfer spielen darf, aber nicht muss.
In Vorbereitung der Wahlen in den USA kam ein Bericht im Fernsehen über die Farmer im weißen amerikanischen Hinterland.Einer meinte: „Freiheit ist für mich auf meinem Land tun und lassen zu können, was ich will.“ Da ist viel wahres dran.

Re:Ein "ordentlicher" Garten

Verfasst: 13. Dez 2008, 11:53
von Susanne
„Freiheit ist für mich auf meinem Land tun und lassen zu können, was ich will.“
Das sagen auch die Leute, die dann in ihren Gärten rumgiften...

Re:Ein "ordentlicher" Garten

Verfasst: 13. Dez 2008, 12:12
von Violatricolor
Es gibt viele Gartenbesitzer, denen eine eigenwillige Natur unheimlich zu sein scheint.
Wir komisch! Von mir kann ich gerade das Gegenteil behaupten. In den wildwachsenden Wäldern fühle ich mich nicht nur zu Hause, sondern kann mich auch gut und sicher orientieren.Komme ich dagegen in den Norden, wo diese endlosen Wälder geometrisch/diagonal wachsen - da wird mir schwumelig oder schwiemelig, denkt, was Ihr wollt, aber die finde ich in ihrer Regelmässigkeit unheimlich und leicht zum Verlaufen. Fast wie bei Hänsel und Gretel! 8)
nun, Arbeiten in der Wohnung empfinde ich als Schwerarbeit, wogegen Arbeiten im Garten für mich das reine Vergnügen sind. Wobei ich im Garten sicher schwerer arbeite als in der Wohnung...
Diese Erfahrung habe ich auch gemacht, und zwar ganz zufällig. Eines Tages mache ich einen kleinen Rundgang, total erschöpft, und natürlich sehe ich Unkraut, das ausgerupft werden muss. Und so, abends, reisse ich nur erst eins aus, aber schon bin ich voll beschäftigt. Je mehr diese Arbeit voranging, desto mehr entspannte ich nicht nur, sondern schöpfte echt neue Energie. Und das mit ständig gebücktem Rücken .....! :D
Die Bereiche, in denen man kreativ sein kann, sind begrenzt.
Wenn ich mir als Vorbild unsere bekannten Künstler nehme, dann denke ich, dass alle Kreation eigentlich nur eine Umwandlung von schon Vorhandenem ist. Da kann's dann doch echt losgehen, vor allem im Garten. :)So, es hat mir Spass gemacht, mit Euch ein wenig zu diskutieren. ;)LGViolatricolor

Re:Ein "ordentlicher" Garten

Verfasst: 13. Dez 2008, 12:17
von kaieric
lgärten sind arrangements und machen arbeit
Vielleicht sollte man sich mal eine andere, etwas ursprünglichere und von der Lohnarbeit losgelöste Definition des Begriffs "Arbeit" in Erinnerung rufen:"Arbeit heißt sich selbst hervorbringen." Wenn ich bejahen kann, dass das in meinem Garten zumindest in Teilbereichen zutrifft, bin ich zufrieden.

eben - 'arbeit' wird immer gern pejorativ konnotiert leider :-\ich dachte auch, den erschöpfenden und kreativen, nicht den quälerischen aspekt herauszuschälen bei diesem begriff...