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Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 13:42
von frida
Mit Begriffen ist das immer so eine Sache - letztlich bestimmen wir alle, indem wir einen Begriff gebrauchen, auch seine Bedeutung.Na klar ist schon immer in der Stadt gegärtnert worden auf vielfältige Weise (das ist übrigens auch Thema meines Buches), nur gibt es schon eine erkennbare neue Bewegung. Dort, wo diese entstanden ist, in Großstädten wie New York, gab es viel weniger historische Vorbilder wie bei uns und auch keine Kleingartenbewegung. Insofern beschreibt "Urban Gardening" dort schon etwas, was weitgehend neu ist.Ich verwende den Begriff "Urban Gardening" ganz bewusst für alle Formen, also auch für den Kleingarten, den Kübel vorm Haus, die FAssadenbegrünung ebenso wie für Projekte ala Prinzessinnengarten - gerade um deutlich zu machen, wie vielfältig Stadtgärtnern sein kann und dass es sich keineswegs um einen Hype handelt, sondern um etwas, das hierzulande eine lange Geschichte hat und nun noch weitere neue Gesichter erhält.Die Medien haben in ihrer Berichterstattung natürlich vor allem auf alles abgehoben, was neu ist - das wollen die Leute lesen. Von daher ist m.E. dieser Eindruck eines "Labels" entstanden.
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 13:55
von zwerggarten
Ich verstehe nicht so ganz, was die Leute, die Spaß an ihren grünen Experimenten haben, bei Dir auslösen. Ich habe die dort aktiven Menschen als fröhlich und aufgeschlossen erlebt, mit viel Lust, gemeinsam draußen neue Erfahrungen zu machen (was ist daran schlimm? und vor allem, warum muss man das abwerten?) ...
mich nervt die große pose, die dummfrechheit der immer wieder medienwirksam verkündeten behauptung, das rad erfunden zu haben und damit die gesellschaft zu verändern, die schon zwangsläufige abfallästhetik (im namen nachhaltigkeit, haha: in den prinzessinnengärten z.b. erdbeeren in einem übermannshohen geflecht aus neuen(!) abflussrohren, statt pflanzenbedürfnissen zugeneigt und effizient zu pflegen einfach wie seit jahrhunderten in einem beet) und die pseudo-mobilität zur betonten abgrenzung von den tradierten, sinnvollen gartenformen. mich nervt, dass abenteuerspielplätze als heilsbringer verkauft und klammheimlich zu geschäftsmodellen umgewandelt werden. mich nervt die sture, gartendesinteressierte borniertheit dieser sog. weltverbesserer:
roofTUBgarden. wichtig ist das besondere projekt, die spannende projektidee, das besoffen fühlen können vom anders sein als andere, nicht das gärtnern. bloß nicht ebenerdig gemüse kultivieren, igitt nein, es muss einfach auf dem dach sein.

Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 14:12
von mifasola
Manche Sachen sind wahrscheinlich eher Pragmatismus als Pose oder Abgrenzung: Warum nicht das Dach nutzen, wenn es nunmal da (und stabil genug) ist? Warum nicht alles in mobile Gefäße pflanzen, wenn einem die Fläche nunmal nicht gehört und der Boden extrem verdichtet, unter Umständen sogar belastet ist?Dass manche Leute sich toller fühlen müssen als andere - geschenkt, das gibt es überall (und nervt überall).
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 14:24
von celli
Manche Sachen sind wahrscheinlich eher Pragmatismus als Pose oder Abgrenzung: Warum nicht das Dach nutzen, wenn es nunmal da (und stabil genug) ist? Warum nicht alles in mobile Gefäße pflanzen, wenn einem die Fläche nunmal nicht gehört und der Boden extrem verdichtet, unter Umständen sogar belastet ist?Dass manche Leute sich toller fühlen müssen als andere - geschenkt, das gibt es überall (und nervt überall).

Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 14:28
von Gartenplaner
Wie ja anhand fridas Ausführungen und dem wiki-Artikel zu sehen, gab es solche "Projekte" schon lange bzw. immer wieder.Und wahrscheinlich waren die ersten moderneren "Rumwurschtler" auf öffentlichem Grund wohl eher bedacht, nicht aufzufallen, aufgrund der "Illegalität" dessen, was sie da machten.Dann suchten irgendwann (Garten)Medien nach neuen Themen und schwupps - fanden etwas eigentlich schon altes, aber in ungewohnten Erscheinungsformen!Das musste groß rausgebracht werden, also interessant und neu dargestellt werden.Und prompt war nach einigen Artikeln und Büchern ein "Hype" um das Thema da.Und klar, daß auf dieses Pferd jetzt neuere Projekte versuchen, auf Biegen und Brechen mit aufzusatteln, ist nervig, aber menschlich.Man mag solche Nutzungsaneignungen von "verlorenem" öffentlichen Grund nicht sehr dekorativ finden - geht mir auch so - aber lieber noch eine irgendwie sinnvolle und manchmal sogar ästhetische Nutzung als wirklich reinen Müllkippen- oder Hundeklo-Charme
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 14:37
von enigma
lieber noch eine irgendwie sinnvolle und manchmal sogar ästhetische Nutzung als wirklich reinen Müllkippen- oder Hundeklo-Charme
Nicht zu vergessen: der gefürchtete Hausmeisterschnitt.
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 14:54
von Beerenträume
mich nervt die große pose, die dummfrechheit der immer wieder medienwirksam verkündeten behauptung, das rad erfunden zu haben . mich nervt die sture, gartendesinteressierte borniertheit dieser sog. weltverbesserer:
roofTUBgarden.
Der Bericht macht Deine etwas aggressive Genervtheit verständlich.Riesige Weinfässer auf ein Dach zu hieven, damit irgendwelche Pflanzen dann auf einem Dach noch eine Nummer zugiger stehen können, damit wird man in schwarztulpes Sinne den Hunger in der Welt wohl kaum bekämpfen. Ich möchte einmal wissen, wie viele akademische "Arbeitsstunden" und wie viel Liter Diesel oder Super plus erforderlich sind, um so ein Kilo Obst oder Gemüse zu produzieren. Diese Weinfässer sind ja auch nicht ganz billig, Fördermittel machen's wohl möglich. Und diejenigen, die für das Leben der Studenten unter dem Dach verantwortlich sind, sind natürlich mit ihrem Hinweis auf die Statik wieder nur die blöden Deppen und Spaßbremsen.Ein solches Projekt hat ersichtlich mit der Frage, welche städtischen ungenutzte Bereiche sind in der Lage, pflanzliche Bedürfnisse zu erfüllen, nichts zu tun. Das Grünzeug ist hier nur Beiwerk. Wer einen Goldfisch im Glas hält, behauptet ja im Regelfall wenigstens nicht, den Artenschutz neu erfunden zu haben.Das ist aber wahrscheinlich nur ein, vielleicht nicht ganz so seltenes Extrem, ich glaube aber, dass es viele Ansätze gibt, bei denen die Pflanze oder das Gärtnerische etwas mehr im Mittelpunkt als die reine Selbstinszenierung steht.
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 15:06
von frida
bloß nicht ebenerdig gemüse kultivieren, igitt nein, es muss einfach auf dem dach sein.

Das finde ich auch doof.Man sollte aber nicht alle, die Lust haben unter dem Label "Urban Gardening" aktiv zu werden, in diesen Sack stecken. Wie überall gibt es solche und solche.Und grundsätzlich ist mir schon sympathisch, die derzeitigen Methoden der global agierenden Lebensmittelindustrie in Frage zu stellen und auch die damit einhergehenden riesigen Monokulturen, Sortenverarmung etc... sich einfach damit zu befassen. Ich glaube, wer mal eine Zeitlang seine Radieschen selbst ausgesät hat, wird auch kritischer gegenüber dem, was einem im Supermarkt teilweise als "Lebensmittel" verkauft wird. Ich glaube, das ist wieder ein Gedanke, Zwerggarten, den Du sicher mitgehen kannst, oder?
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 16:51
von zwerggarten
na klar!

aber ein wenig dialektik schadet nie.

Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 17:29
von Ayamo
..., damit irgendwelche Pflanzen dann auf einem Dach noch eine Nummer zugiger stehen können, damit wird man ... den Hunger in der Welt wohl kaum bekämpfen...
Am Rande eines Gespräches mit einem Professor des Institutes für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung der TU Berlin hatten wir das Thema "Urban Gardening" mal. Er sagte sinngemäß "Mit Quatsch befassen wir uns nicht!"

Es sind ja auch die LandschaftsARCHITEKTEN oder Soziologen, die da mittun, möglicherweise mit mehr Affinität zum Zeitgeist

Jedenfalls unterstreicht die Aussage die Funktion, die den neuen Formen des Urban Gardening von Fachleuten zugemessen wird. Ich würde mich Fridas Einschätzung anschließen, dass es eine gute Freizeitbeschäftigung ist, schließlich besser als sich mit einem Motorrad den Abhang hinunterzustürzen, oder als "Schulgarten der Nation", um ein Radieschen auch wertschätzen zu können und im Supermarkt kritischer einzukaufen, aber ein nennenswerter Beitrag zur (möglicherweise auch noch umweltgerechten) Nahrungsproduktion ist nicht zu erwarten.
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 17:36
von maigrün
das hier bekam ich gerade zugeschickt:
'world food clock' . lohnt sich anzuschauen.
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 18:33
von mifasola
Am Rande eines Gespräches mit einem Professor des Institutes für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung der TU Berlin hatten wir das Thema "Urban Gardening" mal. Er sagte sinngemäß "Mit Quatsch befassen wir uns nicht!"
An der HU gibt es eine Art Urban-Gardening-Professur seit 2003, im Bereich Nutzpflanzen/Tierwissenschaften. Heißt
dort inzwischen Urbane Pflanzenökophysiologie. Wahrscheinlich mal zur Abgrenzung vom Schlagwort UG umgetauft.
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 18:56
von Ayamo
Passt doch, genau das ist doch die wissenschaftliche Methode: These, Versuch, Ergebnis.2003 HU...2013 TU...Inzwischen heißt das Departement also auch anders, vielleicht nicht ohne Grund. Frag doch mal nach in Bezug auf die Prinzessinnengärten...
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 20:17
von Staudo
Auch dieser Kelch wird eines Tages leer sein. Dann zieht die Lifestylekarawane weiter.
Re:Urbaner Gartenbau - Urban Gardening - Victory Garden
Verfasst: 1. Apr 2014, 23:14
von thomas
Dann zieht die Lifestylekarawane weiter.
