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Vergreisung bei Süßkirsche veredelt auf Gisela 5???? (Gelesen 13595 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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Gaensebluemchen
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Vergreisung bei Süßkirsche veredelt auf Gisela 5????

Gaensebluemchen »

Hallo!Ich habe mir eine Büttners rote Knorpelkirsche veredelt auf Gisela 5 gekauft. Im Internet habe ich nun mehrfach gelesen, daß in Deutschland die Unterlage Gisela 5 nicht so häufig verwendet wird, weil die Gefahr der Vergreisung der Baumkrone groß wäre. Das hat mich sehr verunsichert. Habe ich einen Fehlkauf wegen der Unterlage Gisela 5 getätigt? Was bedeutet Vergreisung? Wie kann ich das verhindern?Der Baum ist jetzt 2 Jahre alt, blüht schon, hat einen kräftigen Haupttrieb (ca. 1,60m hoch) und einen starken Nebentrieb. Ansonsten gibt es noch 4 oder 5 dünne Seitentriebe. Der Verkäufer sagte mir, ich solle den Baum nicht schneiden, da er sonst stark wachsen würde und über 3-4m hinauswachsen würde. Ehrlich gesagt, würde mich das gar nicht so sehr stören. So lange er keine 10 m werden, dürfen es gerne auch 5-6m werden. Bei den wenigen Ästen würde ich mich allerdings eh nicht trauen etwas zu schneiden...Ich wünsche mir jedoch, daß dieses Bäumchen langfristig ein richtiges schönes großes dichtverastetes Bäumchen wird ohne Vergreisung. Es kann ruhig etwas größer werden, als die bei Gisela 5 angegebenen 3-3,5m.Wie kann ich das unterstützen? Was kann oder muß ich gegen Vergreisung tun?
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Ralf
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Re:Vergreisung bei Süßkirsche veredelt auf Gisela 5????

Ralf » Antwort #1 am:

Hallo Gänseblümchen,ich habe zwar nur eine Kirsche auf Gisela, habe aber nicht den Eindruck, dass sie - nach 5 Standjahren - vergreist. Sie hatte allerdings mal ein auffallend schwaches Wuchsjahr zwischendurch, und auch im Pflanzjahr war der Wuchs etwas schwach. Momentan ist sie bei etwa 3,50 Meter mit gut 40 cm Jahrestrieb, also noch kein Ende in Sicht.Mein persönlicher Eindruck ist, dass die aufveredelte Sorte zu sehr geringer Verzweigung neigt. Mag am geringen Wurzeldruck liegen. Ich würde beim zweiten Versuch einen regelrechten Aufbauschnitt machen, um etwas dichteren Wuchs zu bekommen. Insgesamt sollte man natürlich noch "einen Hut durchwerfen können".Falls der starke Seitentrieb zu einer erheblichen Asymmetrie oder einer Gabelkrone führt, sollte man da auch etwas tun.Dass ein stärkerer Schnitt zu einer größeren Endgröße bei Gisela führt, habe ich bisher nicht gehört. Wohl aber folgende Warnung: "bei uns auf Löß wird der Baum fast genauso groß wie normal".Warten wir's ab.Schönen GrußRalf
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Gaensebluemchen
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Re:Vergreisung bei Süßkirsche veredelt auf Gisela 5????

Gaensebluemchen » Antwort #2 am:

Vielen Dank für die Antwort. Ich habe mal ein Bild von dem Kirschbaum beigefügt, damit man sich ein besseres Bild machen kann. Kann aus so ein paar Ästen noch ein "prächtiger" Baum werden? Würdet Ihr diesen Baum (bzw. Busch) als einen guten Kauf bezeichnen? Hat jemand bisher schlechte Erfahrung mit auf Gisela 5 veredelten Süßkirschen gemacht?Liebe GrüßeGänseblümchen
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kirschbruno
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Re:Vergreisung bei Süßkirsche veredelt auf Gisela 5????

kirschbruno » Antwort #3 am:

Hallo Gänseblümchen!Dein Bäumchen sieht gut aus. aber du solltest es jetst in Form bringen.Bei keinwügsichen Unterlagen sollte man einen Spindelmaum erziehen.nach Vogler,das heist:Die Äste sollten sich spindelförmig von der zentralen Mitte abgehen. nicht als Quirl wie beim Tannenbaum.Deshalb schneide den Seitenast zurück bis da wo die Blätter eine kahle Stelle zeigen.Den Rest vom Ast stelle waagerecht (leeres Kartoffelnetzmit Steine füllen und anhängen)Vom Haupttrieb entfernst du von der Spitze her 6 abgehende Triebe,An der Spitze muß der Mitteltrieb (Einer)stehenbleiben nach unten hinkannst du dann noch ein paar Augen entfernen.Wunden mit Baumwachs verschließen.Eine handvoll Blaukorndünger ist immer gut.Wichtig ist: in Trockenperioden gießen nicht vergessen.Viel Erfolg KirschbrunoVersuch es mal mit Regina auf GiSela 5
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robinie
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Re:Vergreisung bei Süßkirsche veredelt auf Gisela 5????

robinie » Antwort #4 am:

Hallo Gänseblümchen,auch wir haben sehr gute Erfahrungen mit einer Knorpelkirsche auf Gisela. Wir haben sie nun ca. 8 oder 9 Jahre und der Baum dürfte mittlerweile gut 4 m hoch sein. Geschnitten wurde er nie und ich bin, auch mit Wuchsform und Ertrag, äußerst zufrieden, vG robinie
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Ralf
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Re:Vergreisung bei Süßkirsche veredelt auf Gisela 5????

Ralf » Antwort #5 am:

Hallo Gänseblümchen,den starken Seitentrieb musst du einkürzen, weil sich sonst eine Gabelkrone entwickelt. Gabelkronen brechen leicht auseinander.Wenn du jetzt nicht mehr schneiden möchtest, kannst ihn auch waagerecht stellen, s. Kirschbruno, oder im Sommer mehrmals den Austrieb entfernen.Den Mitteltrieb kannst du bei Bedarf in Höhe der gewünschten Verzweigung kürzen. Ungeschnitten wird er jetzt einen Astquirl bilden. Das ist nicht so schön, aber kein Drama. Andererseits ist es jetzt eigentlich für dieses Jahr schon zu spät für einen Schnitt.Die schwachen Seitenäste sollten so bleiben.Schönen GrußRalf
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Gaensebluemchen
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Re:Vergreisung bei Süßkirsche veredelt auf Gisela 5????

Gaensebluemchen » Antwort #6 am:

Vielen Dank für Eure Antworten!Der Baum ist gerade erst gepflanzt. Würde er einen Schnitt des Seitentriebs zu dieser Zeit gut verkraften? Was bedeutet die Bildung eines Astquirls? Was ist ein Astquirl?
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kirschbruno
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Re:Vergreisung bei Süßkirsche veredelt auf Gisela 5????

kirschbruno » Antwort #7 am:

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kupu malam
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Re:Vergreisung bei Süßkirsche veredelt auf Gisela 5????

kupu malam » Antwort #8 am:

Hallo Gänsebblümchen,Gisela neigt, wie alle schwach wachsenden Unterlagen, sehr stark zum vergreisen, allerdings nicht als Baby, sondern, je nach Schnitt, nach 10 bis 15 Standjahren.Wenn man bei einem solchen Baum die unteren Äste wegschneidet, wie es immer wieder zu sehen ist (warum weiß ich auch nicht, vielleicht weil man da mit der Schere am leichtesten hinkommt, oder die Äste sind beim rasenmähen im Weg)geht der Baum in die Höhe, ansonsten ist der Schnitt genau dazu da, daß der Baum eben nicht in die Höhe, sondern in die Breite geht.Erfahrungsgemäß sind nämlich die Kirschen in der Höhe für die Vögel, und auch sonstige Arbeiten am Baum sind umso zeitaufwendiger, je höher ein Baum ist.Grüßekupumalam
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Gaensebluemchen
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Re:Vergreisung bei Süßkirsche veredelt auf Gisela 5????

Gaensebluemchen » Antwort #9 am:

Nochmals Danke für die Antworten. Was aber bedeutet Vergreisung nun genau? Heißt das, daß der Baum in der Krone kaum noch verastet und sehr licht wird? Und habe ich das jetzt richtig verstanden, daß man dies mit dem richtigen Schnitt verhindern kann? Ziel ist es durch den Schnitt, den Baum in die Breite wachsen zu bekommen? Zitat: "Wenn man bei einem solchen Baum die unteren Äste wegschneidet, ..... geht der Baum in die Höhe, ansonsten ist der Schnitt genau dazu da, daß der Baum eben nicht in die Höhe, sondern in die Breite geht."Heißt das, der Baum wächst höher, wenn ich die unteren Äste wegschneide? Wird er dann höher als 4m? Wenn ich die unteren Äste belasse und den Seitentrieb kürze, geht der Baum in die Breite und wird nicht so hoch?Und wenn ich gar nicht schneide, besteht die Gefahr der Vergreisung?Und meine zweite Frage ist, wann (zu welchem Zeitpunkt) sollte ich diesen starken Seitentrieb schneiden (wozu mir alle geraten haben), damit der Baum den Schnitt gut verkraftet. Ich habe vom Gummifluss gelesen...Danke noch mal.
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kupu malam
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Re:Vergreisung bei Süßkirsche veredelt auf Gisela 5????

kupu malam » Antwort #10 am:

Was aber bedeutet Vergreisung nun genau? Heißt das, daß der Baum in der Krone kaum noch verastet und sehr licht wird?
Der Baum treibt nicht mehr richtig, die Internodien werden immer kürzer, das Blattwerk wird schütter. Die Regenerationsfähigkeit nimmt ab. Er wird eben alt, wie wir auch.
Und habe ich das jetzt richtig verstanden, daß man dies mit dem richtigen Schnitt verhindern kann?
Nein, natürlich nicht, nur hinausschieben. Wir können unsere Beweglichkeit auch durch Yoga länger aufrechterhalten, aber ein 100jähriger ist eben keine 15 mehr. Ein Baum auf einer schwachwüchsigen Unterlage wird auch bei optimalem Schnitt mit 20 keine großen Mengen an schönen Früchten mehr liefern.
"Wenn man bei einem solchen Baum die unteren Äste wegschneidet, ..... geht der Baum in die Höhe, ansonsten ist der Schnitt genau dazu da, daß der Baum eben nicht in die Höhe, sondern in die Breite geht."Heißt das, der Baum wächst höher, wenn ich die unteren Äste wegschneide? Wird er dann höher als 4m?
Wenn ein Kind auf die Welt kommt, dann wird es unter normalen Umständen, entsprechend seinen Genen, sagen wir mal 1,75. Durch Ernährung und Umweltbedingungen kann ich vielleicht auch 1,80 erreichen, durch Mangelernährung (Unterlage) auch deutlich weniger.So ist es auch beim Baum, nur, wenn ich bei dem die Arme wegschneide, so bildet er eben weiter oben Neue aus. Bei einem Baum ist also nicht die Höhe genetisch so relativ exakt vorgegeben wie bei uns, sondern eher seine Masse. Wenn man regelmäßig die Seitentriebe wegschneidet, so geht seine Kraft ungehindert in die Höhe. Er wird also dann eine Palme. Ist in verschiedenen Versionen leider oft genug zu bewundern, zum Schaden von Baum und Besitzer (sofern letzterer nicht auf so etwas steht und Früchte sowieso lieber im Supermarkt kauft bzw. nur an der Gewinnung von möglichst astfreiem Holz interessiert ist).
Wenn ich die unteren Äste belasse und den Seitentrieb kürze, geht der Baum in die Breite und wird nicht so hoch?
Ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht. Entscheidend ist natürlich auch, wie die Äste von einem Baum abgehen. Wenn diese auf der ganzen Breite waagrecht stehen (Spindelbaum), ziehen sie relativ wenig vom Wurzeldruck ab, es bleibt viel für die Mitte übrig. Wenn diese jedoch steil (aber bitte nicht direkt am Stamm steil, denn das sind Schlitzäste) nach oben gehen, ziehen sie viel, sprich sie gehen in die Höhe, und dafür bleibt für das Höhenwachstum des Stammes wenig übrig.
Und wenn ich gar nicht schneide, besteht die Gefahr der Vergreisung?
Wenn jemand kein Yoga betreibt, dann ist er mit 20 auch noch kein Greis, genausowenig wie ein ungeschnittener Baum auf schwachwüchsiger Unterlage mit 5 ein Greis ist.Baumfex hat mir mal erlaubt einen genialen Ausspruch von ihm bei Gelegenheit zu zitieren, die scheint mir hier gekommen:Zitat von: Baumfex am 22. Januar 2006, 21:18:35 Ziel des Obstbaumschnittes ist es eigentlich, qualitativ höherwertigere und gleichmäßigere Erträge mit größeren Früchten zu erhalten und den Baum gesund (bei größeren Bäumen auch statisch stabil und langlebig = sorgsamer vorausschauender Schnitt)zu erhalten. Dem kann ich nichts mehr hinzufügen.Grüßekupumalam
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Ralf
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Re:Vergreisung bei Süßkirsche veredelt auf Gisela 5????

Ralf » Antwort #11 am:

Der Garten ruft, also kurz:@Gänseblümchen: Astquirl heißt, dass ein Haufen Äste alle auf der gleichen Höhe am Stamm abzweigen, wie bei einer Fichte. Ist nicht so gut für Stabilität der Äste und ihre Entwicklung. Den Schnitt des Seitenzweigs sollte er vertragen, falls er dadurch Gummifluss bekommen sollte, an der Schnittstelle. In der Wachstumsphase kannst du direkt 2-3 mm oberhalb eines Austriebs schneiden, dann verheilt es schneller. Oder eben jegliche Verlängerung unterdrücken oder waagrecht stellen.Tschüss Ralf
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Gaensebluemchen
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Re:Vergreisung bei Süßkirsche veredelt auf Gisela 5????

Gaensebluemchen » Antwort #12 am:

Ich werde den einen Ast auf jeden Fall kürzen. Jedoch will ich warten, bis meine Büttners genug Zeit hatte in der Erde anzuwachsen, damit sie einen Schnitt gut verkraftet. Seit es meinen Säulenkirschen so schlecht geht, bin ich übervorsichtig geworden. Ich habe zu große Angst, daß meine Büttners einen Schnitt zur jetzigen Zeit nicht gut übersteht. Noch mal vielen Dank für die Hilfe und die Erklärungen!!!
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Gaensebluemchen
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Re:Vergreisung bei Süßkirsche veredelt auf Gisela 5????

Gaensebluemchen » Antwort #13 am:

Jetzt habe ich doch noch mal eine Frage! Ich habe mir nun ein Obstbaumschnittbuch zugelegt. Darin ist immer die Rede davon, daß man eine Baumkrone auf 3 "Hauptästen" (2 Leittriebe und 1 Mitteltrieb) aufbaut. Mein Bäumchen hat aber nur 2 starke Äste. Wenn ich den einen Seitentrieb nun auch noch kürze, hat er eigentlich nur den Mitteltrieb. Kann ich davon ausgehen, daß noch Leittriebe wachsen? Oder sollte das bei einem 2 Jahre alten Obstbäumchen schon passiert sein? Sollte ich an dem Mitteltrieb auch einen Schnitt vornehmen?Das Waagerechtbinden des Seitentriebs ist übrigens nicht mehr möglich, da er schon zu stark verholzt ist! Ich habe den abgehenden Winkel des Seitentriebs mit einem Geodreieck nachgemessen. Er steht in einem 45-50° Winkel ab.Ich habe noch mal ein Bild beigefügt.
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Ralf
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Re:Vergreisung bei Süßkirsche veredelt auf Gisela 5????

Ralf » Antwort #14 am:

Der Autor meint 3 Leitäste + Mittelast. Das ist eine unter vielen möglichen Erziehungsformen. Ein Konkurrenztrieb wie bei dir ist als Leitast ungeeignet und zu entfernen oder zumindest stark unterzuordnen. Das muss auch so im Buch stehen, sonst ist es ungeeignet. Der Baum verzweigt sich auch von alleine, ist ja keine Säulenkirsche. Schöner mit Schnitt, s.o.
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