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Wie lange brauchen Bäume ihren Pfahl?

Verfasst: 4. Apr 2008, 09:20
von Querkopf
Hallo, Arboristen,Jungbäumen gibt man bei der Pflanzung (mindestens) einen Pfahl als Stütze. Wie lange würdet ihr den stehen lassen?Mir geht's bei der Frage konkret um einen Baum und ein Bäumchen.Der Baum: Apfel, Halbstamm (Sämlingsunterlage), als wurzelnackte Pflanze gesetzt im Herbst 2003. Das Bäumchen: Acer palmatum 'Inaba-shidare', zum "Hochstamm" mit Schirmkrone erzogen (Hochstamm in Anführungszeichen, weil's bei solch einem Langsamwachser natürlich nur ein Zwergen-Hochstämmchen ist), als Containerpflanze gesetzt im Frühjahr 2003 oder 2002.Den Apfel-Pfahl würde ich gern entfernen, weil er wg. des Stamm-Dickenwachstums demnächst an den untersten Ästen zu scheuern droht; der Baum hat sich m. E. inzwischen auch so gut verwurzelt, dass er wohl ohne Stütze auskommen könnte. Das Acer-Pfählchen stört mich mittlerweile ästhetisch, das Bäumchen hat einen schön bizarren Wuchs entwickelt, den ich gerne "pur" sähe. Aber hier wie dort geht Stand- bzw. Bruchsicherheit vor...Würdet ihr's riskieren, die Stützen wegzunehmen?Danke für Tipps :) & schöne GrüßeQuerkopf

Re:Wie lange brauchen Bäume ihren Pfahl?

Verfasst: 4. Apr 2008, 10:00
von Susanne
Ich gehe bei der Pfahlfrage nach Gefühl, wobei ich natürlich darauf gucke, wie gut sich der Baum entwickelt hat. Spätestens, wenn der Stamm dicker ist als der Pfahl, ist letzterer überflüssig. Andererseits wird immer wieder gepredigt, daß Buschbäume zeit ihres Lebens eine Stütze benötigen. Nachdem mein Süßkirsch-Buschbaum einen Stammdurchmesser von 30 cm hat, halte ich die These aber für überholt.Wenn ein Pfahl am Baum scheuert, so wie du es beschreibst, dann würde ich den Pfahl wegnehmen, vorausgesetzt, der Stamm/Baum ist bereits stabil genug. Ansonsten einen neuen Pfahl setzen (was meistens blöd ist, weil man im Wurzelballen rumstochern muß) oder die entsprechenden Stelle am Pfahl mit Gummi (alter Fahrradschlauch, aufgeschnitten) umwickeln.Bei dem Acer erlaube ich mir kein Urteil, dazu müßte man sehen, wie das Verhältnis von Stamm zu Krone ist. Ich kenne Acer palmatum hauptsächlich als Großsträucher, was grundsätzlich gegen eine Schirmkrone auf "Hochstamm" spricht. Wenn die Krone dann in vollbelaubtem Zustand zu schwer ist, knickt die Kiste beim leisesten Windhauch ab.

Re:Wie lange brauchen Bäume ihren Pfahl?

Verfasst: 4. Apr 2008, 10:11
von Lehm
Den Apfel-Pfahl würde ich gern entfernen, weil er wg. des Stamm-Dickenwachstums demnächst an den untersten Ästen zu scheuern droht;
wie muss ich mir das jetzt vorstellen?Wenn der Pfahl zu hoch ist, kannst du ihn etwas tiefer einschlagen oder kürzen. Wenn er am Stamm reibt, kannst du ein Kokosseil so verknoten, dass der Knoten zwischen Pfahl und Stamm liegt.Faktoren für die Entfernung des Pfahls sind auch der Boden (sandig braucht länger Pfahl) und die Heftigkeit von allfälligen Stürmen. Bei meinem Kirsch-Hochstamm habe ich den Pfahl nach fünf Jahren entfernt, aber der steht in eher lehmigem Boden und heftige Stürme gibts bei uns praktisch nie.

Re:Wie lange brauchen Bäume ihren Pfahl?

Verfasst: 4. Apr 2008, 15:36
von Querkopf
Hallo, Susanne,hallo, Lehm,danke schon mal für die Antworten :)!@Lehm: Ja, der Pfahl ist zu hoch (ich musste den Baum bei fürchterlichem Sauwetter setzen, deshalb blieb der Pfahl damals ungesägt...). Kürzen ist zu riskant, noch tiefer einschlagen geht nicht, unter anderem, weil unten noch intaktes Drahlgeflecht (Anti-Wühlmaus-Drahtkorb) im Weg ist. Gebunden hatte ich von Anfang an mit Trick 17, dadurch war die Überlänge des Pfahls bisher kein Problem - inzwischen ist der Baum aber quasi näher dran gewachsen ;). Hm, der Boden ist nicht nur lehmig, sondern sogar lehmig-tonig. Stürme gibt's hier schon ab und zu, aber der letzte wirklich heftige war "Lothar" anno 1999... @Susanne: Pfahl umwickeln hatte ich schon überlegt. Kritisch ist dummerweise grad das obere Pfahl-Ende, da hält Polsterung nicht. Spricht also einiges dafür, den Apfel-Pfahl zu entfernen. Beim Acer-Pfählchen (=dicker Bambusstab) stelle ich die gleiche Abwägung an wie du: Wie ist das Verhältnis Stamm/ Krone? Laublast wird bei diesem Ahörnchen wohl nicht das Thema sein, nicht mal bei Dauerregen: 'Inaba-Shidare' hat sehr fein geschlitzte Blätter, die tropfen flott ab :). Ist eher die Windangriffsfläche, die mich grübeln lässt. Andererseits ist das Bäumchen klein, und es steht windgeschützt... Ich muss wohl mal ein Foto machen, damit die Situation deutlicher wird. Merci & schöne GrüßeQuerkopf

Re:Wie lange brauchen Bäume ihren Pfahl?

Verfasst: 4. Apr 2008, 16:33
von fars
Ich pfähle meist schräg, also diagonal zum Stamm. Dann habe ich nicht das Problem des Scheuerns.Auch ich hatte einen Hochstamm-Acer ("Villa Taranto") angebunden, aber nach 2 Standjahren die Stütze (auch schräg) wieder entfernt. Ebenfalls eher aus ästhetischen Gründen. Nun sind die Kronen dieser zierlichen Ahorne nicht so schwer und haben wegen der dünnen Zweige auch keine hohen Windlasten zu tragen. Problematischer erschien mir Schneebruch. Aber das hatten wir in diesem Winter zum Glück nicht.

Re:Wie lange brauchen Bäume ihren Pfahl?

Verfasst: 6. Apr 2008, 13:31
von Querkopf
Hallo, Fars,schräg pfählen, wie machst du das? Ich habe sowas bisher nur im Profibereich gesehen, wo windgefährdete Bäume manchmal schräg abgestützt werden, mit Stammpolster, Zwinge und allem Pipapo. Das meinst du sicher nicht. Aber was dann?So, Baum und Bäumchen haben bei mir jetzt keine Pfähle mehr. Ich habe vorsichtig an beiden gerüttelt, sie scheinen sehr solide verwurzelt. Und ich habe das Zentimetermaß angelegt: Der Apfel hat in einem Meter Höhe einen Stammumfang von 14 cm, der Acer am Kronenansatz (ca. 80 cm hoch) einen Stammumfang von gut 10 cm - das sollte eigentlich auch ohne Stütze reichen. Schnee? Hm, viel davon ist hier sehr, sehr selten. Hier noch ein Blick aufs Acer-Krönchen und auf die Relation von Stamm und Krone:Acer palmatum 'Inaba shidare', hochstämmAcer palmatum 'Inaba shidare', hochstämmDanke euch nochmal & schöne GrüßeQuerkopf

Re:Wie lange brauchen Bäume ihren Pfahl?

Verfasst: 6. Apr 2008, 13:54
von fars
Doch, so mache ich es, Querkopf.Ich schlage einen Pfahl/eine Stange (oder was auch immer dem Querschnitt des anzupfählenden Stammes entspricht) hinter dem Stamm schräg in den Boden, so dass die Stütze den Stamm unmittelbar unter der Krone oder der ersten nennenswerten Verzweigung "schneidet".Ich finde das besser als die Pfählung durch den Wurzelballen, der dadurch verletzt werden kann.

Re:Wie lange brauchen Bäume ihren Pfahl?

Verfasst: 6. Apr 2008, 18:42
von BuckarooBanzai
Also eigentlich stellt man den Baumpfahl in die Baumgrube bevor sie verfüllt wird.Dann steht der Pfahl neben dem Ballen.Als Faustregel sagt man 2 Winter bleibt der Pfahl dran. Obwohl ich bei kleinkronigen Bäumen schon auf nen Pfahl verzichte.Und bei grossen Bäumen lieber ne Ballenverankerung mache.Nen Schrägpfahl nimmt man eigentlich nur bei Mehrtriebigen. Der Pfahl wird dicht an einen Haupttrieb eingeschlagen. Die Technik für die Rcihtige Bindung kann man aber nicht schriftlich erklären sondern muss man zeigen :-\

Re:Wie lange brauchen Bäume ihren Pfahl?

Verfasst: 6. Apr 2008, 18:49
von fars
Tja, und da der Ballen eines etwas älteren Gehölzes einen Durchmesser von 30 und mehr Zentimetern hat, stünde der Pfahl in mehr als 15 cm vom Stamm entfernt. Da erscheint mir die schräge Pfählung (wenn es sich nicht gerade um ein sehr schweres Gehölz handelt) von der Logik her sinnvoller.

Re:Wie lange brauchen Bäume ihren Pfahl?

Verfasst: 6. Apr 2008, 19:16
von BuckarooBanzai
Ja ne gerade nicht. Einen abstand von 30 cm Pfahl vom stamm ist mehr als normal. Du musst halt die Bindung ordentlich machen.Ich werde in den nächsten Wochen 100 Bäume in der grösse 40-45 Stammumfang pflanzen. Die Ballen haben nen Durchmesser von knapp 1.5mWerde mal ein paar Fotos machen wie die verankert werden. Ihr werdet Augen machen. ;)

Re:Wie lange brauchen Bäume ihren Pfahl?

Verfasst: 6. Apr 2008, 19:33
von Paulownia
BuckarooBanzai . Die Technik für die Rcihtige Bindung kann man aber nicht schriftlich erklären sondern muss man zeigen :-\[quote hat geschrieben:
Gut, dann versuche ich es mal:Ich nehme das bewährte Kokosseil, das schneidet nicht ein. Winde es waagerecht um Baum und Pfahl. Mehrmals ringsum immer auf gleiche Höhe.Dann gehr ich mit dem Seil dicht an den Stamm und schlinge das Seil Lage um Lage immer um meine vorhandene Schlaufe aus Kokosseil. Am Baumstamm angekommen, verknote ich es. Fertig ;).Fertig sieht es aus wie eine Wurst, und in den Beiden Schlaufen steckt einmal der Stamm und einmal der Pfahl.Puh, war doch nicht so einfach ;)

Re:Wie lange brauchen Bäume ihren Pfahl?

Verfasst: 6. Apr 2008, 19:35
von Thüringer
Obstbäume auf schwachwachsender Unterlage z.B. brauchen lebenslang einen Pfahl.Wenn ich die Angaben hier mit einem Umfang von 10 cm -15 cm wörtlich nehme, dann wäre das ein Stammdurchmesser von etwa 3 cm - 5 cm. Bei dieser mickrigen Dicke wäre der Pfahl das Letzte, was ich entfernen würde, egal wie lang das Bäumchen schon steht. Je höher das Bäumchen mit dünnem Stamm, umso wichtiger der Pfahl!Diese Problematik hatte ich z.B. bei hochstämmigen Johannisbeeren mal unterschätzt - nie wieder. Denkt an die Windlast selbst bei einem kleinen Bäumchen im Vergleich zu seiner Größe; das ist oftmals eine unterschätzte (weil nicht sofort sichtbare) Ursache für schlechtes Wachstum oder Totalschaden.Ich habe eine 33-jährige Lärche, bei der der Pfahl zu früh entfernt wurde; das "schiefe Ergebnis" bei dem nun riesigen Baum ist noch heute unübersehbar.

Re:Wie lange brauchen Bäume ihren Pfahl?

Verfasst: 6. Apr 2008, 20:25
von Staudo
Bis etwa 10 cm Stammumfang nehme ich einen Pfahl, ab 12 cm einen Dreibock. Wenn der Ballen schön groß ist, habe ich manchmal das Gefühl, der Baum hält die Pfähle. Beerenobststämmchen sind ein Kapitel für sich. Die befestige ich nur noch mit Kabelbindern und diese dann quer durch die Krone, nachdem mir solch ein Bäumchen schon mal oben abgeklappt ist.Die Pfähle (unbehandelt) lasse ich bei Bäumen so lange sie halten. Wenn sie irgendwann weggefault sind, wird kein Ersatz eingeschlagen.

Re:Wie lange brauchen Bäume ihren Pfahl?

Verfasst: 6. Apr 2008, 20:41
von Thüringer
Hallo Klaus-Peter,schön, Dich in diesem Forum zu treffen!Ich finde, die von Dir beschriebene Verfahrensweise ist die praktikabelste und sinnvollste.

Re:Wie lange brauchen Bäume ihren Pfahl?

Verfasst: 6. Apr 2008, 20:43
von max.
kabelbinder sind sowieso klasse. ohne kabelbinder gehe ich praktisch nicht mehr in den garten.