Seite 1 von 4

ökologischer Garten

Verfasst: 28. Jul 2008, 20:27
von Henning
Ich hab hier interessante Diskussionen zum Mulchen gelesen. Dabei tauchte dann immer das Problem Schnecken (vor allem) auf (und Rohstoffnachschub).Jetzt denke ich mir, daß das kräftige Mulchen richtig ist, wenn das Ziel eine üppige Ernte ist.Jetzt bin ich a kein Gemüsegärtner (Mangel an Gelegenheit vor allem) und b interessiert mich Ökologie sehr stark.Ich habe einen "Wildwuchsgarten" (teilweise unter Bäumen) mitten in der Stadt. Nach der Anlage (unter zu hilfe nahme eines Fachmannes) haben mich die fetten Nacktschnecken (vor allem) schier zur Verzweiflung getrieben.Das stärksteErlebnis: ich hatte einen üppigen Topf mit blühenden Glockenblumen (persiciflora) gekauft und abends auf die Terrasse gestellt um ihn am Morgen danach einzupflanzen. Am Morgen aber war der gesamte Strauch (!) ratzekahl abgefressen.Meine Beobachtung: "die Viecher mögen gerne gedüngte (Mineraldünger) Pflanzen" ist mir später von einem Gärtner bestätigt worden.Unser Garten (nur Kompost, im Jahresverlauf Abfälle einfach aufgeschichtet und im Frühjahr genutzt wie es kommt) hat inzwischen ein gewisses Gleichgewicht. Auffällig sind die vielfältigen ("fremdartigen") Insekten, die auftauchen, Schnecken gibt es (aber keine Nacktschnecken!), sie spielen jedoch überhaupt keine Rolle. Eine gewisse Plage sind manchmal die Marienkäferlarven, die nach einem Rundgang durch den Garten aus der Kleidung eingesammelt werden müssen. So weit meine Erfahrung.Eine fremde Erfahrung:Nach dem Krieg hat ein Bauer (Flüchtling) ein Waldstück erworben und im Laufe der Jahre in eine Gärtnerei verwandelt. Die Begriffe Ökologie und Bio waren zu der Zeit noch kein Kampfbegriff für gesunde Ernährung, da hat er sich schon entsprechend verhalten (wie gesagt: Flüchtling - Wiederaufbau -, wirtschaftliche Not) und er war erfolgreich, also auch als wirtschaftlich denkender (denken müssender) Familienvater. Er hat allen "Unkräutern" und allen Kleintieren Platz gelassen, aber auch für Raubvögel hat er Einrichtungen geschaffen (hohe Stange mit Querstange als Lauerplatz).Da die meisten bei uns den Gartenbau wohl eher (noch ?) als Hobby betreiben, meine ich, daß ökologische Gesichtspunkte (viel spannender und sehr beeindruckend - meines Erachtens) eigentlich im Vordergrund stehen müßten.Mich würden gerne von Erfahrungen hören, die über den Einsatz von Tagetes hinausgehen.Gruß Henning

Re:ökologischer Garten

Verfasst: 28. Jul 2008, 20:59
von bioberni
Hallo Henning, ich bin ebenso gespannt wie Du auf die Antwort der Erfahrenen.In meinem Kleingarten versuche ich, sozusagen "an den Schnecken vorbei" etwas Gemüse zu ernten.Da die 300 m2 Gartenfläche bei mir kein eingeschwungenes System werden wollen, freue ich mich schon auf gute Ratschläge.

Re:ökologischer Garten

Verfasst: 28. Jul 2008, 21:20
von max.
@1,
...Meine Beobachtung: "die Viecher mögen gerne gedüngte (Mineraldünger) Pflanzen" ist mir später von einem Gärtner bestätigt worden....
daß schnecken mineralgedüngte pflanzen lieber fressen als biogedüngte, ist mir bisher nicht aufgefallen. ich halte das für eher unwahrscheinlich. schnecken mögen aber gerne kulturpflanzen, denen der genetisch eingebaute schneckenschutz ihrer wilden vorfahren weggezüchtet wurde.

Re:ökologischer Garten

Verfasst: 28. Jul 2008, 21:31
von frida
Ich denke schon, dass gesunde Pflanzen weniger anfällig für Schneckenfraß und Krankheiten sind. Wenn aber der Befallsdruck sehr hoch ist, fressen Schnecken alles, sogar Kartoffeln und Tomaten.Und bestimmte Dinge sind eben Lieblingsspeisen, z.B. junge Bohnenpflanzen, bestimmte Salate, junge Kürbisse etc.Ich habe in den sauren Apfel gebissen und ein großes Stück meines Gemüsegartens mit einem Schneckenzaun umhegt. Der Erfolg gibt mir recht, es sind immer noch Schnecken drin (übriggebliebene und deren Nachkommen), aber der Befallsdruck ist erheblich geringer. Da ich mir ab und an auch mal ausrechne, was ich mit dem selbst angebauten Gemüse gegenüber dem Einkauf im Bioladen spare, finde ich die Investition in den Schneckenzaun auch akzeptabel, der rentiert sich schon im ersten Jahr. Er wird anteilig umso grünstiger, desto größer die umzäunte Fläche ist.

Re:ökologischer Garten

Verfasst: 28. Jul 2008, 21:32
von Paulownia
Was nützt Dir die ganze Ökologie, wenn Igel, Vogel, Ringelnatter usw. die eingewanderte Spanische Nacktschnecke nicht mögen, weil sie so tierisch schleimt.

Re:ökologischer Garten

Verfasst: 28. Jul 2008, 21:35
von ansa
Mineralischen Dünger gibts bei mir nur für den Rasen. Blumen- und Gemüsebeete bekommen Kompost und Mulchschichten aus Laub oder Rasenschnitt. Es wächst auch alles prächtig. Aber Schnecken habe ich in rauhen Mengen! Hostas und Rittersporn, die seit acht Jahren kein Blaukorn mehr gesehen haben, werden über Nacht abgefressen. Die Schnecken haben bei mir im Wildwuchs unter den Sträuchern jede Menge kühle und feuchte Rückzugsmöglichkeiten.Mein größtes Problem sind aber im Moment die Mäuse, die im Totholzhaufen wohnen. Die ernten Erdbeeren und nagen an den Zucchini.In einem begrenzten Bereich ein ökologisches Gleichgewicht mit Nahrungskette aufzubauen halte ich für unmöglich. Nachbars Katzen fangen meine Mäuse jedenfalls nicht. Also werde ich zum natürlichen Feind und greife selber ein oder ich suche mir Pflanzen, die die Schnecken und Mäuse nicht mögen.

Re:ökologischer Garten

Verfasst: 28. Jul 2008, 21:51
von Mari1234
Was nützt Dir die ganze Ökologie, wenn Igel, Vogel, Ringelnatter usw. die eingewanderte Spanische Nacktschnecke nicht mögen, weil sie so tierisch schleimt.
Eben. Der größe Feind meiner Nacktschnecken bin immer noch ich! ;D ;D Und zwar mit einer richtig großen Schere. (Sind hier im Forum eigentlich auch Schneckenschützer unterwegs? Ich habe mal eine ganz nette Freundschaft ruiniert, weil mich der Betreffende mit einer Schere in meinem Garten angetroffen hat und mich von da ab nur noch als Tierquälerin bezeichnet hat. Hört sich zwar jetzt schräg an, war aber gar nicht so lustig.)Und was heißt schon ökologischer Garten .... Ich wohne hier am Rand eines kleinen niederbayrischen Dorfes. Und kriege also intensiv mit, wie Landwirtschaft (besonders Ackerbau) so funktioniert. Ohne Schneckenkorn würde inzwischen bei uns kein Raps mehr wachsen.Mari

Re:ökologischer Garten

Verfasst: 28. Jul 2008, 21:59
von phloxfox
Ich weiß nicht, ob Schnecken so umweltbewusst sind, dass sie Öko-Gärten meiden...Nach meinen Erfahrungen liegt es eher am Boden und der allgemeinen Feuchtigkeit.Meine Schwester gärtnert auf bayerischem Lehmboden nur mit Naturdünger und hat massenweise Schneckerl in allen Varianten. Bei mir: trockener Flusssandboden= keine Schnecken, egal ob Kompost, Rinderdung oder - zugegebenermaßen selten - mineralische Dünger.

Re:ökologischer Garten

Verfasst: 28. Jul 2008, 21:59
von fars
Warum soll eine gesunde Pflanze weniger attraktiv für eine Nacktschnecke sein?

Re:ökologischer Garten

Verfasst: 28. Jul 2008, 22:03
von pearl
den
genetisch eingebaute schneckenschutz
finde ich als Statement noch mehr strange, als das Postulat vom organischen statt mineralischen Dünger.Phosphatdünger macht aus allen Pflanzen große und dünnhäutige Wesen. In meinem jetzigen Hausgarten habe ich gerade erst erfahren, was der Grund für die Pflanzenmonster entlang des Zauns an der Grundstückgrenze ist und warum alle dort hingesetzten Pflanzen geradezu explodieren, aber selbst die Leberblümchen in den Töpfen im Schatten davor von Schnecken befallen werden. Die Dame, die vorher hier wohnte hatte Hunde aber keine Lust sie Gassi zu führen. So haben sie die Grundstücksgrenze gedüngt. Ein paar Jahre lang. So sah es auch aus. Als wir einzogen war alles voller Brombeeren und Brennesseln. Fazit: es ist völlig egal, aus welcher Quelle das Angebot an Stickstoff und Phosphat kommt. Die Pflanzen wachsen wie irre und haben eine schwache Substanz. Das ist für Schnecken eine zarte Leckerei.Wildarten reagieren genauso darauf wie Kulturpflanzen. Beides wird gefressen. Was ich in der Lage tue ist,
  • auf schneckenempfindliches verzichten
  • nicht mehr düngen
  • Pflanzen setzen, die hohen Nährstoffbedarf haben wie Clematis und anderes
  • Schneckenkorn streuen und zwar immer wieder
  • ständig jäten und die Gehölze jeden Winter zurückschneiden um möglichst viel Pflanzenmasse zu entfernen
  • Geduld haben

Re:ökologischer Garten

Verfasst: 28. Jul 2008, 22:07
von fars
Es wird immer kauziger.

Re:ökologischer Garten

Verfasst: 28. Jul 2008, 22:32
von Manfred
Edit. Sorry verlesen.

Re:ökologischer Garten

Verfasst: 28. Jul 2008, 22:57
von aurora
Ich hab hier interessante Diskussionen zum Mulchen gelesen. Dabei tauchte dann immer das Problem Schnecken (vor allem) auf (und Rohstoffnachschub).Jetzt denke ich mir, daß das kräftige Mulchen richtig ist, wenn das Ziel eine üppige Ernte ist.
mulchen, da kann die erde ja gar keine kosmischen kräfte mehr aufnehmen!nackte erde, hacken an mondtagen und bio dyn präparate....gemulcht wird nicht. :Dtrotzdem dicke ernte und trotzdem viel zu viele schnecken.

Re:ökologischer Garten

Verfasst: 28. Jul 2008, 22:59
von Henning
Wenn aber der Befallsdruck sehr hoch ist, fressen Schnecken alles, sogar Kartoffeln und Tomaten.
Natürlich, Schnecken beseitige ich nicht durch "unappetitliche" Pflanzen, es kann aber vielleicht helfen, den Aufenthalt etwas unangenehmer zu gestalten. Mineraldünger könnte also solch eine Wirkung haben (das ist eine These!). Darüber hinaus verändern nach meinen Wissen die Schnecken ihre Fressgewohnheiten, anders: wenn sie von Pflanze A genügend profitiert haben, wenden Sie sich Pflanze B zu.
Ich weiß nicht, ob Schnecken so umweltbewusst sind, dass sie Öko-Gärten meiden...
Können Sie nicht, denn die spezifische Schneckenliteratur hat dieses Thema ausgeklammert. Ausserdem können Schnecken nicht lesen.
Die Schnecken haben bei mir im Wildwuchs unter den Sträuchern jede Menge kühle und feuchte Rückzugsmöglichkeiten.
Jetzt frage ich mich, warum bei mir die Schnecken trotz dieser Rückzugsmöglichkeiten "verschwunden" sind.
Was nützt Dir die ganze Ökologie, wenn Igel, Vogel, Ringelnatter usw. die eingewanderte Spanische Nacktschnecke nicht mögen, weil sie so tierisch schleimt.
Wieder frage ich mich, warum bei mir....Es gibt offensichtlich ausreichend Schneckenfeinde, welche schon die Schneckeneier "zerstören". Denen muß man natürlich gute Lebensbedingungen schaffen. Ich habe am Anfang in meinem Komposthaufen sehr viele Schneckeneier gefunden, inzwischen nie mehr. Vielleicht ist ja mein primitiver Komposthaufen (keine hohen Temperaturen innen drin) (siehe auch den wunderbaren/köstlichen thread über das Kompostierenhttp://forum.garten-pur.de/index.php?board=29;action=display;threadid=9699ein wunderbarer Ort für viele Schneckeneierfeinde (In der Natur läuft der Kompostierungsprozeß auch nicht so leitungsmäßig/zeitgestrafft ab, hat aber vielleicht 'ne Menge anderer Vorteile.
"genetisch eingebaute schneckenschutz"finde ich als Statement noch mehr strange, als das Postulat vom organischen statt mineralischen Dünger..
Organischer statt mineralischer Dünger ist kein Postulat, sondern eine These (s.o)aber Dein Einspruch zum genetischen Schneckenschutz ist interessanter.Dazu ein Hinweis:In einem Wildpark in Südafrika starben sehr sehr viele Giraffen - rätselhaft. Es dauerte lange, bis man die Erklärung fand:Giraffen fressen mit Vorliebe Akazienblätter. Die Giraffen vermehrten sich aber sehr stark und "bedrohten" damit die Akazien. Man hat festgestellt, daß die Akazien daraufhin in ihren Blättern ein Gift produzierten, welches die Giraffen reduzierte.Ein weiterer Hinweis:Unsere Bäume sind darauf eingestellt, daß ein Großteil Ihrer Blätter gefressen werden. Für das Ökosystem wiederum ist das wichtig, weil so mehr Licht bis zum Boden dringt. Das sind meines Erachtens Argumente, die dafür sprechen, daß bei gezüchteten Pflanzen die vorhandene Ökologie schnell gestört werden kann (und jetzt erst einmal die massenhafte und sprunghafte Veränderung durch die Gentochnologie).Gruß Henning

Re:ökologischer Garten

Verfasst: 28. Jul 2008, 23:10
von Eva
Warum soll eine gesunde Pflanze weniger attraktiv für eine Nacktschnecke sein?
Pflanzen, die irgendwelchen Kummer haben (abgeknickt, angefressen, welk, vom Hagel angeschlagen, frisch verpflanzt...) werden bei mir im Garten gegenüber gleichen, intakten Pflanzen von den Schnecken eindeutig bevorzugt an- oder aufgefressen. In großen Mengen sitzen sie auch an angewelktem Gras- oder Heckenschnitt oder überhaupt gleich im Komposter an den frischeren Anteilen. . Auch hab ich die Erfahrung gemacht, dass die Schnecken häufig erst eine Pflanze ganz auffuttern, bevor sie sich über die nächste hermachen, bzw. dass es meistens rasch schlimmer wird, wenn erst mal die ersten Fraßschäden da sind. Wie das funktioniert (Duftstoffe bei Fäulnis? Chemische Substanzen von zerstörten Pflanzenzellen? ...) weiß ich nicht, aber eine der Funktionen der Schnecken im Ökosystem ist ja die Müllabfuhr von Grünabfall, mir scheint das also schon logisch.