kurz und knapp gesagt: Wenn die Igelkinder jetzt 150 gr wiegen, kommen sie gut über den Winter. Das ist für einen Herbstwurf zum jetzigen Zeitpunkt ein unproblematisches Gewicht.
Ja, nach allem was ich mittlerweile in Erfahrung gebracht habe, werden wir sie nicht überwintern müssen, sondern nur drei Wochen lang aufpäppeln und dann wieder laufen lassen. Es hat mich sehr überrascht zu erfahren, dass es sich gar nicht um einen "Herbstwurf" handelt, sondern um einen Wurf, der zu einer für unsere Region völlig normalen Zeit auf die Welt kam. Da sieht man mal, was einem in der Schule z.T. für ein Mist erzählt wurde...
Ich würde wie folgt verfahren: Die Igel bitte in einem großen Gehege halten und ihnen Futter hinstellen. Und einen großen Blumenuntersetzer mit Wasser.
Gehege ist z.Zt. extrem problematisch, weil ein anderer Nachbar gerade größere Bauarbeiten durchführt, dies aber vom Grundstück meiner Eltern aus. Der halbe Garten ist eine Baustelle. Aber laut Auskuft einer Igelexpertin wird es für die kurze Zeit auch ohne großes Gehege gehen. Werden mal sehen, ob wir die kleinen vielleicht einzeln etwas frei laufen lassen.Als Wasserschale verwenden wir bisher wie immer einen Glasdeckel von einem Einmachglas. Und wie immer latschen die Viecher da einfach rücksichtslos durch, bei fünf Latschern ist die Schale nach kurzer Zeit trockengelegt. Ich werde es mal mit einer Nagertrinkflasche versuchen, aber die Frau von der Igelstation hat mir diesbezüglich keine Hoffnung gemacht.
Zum Futter: Ich vermische Katzenfutter (ohne Schweinefleisch!) mit Trocken-Igelfutter von Vitakraft.
Warum kein Schweinefleisch? Bei rohem Schwein wäre es klar, aber Katzenfutter ist doch gründlich gekocht? Das Trocken-Igelfutter habe ich mir angesehen und für nicht gut genug befunden. An erster Stelle in der Zutatenliste steht Getreide! (Zutatenlisten sind normalerweise nach Anteil sortiert, was an erster Stelle steht hat den größten Anteil.) Ich kaufe doch nicht ein Spezialfutter für Insektenfresser (Igel), welches als Hauptbestandteil Getreideerzeugnisse enthält!Mit Fischfutter für meine Aquarienbewohner habe ich übrigens das gleiche Problem. Daher stelle ich mir manchmal mein Fischfuttergranulat selber her.
Igel verspeisen auch gerne gekochten Fisch oder gekochtes oder frisches, gehacktes Fleisch ohne oder mit wenig Fett.
Fisch ist ein guter Tip, werde mal schauen...Ansonsten wird die Basis wohl Katzenfutter bleiben. Auch Trockenfutter: eine Sorte von "Royal Canin" schmeckte den Igeln offensichtlich sehr gut. Ein anderes Trockenfutter wurde ignoriert. Laut telefonischer Auskunft einer Igelstation ist gegen Katzenfutter nichts einzuwenden.Es hüpfen auch noch viele kleine Frösche im Garten herum...
Um Mangelerscheinungen vorzubeugen, brauchen Igel, insbesondere Jungigel, zusätzlich Vitamine und Kalk. Dafür gibt es Vitaminpräparate (z.B. Vitakraft Nager-Elixier) und Kombipräparate wie die Katzentabletten "Vita-bon" und "Vita-Mineral".
Ich habe noch Vitamintropfen für Vögel. Glaube, die hatte ich mal für Küken angeschafft und kaum etwas gebraucht. Da das Haltbarkeitsdatum noch nicht abgelaufen ist und ich sie im Kühlschrank hatte sollte es hoffentlich noch in Ordnung sein.Kleiner Exkurs: es gibt auch Vitamintropfen für Aquarien. Ich habe mal die Inhaltsangaben verschiedener Vitaminpräparate verglichen: kaum Unterschiede in der Vitaminzusammensetzung. Es ist also nicht so, wie es die Verpackungen erscheinen lassen, dass die Präparate für die verschiedenen Tierfamilien speziell optimiert wären. Geht ja auch gar nicht, der Unterschied zwischen verschiedenen Nagerarten ist vermutlich genauso groß wie zwischen einer bestimmten Vogel- und einer Nagerart. Ich habe jetzt eine Portion Mehlwürmer gekauft. Einige Löffel Haferflocken mit Vitamintropfen vermischt und zu den Mehlwürmern gegeben. Die Mehlwürmer werden wir dann demnächst in kleinen Mengen als Vitaminleckerli verfüttern...
Bei den Winzlingen wäre ich mit selbst gekochten Sachen vorsichtig. Da ist fertiges Igelfutter die sicherere Wahl. Ab 200 gr Gewicht kannst Du stufenweise das Igelfutter erhöhen und auch Nüsse mit anbieten.
Unser erster Igel vor vielen Jahren ist damals beinahe an einer Nuss erstickt. Zum Glück war diese Igelin vollkommen zahm und zeigte ein beinahe katzenähnliches Verhältnis zu uns. Sie kam keuchend und röchelnd zu meinem Vater um sich die Nuss aus dem Hals entfernen zu lassen. Seitdem verfüttern wir keine Nüsse mehr. Ok, vielleicht könnte man es mit zerbrochenen Nüssen versuchen.
Unsere lieben die sehr fetthaltigen Erdnüsse, die sie aber nur in Maßen wegen des hohen Fettanteils bekommen. Und geschälte Sonnenblumenkerne. Die viel gelobten Haferflocken gucken sie mit ihrem Flauchpopo nicht an

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Kein Wunder, was soll ein Insektenfresser, der vielleicht noch gelegentlich Obst nimmt, mit Getreide, also Grassamen? Wir haben früher manchmal Haferflocken sehr gründlich mit dem Katzenfutter vermischt. Wenn es nicht gründlich genug war, dann konnte es passieren, dass die Fleischbrocken gefressen wurden und die Haferflocken übrigblieben...
Um Verdauungsproblemen vorzubeugen, solltest Du das Bäuchlein der Igelkinder bis zum Erreichen eines Gewichtes von 200 gr leicht massieren, da Igelbabys allein keinen Kot absetzen können. (Unsere haben es auch ohne geschafft. Die Massage ist aber sicherlich besser.)
Das ist problematisch, die kleinen sind nicht zahm und wollen nicht am Bauch gekrault werden. Sie koten aber auch so, leider auch zu einem großen Teil in ihr Schlafhaus.
Einen Crash-Kursus in Sachen Igelbetreuung findest Du auf dem Merkblatt von Vitakraft, das dem Trockenfutter beigelegt ist.
Eigentlich suche ich mehr nach dem Fortgeschrittenen-Kurs, Crashkurse in Igelbetreuung für Einsteiger könnte ich selber anbieten...

Leider kann ich mich nicht jeden Tag um die Igel kümmern (weil sie bei meinen Eltern sind), aber wenn ich da bin werde ich mal ein paar Dinge ausprobieren. Als nächstes die Vitamin-Mehlwürmer. Die Engerlinge sind recht gut angekommen. Manche Igel haben sie zwar nicht weiter beachtet, aber die anderen haben sich mit einigem Elan darauf gestürzt. Offenbar sind Engerlinge auch roh genauso zäh wie ich es von gebratenen in Erinnerung habe. Da hat so ein kleiner Igel wenigstens ordendlich etwas zu tun.

Falls jetzt jemand hier im Berliner Raum gerade seinen Kompost umsetzt oder sonstige Gartenarbeiten durchführt und dabei auf Engerlinge stößt: ich hätte noch Bedarf.Grüße,Robert