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Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 14. Okt 2008, 22:21
von fars
... leider aber doch.In Italien (Veneto) kann man mehrere Baumschulen finden, die uralte Olivenbäume anbieten.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 14. Okt 2008, 22:22
von fars
Der letzte Schrei scheint zu sein, diesen ehrwürdigen Greisen einen japanischen Anstrich zu geben.Passt ja wohl auch in jeden Zen-Garten.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 14. Okt 2008, 22:26
von fars
Wer der Ansicht ist, diese alten Bäume seien unbezahlbar, täuscht sich. Dieses Exemplar, das der Verkäufer auf über 100 Jahre schätzte, soll nur 3.500 € kosten.Auf die Frage meiner Frau, wo denn so schöne Bäume herkommen, gab er zunächst keine Antwort. Als sie noch einmal nachfragte, machte er er eine ungefähre Handbewegung in die Umgebung.Man kann sich diesen Raubbau an dieser alten Kulturlandschaft unschwer vorstellen. Aber würde man nicht selber schwach, wenn sich die Gelegenheit böte?
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 14. Okt 2008, 22:28
von Staudo
Die spinnen, die Römer.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 14. Okt 2008, 22:38
von Guda
Solche Olivenveteranen haben wir gerade auch in einer mallorquinischen Baumschule gesehen. Preise gab es allerdings nicht. Ob die "Frisur" nicht vielleicht auch damit zusammenhängt, dass Bäume ohne zuviel Astgerüst und Laub sich besser transportieren lassen, dass die Verdunstung ebenfalls heruntergesetzt wird? Ich kann mir schlecht vorstellen, dass die Wurzeln bei einer solchen Aktion nicht massiv gelitten haben!
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 14. Okt 2008, 23:28
von pearl
in Südfrankreich machen sie das auch, schon lange. So 8 Jahre ist es her, da habe ich darüber gestaunt, dass sie auch Palmen in solchen riesigen Plastiktüten anbieten. So 10 m hohe.Was die Olivenbäume betrifft, Pyrus salicifolia 'Pendula' gibt es hier als hübschen Ersatz. Auf Hochstamm veredelt. Wers mag.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 15. Okt 2008, 11:15
von Susanne
Raubbau an der Landschaft gibt es doch überall... teilweise auch von öffentlichen Einrichtungen abgesegnet. Ein schönes Beispiel dafür sind die Kopfweiden vor dem Kreishaus Wesel. Es sollten ja gleich von Anfang an "knorrige alte Bäume" her, also hat man die Weiden aus der Landschaft gepflückt und vor das Kreishaus gepflanzt. Natürlich tut sowas alten Bäumen nicht gut, entsprechend muß
nachgepflanzt werden, selbstverständlich im Alter passend und selbstverständlich wieder aus der Landschaft heraus, denn keine Baumschule führt uralten Kopfweiden. Jedenfalls noch nicht.

Wäre man anfangs nicht so ungeduldig gewesen und hätte gleich junge Kopfweiden gepflanzt, dann könnte man sich inzwischen zurücklehnen und auf dreißig Jahre alte, gesunde Bäume schauen, aber Mensch ist dumm und lernt nicht...Selbst die NABU mischt bei solchen Aktionen mit:
Für die BUGA 1985 in Berlin wurden in einer bundesweit beachteten Aktion durch Anregung und Mithilfe der Landschaftspflegegruppe Moers 25 uralte Kopfweiden von Hoerstgen (Kamp-Lintfort) nach Berlin mit Erfolg umgesiedelt.
QuelleIm Einzelfall kann man noch annehmen, daß es sich um Rettungsaktionen auf Grund von Großbaustellen handelt, aber bei wiederholter Nachpflanzung wird das Argument schwach.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 1. Nov 2008, 22:11
von fars
In diesen Tagen haben wir die Gewissheit erhalten: Eine Dame (Italienerin) erzählte uns, eine ihrer Freundinnen besitze in Süditalien ein ererbtes Grundstück mit zum Teil uralten Olivenbäumen. Von einer Urlaubsreise zurückkommend musste sie feststellen, dass etliche dieser Bäume ausgegraben worden waren.Es soll eine regelrechte kriminelle Machenschaft sein, derartige Baumveteranen zu stehlen und im Handel für viel Geld zu vermarkten.Kein Wunder, dass der von mir angesprochene Baumschulinhaber in der Nähe von Vizenca bei der Frage nach dem Woher so im Allgemeinen blieb.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 1. Nov 2008, 22:49
von Orchidee

Solange es Abnehmer dafür gibt verschachern die Herrschaften eben alles.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 1. Nov 2008, 22:57
von thegardener
Ich finde es zwar auch seltsam, hier Olivenbäume anzupflanzen und höchst bedenklich wenn sie einfach irgendwo gestohlen werden - aber ist Holzkohle eine würdigere Daseinsform für einen Olivenbaum? Bevor alte Haine verbrannt werden weil sie nicht Pflückmaschinengerecht sind finde ich das Umsetzen auf alle Fälle besser.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 1. Nov 2008, 23:08
von pearl
die Nordgrenze für diese Art Olivenbäume hat sich verschoben. In der Oberrheinebene südlich von Ludwigshafen habe ich welche vor einem ?Baumarkt? gesehen. Ausgepflanzt in der Außenanlage. Im Parkstraßenbegleitgrün.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 2. Nov 2008, 09:43
von Susanne
Am Niederrhein steht einer seit mehr als fünf Jahren ausgepflanzt in einem Kleingarten.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 2. Nov 2008, 17:01
von Anubis
Hallo,man kann jeden Baum verpflanzen, das ist nur eine Frage des Zeitaufwandes. Also auch die tausendjährigen Olivenbäume. Ich halte mich meist die Hälfte des Jahres in Italien auf. Gerade in Süditalien (Pugila) ist eine schlimme Entwicklung zu beobachten. Quasi über Nacht verschwinden ganze Olivenhaine, sie werden mit der Motorsäge kleingemacht; ein paar Wochen später ist das gesamte Terrain umgepflügt, Felssteine zerschreddert und es werden Weinstöcke gepflanzt. Und damit diese schneller reifen, werden sie mit Plastikfolie überdacht. Wenn man durch Puglia fährt, sieht man ganze Landstriche unter Plastik. So werden uralte Kulturlandschaften vernichtet und eine Plastikkultur geschaffen. Die Trauben gehen übrigens überwiegend nach Deutschland als Tafeltrauben. Ich empfehle einfach mal beim Gemüsehändler auf die Herkunft der Trauben zu achten, Polignano, Putignano, Rutigliano, Noicattaro... da kann man fast sicher sein, dass sie unter Plastik großgeworden sind. Ob nun die alten Bäume abgehauen werden oder ob man sie ausgräbt und im Topf verkauft, das ist dem "Landwirt"eigentlich gleich, wichtig ist der gute Verdienst. Dass sie gestohlen werden, halte ich für ein Gerücht. Da ist das Risiko zum Aufwand zu hoch. Einfacher ist es, zu warten bis wieder mal ein Olivenhain "dran ist".Mit tut es immer in der Seele weh, wenn ich die uralten Bäume sterben sehe. GrussAnu
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 2. Nov 2008, 17:17
von sarastro
Das mit den Olivenbäumen geschieht leider nun schon seit geraumer Zeit. Mir fiel es das erste Mal in einem Kölner Gartencenter, sowie auf einigen Landesgartenschauen auf. Und ich fragte mich, wer wohl solch alte, knorrige Bäume kultiviert. Ich hatte damals schon so ein komisches Gefühl, bis wir nach Kreta kamen und die Dinger auch dort an allen möglichen Ecken und Enden angeboten sahen. Und die Löcher, wo sie rausgebaggert wurden. Ich hatte hier schon vor zwei Jahren über das Thema "Olivenbaum" etwas geschrieben, stieß aber damals auf kein Interesse. Abgesehen davon, dass die Überlebenschance äußerst gering ist, im Oberrheingraben annähernd bei Null, ist es schlichtweg Kulturraub, was da geschieht. Warum sich da niemand aufregt, hat wohl die gleichen Gründe wie bei den Elefantenfüßen aus Mexiko, dem Raubbau der Kakteen und Orchideen oder der Berg- und Waldflora Chinas. Scheint wohl alles halblegal über die Bühne zu gehen, mit gefälschten Papieren etc. Und innerhalb der EU sind solchen Machenschaften Tür und Tor geöffnet.Man fragt sich natürlich, ob die Herren sich da rausreden und behaupten, die knorrigen Bäume seien sowieso überaltert und gehören aus den Kulturen weg, ähnlich den alten Weinstöcken, die momentan ja auch der letzte Schrei sind. Dass in südlichen Ländern mancherorts die alten Ölbaume landschaftsprägend sind, ähnlich wie bei uns Alleen oder Eichenhaine sind, scheint wohl niemand zu kratzen. Hier gibt es Baumverordnungen und Landschaftsschutz. Der Gipfel an Unverfrorenheit bzw. an "legalem" Raubbau liefert z.Z. ein Großgrundbesitzer an Irlands Westküste. Er importiert "legal" mit gefälschten Papieren uralte, z. T. zehn Meter hohe Baumfarne aus aller Welt, hauptsächlich Südamerika oder Südostasien, topft sie in Großcontainer oder pflanzt sie in seinen Park. Es sind dies archaische Pflanzengestalten, welche wirklich uralt sind. Ich vergleiche diese Perversität mit der Abholzung von Araukarienwäldern.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 2. Nov 2008, 17:18
von max.
...Mit tut es immer in der Seele weh, wenn ich die uralten Bäume sterben sehe....
offenbar lohnt der olivenanbau nicht mehr. ähnliches ist ja auch in deutschland zu sehen: im mittelrheintal sind inzwischen fast alle terrrassierten, steilen weinberge wüst gefallen, weil die winzer nicht mehr für zwei euro pro stunde arbeiten wollen. diese terassen stammen z.t. aus dem dreizehnten jahrhundert. heute wachsen brombeeren dort - morgen wieder wald, wie schon vor der anlage der terrassen.so wird auch in apulien kommen. die plastiktafeltraubenkultur wird auch dort nicht das letzte kapitel der landschaftsentwicklung sein.