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"Reiner Stickstoff"

Verfasst: 18. Mai 2009, 11:11
von Susanne
Als "reiner Stickstoff" bezeichnet unser "Fachberater" ein feines, anthrazitfarbenes Pulver (stinkt etwas, staubt, ist unangenehm im Handling), das er in einem großen Papiersack in seiner Laube bunkert. Das Zeug sieht aus wie zu dunkler Zement.Im Frühjahr hat er das Pulver freigiebig auf die Baumscheiben von Gehölzen im Kleingartengelände verteilt. Eine Wirkung positiver oder negativer Art habe ich nicht feststellen können. Der letzte Regen hat alle Reste in den Boden eingewaschen.Ich kann mir nicht vorstellen, daß es gut ist, reinen Stickstoff unverdünnt auszubringen. Wenn das Zeug tatsächlich hundertprozentig ist, wie sollte man damit umgehen?

Re:"Reiner Stickstoff"

Verfasst: 18. Mai 2009, 11:15
von Lehm
Um "reinen" Stickstoff kann es sich bei einem Pulver schon deshalb nicht handeln, weil Stickstoff unter normalen Umweltbedingungen gasförmig und nicht fest ist. Wiki

Re:"Reiner Stickstoff"

Verfasst: 18. Mai 2009, 11:16
von WernerK
reiner Stickstoff ist gasförmig, den in Pulverform zu bringen hat noch keiner geschafft.Lehm war schneller

Re:"Reiner Stickstoff"

Verfasst: 18. Mai 2009, 11:17
von Susanne
Das weiß ich auch, aber es gibt ja Möglichkeiten, so einen Stoff zu binden. Allerdings enden hier meine Chemiekenntnisse. Wie kann ich herausfinden, was das Zeug wirklich ist?

Re:"Reiner Stickstoff"

Verfasst: 18. Mai 2009, 11:24
von Lehm
"Stickstoffdünger" ist meist Ammoniumsulfat (schwefelsaures Ammoniak). Es gibt (in dem Link angegeben) weitere anorganische Formen.

Re:"Reiner Stickstoff"

Verfasst: 18. Mai 2009, 11:26
von Susanne
Ich werde mal eine Probe zur Genossenschaft bringen, vielleicht erkennen die, was das für ein Zeug ist.

Re:"Reiner Stickstoff"

Verfasst: 18. Mai 2009, 11:28
von wallu
Chemisch gesehen ist "reiner Stickstoff" als Dünger natürlich Unfug. Es könnte sich um Ammoniumnitrat handeln, das enthält außer Stickstoff keine anderen "düngenden" Elemente und ist gut wasserlöslich. Ist ein gebräuchlicher Dünger; in reiner, wasserfreier Form auch als Sprengstoff zu verwenden.....

Re:"Reiner Stickstoff"

Verfasst: 18. Mai 2009, 11:29
von brennnessel
An einen Dünger, der genau wie Zement aussah, kann ich mich aus meiner Kinderzeit erinnern: das war Thomasmehl (Abfall aus dem Hochofen bei der Eisen- oder Stahlerzeugung). Das streute mein Vater jedes zweite Jahr auf die Wiesen. Aber ich glaube, das enthielt eher mehr Phosphor als Stickstoff. Etwas Anthrazitfarbenes war Kalkstickstoff. Aber der war nicht so fein vermahlen - eher körnig. Das streute man auf den Kompost, kann ich mich dunkel erinnern......

Re:"Reiner Stickstoff"

Verfasst: 18. Mai 2009, 11:31
von Lehm
Thomasmehl (Abfall aus dem Hochofen bei der Eisen- oder Stahlerzeugung). Das streute mein Vater jedes zweite Jahr auf die Wiesen. Aber ich glaube, das enthielt eher mehr Phosphor als Stickstoff.
Es handelt sich gemäss Wiki um ein Ca-Silico-Phosphat mit der Näherungsformel Ca3(PO4)2 · (Ca2SiO4) mit 15% P2O5 und 5% CaO, sowie Beimengungen von Eisen, Mangan, Magnesium und Chrom. Stickstoff ist da nicht drin.

Re:"Reiner Stickstoff"

Verfasst: 18. Mai 2009, 11:45
von BigBee
Ich denke auch, wie wallu, dass der Fachberater meint, es handelt sich um reinen Stickstoffdünger. Also kein Volldünger, der auch P und K enthält. Nix anderes als Blaukorn ohne P und K. In der Landwirtschaft, meines Wissens gebräuchlich

Re:"Reiner Stickstoff"

Verfasst: 18. Mai 2009, 12:05
von Re-Mark
An einen Dünger, der genau wie Zement aussah, kann ich mich aus meiner Kinderzeit erinnern: das war Thomasmehl (Abfall aus dem Hochofen bei der Eisen- oder Stahlerzeugung). Das streute mein Vater jedes zweite Jahr auf die Wiesen. Aber ich glaube, das enthielt eher mehr Phosphor als Stickstoff. Etwas Anthrazitfarbenes war Kalkstickstoff. Aber der war nicht so fein vermahlen - eher körnig. Das streute man auf den Kompost, kann ich mich dunkel erinnern......
Das beides waren auch meine ersten Gedanken. Kleine Hintergrundinfo: Roheisen kann je nach Ausgangsstoffen einen gewissen Anteil Phosphat enthalten, den will man aber nicht im Stahl. Daher hat man bei der Stahlerzeugung (z.B. im sog. "Thomasverfahren" Kalk zugegeben. Der vermischt sich nicht mit dem flüssigen Eisen, sondern schwimmt als Schlacke oben auf. Und er bindet das Phosphat. Diesen Abfall hat man eine Zeitlang vermahlen und als Phosphor- und Kalkdünger verwendet. Weil es aber auch unerwünschte Schwermetalle enthält ist 'echtes' Thomasmehl soweit ich weiß nicht mehr gebräuchlich, das was jetzt als solches verkauft wird, wird meines Wissens nach extra als Dünger hergestellt. Stickstoff enthält es jedenfalls nicht.Der Kalkstickstoff im Handel ist normalerweise deshalb nicht so fein, weil man den Staub nicht einatmen darf. Deshalb wird er extra granuliert.Ammoniumnitrat ist jedenfalls nicht anthrazitfarben. Ein anderer 'reiner' Stickstoffdünger, Harnstoff, ebenfalls nicht.Wenn er tatsächlich freigiebig einen leichtlöslichen Stickstoffdünger ausgebracht hätte, würde ich erwarten, dass die Gehölze einen besonders starken Austrieb zeigen.Ob das Ausbringen von 'reinem' Stickstoffdünger problematisch wäre hängt auch vom Boden, von den Pflanzen und vom Wetter ab. Der Zeitpunkt wäre jetzt jedenfalls ok, denke ich. Und unter "freigiebiger" Ausbringung kann man sich nichts genaues vorstellen. Aber der Beschreibung nach hört es sich eh nicht nach 'reinem' Stickstoffdünger an.Grüße,Robert

Re:"Reiner Stickstoff"

Verfasst: 18. Mai 2009, 12:08
von tiarello
Etwas Anthrazitfarbenes war Kalkstickstoff.
Könnte mir auch gut vorstellen, dass es sich um Kalkstickstoff handelt. Wenn dem so ist, sollte man aber sorgsam damit umgehen ...

Re:"Reiner Stickstoff"

Verfasst: 10. Jun 2009, 10:19
von _felicia
Ich werde mal eine Probe zur Genossenschaft bringen, vielleicht erkennen die, was das für ein Zeug ist.
Hallo Susanne - weißt Du mittlerweile, was es ist?Gruß _felicia

Re:"Reiner Stickstoff"

Verfasst: 10. Jun 2009, 10:40
von Susanne
Nein, noch nicht. Es hat auch im Moment keine Priorität im Garten...