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Eine Wissensfrage zur Eiche: Naturverjüngung in Wäldern?
Verfasst: 27. Aug 2009, 09:49
von we-went-to-goe
Hallo allerseits,wir wohnen ja in einem wunderschoenen Naturparkgebiet. Es zeichnet sich u.a. durch Mischwälder aus. So sehe ich auf meinem taeglichen Spaziergang ( ca. 1 Stunde) auch einige alte Eichen, na, ca. 10 sind auf meiner Runde. Die Betonung liegt hier auf "alt".Als Jungholz zeigt sich in diesem Wald hauptsaechlich Ahorn, Esche und Buche. Ich sah indes noch keine einzige Jungeiche. Woran liegt das? Ja gut, wir haben grosse Wildschweinbestaende und die alten Baeume sind denen sicher bekannte Standorte. Aber reicht das Begruendung fuer nullkommagarkein Nachwuchs der Eichen?Neugierige GruesseSabine
Re:Eine Wissensfrage zur Eiche....
Verfasst: 27. Aug 2009, 10:01
von leichtsein
Ich denke, dazu kommt, dass die (Stiel-?)Eiche recht lichthungrig ist. Gerade im Gegensatz zur Rotbuche und dem Bergahorn, die ziemlich schattenverträglich sind und auch dort recht flott wachsen, wo kaum Licht hinkommt und somit auch weniger schattentolerante Pflanzen überwachsen. In weniger feuchten und lichteren Wäldern (z.B. Kiefernpflanzungen) haben Eichen kaum Probleme, sich zu etablieren. Dort mickern wiederum Rotbuche und Bergahorn...Soviel zu meiner laienhaften Einschätzung

Mal sehen, was die anderen sagen...LG, violhope
Re:Eine Wissensfrage zur Eiche....
Verfasst: 27. Aug 2009, 10:16
von uliginosa
Das stimmt, Stiel- und Trauben-Eichen sind Lichtbaumarten, die in relativ dichten und damit dunklen Wäldern kaum Naturverjüngung aufweisen. Zu den Wildschweinen kommen vielleicht auch noch Rehe, die gern fressen, was selten ist ...
Re:Eine Wissensfrage zur Eiche....
Verfasst: 27. Aug 2009, 10:20
von we-went-to-goe
Na also Rehe habne wir reichlich.Gut, gemaess dem Fall, dass das Licht das "Problem" ist... wir haben gerade Bauarbeiten im Wald. Wenn ich Eichhoernchen spielen wuerde und an die nun licht gewordenen Stellen Eicheln "verschleppe" - koennte dann also das nicht klappen wollende Wunder passieren?
Re:Eine Wissensfrage zur Eiche....
Verfasst: 27. Aug 2009, 10:24
von bristlecone
Die Eiche wurde in vielen Gegenden früher auch durch die Viehhaltung gefördert: Man ließ die Schweine zur Eichelmast in die Wälder. Das war aber nur dort möglich, wo man dieser Baumart entsprechende Bedingungen schuf, indem man die wuchskräftigere Konkurrenz von Buchen zurückhielt.Naturverjüngung bzw. Naturwälder von Eichen in Wäldern Mitteleuropas gibt es nur dort, wo die weniger lichthungrige Buche ihr nicht überlegen ist - in erster Linie auf ärmeren Standorten wie z. B. der Geest in Schleswig-Holstein.
Re:Eine Wissensfrage zur Eiche: Naturverjüngung in Wäldern?
Verfasst: 27. Aug 2009, 10:26
von bristlecone
Gut, gemaess dem Fall, dass das Licht das "Problem" ist... wir haben gerade Bauarbeiten im Wald. Wenn ich Eichhoernchen spielen wuerde und an die nun licht gewordenen Stellen Eicheln "verschleppe" - koennte dann also das nicht klappen wollende Wunder passieren?
Möglich. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass aufkommender Jungwuchs von Buchen die meisten Eichen "ausdunkelt" und unterdrückt.
Re:Eine Wissensfrage zur Eiche: Naturverjüngung in Wäldern?
Verfasst: 28. Aug 2009, 11:19
von Jepa-Blick
Hinzu kommt noch dass die Eichen sehr langsam wachsen. Wir wohnen hier in Oberaichwald. Aber von Eichen ist fast nichts mehr zu sehen! Wir haben jetzt ein Grundstück gepachtet auf der es noch einige Eichen gibt. Wir wollen die jungen Bäumchen unterstützen und die Konkurenz niedrig halten. Es wäre schade um die herrlichen Eichen.
Re:Eine Wissensfrage zur Eiche: Naturverjüngung in Wäldern?
Verfasst: 28. Aug 2009, 13:20
von Staudo
Deutschland war nach der Eiszeit wohl tatsächlich überwiegend mit Eichen bewachsen. Die zunehmende Erwärmung hat die Buchen begünstigt, weshalb unter natürlichen Bedingungen fast ganz Mitteleuropa mit Buchenmischwald bedeckt wäre. Weil unsere Vorfahren im Winter fast immer Hunger hatten, haben sie sich Schweine als lebende Speisekammern gehalten. Das ging am einfachsten unter Eichen, wo die Tiere gleichzeitig schön fett wurden. Deswegen gibt es in Siedlungsnähe die so genannten Hutungseichen, also sehr große, sehr alte Bäume, unter denen wegen der Schweine ursprünglich kein Unterholz eine Chance hatte.In unserer Ecke (Südbrandenburg) wachsen Eichen auch ohne menschliches Zutun in den Kiefernwäldern. Diese sind licht genug und für Buchen zu trocken.
Re:Eine Wissensfrage zur Eiche: Naturverjüngung in Wäldern?
Verfasst: 28. Aug 2009, 18:53
von pearl
oberhalb meines Wald- und Wiesengartens führt ein Weg parallel zum Neckar. Der ist mit alten Eichen gesäumt. Eine der Eichen steht oberhalb der altenTrockenmauer und unseres Steinrondells aus Rotsandstein. Bruchsteine aus dem dort abgelagten Bauschutt, ursprünglich.Unterhalb der Trockenmauer und des Weges gibt es sehr alte Streuobstwiesen auf dem sonnenexponierten Hang. Dort keimen die Eichen in Mengen. Auch in meinem Garten hatte ich immer Eichensämlinge. Jetzt, nachdem Schafe auf den Wiesen geweidet haben sieht man keinen einzigen Sämling mehr. Nachdem die Wiesen gemäht worden sind waren sie völlig verschwunden, aber durch die ausschließliche Schafbeweidung können sich die Jungpflanzen wieder erholen und treiben im Frühjahr neu aus. Manche Bäumchen sind schon 40 cm hoch geworden.Auf den Flächen, die von Brombeergebüsch überwuchert sind gibt es Aufwuchs von Holunder, Weißdorn und Pfaffenhütchen. Dort gibt es keine Eichensämlinge. Das ist in meinen Augen das größte Problem. Dass offen liegende Flächen mit Brombeeren zugewuchert sind, bevor sich eine natürliche Sukzession entwickeln kann.
Re:Eine Wissensfrage zur Eiche: Naturverjüngung in Wäldern?
Verfasst: 29. Aug 2009, 21:21
von bristlecone
Deutschland war nach der Eiszeit wohl tatsächlich überwiegend mit Eichen bewachsen. Die zunehmende Erwärmung hat die Buchen begünstigt, weshalb unter natürlichen Bedingungen fast ganz Mitteleuropa mit Buchenmischwald bedeckt wäre.
Nach Ende der Eiszeit wurde es zunächst einmal wärmer und trockener als heute. Später wurde es kühler und feuchter, und damit begann das "Buchenzeitalter" in Mitteleuropa, das bis heute andauert. Sollte es mit der Klimaerwärmung etwa so laufen wie prognostiziert, dürften trockenresistentere Gehölze der Buche in vielen Gegenden die Vorherrschaft streitig machen.